Blog State of the Union

Michael Parensens unfreiwilliges Karriere-Ende und eine Gentner-Rede als Knackpunkt der Saison

Michael Parensen wird ab August in der Geschäftsstelle des 1. FC Union Berlin mitlaufen, alle Abteilungen durchlaufen und schauen, in welchem Bereich er am ehesten arbeiten möchte und kann. So weit ist die Geschichte bekannt. Denn so wurde sie auch von Union kommuniziert, als am Sonntag acht Spieler aus dem Team verabschiedet wurden. Doch das Karriere-Ende von Michael Parensen war nicht allein seine eigene Entscheidung, wie heute in der Bild (Bezahl-Link) zu lesen ist und wie es der Spieler selbst bereits in der letzten Episode des Plattsport-Podcasts gesagt hat (ab 50:23 Min). „Ja, ich hatte schon noch Lust weiterzuspielen, fühle mich körperlich gut“, sagte Michael Parensen der Bild.

Jubel nach dem Klassenerhalt: Michael Parensen, Foto: Matze Koch

Es ist der Zeitpunkt des Aufhörens, der für den Verteidiger nicht freiwillig war. Aber das ganze Setting hatte er so abgesteckt. Er wollte nicht mehr woanders spielen und er hatte bereits einen Anschlussvertrag bei Union. Als nun Urs Fischer und Oliver Ruhnert ihm mitteilten, es würde keinen neuen Vertrag für ihn geben, war klar, dass das gleichbedeutend mit dem Karriereende sein würde. Ich glaube, dass es der perfekte Zeitpunkt ist, auch wenn es im Moment das Gefühl gibt, es würde noch reichen. So konnte er in den vergangenen eineinhalb Jahren wohl die erfolgreichste Unionzeit der jüngeren Geschichte miterleben und geht auf dem Höhepunkt. Nicht auszudenken, er wäre in der Winterpause zu Beginn des Jahres 2019 tatsächlich nach Darmstadt gegangen und hätte sich so um dieses Erlebnis gebracht.

Manuel Schmiedebach und Michael Parensen bei der Erwärmung vor dem Spiel gegen Düsseldorf, Foto: Matze Koch

Michael Parensens Knackpunkt der Saison

In dem gut 20-minütigen Gespräch im Plattsport-Podcast erzählt Michael Parensen eine Anekdote von Christian Gentner aus der Anfangszeit der Bundesligasaison:

„Ich konnte die Frage, wie Christian Gentner sich eingefunden hätte und dass er so kritisch beäugt wurde, nicht ganz nachvollziehen. Für mich war eine Aussage von ihm ein absoluter Knackpunkt der Saison, die er nach dem Spiel in Leverkusen getätigt hat.

Da waren wir völlig unterlegen, haben zwar nur 0:2 verloren, aber gefühlt hätten es auch sechs, sieben Dinger sein können, wenn Leverkusen ernst gemacht hätte. Da waren wir wirklich ganz weit entfernt davon, bundesligareif zu spielen.

Er hat nach dem Spiel gesagt, dass sei nicht union-like. Das sei nicht das Gesicht, das Union Berlin der Bundesliga zeigen will. Daraufhin haben wir uns als Mannschaft auch die Frage gestellt: Was ist denn das, was wir eigentlich verkörpern wollen in der Liga? Wie wollen wir auftreten? Wie wollen wir uns präsentieren auf dieser Bühne? Was sind unsere Möglichkeiten, wie können wir Punkte holen?

Ich glaube, dass das ein total guter Punkt war und eine Initialzündung für uns als Mannschaft. Zum einen, um zusammenzuwachsen und zum anderen auch, um eine gemeinsame Marschroute festzulegen. Bis dahin waren wir noch sehr unsicher, was uns erwartet in der Bundesliga. Wenn wir ängstlich sind, wenn wir zurückhaltend spielen, wenn wir passiv sind, dann werden wir einfach keine Chance haben.

Wenn wir nicht aktiv Fußball spielen, wenn wir nicht an den 100 Prozent Leistung und Leidenschaft kratzen, dann werden wir keine Punkte holen. Das war für mich ein mitentscheidender Punkt in dieser Saison.

Michael Parensen und Christian Gentner nach dem letzten Saisonspiel gegen Düsseldorf, Foto: Matze Koch

Laut Kicker hat Union mit Christian Gentner verlängert (Danke an Markus für den Hinweis in den Kommentaren). Warten wir mal auf die Vereinsmeldungen heute.

Update von 9.09 Uhr: Auf Twitter verabschiedet sich Michael Parensen noch einmal in einer Videobotschaft als Spieler und bittet noch einmal eindringlich darum, allen neuen Spielern und Fans die gleiche Offenheit entgegenzubringen, die ihm entgegengebracht wurde.

Bremen liefert, aber erst einmal nur in Berlin

Relegation alleine ist eigentlich schon schlimm genug für die Nerven. Wenn man dann aber noch nicht einmal dabei sein kann, wie der Werder-Fans gestern Abend gegen Heidenheim, ist es wohl kaum auszuhalten. Wir erinnern uns sicher alle an diesen Moment im Rückspiel gegen Stuttgart in der vergangenen Saison, als wir alle lauter wurden, um so uns selbst zu beruhigen und abzulenken von dem Gedanken, dass ein einziges Tor alles ändern könnte. Ich kann es mir nicht vorstellen, das nicht gemeinsam zu erleben.

Da kam die Ablenkung mit der Bierlieferung genau richtig. Die Leute vom Worum-Podcast lieferten das Bier, das Union für einen Sieg gegen Düsseldorf versprochen wurde. Dafür waren 2000 Euro nötig, die in einer Stunde gesammelt wurden. Gemeinsam mit Union und Berliner Pilsener organisierten sie den Biertransport hier vor Ort, wobei Unions Biersponsor einerseits noch Kisten draufpackte (120 Kisten insgesamt) und andererseits weniger Geld wollte. Außerdem gab es noch Kisten der Union-Brauerei aus Bremen oben drauf.

Die Spendenaktion lassen sie noch bis zum Abend des Relegationsrückspiels laufen und spenden das überschüssige Geld an soziale Einrichtungen: zwei in Bremen und eine in Berlin. Hier gibt es noch eine kurze Episode des Worum-Podcasts zur Bier-liefern-Aktion.

Die für mich wichtige Frage lautet: Wann wird das Bier getrunken? Da bin ich tatsächlich gespannt, mit welcher Lösung der Verein da um die Ecke kommt.

Unwägbarkeiten bei der Kaderplanung

Über das kolportierte Interesse einiger Vereine an Sebastian Andersson berichten Morgenpost und Berliner Kurier. Ich denke dabei vor allem daran, dass es für fast alle Vereine heißt, den Gürtel enger zu schnallen in der nächsten Saison und der schwedische Angreifer für ambitionierte Clubs durch die festgeschriebene Ablöse und das für deren Verhältnisse eher niedrige Gehalt ein Schnäppchen wäre. Wenn er in das sportliche System passt, das Anderssons Stärken berücksichtigt.

Sebastian Andersson jubelt nach dem Eigentor von Paderborn, Foto: Matze Koch

Was Vereine, die vielleicht international oder im gesicherten Mittelfeld in den ersten Ligen Europas spielen wollen für Union sind, ist Union für Vereine, die gerade abgestiegen oder nicht aufgestiegen sind. Auch dort müssen Etats gekürzt werden (es gibt aktuell fast täglich Nachrichten von Clubs, die ihre Mannschaftsetats kürzen). Union verringert die Kadergröße wohl schließlich auch nicht nur aus rein sportlichen Erwägungen, sondern um Personalkosten effizienter einsetzen zu können. Ich bin gespannt, welche Magie Oliver Ruhnert in diesem Sommer unter diesen Bedingungen wirken lassen kann (RBB).

Wobei es nicht allein nur nicht zu kalkulierenden Zuschauereinnahmen sind. Auch das Fernsehgeld für die nächste Saison hat zwei unbekannte Variablen mit dem Spielplan (laut Kicker hat die DFL den Clubs gesagt, dass hier ein zweistelliges Millionenminus möglich ist) und der Frage, wer an Eurosports Stelle für die nächste Saison tritt und ob das genau so viel Geld sein wird wie zuvor Eurosport gezahlt hat. Ich für meinen Teil bin mit der Doppellösung Dazn/Amazon zufrieden. Wobei Dazn sicher mit mehr Exklusivität besser fahren würde, dann aber mehr zahlen müsste.

Oliver Ruhnert bei der Saisonabschluss-Pressekonferenz, Foto: Matze Koch

DFL-Chef Christian Seifert sagte zu dem Thema Fernsehgelder 2020/21 Mitte Juni: „Es gibt ein paar Meinungsverschiedenheiten mit einem Partner. Die Zahlungen werden unterhalb der 1,35 Milliarden Euro liegen. Wir arbeiten daran, dass es mehr als 1,2 Milliarden Euro sein werden.“ Könnte halt auch sein, dass die DFL die Kündigung von Eurosport nicht für ein vertragsgemäßes Verhalten hält. Mal sehen, was dabei heraus kommt. Bis zum wahrscheinlichen Bundesligastart Mitte September ist ja noch ein bisschen Zeit.

Schalke startet im Frauenfußball anders als andere Bundesliga-Clubs

Es gibt wirklich viel, was Schalke aktuell nicht richtig macht. Und ich habe das Gefühl, dass der Verein diese Saison vom Chaos-Faktor her in einer Liga mit Hertha und dem HSV spielte, es aber mehr im Gedächtnis bleibt, weil es vor allem zum Saisonende hin passiert ist. Aber an der Nachricht, dass der Club ab der nächsten Saison neben der Männerabteilung auch eine eigene Frauenmannschaft ins Rennen schicken wird, gibt es nichts zu kritteln. Dafür wird eine neue Abteilung gegründet. Erst einmal im Amateursportbereich und die Mannschaft startet in der Kreisliga B.

Hier unterscheidet sich der Ansatz sicher von dem anderer Bundesligisten, die ganz klare Profibestrebungen haben und entweder mit anderen Vereinen kooperieren (Hertha BSC und Turbine Potsdam) oder mit erfolgreichen Frauenfußballvereinen fusionieren (Eintracht Frankfurt und der 1. FFC Frankfurt oder der FC Carl Zeiss Jena und USV Jena).

Meine Haltung zum Umgang mit dem Frauenfußball hat sich über die Jahre gewandelt. Empfand ich früher die Integration in den Männerbereich und so die Aufweichung des Begriffs Fußball=Männerfußball und die Nutzung bereits existenter Infrastruktur richtig, so bin ich mittlerweile der Meinung, dass die Männer niemals (freiwillig) den Frauen genug Platz machen würden (schauen wir einfach mal in die Gremien deutscher Profifußballclubs oder des DFB und seiner Regional und Landesverbände). Da braucht es einfach mehr Druck und den könnte man besser unabhängig erzeugen. Und ja, ich weiß, dass das eigentlich durch die internationale Fußball-Verbandsstruktur nicht möglich ist.

Aber so lange wird der Frauenfußball so betrachtet wie es der verantwortliche Schalke-Frauenfußball-Abteilungsleiter Bodo Menze in der Vereinsmitteilung sagt: „Meine Einstellung zum Frauenfußball hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. Spätestens die Leistungen bei der letzten Frauen-WM haben mich vollends überzeugt und begeistert.“ Frauen müssen sich erst beweisen, bevor sie mitspielen dürfen. Männer dürfen ganz natürlich mitspielen.

Das Beste kommt zum Schluss

Heute wird Union hoffentlich den Film zur Saison veröffentlichen. Jedenfalls deuten alle Snippets, die der Verein die Woche über veröffentlicht hat, darauf hin:

Daraus wurde dann so ein hervorragendes Gif von Urs Fischer:

18 Kommentare zu “Michael Parensens unfreiwilliges Karriere-Ende und eine Gentner-Rede als Knackpunkt der Saison

  1. Warte mit Spannung auf die Neuigkeiten, in den nächsten Wochen & freue mich auf den Film. EISERNE GRÜßE

  2. Auch wenn es für Micha nicht mehr sein soll, noch ein Jahr für Union zu spielen, die gute Nachricht zum Wochenende lautet, Gente bleibt noch ein Jahr.

  3. Das Spiel gegen war doch in Bremen, oder?

  4. Andreas

    Ach, erst mal Urlaub machen und etwas Abstand gewinnen und dann sieht das für Micha vielleicht auch etwas anders aus. Gibt schlimmeres als auf dem Höhepunkt der Kariere aufzuhören. Aufstieg, Bundesliga gespielt, Klassenerhalt und zur Krönung auch noch ein Tor gemacht. Was will man mehr ?

    Bei Sebastian Andersson habe ich wenig Hoffnung das er bleibt, aber gehört vielleicht auch zu den glücklichen Fügungen der letzten Saison das der Vertrag schon vor Corona verlängert wurde und so am Ende doch eine Win-win-Situation für beide Seiten ist.

  5. silberhacke

    ich bin mir nicht sicher, ob man daraus, dass jetzt spieler den verein verlassen, folgern kann, dass der kader in der nächsten spielzeit wesentlich schmaler sein wird.

  6. Maria Draghi

    Das Wissen über Union ist unter Unionern halt sehr unterscheidlich verteilt. Manche Unioner wissen nicht mal das was, was der Verein offiziell gesagt (und inoffiziell damit gemeint) hat. Und andere Unioner wissen selbst über den Weltraum noch mehr als Union-Journalisten über Union.

  7. Sebastian

    Jede verzichtete DK-Erstattung= 1 Flasche?

  8. silberhacke

    @sebastian ok, das wusste ich nicht. ich sehe das eher pragmatisch. wenn du mithalten willst, musst du 110 prozent geben. das hat den effekt, dass im winter die luft raus ist – siehe bülter, siehe andersson – die verletzungen nehmen zu, die ausfälle. ich denke deshalb, dass wir gut daran täten, den kader nicht all zu sehr zu verkleinern. na ja, wenn es einer weiß, wie man das erfolgreich macht, dann ist es oliver ruhnert – für mich sowieso die schlüsselpersonalie. bester mann!!!

  9. Maria Draghi

    PS: Ich möchte noch erläutern, worauf ich hinaus will.

    Ruhnert sagt in der PK, Union wolle den Kader verkleinern. Da müsste es doch bei jedem der anwesenden Journalisten „Klick“ im Kopf machen. Wer nicht nur körperlich, sondern auch geistig an der PK teilnimmt, der muss doch dann Fragen zu den Personalkosten/Spielergehältern haben. Und kann hierzu durch geschickte Fragestellung etwas herauskitzeln. „Möchte Union die Personalkosten reduzieren?“ Antwort vermutlich „Ja“. „Gibt es einen Zielwert, um den die Kosten gesenkt werden sollen?“. Antwort vermutlich „Ja“. „Um wie viel sollen die Kosten gesenkt werden?“ Antwort vermutlich „Sagen wir nicht“. Usw.

    All das sind doch Fragen/Themensetzungen, die zum billigsten journalistischen Handwerkszeug gehören. Noch dazu in Coronazeiten, wo die Senkung der Personalkosten vermutlich bei fast allen Fußballclubs betrieben wird. Dass aber auf der PK nicht ein einziger der Anwesenden hier nachbohrt sagt in meinen Augen sehr viel aus.

  10. silberhacke

    der transfermarkt ist ja kein tante-emma-laden mit dem ewig gleichen sortiment. hier musst du dich schnell entscheiden und manchmal eben auch so, wie du es eigentlich nicht geplant hast. das verhältnis von langfristiger planung und kurzfristiger entscheidung dürfte stark variieren. vielleicht ist das ja der grund, weshalb es schwierig ist, verbindliche antworten bezüglich personalkosten zu bekommen. mir leuchtet auch nicht wirklich der sinn von fragen danach ein.

  11. Andreas

    @Maria Draghi
    Na der Kader war aber auch personell recht groß und wenn du Spieler hast wo du weißt das er vermutlich nie zum Einsatz kommt macht das doch wenig Sinn. Klar wollen sie Personalkosten senken, wer will das nicht in dieser unsicheren Situation.

  12. Maria Draghi

    „weshalb es schwierig ist, verbindliche antworten bezüglich personalkosten zu bekommen.“

    Natürlich. Aber wenn man gar nicht fragt wird auch niemals Antworten bekommen.

  13. Maria Draghi

    PS: Nach Transfers, Vertragsinhalten und ähnlichem wurde ja auch umfangreich gefragt, obwohl jeder wusste, dass es dazu (auch) keine verbindlichen Antworten geben wird.

  14. Christian

    Vielleicht ist bei den Rückkehrern ja noch was interessantes für die nächsts Saison dabei. Ich glaube das betrifft schlussendlich fünf „Neuzugänge“.

  15. […] seinem nicht ganz freiwilligen Karriereende schnupperte Parensen ein Jahr in ganz unterschiedliche Bereiche im Verein rein. Nun wird er […]

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