Blog State of the Union

Trainingsstart bei Union und ungelöste Aufgaben bei der DFL

Union hat am 1.1. das Training wieder aufgenommen. Und mehr muss ich eigentlich zum Thema „Winterpause“ nicht sagen. Unter anderem die Weltmeisterschaft in Katar sorgt dieses Jahr dafür, dass der Spielplan so gedrängt ist und von einer echten Pause keine Rede sein kann. In einer Woche geht es bereits wieder los, und zwar am Samstag mit der Partie in Leverkusen.

Sebastian Bönig und Sheraldo Becker hatten Spaß bei AFTV, Screenshot: AFTV
Sebastian Bönig und Sheraldo Becker hatten Spaß bei AFTV, Screenshot: AFTV

Für die Fitness der Spieler sorgte beim ersten Training unter anderem wieder Athletiktrainer Martin Krüger, der die Profis mit Läufen unterhielt, wie in diesem kurzen AFTV-Beitrag herauskommt.

Nicht beim ersten Training dabei war eine Handvoll Spieler. So fehlten Pawel Wszolek und Rani Khedira wegen Corona-Quarantäne und Cedric Teuchert trainierte nicht mit der Mannschaft. Außerdem einen extra Tag frei erhielten Dominique Heintz, Kevin Behrens und Max Kruse (Kicker mit eigenem Text, Morgenpost und Kurier mit Agenturmeldung. Die werden heute erwartet. Man kann aus dem extra freien Tag natürlich so einen Satz basteln wie „Wieder Extrawurst für Max Kruse: USA-Urlaub verlängert“ Man könnte aber auch einfach sehen, dass Max Kruse ermöglicht wurde, Silvester mit seinem Sohn zu verbringen. Zeit dafür bleibt  im Alltag nämlich nicht, da dieser in den USA lebt. Mir ist ehrlich gesagt unverständlich, wie man eine so menschliche und familienfreundliche Geste so sehr ins Niederträchtige drehen kann.

Unehrliche Diskussion um den Afrika-Cup?

Es fehlt natürlich auch Taiwo Awoniyi, der mit der nigerianischen Mannschaft beim Afrika-Cup startet. Das erste Spiel findet am 11. Januar gegen Ägypten statt. Gespielt wird die Partie in der kamerunischen Stadt Garoua. In dem Land sieht man die Diskussion um die Spielerabstellungen, die in Europa geführt wird, sehr kritisch (Tagesschau). Natürlich ist die Prävention vor einer Corona-Infektion ein wichtiges Anliegen der Clubs.

Aber genauso dürfte stimmen, dass natürlich die Abstellungspflicht immer mitten in die Saison fällt und deshalb die Teilnahme am Cup kritisiert wird, weil die Spieler ihren Clubs fehlen. Würde für den Wettbewerb der Ligabetrieb in Europa pausieren, so wie bei der Europameisterschaft, dann wäre das Klagen aus den Clubs wohl weniger laut. Ein Beispiel dafür haben wir vergangenen Sommer gesehen, als die EM unter sehr verschiedenen Corona-Regelungen auf dem gesamten Kontinent stattgefunden hat.

Kurzum: Das Drängen auf Corona-Prävention beim Afrika-Cup hat seine Berechtigung, aber das Turnier würde von den europäischen Clubs trotzdem kritisiert werden, weil ihnen wichtige Spieler in der Liga fehlen.

Führungswechsel bei der DFL

Zum neuen Jahr hat Christian Seifert als Geschäftsführer der DFL aufgehört und die Führung an Donata Hopfen übergeben, die am Montag offiziell starten wird Dieser Wechsel war nicht nur lange angekündigt, sondern für deutsche Fußballfunktionärsverhältnisse erstaunlich geräuschlos vonstatten gegangen. Das schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (Bezahl-Link), die als Gegenbeispiel so ziemlich jede Personalie des DFB hervorbringt. In dem Beitrag werden auch die Erfolge von Seifert gewürdigt, zu denen die Vermarktungserlöse der Bundesliga, das Navigieren durch die Pandemie ohne Saisonabbrüche und bei stabiler Ertragslage aus den Fernseh-Erlösen und die Integration von Nachhaltigkeit und Fan-Dialog in die Lienzierung der Clubs gehören.

Mir hat dabei ein bisschen gefehlt, dass Christian Seifert natürlich auch Baustellen nicht hat erfolgreich bearbeiten können. Dazu gehört eine Neuaufstellung bei der Vermarktung der Auslandsrechte der Bundesliga, wo es enormen Nachholbedarf gibt. Hier sind die Clubs der DFL-Geschäftsführung nicht gefolgt, die mit Hilfe von Investoren sich dort strategisch anders aufstellen wollte (FAZ vom 26.3.2021 zu den Investorenplänen). Das Thema 50+1 ist weiterhin ungelöst, denn das Bundeskartellamt hat den Schwarzen Peter, den ihm die DFL hinschieben wollte, wieder an die DFL und damit die Clubs zurückgespielt.

Ungelöst ist auch das Problem der sinkenden Attraktivität der Liga durch eine Verhoffenheimisierung und Augsburgisierung des Wettbewerbs, also durch Clubs, die finanziell und sportlich gut aufgestellt sind (unabhängig davon, wie sie es geschafft haben), aber schon in Deutschland, aber erst recht im Ausland für wenig Interesse sorgen. Die Attraktivität der Meisterschaft hat durch die entrückten Bayern zusätzlich gelitten. Dazu kommt eine Bedrohung von außen durch die Fifa (WM alle 2 Jahre, am liebsten auch Aufwertung der Club-WM) oder eine wie auch immer geartete Super League oder durch nahezu ungebremste Geldflüsse in Clubs wie PSG oder Manchester City. Stichwort ist hier Financial Fairplay.

In der Bild am Sonntag werden unter anderem diese Baustellen zum Antritt der neuen DFL-Chefin aufgezählt.

Und sonst so?

Im österreichischen Podcast Erklär mir die Welt spricht Christoph Biermann über den Wert von Daten im Fußball. Aus meiner Sicht gibt er in dem Interview eine sehr gute und recht unaufgeregte Einordnung, da dieses Thema gleichzeitig über- und unterschätzt wird.

Er spricht auch kurz über Clubs, ohne Namen zu nennen, die zwar auch Datenanalyse machen würden, aber eher nur, um auch was mit Daten zu machen. Was zu der spannenden Frage führt: Was ist das Ziel von Daten-Analyse? Scouting, spieltaktische Entschlüsselung des Gegners, Trainingssteuerung … Es gibt viele Einsatzmöglichkeiten und es lohnt sich, da genau nachzufragen und hinzuschauen, wenn allgemein von Daten-Analyse oder gar Big Data gesprochen wird. Biermann bringt natürlich auch Beispiele.

Das Gespräch ist kurzweilig und nicht nerdig, man kann es also voraussetzungsfrei hören.

Das große Urs-Fischer-Porträt

Und weil heute Sonntag ist und damit sicher etwas Zeit zum Lesen, möchte ich euch unbedingt dieses Urs-Fischer-Porträt von Jacob Sweetman ans Herz legen, das ihr im Original auf Englisch oder aber auf Deutsch übersetzt lesen könnt. Dafür hat der Autor nicht nur mit dem Union-Trainer gesprochen, sondern auch mit verschiedenen Wegbegleitern und Journalisten. Herausgekommen ist ein Bild des Trainers, das ich danach nicht in einen Satz zusammenfassen kann, das aber stimmig wirkt.

Weil wir in verrückten Zeiten leben, in denen der 1. FC Union Berlin in der Bundesliga spielt, gibt es den Text von Jacob auch noch in einer spanischen Übersetzung.

Urs Fischer, Illustration: Emily Sweetman
Urs Fischer, Illustration: Emily Sweetman

9 Kommentare zu “Trainingsstart bei Union und ungelöste Aufgaben bei der DFL

  1. Hat nicht Max Kruse wegen seiner Hochzeit mitten in der Woche 2 Tage trainingsfrei bekommen? Und die Antwort auf dieses „unprofessionelle Verhalten“ war ein geniales Tor am nächsten Spieltag?

    • @martin Es war ein Tag frei für Max Kruse und das war vorher so abgemacht. Keine Ahnung, was daran unprofessionell sein soll. Oder ich kapiere den Gag nicht.
      Ich habe übrigens für meine Hochzeit auch einen Tag frei bekommen von meinem Arbeitgeber.

  2. Maria Draghi

    Ignoriert einfach zukünftig die Artikel der BZ. Es gibt keine Chronistenpflicht, jeden Tiefpunkt an Banalität und Niedertracht in Berlins Medienlandschaft zu verlinken.

  3. Der Sepp

    „Augsburgisierung des Wettbewerbs“ – was genau ist jetzt der Kritikpunkt bzgl. Augsburg?

    • Es ist so wie @Super Unioner schreibt. Dazu würde ich im speziellen Augsburg-Fall noch die de-facto-Umgehung der 50+1-Regel als Grund ansehen. Dadurch, dass Investor und Vereinsführung sich in Personen überschneiden, sehe ich den Sinn der Regel im Prinzip ausgehöhlt. Wie soll denn der Präsident im Sinne des Vereins entscheiden, wenn er gleichzeitig auch auf der Investorenseite sitzt?

    • Der Sepp

      Ich begebe mich mal auf ganz dünnes Eis: Ist Zingler bzw. seine Firma nicht auch Sponsor/Investor bei Union?

      Ansonsten finde ich es ein bisschen unfair, Augsburg ihre mangelnde Attraktivität vorzuwerfen bzw. von der DFL eine Steigerung dieser Attraktivität einzufordern. Namen wie Kaiserslautern oder Bremen oder meinetwegen Dresden bringen wahrscheinlich mehr Quote, aber Augsburg (oder Mainz) können ja nix dafür, dass die sich in der Vergangenheit so blöde angestellt haben.

  4. Super-Unioner

    Augsburgisierung des Wettbewerbs: Clubs, die finanziell und sportlich gut aufgestellt sind […], aber […] für wenig Interesse sorgen.

  5. Honigmelone

    Wie überall! Warum müssen die Leute sich über Entscheidungen aufregen, ohne nachzudenken? Es sind mehrere Spieler die Zusatzfrei haben. Geben und nehmen gehört im Leben dazuschreiben!!!!!
    Schade das Cedric Teuchert weg ist, trotzdem sag ich:“Alles Gute & viel Glück!“
    Das Taiwo im Africa Cup spielen, ist natürlich eine Bestätigung, für Ihn selbst. In diesen Zeiten finde ich es aber nicht so toll. Gerade mit dem Blick darauf, dass sich immer mehr Spieler mit Corona infizieren.
    Ich freue mich, wenn es wieder losgeht! Auch wenn das nun wieder von zu Hause aus sein wird…..

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