Blog State of the Union

Alles andere als Loris Karius als Nummer 1 bei Union wäre überraschend

Zur Torwartposition wollte sich Urs Fischer nicht weiter äußern (BZ), doch loswerden dürfte Union dieses Thema über die Länderspielpause nicht. Denn mit dem Testspiel gegen Hannover am Donnerstag wird es sicher noch einmal aufkommen. Auch wenn wir unsere Ansprüche an diese Partie in der spielfreien Zeit nicht allzu hoch schrauben sollten, denn dort werden vor allem Spieler zum Zuge kommen, die bisher wenig bis gar nicht gespielt haben.

Loris Karius beim Aufwärmen vor dem Bundesligaspiel gegen Mainz, Foto: Matze Koch
Loris Karius beim Aufwärmen vor dem Bundesligaspiel gegen Mainz, Foto: Matze Koch

Einer der Spieler, die zum Einsatz kommen, wird Loris Karius sein. Dem widmet der Kicker in seiner Montagsausgabe heute 3 ganze Seiten, auf denen das Magazin die Karriere des Keepers noch einmal nachzeichnet. Schräg finde ich, dass wirklich viele Personen aus seiner Mainzer Zeit zu Wort kommen, aber die zwei Jahre in der Türkei eher eine Nebenrolle spielen (nur ein Türkei-Reporter kommt kurz zu Wort). Dabei sind es die Jahre, die vielleicht am ehesten etwas über seinen aktuellen sportlichen Status aussagen könnten. Und so bleibt das letzte Spiel im kollektiven Gedächtnis in Deutschland das Champions-League-Finale mit Liverpool gegen Real Madrid.

Damit dieses Spiel in Deutschland in den Hintergrund rückt, muss Loris Karius einfach spielen. Und aus dieser Sicht ergibt der Wechsel auf Leihbasis zu Union auch für ihn sportlich Sinn. Interessant am Kicker-Text über den Torhüter fand ich die Charakterisierung, dass er gar kein lauter Keeper sei und im Training auch nicht so agieren würde wie im Spiel. So sagte Thomas Tuchel im Text: „Es gab schon eine Diskrepanz zwischen seinem Selbstvertrauen und wie er trainiert und bei der U23 gespielt hat.“ Hier möchte ich aber einwerfen, dass das eine Charakterisierung aus frühen Mainzer Tagen ist. Durch seine Stationen in Liverpool und Istanbul dürfte er definitiv Erfahrung gesammelt haben.

Den Text über Karius in der Montagsausgabe kann ich trotzdem empfehlen. Und vielleicht kann man sich den mal zur Seite legen, um nach einem halben Jahr bei Union die eigenen Eindrücke damit zu vergleichen. Ich gehe jedenfalls mit der Bild-Meldung aus der vergangenen Woche d’accord, dass er die neue Nummer 1 sein wird bei Union. Alles andere ergibt weder aus seiner noch aus Unions Sicht Sinn.

Es wird wohl zu einem Wechsel in der Torwart-Hierarchie kommen und Loris Karius dann Andreas Luthe als Nummer 1 im Tor ablösen, Foto: Matze Koch

Ende der Transferperiode

Es ist Anfang Oktober und ab morgen ist endlich Ruhe im Karton. Denn nur noch heute dürfen Spieler in der Bundesliga von anderen Vereinen wechseln. Bei Union ist vor allem die Abgangsseite interessant, denn laut Kicker interessiert sich ein Zweitligist für Torhüter Lennart Moser. Auch Berkan Taz und Lars Dietz sind noch einmal Leihkandidaten. Dazu nennt die Bild/BZ auch Joshua Mees und Akaki Gogia. Mal schauen, wer tatsächlich noch den Verein wechselt. Mit Interesse habe ich im Kicker gelesen, dass Union noch einen Innenverteidiger mit Außenverteidiger-Skills suchen würde. Wenn der im Zweifel auch noch Sechser spielen könnte, fände ich das perfekt.

Trimmel soll nicht mehr falsche Außenbahn verteidigen

Interessant fand ich zudem noch die Beobachtung des Kickers, dass Christopher Trimmel nicht mehr alle Freistöße tritt. Zentral vor dem Tor waren das schon vorher eher Aufgaben für Marcus Ingvartsen. Aber gerade die Freistöße, die als Flanken vor das Tor getreten werden, waren bisher Chefsache. Dann hatten Christopher Lenz und Christopher Trimmel zur Absicherung kurz die Seiten gewechselt. Nun tritt der Kapitän vor allem die Standards auf seiner Seite, damit die Wege bei Ballverlusten nicht so lang werden und die Außenverteidiger immer ihre richtige Seite verteidigen. Denn als beide Verteidiger die falsche Seite beackerten, war am ersten Spieltag gegen Augsburg ein Gegentor entstanden.

Das sind die anderen Texte der Berliner Medien:

Über das 4:0 gegen Mainz am Freitag, die Einbindung der neuen Spieler und die Formsteigerung von Sheraldo Becker sprechen wir im aktuellen Podcast, bei dem auch das Thema Hygienekonzept und steigende Fallzahlen in Berlin zur Sprache kommen.

Auf den anderen Plätzen

3. Spiel, 3. Sieg für die U17 des 1. FC Union Berlin in der Juniorinnen-Bundesliga, Foto: 1. FC Union Berlin Frauen- und Mädchen
3. Spiel, 3. Sieg für die U17 des 1. FC Union Berlin in der Juniorinnen-Bundesliga, Foto: 1. FC Union Berlin Frauen- und Mädchen

Während die U17 der Frauen gestern auch ihr 3. Saisonspiel gewonnen hat und in der Bundesliga Nord/Nordost auf Platz 2 steht, hat die U19 der Männer ihr DFB-Pokalspiel gegen Fortuna Düsseldorf verloren. 0:3 stand es am Ende, zudem sah der Kapitän von Union noch zu Anfang der zweiten Halbzeit Gelb-Rot (Spielbericht). 1606 Zuschauer sahen das Spiel im Stadion an der Alten Försterei.

Und sonst so?

Der RBB hat ein kurzes Interview mit Torsten Mattuschka zu dessen 40. Geburtstag gestern geführt. Bild/BZ berichten, dass beim 5:0 der VSG Altglienicke über Lok Leipzig (hätte vor Mauerfall auch niemand gedacht, dass es mal so ein Ergebnis bei dieser Paarung gibt) auch Freunde von Tusche dabei waren, die ein Banner mit der Aufschrift „Drosten Matrjoschka“ entrollten.

Schräges passierte gestern in Italien, als das Gesundheitsamt von Neapel die Mannschaft nicht zum Auswärtsspiel fahren ließ wegen Coronafällen, aber die Liga das Spiel nicht absetzte, sondern allen Ernstes Juventus im eigenen Stadion auf den Gegner wartete. Eine Farce aus meiner Sicht und definitiv ein Fall, den wir zumindest für Italien auf Wiedervorlage setzen können, falls der Fußball dort wieder mal von Demut sprechen sollte. Mehr dazu unter anderem beim Kicker.

Seit Keita Endo durch Union verpflichtet wurde, erfreue ich mich auf Twitter an verschiedenen Comics. Hier sehen wir, wie Ritter Keule und das Maskottchen der Yokohama Marinos (eine Möwe) gemeinsam dem japanischen Offensivspieler im Uniontrikot zujubeln. Gegen Mainz gab Endo nach seiner Verletzung sein Bundesliga-Debüt.

15 Kommentare zu “Alles andere als Loris Karius als Nummer 1 bei Union wäre überraschend

  1. Was Tuchel über Karius sagt, ist so verkehrt nicht.

    Bei Liverpool in meinen Augen überschätzt gewesen, in Istanbul heute gar nicht gern gesehen und allgemein zuviel in social media unterwegs. Meine Bedenken bleiben, ob diese Verpflichtung wirklich nötig war.

  2. Spidertoehy

    Ich hätte Sven Ulreich gerne in Union-Tor gesehen. Nun isser beim HSV. Da hat Herrn Ruhnert vielleicht etwas die Geduld gefehlt …

  3. Maria Draghi

    Die kolportierten 3 Mio. Ablöse sind allerdings auch ein Brett; noch dazu wo der FCB zunächst verlauten ließ, man werde Ulreich keine Steine in den Weg legen, was der ordinäre Nicht-Bayer normalerweise mit „ablösefrei“ übersetzt

  4. Maria Draghi

    PS: Es kursieren sehr unterschiedliche Zahlen, was der HSV zahlt. Vermutlich lässt sich der Preis auch nicht in einer Zahl zusammenfassen. Ich denke, Bayern wird einen dicken Nachschlag bekommen, sollte der HSV aufsteigen.

    • Was ich gelesen habe zahlt der HSV wohl 3 Mio Ablöse und die Bayern dem Spieler eine 2 Mio-Abfindung.

  5. Ich sehe qualitativ keinen dollen Unterschied zwischen Ulreich und Karius. Aber das mag daran liegen, dass beide zuletzt kaum im Blickfeld standen…

  6. Ich finde die Diskussion darüber, wer die Nr. 1 im Union-Tor sein soll schon sehr schräg. Warum sollte es so klar sein, dass Loris Karius die Nr. 1 ist? Einen Leistungsnachweis dafür habe ich von Karius noch nicht gesehen. Andreas Luthe hingegen hat seine Sache bisher, insbesondere in Gladbach, sehr gut gemacht. Es besteht für mich kein Anlass für einen Wechsel im Tor. Etwas mehr Respekt hat Andreas Luthe verdient.

    • Lienhardweg

      Genau so sehe ich den Fall im Tor momentan auch, bin sehr gespannt auf die Leistung von Loris Karius. Gegen Andreas Luthe muss er sich schon sehr strecken, um da vorbei zu kommen – aber was solls, Konkurrenz belebt (hoffentlich) das Geschäft und hilft am Ende beiden und uns allen!

  7. Lienhardweg

    Abgesehen von den Themen dieses „Textilvergehens“ habe ich mal eine Frage zu einem der unseren Verein beobachtenden Berliner Journalisten: Kennt jemand den Herrn Karkos näher? Irgendwie scheint er ein „verstecktes“ Problem mit uns zu haben. Er stürzt sich mit Vorliebe auf Probleme mit Spielern oder Fans; konstruiert Probleme, wo keine sind oder biedert sich seltsam an, wenn es bei uns gut läuft. Der Höhepunkt ist nun seine „Aufmacher“, dass Union nach dem ersten Sieg schon den Klassenerhalt sicher hat! Seit Jahren weiß ich nicht so recht, was ich mit seinen „Wasserstandsmeldungen“ anfangen soll. Irgendwie beschleicht mich bei ihm immer das Gefühl, dass es ihm lieber wäre wenn wir gar nicht „da oben“ mitmischen würden. Auch sein Fachverstand lässt zu wünschen übrig – ist aber nur meine private Meinung ;-)

    • Sergey F.

      Das ist halt, wie beim Boulevard wohl üblich, sehr tendenziös. Irgendwie müssen die Journalisten-Darsteller Zeilen und Seiten füllen, und das täglich. Wie beim „Beitrag“ über die Verpflichtung von Karius (nur wegen Deiner Frage gelesen…) wird einfach mal irgendwas ohne Sinn und Verstand, geschweige fundierte Kenntnis der Umstände veröffentlicht. Leider gibt’s zu viele Leute, denen das als Information reicht. Die meisten Unioner wissen aber glücklicherweise die ganzen „Nebengeräusche“ richtig einzuordnen. Mir gefielen am Freitag die Sprechchöre pro Luthe und es gefiele mir sehr, wenn Karius nicht lediglich wegen seiner Vita #1 wird. Der soll sich schon richtig anstrengen, aber die Verantwortlichen werden sich etwas Sinnvolles bei seiner Verpflichtung gedacht haben. EISERN

    • @sergey f. Ich finde es schon despektierlich, Leute als Journalisten-Darsteller zu bezeichnen. Vielleicht können wir bei dem Thema einfach sachlich bleiben. So wie wir alle es umgekehrt auch erwarten.

      Kurz zu den Sprech-Chören pro Luthe: Wann sollen die denn stattgefunden haben am Freitag. Wir hatten an der alten Anzeigetafel nichts dergleichen gehört.

      @lienhardweg Ich kenne Sebastian Karkos schon eine Weile und kann absolut bestätigen, dass er überhaupt kein Problem mit Union hat.

  8. Wuhleblut

    Was mich viel neben schwacher journalistischen Arbeit viel mehr nervt, sind Menschen, die Anderen fehlende Kompetenz/Leistung/Motivation unterstellen, weil diese Personen privat einer Leidenschaft oder Interesse nachgehen.

    Wichtig ist was auf dem Platz passiert, nicht ob die Person auf Instagram ist, zockt, tätowiert oder Bücher liest.

  9. @Sebastian: Gab mindestens 3-4 „Luthe, Luthe, Luthe, Luthe!“-Sprechchöre auf der Wuhleseite. Analog zu früher „Gi-ke-witz! Gi-ke-witz!“

  10. Ich konnte den Luthe-Sprechchören so richtig nichts abgewinnen. Erstmal kamen sie in Situationen, wo Luthe quasi nichts besonderes getan hat und zweitens hat er bisher genau EIN gutes Spiel gemacht. Bißchen früh da jemanden gleich mit Sprechchören zu huldigen. Mich beschlich daher ein wenig das Gefühl, dass da bereits vorab „Stimmung“ gegen Karius gemacht wird, dessen Verpflichtung ich aber auch nach wie vor nicht nachvollziehen kann.
    So oder so – die Baustelle „Torwart“, welche vor einem halben Jahr aufgemacht wurde, ist eine ganz bedauerliche…

  11. Beiträge wie die von S. Karkos sollte man ignorieren. Wie oben schon gesagt: Es ist die Boulevardpresse und Sachverstand ist da nicht die meistgefragteste Kompetenz. Leider werden Artikel der Bild immer noch viel zu oft gelesen oder verlinkt.
    Viel Erhellendes kam dabei aber noch nie heraus. Man ärgert sich nur.

Kommentare sind geschlossen.