Blog State of the Union

Ein unerwarteter Moment der Liebe für Neven Subotic und ein überzogener Polizei-Einsatz

Ich war richtig geladen gestern mit Abpfiff des 0:5 in Dortmund. Ich fand einfach alles Scheiße in dem Augenblick. Das Spiel, in dem Union im Prinzip chancenlos war und ich das Gefühl hatte, dass es hätte auch zweistellig ausgehen können, wenn der BVB voll durchgezogen hätte. Vom Polizei-Einsatz, der dafür sorgte, dass die Szene das Spiel nicht sehen konnte. Von Dortmunds Stadionsprecher Norbert Dickel, der wie so viele Lautstärke mit Stimmung verwechselt. Von der 5. Gelben Karte für Marvin Friedrich, weshalb er im wichtigen Spiel gegen Bremen ausfällt. Ich war geladen und die Wut musste raus.

Und dann ruft die Südtribüne nach Neven Subotic und Unions Verteidiger geht alleine über das große Feld und ist eigentlich ganz klein vor der Gelben Wand. Und wird gefeiert. Für alles, wofür er steht und was er als Spieler für Borussia Dortmund geleistet hat. In dem Moment war so viel Liebe im Stadion, dass meine ganze Wut verraucht war.

Neven Subotic geht nach dem Spiel auf die Südtribüne zu und wird dort gefeiert, Foto: Sebastian Fiebrig
Neven Subotic geht nach dem Spiel auf die Südtribüne zu und wird dort gefeiert, Foto: Sebastian Fiebrig

Diesen Moment thematisieren auch Bild und Kicker.

Union hatte keine Chance gegen Dortmund

Das Spiel war ein bisschen so wie eine Katze mit einer Maus spielt. Sie lässt sie ein bisschen machen und gibt ihr das Gefühl einer Chance. Aber in Wirklichkeit hat sie alles unter Kontrolle. Dortmund presste Union derart zu, dass die langen Bälle nicht geschlagen werden konnten und die Mannschaft irgendwie spielerisch sich befreien musste. Wenn nicht schon der Ball in dem Moment verloren wurde, dann ging er zwischendurch flöten. Lediglich die linke Seite mit Christopher Lenz und Marius Bülter setzte Akzente.

Yunus Malli leistete sich Ballverluste, die mir das Gefühl gaben, dass er vielleicht das klare und direkte Spiel von Union noch nicht verinnerlicht hatte. Dabei war es mir im letzten Drittel nicht ganz so wichtig, auch wenn das Konter durch Dortmund produzierte. Aber Ballverluste in der eigenen Abwehr? Das lässt sich verhindern.

Marvin Friedrich sieht die 5. Gelbe Karte, Foto: Matze Koch

Ungewohnte Fehler bei Rafal Gikiewicz

Dazu hatte Rafal Gikiewicz einen sehr gebrauchten Tag. Glücklicherweise wurde nicht jeder Fehler bestraft und nicht jedes unglückliche Gegentor war das Ergebnis eines Fehlers. Beim 5:0 rutscht ihm zwar der Ball aus nächster Nähe unter dem Körper durch, aber hier muss man die Großartigkeit des Dortmunder Angriffs auch hervorheben.

Union kann in der gleichen Liga wie Dortmund spielen und es fühlt sich trotzdem nicht so an. Ich hatte gestern das Gefühl, als Oberligist im Pokal einem Bundesligisten vorgesetzt zu werden, dem im Moment alles gelingt. Schade um das Torverhältnis war es gestern auf jeden Fall, da hat der Kurier recht, wenn er das im Kommentar anspricht.

Hier sind alle Spielberichte der Berliner Medien:

Nach diesem Spiel geht es vor allem darum, sofort auf das Pokalspiel in Verl am Mittwoch umzuschalten. Da wird Union in einer ganz anderen Rolle gefordert sein.

Auch ohne Auto hat Neven Subotic in Dortmund immer einen Parkplatz, Twitter: @An_Kastner
Auch ohne Auto hat Neven Subotic in Dortmund immer einen Parkplatz, Twitter: @An_Kastner

Polizei hält Unions Szene vom Spielbesuch ab

Die Dortmunder Polizei hat gestern 3 Reisebusse der Szene von Union festgehalten und eine Personalienfeststellung jeder Person gemacht. Dies dauerte so lange, dass im Prinzip alle das Spiel verpassten. Der Gästeblock sang zwar auch ohne Trommel und Capo, doch es fehlte etwas.

Die Polizei Dortmund verfasste folgende Pressemitteilung, die mehr Fragen aufwirft als sie beantwortet. So schreibt sie „Einige Insassen verließen die Busse und beschädigten ein Gebäude an der Rastanlage“. Was genau und wie beschädigt wurde, wird nicht genannt.

Weiter schreibt sie „Im Bereich des Zubringers A2/A45 hielten die Busse an. Es stiegen vermummte Fans aus. Diese liefen in bedrohlicher Haltung auf ein Zivilfahrzeug der Polizei zu. Im weiteren Verlauf setzen die Busse ihren Weg fort“. Warum sie auf ein Zivilfahrzeug der Polizei zuliefen und ob sich dieses als Polizeifahrzeug zu erkennen gegeben hat, wird nicht genannt. Wie sich die bedrohliche Haltung im Laufen geäußert hat, ist auch unklar.

Die Szenebusse „wurden zur Verhinderung weiterer Straftaten durch die Dortmunder Polizei einem Parkplatz zugeführt. Dort kontrollierte die Polizei die relevanten Personen und Busse. Bei den Kontrollen wurden diverse Gegenstände (siehe beigefügte Lichtbilder) aufgefunden und sichergestellt.“

Sichergestellte Gegenstände, Foto: Polizei Dortmund

Wenn das auf dem Bild (sieht nach meiner Ansicht nach Aufklebern, Sprühdosen, Eddings, etwas Gras, ein paar Handschuhen, eventuell Quartzhandschuhe, und Gebisschutz aus) alles ist, was die Polizei gefunden hat, dann herzlichen Glückwunsch. Da finde ich ja mehr, wenn ich eine 10. Klasse auf Klassenfahrt kontrolliere.

Zum Schluss heißt es: „Insgesamt wurden während der Spielbegegnung 17 Strafanzeigen bzgl. Landfriedensbruch, Körperverletzungsdelikt, Sachbeschädigung, Bedrohung, Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, Diebstahl, Betrug Beleidigung, Verstößen gegen das Versammlungsgesetz, Waffengesetz und gegen das Betäubungsmittelgesetz gefertigt.“

Ob diese Anzeigen nur gegen die Unionfans in den Bussen gestellt wurden ist vollkommen unklar. Da wird sicher auf der Anreise nicht nichts gewesen sein. Klar ist nur, dass der Polizei-Einsatz danach in höchstem Maße unverhältnismäßig war und diese Pressemitteilung eine Irreführung der Öffentlichkeit ist. Aber Glaubwürdigkeit hat die Dortmunder Polizei nach den Vorfällen im ersten Pokalspiel von Union in Dortmund und nach dem überharten Einsatz gegen Herthafans direkt vor dem zweiten Pokalspiel von Union beim BVB sowieso nicht mehr.

Twitter: @derImmi1

Und sonst so?

Im Gegensatz zur Polizei war die Begrüßung an anderer Stelle großartig. So hielt die Deutsche Bahn im ICE  ein unveu für die Unionfans bereit …

Deutsche Bahn grüßt im ICE nach Dortmund mit u.n.v.e.u., Foto: Tim Pritlove
Deutsche Bahn grüßt im ICE nach Dortmund mit u.n.v.e.u., Foto: Tim Pritlove

… und auch das Fußballmuseum am Hauptbahnhof in Dortmund wusste zu glänzen:

Das Fußballmuseum in Dortmund begrüßt die Union-Fans, Foto: 1. FC Union Instagram
Das Fußballmuseum in Dortmund begrüßt die Union-Fans, Foto: 1. FC Union Instagram

Außerdem stellt Union erstmals in seiner Geschichte den Torschützen des Tor des Jahres der ARD Sportschau. Marcel Hartels Fallrückzieher aus dem Spiel gegen Köln wurde gewählt. 2019 war wirklich in jederlei Hinsicht ein großartiges und historisches Jahr für den Verein. Über das Tor des Jahres berichten der RBB, Kurier und BZ.

16 Kommentare zu “Ein unerwarteter Moment der Liebe für Neven Subotic und ein überzogener Polizei-Einsatz

  1. Der Kicker schreibt, dass Neven nicht von Union gefeiert wurde und es sowieso nichts zu feiern gegeben hätte. Das entspricht mal überhaupt nicht den Tatsachen.
    Die meisten Fans haben geklatscht, während Neven bejubelt wurde von der Südtribüne. Nur ein paar wenige Pfiffe waren zu hören.
    Ansonsten ignoriert der Kicker getrost das Besingen und Beklatschen der Mannschaft nach dem Spiel.
    Das war mein journalistischer Aufreger des Tages.
    Wir haben aber durchaus zeitweise Stimmung hinbekommen, auch wenn wir die zwei machbaren Buden nicht machen.

    Problematisch finde ich den Aufruf, der mir im Stadion gezeigt wurde, aus Solidarität mit den Ultras den Block verlassen zu sollen. Ultras/Szene sind ein Teil des Ganzen, zu dem aber auch ich als Mitglied und Steher auf der Waldseite, der nicht zur Szene gehört, mich zähle. Der Support der Jungs ist dann aber vorrangig. Ich gehe ja auch zu Union, um die Jungs zu unterstützen und nebenbei Fußball zu schauen.

  2. Gut geschrieben.Ich konnte das Ganze nur im TV (Livestream) verfolgen. und ich meine, dass die Tore an sich okay gehen, bis auf den Elfmeter, es sah auch in der Wiederholung nicht so aus als ob Rafal ihn überhaupt berührt hätte. Bis dahin habe ich geglaubt, dass noch etwas drin wäre, Die Parkplatznummer ist echt die Härte… Die gelbe Karte ist für mich nachvollziehbar… Zum Kicker … Man weiß doch wie Journalisten sind… sich selbst ein Bild zu machen ist schwierig
    Generelle Anmerkung: In der Bundesliga fällt mir oft bei anderen Vereinen auf, dass die Spieler schnell fallen

  3. Anke Meißner

    Guter Artikel der es auf den Punkt zusammenfasst. Allerdings gab es viele Unioner im Gästeblock die ihren Support aus Protest eingestellt haben (ich war in Block 8 und bekam sogar eine giftige Ansage weil ich gesungen habe). Das fand ich nicht so gut – die Mannschaft hätte unseren Support gebraucht. ?

  4. Knusperuhu

    Ich fand Union nicht chancenlos. In der 3. Spielminute hätte man in Führung gehen können (eigentlich müssen). Leider fehlte das ganze Spiel über der Zugriff auf die ballführenden Spieler und den freien Raum. Leider fand ich Malli nicht ansatzweise überzeugend. Die sichere und kompakte Spielweise aus dem Hinspiel fehlte und es sah gestern alles irgendwie nervös und unglücklich aus.

  5. wir waren irgendwie einfach mal überfällig für ne fette klatsche.

    ich finde, das hat sich angedeutet über die letzten vier, fünf spiele.
    auch der – in seinem zustandekommen sehr glückliche sieg- gegen augsburg konnte mein bauchgefühl nicht deutlich verbessern.

    dieser ständige, untadelige kampf unserer jungs kostet einfach richtig körner!
    das geht ans eingemachte.

    falls es wirklich pfeifer aus unseren reihen gab, so sind das für mich einfach noch weichei-unioner.
    die brauchen dann eben auch so einen gang durch ein stahlgewitter eine Feuertaufe, um sich für die zukunft einen dicken forsthauspelz wachsen zu lassen.

    wer sowas nicht aushält, ohne an sich halten zu können, hat wahrscheinlich mit union noch nie richtig auf den sack bekommen.

  6. Ok, ist aber auch erst die zweite Tracht Prügel die wir uns abgeholt haben.

    Und sonst: Wenn Fußballwillkommenskultur im „Pott“ dann wohl nur in Gelsenkirchen.
    Dortmund bleibt die diesem Fach einfach scheiße.

  7. silberhacke

    wollte mich schon wundern, warum es so lange dauert, bis endlich ernst jünger’s stahlgewitter im eisernen blog erwähnung finden. – taumelnd, verstört durchfluteten die massen die straßen unter dem kamme der ungeheuren blutwelle, die sich vor ihnen türmte … – auch ein schönes bild in den richtigen farben. danke, mo, für die inspiration!

  8. Nach dem Bericht der Eisernen Hilfe wurde ein ganzer Bus nicht durchsucht. Da soll das Spiel vorbei gewesen sein und schon war die Kontrolle nicht mehr so wichtig…

    So zu lesen auf dem Blog

    LG

  9. Jens Otto

    zum Spiel: Dortmund war einfach zu stark und zu schnell und hat Fehler schnell und effektiv bestraft, natürlich werden wir weiter kämpfen und auch bei nächsten Gegnern mehr Glück haben, wenn wir in den nächsten Spielen hinbekommen unsere Torchancen besser zu verwerten und Pässe besser spielen und bestimmte. Fehler nicht machen. Zum Einsatz der sog. Polizei: das was dei da schreiben und als Foto zur Begründung zeigen ist einfach nur dreist, ich halte das was die da gemacht haben für kriminell, das zeigt wie wie weit Teile der Polizei sich inzwischen von der Demokratie und dem Rechtsstaat entfernt haben!! Das war die Retourkutsche dafür dass wir uns beim letzten Spiel 2018 im DFB-Pokal zusammen mit den Dortmunder Anhängern endeutig gegen den verbrecherischen Übergriff der sog. Polizei beim Herthaspiel zuvor in Dortmund positioniert haben und sicher auch für die klare Stellungnahem zu den Polizeiübergriffen beim DFB-Pokal 2016!

  10. Thomas Leidig

    Ich finde es ganz doll schwierig das ein Spieler von Union (subotic) nach einer 0:5 Klatsche freudestrahlend sich von seinem ex verein feiern lässt. Dann soll er lieber privat fahren und kann sich dann stundenlang verabschieden und feiern lassen.

    Bei aller Emotionalität und Vergangenheit finde ich das in einem Mannschaftssport nach so einer Klatsche nicht gut !

    Und ja rafal hat seine guten Reflexe aber fußballerisch ist das schon die ganze Saison bei aller liebe Regionalliganiveau… und Dortmund war nicht mal das… nach seinen aussagen nach dem Derby ist er sowieso ganz weit in meiner Sympathieliste abgerutscht. Vertrag im sommer auslaufen lassen und mit einem jungen Torwart im die zukunft gehen (nicholas oder moser)

  11. Thomas Jeske

    @Thomas Leidig
    wie soll denn eine private Feier mit 25.000- 80.000 Gästen aussehen? Oder anders gefragt: Waren wir vielleicht Zeuge eines privaten Momentes?
    Es ist Sport! Hier spielen Menschen Fussball.
    Wer an einen Sieg glaubte, sollte seine Erwartungen überprüfen. Hoffentlich hat „mo“ (02.02., 14.44Uhr) Recht und das Stahlgewitter hat positive Folgen…
    Eisern!

  12. @silberhacke
    @all

    ich wusste bisher nicht, dass dieser begriff (stahlgewitter) so klar diesem nationalistischen, rassistischen und kriegsverherrlichenden schmierfinken zugeordnet werden muss.
    jeder unioner, der mich – wenn auch nur ein ganz klein wenig – kannte / kennt, weiß genau, dass ich in keinster weise mit sympathien für solcherlei gedanken“gut“ in verbindung gebracht werden kann.

    ganz im gegenteil!!

    mit jetzigem wissensstand würde ich diese vokabel nicht verwandt haben.

    insofern dank für den hinweis!

    villeicht wäre „feuertaufe“ das wort meiner wahl.

    falls noch möglich, liebes te-ve team, bitte korrigieren.
    eisernen dank!

  13. silberhacke

    @mo
    ?

  14. Thomas Jeske

    @mo
    @silberhacke
    „Feuertaufe!“
    Stahlgewitter passte als Wortspiel irgendwie zu Eisern… so schnell kann es passieren. Danke.

  15. @thomas

    nämlich genau deshalb kam mir der begriff in den sinn…;-)

    nun könnte bei manch einem ja wiederum „feuertaufe“ anstoß erregen.
    da war ja mal irgenwas mit ddr-schul-pflichtliteratur, arkadi gajdar und bolschewiki…auwia!!!

    nun denn…:-)

  16. […] Nun hat sich eine gewisse Übersättigung eingestellt, sodass von den 1.250 verfügbaren Karten für den Auswärtsblock laut Christian Arbeit in der gestrigen Pressekonferenz nur 500 verkauft worden sind. Natürlich liegt dies aber vermutlich auch an zeitlichen und ökonomischen Hürden, die nach dem Highlight Prag und Europapokal für viele zu groß waren. Zudem kommt hinzu, dass es nun schon bei mehreren Spielen in Dortmund für viele Union-Fans Probleme gab, wie beispielsweise beim letzten Auswärtsspiel vor Corona. […]

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