Blog State of the Union

Das Beinahe-Märchen von Michael Parensen

Als es gestern Batsch machte in der 90. Minute (oder was auch immer das Geräusch eines gegen den Torpfosten fliegenden Balles ist), sah ich genau so aus wie Rafal Gikiewicz, der völlig entgeistert wahrnahm, dass der Ball von Erik Thommy doch noch Richtung Tor flog.Das 1:2 für Düsseldorf gegen den 1. FC Union war wie Kaffee über den Laptop kippen. Es dauerte einen Moment von „da kann man hoffentlich noch was machen“ zu „Mist, das ist nicht mehr zu reparieren.“

Enttäuschung nach Abpfiff: Michael Parensen, Robert Andrich, Rafal Gikiewicz, Foto: Matze Koch

Fast wie im Märchen: Michael Parensen trifft in der Bundesliga

Dabei hatte sich die Mannschaft selbst einigermaßen aus einer sehr unkonzentriert gespielten ersten Halbzeit befreit, in der es ihr anfangs nicht richtig gelang, so etwas wie Kontrolle und Ballbesitz zu bekommen. In der Zeit fiel nur ein Gegentor durch Rouven Hennings. Ich habe viele Beschwerden wegen des Fouls an Florian Hübner vor dem 0:1 gelesen. Auch ich hätte mich logischerweise über einen Pfiff gefreut. Erst recht, weil der Verteidiger wohl mit einer Prellung aus der Situation gegangen ist (Kicker). Aber wir können nicht einerseits fordern, dass der Videoassistent so sparsam wie in England eingesetzt wird und andererseits den Kölner Keller anrufen, wenn es gerade uns in die Karten spielt. Der Schiedsrichter hat die Situation nicht als Foul bewertet. Fertig.

Der Moment des Spiels war aus meiner Sicht das Tor von Michael Parensen. Das ist einfach großartig, dass er tatsächlich in der Bundesliga getroffen hat. Damit hätte sicher niemand vor der Saison gerechnet. Erstens nicht damit, dass er so viel Einsatzzeit bekommt (417 Minuten). Und zweitens nicht, dass er sich so gut in der Bundesliga behaupten kann. Für den Einsatz in Düsseldorf wurde er sogar in die Kicker-Elf des Spieltages berufen. Michael Parensen! In der Bundesliga! Ein bisschen wie im Märchen.

Michael Parensen wurde in die Kicker-Elf des Spieltages berufen, Screenshot: Kicker
Michael Parensen wurde in die Kicker-Elf des Spieltages berufen, Screenshot: Kicker

Weil es aber keine Märchen gibt, geht auch diese Geschichte nicht gut aus. Union vergibt Torchancen und Düsseldorf gewinnt durch einen Sonntags-Schuss in der 90. Minute.

Michael Parensen jubelt nach seinem ersten Bundesliga-Tor, Foto: Matze Koch

Das sind die Spielberichte der Berliner Medien:

Wie ist die Stimmung nach der Niederlage in Düsseldorf?

Und nun? Kopf hängen lassen? Nein! Ich bin voll beim Kommentar des Kuriers, dass jetzt Zeit ist, mal den Fußball links liegen zu lassen und sich um zuschauen, was in diesem verrückten Jahr so alles passiert ist. Bei mir hat das große Kind erstmals mit mir Bier getrunken. Okay, das war mit Union auswärts in Bochum. Mein kleines Kind hat seine erste große Enttäuschung im Leben durchgemacht. Okay, das war das 0:4 gegen Leipzig am ersten Spieltag.

Ich finde es absolut richtig sich jetzt noch einmal darüber Gedanken zu machen, was wir insgesamt alles erlebt haben. Welche Union-Momente von  2019 dauerhaft in unserer Erinnerung bleiben. Und genau das haben wir gestern nach der Spiel-Analyse in der aktuellen Podcast-Episode gemacht. Wir haben uns gegenseitig unsere größten Union-Momente des Jahres 2019 erzählt. Dabei haben wir uns aber schon vorher darauf geeinigt, dass der Platzsturm nach Schlusspfiff in der Relegation für uns alle Platz 1 ist.

Und ganz ehrlich: Nachdem wir uns das alles erzählt haben (und Gero uns sein Union-Tattoo gezeigt hat) ging es wieder. Schreibt mir, wenn ihr wollt, eure schönsten Union-Momente in diesem Jahr in die Kommentare (vielleicht außer dem Moment des Platzsturms) und erklärt, warum dieser Moment für euch so magisch war. Ich würde diese Woche eine Best-of-Liste veröffentlichen, damit uns allen noch einmal warm ums Herz wird.

Und es gibt noch eine Überraschung. Die Jungs von der Alten  Podcasterei haben ebenfalls schon ihre Episode veröffentlicht. Ich habe noch nicht reingehört, werde das aber gleich machen, wenn ich mit diesem Text fertig bin.

Weihnachtssingen im Stadion an der Alten Försterei

Ich wünsche allen viel Spaß, die heute zum Weihnachtssingen gehen. Singt laut! Wir werden noch ein paar Plätzchen backen und uns das Singen live auf AFTV ansehen. Wer kein AFTV hat oder will, kann ab 20.15 Uhr beim RBB zeitversetzt und ein wenig gekürzt zuschauen.

Zwei Unioner beim Weihnachtssingen 2010 im Stadion an der Alten Försterei, Foto: Stefanie Fiebrig
Zwei Unioner beim Weihnachtssingen 2010 im Stadion an der Alten Försterei, Foto: Stefanie Fiebrig

Noch ganz kurz dazu, wie es dieses Jahr hier weiter geht. Daniel und ich haben uns entschlossen, weiter jeden Tag etwas zu schreiben. Vielleicht übernimmt auch Steffi ein paar Mal. Da es von Union in den nächsten Tagen nicht sooooo viele tagesaktuelle Nachrichten geben wird, schauen wir ein bisschen auf das Jahr zurück und schweifen auch sonst ein bisschen ab. Und mit Robert schauen wir gemeinsam zwischen den Jahren mal in den Maschinenraum. Da braucht es vielleicht mal einen neuen Anstrich.

22 Kommentare zu “Das Beinahe-Märchen von Michael Parensen

  1. Änne Troester

    Mein schönster Moment 2019: ganz eindeutig mit den Freunden auf dem Rasen den Aufstieg zu feiern. Pure Freude.

  2. Mein schönster Moment geht ein paar Stunden und das so: 27.05.2019 so zwischen 22:15 und 22:30, ich im Container beim Getränke verkaufen, mein Sohn Robert mit bestem Freund im Sektor 3, irgendwann kam keiner mehr kaufen und wir 2, manchmal auch 3, stehen an den Wellenbrecher gelehnt, schauen uns an und sagen wie aus einem Mund: Diesen einmaligen Moment wird uns keiner nehmen können und auch nie etwas ersetzen können: UNSER erster Aufstieg, dann verschwindet er in den Innenraum, um Micha Parensen beim Publikumstauchen zu helfen. Ich hatte so um 01 Uhr Feierabend und er hat am Tor auf mich erwartet. Halb 2 waren wir auf meinem Balkon und dann konnte auch ich feiern. So sehr ich dann später auch die Aufstiegsfeier genossen habe: Ich glaube, die war vor allem für die Mannschaft!
    Mein schönster Moment war 2 Tage eher!!!
    P.S. …und wenn wir beide Losglück haben, gehen wir zusammen zum Fußball (bisher 2x)

  3. Guten Morgen, natürlich war es die unvergessene Nacht nach dem Stuggi-Spiel! Vor allem auch weil ich viel später das fehlende „Rasenstück“ bei „google“ entdeckt habe!
    Vielen Dank für die täglichen „Einstimmungen“!
    Euch und euren Familien wünsche ich ein „Frohes Fest“!
    Viele Grüße!
    u.n.v.e.u.

  4. Highlight Nr. 1: Natürlich der Abfiff der Relegation und alles was danach kam.

    Highlight Nr. 2: Der niedlichste Platzsturm der Welt und das Auslaufen nach dem Testspiel gegen Lichtenberg :-)

    … Und natürlich jedes Mal, wenn man im Losverfahren, auf dem Zweitmarkt oder durch Freunde ein Ticket ergattert.

  5. 1. Der Platzsturm über den Zaun in der AF und meine schönstes Geburtstagsgeschenk ever am 27. Mai 2019
    2. Der Platzsturm über den Zaun in Karl-Marx-Stadt und jetzt mein zweitschönstes Geburtstagsgeschenk am 28. Mai 1988

  6. Ich verstehe die Argumentation bezüglich des VAR. Gleichzeitig haben wir jetzt in 3 der letzten 4 Spiele ein spielentscheidendes Gegentor in Unterzahl nach mindestens fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen bekommen. Auf Schalke Schloterbeck draußen, gegen Hoffenheim liegt Andrich und der Schiri reagiert nicht und jetzt Hübner mit der Faust im Gesicht verletzt. Das ist schon bitter. Und gleichzeitig geht es mir wie fast allen – ich grinse immer noch über 1. Liga, 20 Punkte und …. EU

  7. Der Moment des Jahres? Vermutlich sogar noch das Spiel in Bochum – dieses Auf und Ab in einer roten Wand, das Leiden, Hoffen, Bangen, gemeinsam Jubeln und gemeinsam fassungslos sein – dit is doch Union, wa? Mit seinen Freunden im Block stehen und unter Strom stehend in einem Film zu sein und erst Stunden später – feuchtfröhlich – sich dessen bewusst zu werden, welche Emotionen einem da zu Teil worden.

    Ansonsten natürlich der Aufstieg, aber auf dem Rasen? Nein! Im Block, da wo man seit Jahren steht, mit den Leuten wie seit Jahren, in den Armen von langjährigen Wegbegleitern, die über 10-15 Jahre zu mehr als nur Fußballkumpels wurden. Kaum einer von uns hat den Rasen an diesem Abend betreten – das brauchte es nicht. Im Block zu feiern, zu singen, zu tanzen und zu weinen, dem Vater danke zu sagen, dass er einen zu Union gebracht hat und dem einen oder anderen roten Licht zuzuschauen.

    Der Sieg gegen Dortmund mit unfassbarer Atmosphäre und unglaublich viel Hingabe. Angekommen in der besten Liga Deutschlands. Nicht mehr SD Croatia, Dresdner SC oder Falkensee-Finkenkrug, nicht mal mehr Sandhausen oder Heidenheim (für den Moment zumindest) – surreal, aber geil.

  8. Jörg Braun

    Also nach dem Moment des Abpfiffs des zweiten Relegationsspiels natürlich:

    Die letzten Minuten des Spiels in Bochum. Dieses Anrennen, dieses Anschreien. Auch wenn es da noch nicht gereicht hat, das war der Wahnsinn.

    Und das Wechselbad der Gefühle in München. Heftige Überforderung und emotionale Abwehr gegen die Größe der Bayern-Spielstätte. Und dann aber heulend vor Glück beim Einlaufen der Spieler kapieren, dass das jetzt ein reguläres Bundesligaspiel ist. Und dann noch eins, in dem Union beeindruckend gekämpft und Polter getroffen hat. Wahnsinn.

  9. Eine Stunde nach Anpfiff gegen Stuttgart. In diesem Gang zwischen Sektor 2&3, wo die Fliesen hängen zum Gedächtnis der Verstorbenen. Und wo die, die noch da sind, weinend feierten mit denen, die nicht mehr da waren

  10. Was Parensen sagt!
    https://www.sportschau.de/fussball/bundesliga/spieltag/audio-unions-parensen-uns-haben-die-kraefte-verlassen–100.html

    * 1988 habe ich übrigens erwähnt, weil mir dieser Moment durch den Kopf ging, als ich micht entschied, den Zaun zu entern ).

  11. Der schönste Moment ist der Platzsturm. Wenn ich den Ausklammern gibt es für mich einen emotionalsten Moment. Als wir die Hymne gegen Leipzig gesungen haben.
    Ich hatte meinen Vater auf einem Banner mit im Stadion. Da er gehbehindert war, war er lange nicht mehr im Stadion. Die Verbundenheit zum Verein ist durch familiäre Bände jedoch sehr groß. Er hat den Aufstieg im Krankenhaus verbracht. Die Besuche bei ihm in der Zeit waren schon sehr Emotional. Das Gefühlschaos über die Freude mit Union und den Schmerz meines Vaters ist die Achterbahn meines Lebens. Es sollte dann auch so sein, dass er den Anpfiff zur 1. BL nicht mehr erlebte. Da es aber wirklich GEILE Leute (Danke FC Union, Cvier, Ideengeber) gibt, konnte ich meinen Vater beim ersten Spiel in den Händen halten. Die Emotionen spielen bei den Gedanken immer noch verrückt und das Beste, mein Vater (und viele liebe andere Unioner) werden durch die Zuschauerzahl vom Ersten Bundesliga Spiel des 1. FC Union Berlin für immer in den Geschichtsbüchern stehen.

    Danke auch an Euch, die ihr so viel Einsatz zeigt. Ihr macht die beste „Presseschau“ die es zu Union gibt. Ich wünsche euch schöne Feiertage und einen tollen Start ins neue Jahr.

    Mit feuchten Augen sende ich Eiserne Grüße an alle. Kommt alle gut ins neue Jahr
    Kleinkeul

  12. Ich habe zwei Momente, abgesehen von 22:28. Der erste Moment hat dem 27.5. zu tun, mittlerweile ist es der 28.5., irgendwas um 2:00 Uhr herum. Ich laufe erschöpft nach hause. In der Seitenstraße von meiner Straße wohnt ein Mann, mit dem ich mich seit zwanzig Jahren kopfnickend grüße. Ich laufe also an seinem Balkon vorbei und der Typ ruft runter: „Dit ham wa richtich jut gemacht.“

    Der zweite Moment ist die „Endlich dabei“- Aktion. Wann immer ich Bilder davon sehe, bekommen meinen Augen einen sehr eigenen Glanz. Das fasst mich immer wieder sehr an.

  13. Für mich gibt es persönlich 2 zusammen hängende Momente.
    Ich bin das erste Mal mit meinem Kleinen alleine im Stadion gegen Heidenheim.
    Gikiwiecz mit vorne, Union ist All In. Gikiwiecz Torwarttior….
    Aufstiegsfeier vorm Rathaus Selfie mit meinem Jungen auf dem Schultern im Torwarttrikot mit Rafa.
    Ich heul gleich wieder…..

    Und dann die Gänsehaut, erstmalig unsere Hymne in der Bundesliga.

    U.N.V.E.U

  14. Das ist eine Kette von Gefühlen. Union meist nur auswärts Punkten liegen lassen sehen. Dann ein inneres Gefühl von das packen die doch noch und dann über wackel WLAN in einer Fewo in Bayern diesen Schlusspfiff mitzubekommen war und ist grandios.

    Und zwanzig fuqing Punkte in Liga 1 – alles gut alles schön alles noch drin!

  15. Der erinnerungsträchtigste Moment war tatsächlich das Relegationsspiel, aber nicht der Platzsturm sondern die Minuten und Sekunden vor dem Abpfiff. Ich war bis aufs Unerträglichste angespannt, gefühlt kurz vorm Zerreißen und zu keiner wirklichen Emotion fähig. Die Sekunde des Abpfiffes war dann eine dieser Sekunden, die eine Ewigkeit dauern…der Moment zwischen dem Lösen der Anspannung und der Explosion der Freude, alles wie in einer unwirklich langen Zeitlupe. Und der Rest ist Geschichte…

  16. der unionischste – und vielleicht sogar der überhaupt schönste – moment meines jahres war der inbrünstig laute, trotzige, eisern-stolze gesang bis 23 minuten nach abfiff des sportlich chancenlos mit 0-4 verlorene bundesliga-auftaktspiels gegen dieses unsägliche, mächtige, widerwärtige fußballprodukt.

    eines der bewegendsten union-erlebnisse in den 42 jahren meines unionerseins überhaupt

  17. Das Spiel in Stuttgart und vor allen die Zeit nach dem 2:2, als es wirklich fassbar wurde, dass der Traum von der Bundesliga am nächsten Montag real werden könnte. Wir waren so laut. Das 2:3 lag in der Lzft… Es war so aufregend. „Die erste Bundesliga ist für uns zum Greifen nah…“ schallte durch das Stadion. Bin meiner Chefin unendlich dankbar, dass sie erkannt hat, wie wichtig mir das war und ich spontan problemlos zwei Tage im Büro fehlen durfte. Diesen Ausflug nach Stuttgart werde ich nie vergessen.

  18. 27. Mai 2019 in der AF. Abpfiff. Mein Grosser steht mit seinem Freund unten am Tor. Ich komme von hinten, nach heftiger Kussumarmung quer durch meine AF-Bezugsgruppe drei Stufen höher.
    „Los Jungs, Platzsturm, das gibts nicht oft im Leben! Wahnsinn!!“
    „Wie jetzt?“
    „Kletter da hoch, übern Zaun, JETZT!“
    (ungläubiges gucken)
    Egal, Räuberleiter – hochgeschoben und irgendwie drübergewuppt. Der Junge hängt grade mit einem Bein über Tor 6 als der (liebste) Ordner (der Welt, weil er immer einen Blick für die Kinder hat und so angenehm undogmatisch ist) endlich das Tor öffnete, womit erstens ich mit zwei Dutzend anderen Menschen wie der Korken einer geschüttelten Champagnerflasche über die Videobande ploppte, und zweitens mein Junge oben auf dem Tor mit einem elegalanten 90°-Drehmoment in den Innenraum befördert wird.

    Es war nun nicht einfach die beiden 12-jährigen im Blick zu behalten, plötzlich mit Marvin Friedrich in einer Menschentraube, dann den Bengalo-haltenden Gogia umtanzt, nebenbei im Zickzacklauf übern Platz Abdullahi erfasst und umarmt (und vergessen ihm das Trikot abzuschwatzen, er wirkte aber selber sowas von baff erstaunt als wäre er nur zufällig da reingeraten :-).
    Dann sind die Jungs Richtung Spielereingang gelaufen, als direkt vor ihnen das Gitter aufgestellt wurde (mit einer sehr guten Lupe auf dem Cover des Aufstiegsbuches eindeutig zu erkennen ;-). Ich 2-3 Reihen dahinter. Dann „Papa, kannst Du das mal halten“ und mein Grosser drückt mir Prömels Fussballschuhe in die Hand, sein Freund hat von einem Spieler den Spielball erhalten (also einen davon)!

    Einschub: Plötzlich eine piepsende Stimme neben mir: „Hilfe, lasst mich durch, bittebitte“. Ich drehe mich um, eine fürs Stadion eher untypisch gekleidete und leicht überschminkte junge blonde Dame ruft in scheinbar leise ansteigender Panik: „Hilfe, lasst mich durch, ich muss da hinten hin – ICH BIN EINE SPIELERFRAU!“ (Spoiler: Sie wurde durchgelassen und hat es überlebt :-)

    Irgendwann dreht sich der Freund meines Sohnes um: „Hast Du meine Jacke mitgenommen? Da war mein Handy drin.“ – „!!!“ – „Ja Papa, meine Jacke hab ich auch im Block gelassen (ohne Handy)“ – „!!11! Also echt, ihr Hupen!“ (aber mit sanftmütiger Nachsicht, es ist ja deren erster Platzsturm, und ich hab die ja in der Tat etwas ungeduldig am Gitter animiert da drüberzuklettern).
    Es muss gegen Mitternacht gewesen sein als wir zurück im Block natürlich keine Jacken mehr fanden. Anruf beim Papa des Freundes meines Sohnes, der auch irgendwo herumtanzte. Als der ankam erstmal Gratulationsumarmungen, dann mit tadelndem Blick angesetzt zu einem ‚Wieso hast Du denn die Jacke…‘, aber sich selbst unterbrechend: „Was ist denn DAS?“- „Der Spielball“ – „Aldaaaa!! Wie geil!! Vergiss das Handy!!“.

    Aber es geht noch weiter: Das Handy wurde per Ortungsfunktion schon irgendwo in Oberschöneweide getrackt. Anrufe/SMS wurden nicht erwiedert. Das Haus, in dem es nun lag war zwar verortet, aber natürlich keine Chance da nun alle Wohnungen zu durchsuchen. Am nächsten Tag – die Jungs hatten „wegen akuter Heiserkeit“ schulfrei – konnten wir das Handy an einer Autowaschanlage orten, meine Frau da also schnell hin und auch gleich den richtigen Kandidaten gefunden. Mit der goldenen Brücke „danke, dass Du die Jacke und das Handy gesichert hast! Es ist doch toll wie Unioner zusammenhalten und aufeinander achten“ blieb ihm keine andere Möglichkeit als dem zuzustimmen und alles zurückzugeben.

    Die Jungs erhielten die gute Nachricht als sie vom Mittagsbummel durchs Forum zurückkamen, wo sie Trimmel getroffen und ihm gratuliert hatten, der so: „Müsst ihr nicht in die Schule?“ – „nee, wir haben schulfrei bekommen *grinsen*“ – „Cool! Wollt ihr mit mir ein Selfie machen?“.
    Und dann klingelte es an der Haustür, die Dame von UPS stand da: „Ist das Eure Jacke?“ – „Ja!?! Wo kommt die denn her“ – „Ich war gestern auch im Stadion und hab die gefunden, in der Tasche steckte noch die Print@Home Karte mit der Adresse. Da dachte ich, ich bring Euch die einfach vorbei“.

    KannsteDirNichtAusdenken! In Köpenick kann man seine Sachen auch einfach hinter sich werfen, es findet alles wieder zurück ;-)

    U.N.V.E.U. !

  19. Ich hatte mich gestern zunächst über Nadine gewundert als sie sagte, ihr Union-Moment des Jahres sei das 2:2 in Bochum gewesen. Doch sie hat absolut recht.
    Es war neben dem Schlusspfiff und dem Platzsturm nach dem Relegationsrückspiel auch mein intensivstes Union-Erlebnis des Jahres, vielleicht sogar das Intensivste überhaupt. Nach dem Anschlusstor für uns bis zum Schlusspfiff hatte ich das Gefühl, mich zerreißt es innerlich und ich hatte harte körperliche Schmerzen. Die gesamte Rückfahrt im V.I.R.U.S.-Sonderzug habe ich keinen Ton mehr von mir geben können. Die Batterie war einfach vollkommen runter.

  20. Ich konnte bei den Relegationsspielen nicht dabei sein, so ist die Aufstiegsfeier für mich der große Union-Moment 2019: In ganz inniger, tiefer Freude ungläubig umherschweifen, mir – innerlich tief angefasst – mal alle Plätze im Stadion anschauen, Freunde und Bekannte treffen… das war ein sehr sehr sehr schöner Abend!
    Gefolgt von…
    – … den endlosen Gesängen nach dem herben Dämpfer gegen Leipzig. Das war großartig und machte mich stolz, dazu zu gehören!
    – … dem Sieg gegen Dortmund – drei Tore, und jedes einzelne wurde ungläubig zur Kenntnis genommen und wie wahnsinnig bejubelt. Auf dem Rückweg mit dem Fahrrad in Lichtenberg und Friedrichshain von wildfremden Menschen mit Gratulationen angesprochen worden.

    Insgesamt ist es absolut großartig, alles so intensiv miterleben zu können:
    das erste Tor in der Bundesliga. Der erste Punkt. Der erste Sieg! Der erste Auswärtssieg! Und zu sehen, dass die Mannschaft – eingestellt durch einen herausragenden Trainer – immer stärker wurde und schließlich voll in der Bundesliga angekommen ist.
    Wie auch immer diese Saison ausgehen wird – es ist eine großartige, wahnsinnig intensive Zeit, an der ich sehr sehr große Freude habe!

  21. … und auch wenn mir wirklich scheißegal ist, wo Hertha steht, ist der „Stadtmeister“-Song der Song der Stunde! :)

  22. Es ist so schwer einen einzelnen schönsten Union-Moment zu finden, dass ich dann doch die ganzen Tage vom 19.05. in Bochum bis zur Aufstiegsfeier am 29. Mai insgesamt nehmen muss. Und da zählt so viel mit rein: Das Hoffen und Bangen in Bochum, als wir erfahren, dass Paderborn in Dresden hinten liegt. Das 2:2, bei dem zum ersten Mal in diesen Tagen alles komplett eskaliert (ich hab zum ersten Mal mein Bier komplett weggeworfen).
    Die kurze Enttäuschung nach Abpfiff, die dann sofort ertränkt wird mit der trotzigen Reaktion 10 Minuten nach Abpfiff in Bochum eine Fahrkarte nach Berlin zum Relegations-Rückspiel zu kaufen, ohne zu wissen, ob wir überhaupt Tickets bekommen werden.
    Den Montag drauf dann noch die Übersprungshandlung auch noch Tickets für Suttgart zu kaufen.
    Fahrt nach Stuttgart, Sitzen im Biergarten, lauter Unioner um einen rum, zum ersten Mal war ich komplett ohne Bezugsgruppe in ’nem Stadion, aber nach dem 1:1 und dem 2:2 war es als würde man jeden neben sich schon Jahrzehnte lang kennen. Ich bin noch in der Nacht mit Regionalzügen zurück nach Frankfurt gefahren, musste dabei 2 Stunden Nachts in Karlsruhe rumsitzen und warten, und hatte trotzdem die ganze Zeit einfach nur ein zufriedenes Grinsen im Gesicht.
    Ein paar Tage später Fahrt nach Berlin, der Weg zum Stadion, alle Unioner noch ein letztes Mal in der Saison sehen, Anpfiff… 90+6 Minuten totale Anspannung… und dann dieser Schlusspfiff und alles was danach kam. Wie hier schon mehrere geschrieben haben: Das kann uns niemand mehr nehmen.
    Die Aufstiegsfeier 2 Tage später rundet diese ganzen verrückten Tage ab, und nie gab es einen schöneren Bootskorso über die Spree.
    Der „neutrale Beobachter“ würde nüchtern betrachtet sagen, dass ich in der guten Woche einfach ziemlich viel Geld ausgegeben habe um mir 3 Fußballspiele anzuschauen, die alle unentschieden ausgegangen sind, und mich dann vielleicht für verrückt erklären. Aber der „neutrale Beobachter“ hat’s dann halt auch nicht verstanden… wir gehen nicht zum Fußball, wir gehen zu Union.

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