Blog Eiserne Ketten

Ein Spiel von kleinen Fehlern

Der 1. FC Union verliert zuhause gegen Eintracht Frankfurt – weil das Spiel taktisch ordentlich, aber individuell nicht ganz gut genug ist.

1. FC Union Robert Andrich
Fussball, Herren, Saison 2019/2020, 1. Bundesliga (6. Spieltag), 1. FC Union Berlin – Eintracht Frankfurt, Robert Andrich (1. FC Union), 27.09. 2019, Foto: Matthias Koch

Urs Fischer reagierte mit einigen Umstellungen auf das schwächere Spiel in Leverkusen. Dazu gehörten auch ein paar personelle Wechsel: Subotic kam nach Sperre zurück in die Mannschaft, Reichel vertrat den angeschlagenen Lenz. Und Gogia bekam eine Chance von Beginn an zu spielen, die von seinem Kreuzbandriss jäh beendet wurde.

Aber vor allem änderte sich das System einmal wieder: Union spielte mit Schmiedebach im Mittelfeld wieder im 433, das man aus der letzten Saison kannte.

Die Aufstellungen zu Beginn: Akaki Gogia und Manuel Schmiedebach in der Startelf

Dagegen spielte die Eintracht aus Frankfurt in einem 352, dessen Verteidigung sich aber immer wieder auch wie eine Viererkette verhielt. Dazu rückte dann entweder Gelson Fernandes zurück in die Abwehr und rückten Martin Hinteregger und Almamy Touré nach außen, oder fiel Erik Durm in eine Rechtsverteidiger-Rolle zurück.

Interessant war in der ersten Halbzeit vor allem die grundsätzliche Dynamik des Spiels: Union war die aktivere Mannschaft, Frankfurt reagierte eher. So hatte Urs Fischers Team auch strukturell mehr Ballbesitz, auch wenn es diesen mit nicht sehr Ballbesitz-orientierten Mitteln (den bekannten langen Bällen) nutzte. So zeigen auch die Graphiken von Between the Posts, wie direkt der Ansatz beider Teams war, und das Union damit durchaus zu Zusammenspiel zwischen den Offensivspielern kam.

Christian Gentner als Zehnter

Zum Formationswechsel von Union gehörte auch eine neue Aufgabenverteilung im Mittelfeld. Da spielte mit Manuel Schmiedebach der einzige echte Sechser im Kader auf genau dieser Position, agierte Robert Andrich als Achter und besetzte Christian Gentner die Zehner-Position.

Dabei war schon in der Anfangsphase zu sehen, welche Situationen Union damit herbeiführen wollte: Gentner hatte zwei Szenen, in denen er mit Läufen aus dem Mittelfeld in die Spitze durchstieß. Dem Ausgang dieser Situationen konnte man aber auch ansehen, was die Probleme damit waren: Gentner fehlte letztlich schlicht die Dynamik, solche ihm eigentlich gut liegenden Situationen effizient zu nutzen.

Von diesen Vorstößen abgesehen war aber weniger klar, was Gentners Rolle sein sollte: er war zwar recht oft am Ball, aber spielte im eigentlichen Zehnerraum kaum Pässe (nur einmal legte er dort Andrich einen Fernschuss auf).

Christian Gentner Union
Christian Gentner spielte auf der Zehn, Photo: Matze Koch

Es wäre aber eben auch falsch, ihn damit im Kontext der Mannschaft heraus zu stellen. Denn individuell besonders auffällig war darin niemand – aber alle waren daran beteiligt, dass Union mit einer aggressiven Spielweise in der ersten Halbzeit mindestens gleichwertig im Spiel war.

Und es waren zwar kleine individuelle Ungenauigkeiten, an denen es lag, dass viele der Offensivmomente von Union ins Stocken und nicht zu Abschlüssen kamen. Diese individuellen Mängel an Präzision waren aber auch nicht auf bestimmte Spieler beschränkt.

Defensive Anfälligkeit

Frankfurt hatte zwar nicht allzu viele Chancen. Aber eben auch genug, um nicht unverdient zu zwei Toren zu kommen. Und das gesamte Spiel über wirkte die Eintracht latent viel gefährlicher als Union. Das lag zum einen daran, dass Unions kleine Fehler zu Kontern (wie beim 0-2) führten. Aber auch daran, dass Frankfurt in einigen eins-gegen-eins Duellen deutliche Vorteile hatte. Trotz einiger guter Rettungsaktionen von Christopher Trimmel gehörte dazu auch seine Konfrontation mit dem sehr hoch spielenden Filip Kosti?.

Vielleicht doch Ballbesitz

Dass Union schließlich ausgerechnet nach einer ein-minütigen Ballbesitzsequenz mit 18 Pässen ein Tor schoss, lag sicher auch und vor allem am Spielstand und den Notwendigkeiten für beide Mannschaften, zu agieren. Es zeigte aber (obwohl auch da einer der Pässe ein Flugball von Marvin Friedrich auf Sebastian Andersson war) auch, dass Union diese Mittel eben doch auch hat und nutzen kann. Gerade, wenn die direkteren Angriffsmittel verlässlich nicht funktionieren. Das galt am Freitagabend etwa für Flugbälle auf Gogia, auf die sich die Eintracht mit Hinteregger gut einstellen konnte.

6 Kommentare zu “Ein Spiel von kleinen Fehlern

  1. Ich denke doch, dass Union nicht mit 12 Mann gespielt hat, wie in der Grafik dargestellt.
    Falls doch war es sehr gut getarnt, aber nicht sehr effektiv ;)

  2. Was mir auffällt ist das wir offenbar nicht die spielerische Qualität haben. Wir können zwar mit unseren Mitteln oft gut mithalten aber im Endeffekt fehlen unseren Spielern einfach die technischen Fähigkeiten. Es fehlt Geschwindigkeit mit Ball, Pässe sind viel zu oft ungenau und sobald sie etwas schärfer gespielt sind kommen sie in den Rücken oder halb hoch beim Mitspieler an und sind somit schwer zu verarbeiten, Bälle springen zu weit weg und so eine genaue Flanke wie die zum 0:2 hab ich bei uns sehr selten gesehen. Ich hab eigentlich nur die Hoffnung das sich so ein großer kämpferischer Einsatz wie gestern gegen schwächere Gegner auszahlt und wir uns genug Punkte zusammen kratzen können das es am Ende reicht.

    Eiserne Grüße

  3. Linksanwalt

    ich werde das mulmige Gefühl nicht los, wenn ich an den 26.10. denke…

  4. […] Anteil der langen und kurzen Bälle innerhalb von Unions Spiel war nicht sehr anders als etwa gegen Frankfurt. Aber Union war am Ball in vielen Momenten viel konstruktiver und mit seinen flachen Pässen mehr […]

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