Blog State of the Union

Union ist defensiv wieder Union

Können wir uns über den 1:0-Sieg des 1. FC Union Berlin über den VfL Wolfsburg unfassbar freuen und gleichzeitig sagen, dass das Team von Trainer Nenad Bjelica weiterhin große Defizite zeigt? Ist es möglich den Wert dieser 3 Punkte herauszustellen, ohne damit zu sagen, dass nun alles wieder gut sei? Genau zwischen diesen beiden Polen befinde ich mich. Wer im Stadion neben mir stand, wird gleichzeitig mein Jubeln und mein Kopfschütteln wahrgenommen haben. Wenn man Meckerenergie in Strom umwandeln könnte, so hätte ich alleine dafür gesorgt, dass das Flutlicht strahlt.

Andras Schäfer zeigt es an: Union hat ein Tor geschossen, Maxi Arnolds Gesicht zeigt, wie viele Treffer Wolfsburg erzielt hat, Foto: Sebastian Räppold / Matthias Koch

Aber fangen wir mit dem Positiven an. Es ist unfassbar, wie Union am Ende Wolfsburg kaputtgelaufen hat. Und das im dritten Spiel in sechs Tagen. Als Benedict Hollerbach kurz vor der 70. Minute nach einem langen Sprint anzeigte, er müsse ausgewechselt werden, habe ich das sehr gefühlt. Und mich gefreut, wie er aus dieser aussichtslosen Situation tatsächlich noch eine Ecke herausgeholt hatte. Ob er sich darüber genauso freute, lässt sich schwer beurteilen. Denn der Angreifer stand noch länger mit den Händen auf den Knien vornüber gebeugt und versuchte, Luft zu bekommen.

Fast 130 Kilometer hat das Team von Nenad Bjelica gestern abgespult. Das ist wirklich sagenhaft. Die Wolfsburger Spieler konnten laufen, wohin sie wollten, ein Unioner war schon da. Häufig wird beschrieben, wie hoch die Frustrationstoleranz einer defensiver agierenden Mannschaft sein muss, weil sie ständig läuft, ohne den Ball zu haben. Doch Wolfsburg musste einsehen, dass die Union-Mannschaft gestern kräftemäßig nicht nachließ. Das war kein sich müde Laufen. Ich kann mir vorstellen, dass das im Gegenzug eher für Frust bei den Gästen gesorgt hat.

Zusätzlich zur Laufstärke kamen die Zweikampfhärte und das Gefühl, das sich mit dem Verlauf des Spiels immer mehr verfestigte: Die Mannschaft kämpft füreinander. Nichts schweißt mehr zusammen, als sich gegen einen stärkeren Gegner zu verteidigen. Kein Lamentieren, kein Meckern, wenn etwas nicht geklappt hat, sondern laufen und wegverteidigen.

Da fügten sich in der zweiten Halbzeit beispielsweise Aissa Laidouni und Brenden Aaronson hervorragend ein. Und mir ging da echt ein Herz auf, als beispielsweise Laidouni nach einer Union-Ecke einem Wolfsburger Konter ablief. Oder als Aaronson alleine Richtung Grundlinie lief und noch eine Ecke herausholte.

Wer nur die zweite Hälfte gesehen hat, muss geglaubt haben, eine Wiederholung aus den vergangenen Jahren gesehen zu haben. Das Team von Nenad Bjelica zeigte im Prinzip Urs-Fischer-Fußball. Sehr pragmatisch, sehr solidarisch und extrem nervig für den Gegner. Alles Attribute, die wir gerne mit einer Union-Mannschaft verbinden, und die nicht alleine mit dem früheren Coach zusammenhängen. Dort haben wir es nur in Perfektion gesehen.

Drei Gründe für Unions Erfolg gegen Wolfsburg

Drei Gründe gab es allerdings, weshalb wir überhaupt diese zweite Halbzeit so haben sehen können. Denn hätte die erste Halbzeit sich so fortgesetzt wie die ersten 25 Minuten, wäre es unwahrscheinlich gewesen, dass wir so hätten jubeln können. Union schwamm gegen eine Wolfsburger Offensive, die ihre Überzahl im Mittelfeld ausspielte, so immer einen Verteidiger aus der Dreierkette rauszog, um dann in den offenen Halbraum zu spielen.

Es war Frederik Rönnows weiter so hervorragenden Form zu verdanken, dass Union das 0:0 halten konnte. Tolle Paraden insgesamt. Und da kann Niko Kovac natürlich anmerken, dass Jonas Wind einmal das Gesicht von Rönnow getroffen hat. Aber ich sage dazu, ganz hervorragendes Torwartspiel von einem Keeper, der in solchen Momenten nicht zu früh runtergeht, sondern sich in Eins-gegen-eins-Momenten sehr groß macht.

Dazu kommt eine starke Strafraumbeherrschung bei den vielen Wolfsburger Flanken und eine sehr gute Ballbeherrschung auch unter Gegnerdruck als Anspielstation für die eigenen Verteidiger. Ich hatte zwar ab und zu leichte Angstzustände, weil ich in manchen Situationen gehofft habe, dass es keinen Platzfehler gibt, der den Ball holpern lässt. Aber Frederik Rönnow hatte alles im Griff. Das war ein wirklich in jederlei Hinsicht perfektes Torwartspiel an diesem Tag. Union kann froh sein, diesen Keeper zu haben. Die Vertragsverlängerung ist auch in dieser Hinsicht ein großes Glück für uns alle.

Wolfsburg flankt, Frederik Rönnow fängt, Foto: Sebastian Räppold / Matthias Koch

Der zweite Grund ist die Umstellung von Nenad Bjelica. Denn während in der ersten Halbzeit die Proteste gegen einen möglichen Investoren-Einstieg losgingen, stellte das Trainerteam das Team um. Fortan baute Union in Vierer-Formation das Spiel auf, um die zahlenmäßige Überzahl von Wolfsburg im Mittelfeld auszugleichen. Diese Viererketten-Umstellung machte es Wolfsburg nicht sofort, aber mit jeder Spielminute schwerer, sich nach vorne zu kombinieren und freie Räume zu finden.

In der 60. Minute änderte Union abermals die Grundaufstellung und wechselte auf das Ein-Stürmer-System. Danach war das Zentrum fast so dicht wie in besten Union-Zeiten und Wolfsburg flankte sich einen Wolf (entschuldigt bitte diesen flachen Witz). 34 Flanken waren es am Ende.

Die dritte Ursache war Effizienz. Aus einem echten Torschuss ein Tor zu erzielen und das auch noch nach einem Standard. Mehr geht wirklich nicht. Danilho Doekhi stand in der Luft wie eine Superheldenfigur, es fehlte nur noch ein Cape. Ich kann mir vorstellen, wie er noch sagte: „Mein Name ist Captain Doekhi. Lassen sie mich durch, ich werde gebraucht.“ Denn anders ist es nicht zu erklären, wie viel Platz ihm Wolfsburgs Defensive gemacht hat. Ecke. Kopfball. Tor. Fußball kann so einfach sein.

Ich verstehe den Unmut von Niko Kovac, dem in der Situation sein Verteidiger Moritz Jenz fehlte. Der stand mit mutmaßlich gebrochener Nase neben dem Trainer. Doch es war tatsächlich alles regelgerecht. Und es lässt tief blicken, wenn ein Coach nach dem Spiel in der Pressekonferenz den Einsatz des VAR fordert, aber eigentlich wissen sollte, dass der tatsächlich dort gar nicht eingreifen darf. Zur Erinnerung: Rote Karte, Tor, Elfmeter und seriously missed incident sind die vier Situationen für VAR. Alles traf hier nicht zu.

Kovac sprach selbst davon, dass es kein Foul an Jenz gewesen sei. Deshalb fällt es mir sogar schwer, hier die Spielfortsetzung mit Eckball in Frage zu stellen. Die war nämlich das Einzige, was man hier hätte anders entscheiden können. Denn dass ein blutender Spieler den Platz verlassen muss, ist klar. Ebenso klar ist, dass für die Behandlung außerhalb des Spielfeldes die Partie nicht unterbrochen wird. Kovacs Ärger ist verständlich, nur hat er nicht klargemacht, was hätte anders laufen sollen.

Alex Kral vertedigte auf rechts nicht immer mit dem besten Timing, aber mit vollstem Einsatz, Foto: Matthias Koch

Offensiv hat Union noch sehr viel Luft nach oben

Nachdem wir uns sehr viel damit beschäftigt haben, was Union gut gemacht hat oder während der Partie verbessert hat, müssen wir uns mit dem Thema beschäftigen, was überhaupt nicht gut lief. Würde ich es kurz machen, dann würde ich sagen: alles mit Ballbesitz.

Das Thema ist nicht neu, aber seit dem Weggang von Kevin Behrens fällt es schlicht noch mehr auf. Es ist wirklich unklar, wie Union Tore schießen will. Es gibt kaum Automatismen in der Vorwärtsbewegung. Alleine auf Hollerbachs Roadrunner-Qualitäten zu setzen, scheint mir leicht zu verteidigen, wenn der Gegner immer zwei Spieler zur Konterabsicherung zurückhält. Einmal im Spiel landet eine weite Flanke von rechts am zweiten Pfosten, wo Robin Gosens reinspringt (war jetzt das dritte Spiel in Folge). Wenn das bei jedem zweiten Spiel klappt, bin ich fein damit. Aber eventuell ist das zu wenig, um Bundesliga-Defensiven vor Probleme zu stellen.

Der eingesprungene Gosens wird sicher bald zum geflügelten Wort, Foto: Sebastian Räppold / Matthias Koch

Lucas Tousart hatte zwei Möglichkeiten gegen Wolfsburg. Das waren die meisten eines Union-Spielers in dieser Partie. Einmal hatte er Pech im Abschluss und beim zweiten Mal brauchte er zu lange und kommt nicht zum Schuss. Die Steil-Klatsch-Kombinationen funktionieren nicht. Es wird weiter häufig in den Fuß und nicht in den Raum gespielt. Hätte Wolfsburg das erste Tor geschossen, wer weiß, ob wir so viel Positives an dieser Partie gefunden hätten. Union ist aktuell sehr darauf angewiesen, dass die Mannschaft kein Gegentor kassiert.

Das wird auf Dauer aber nicht funktionieren. Denn aktuell bekommt Union deutlich weniger Gegentore, als es die gegnerischen Chancen eigentlich vermuten ließen. Auch in diesem Spiel. Wolfsburgs Chancenqualität hätten theoretisch für 1,2 Tore gereicht. Dieser Lauf von Union wird nicht auf Dauer halten. Damit kritisiere ich null die Vorgehensweise des Trainerteams. Es ist auf jeden Fall erst einmal wichtig, die Defensive zu stabilisieren. Und wir sehen die Effekte davon.

Auf dem Waldweg habe ich nach dem Spiel mit Team Taktik von Taktik&Suff (hier schon die neueste Episode zum Anhören) gesprochen, der mich damit beruhigte, dass wir die offensive Entwicklung als Prozess begreifen müssen. Und vielleicht bin ich wirklich zu ungeduldig und sehe vor allem das Potenzial des Kaders, das offensiv wenig bis gar nicht abgerufen wird.

Durch die Englischen Wochen gab es wegen der Nachholspiele aber erstens wenig Zeit zum Trainieren. Und zweitens hat die Mannschaft durch die Bank weg seit einigen Wochen mit Erkrankungen und Sperren zu kämpfen. Das hatte häufig Umstellungen zur Folge. Die führten vor allem defensiv dazu, dass offensive Optionen nicht in Betracht gezogen werden konnten. Das alles dürfte in der Konsequenz auch die Integration von Chris Bedia und Yorbe Vertessen erschwert haben.

Wenn jetzt wieder mehr normal trainiert werden kann, dann hoffe ich, dass wir in den kommenden Wochen vielleicht mehr Automatismen in der Offensive sehen. So lange muss ich mir selbst sagen: Weniger meckern, mehr ertragen.

Das sind Berichte der Berliner Medien zum Spiel:

Kevin Behrens wurde teilweise mit Pfiffen begrüßt, was wahrscheinlich weniger auf den Wechsel nach Wolfsburg als auf die Bemerkung im VfL-Vereinsmedium zurückzuführen war („Wolfsburg ist noch mal ein Stück weit professioneller als Union“).

Ich interpretiere diese Aussage nicht wörtlich und deshalb berührt sie mich auch nicht so stark. In dem Kontext, in dem sie getroffen wurde, nämlich in einem Vereinsmedium direkt nach einem Wechsel, soll sie aus meiner Sicht nur dem neuen Verein gefallen. Das hat nichts mit Union zu tun. Und wenn man Investitionen in den Kader und Ambitionen beider Clubs vergleicht, dann sollte man Kevin Behrens diese Aussage zugestehen, ohne dass einem selbst gleich das Union-Tattoo von der Haut fällt.

„Tennisbälle sind kein Verbrechen“

Die Proteste gegen den Verkauf von Anteilen an einen Investor bestimmen weiter das Bild der Bundesliga-Spieltage. Die längste Unterbrechung gab es bei Union. Ich bin beeindruckt davon, wie gut kalkuliert diese Proteste durchgeführt werden. Mit dem Fadenkreuz-Plakat und entsprechendem Transparent der Hannover-Fans wurde beispielsweise der Referee gezwungen, den Stufenplan des DFB zu verfolgen.

Bei Union gegen Wolfsburg wurde von beiden Fanlagern so lange geworfen, bis der Referee Stadionsprecher und Kapitäne kommunizieren ließ, dass bei der nächsten Unterbrechung abgebrochen wird. Wer glaubt, das Spiel hätte vor dem Abbruch gestanden, missinterpretiert die Situation. Die Proteste sollten bis zu diesem Punkt führen. Das waren keine emotionalen Ausbrüche. Denn sonst hätte man befürchten müssen, das irgendwer sicher wieder einen Tennisball werfen würde. Doch genau das ist nicht passiert.

Fußballtennis kann bald mit kleineren Bällen gespielt werden, Foto: Matthias Koch

Die Proteste der Fanszenen (gerne nur als Ultra-Proteste bezeichnet, um sie als kleiner darzustellen als sie sind) sind auf den größten Effekt aus. Und damit reihen sie sich in aktuelle Protestformen ein, die mit wenig Mitteln den größten Effekt erzielen wollen. Sich auf der Straße festkleben, kostet wenig und benötigt wenige Personen. Sichert aber größtmögliche Aufmerksamkeit. Ebenso das Ansprühen von Symbolen. Gleiches gilt für Traktoren, die Straßen blockieren. Dazu braucht es nicht viele Leute.

Tennisbälle werfen während eines Bundesliga-Spiels? Dafür reichen 10 bis 15 Personen je Fanszene. Die Aufmerksamkeit ist ihnen sicher. Die Bild am Sonntag gönnt ihnen heute eine Doppelseite. Kommentatoren müssen Unterbrechungen überbrücken und die Proteste einordnen. Zeitlich feinabgestimmte Bundesliga-Konferenzen mit anschließendem Top-Spiel kommen durcheinander. Klar kann man nur mit Bannern protestieren und Mahnwachen abhalten oder sich in nichtsbringende Gespräche mit der DFL-Geschäftsführung verwickeln lassen. Aber all das bringt nicht die Öffentlichkeit und damit die Aufmerksamkeit für das Thema DFL-Investor.

Die Antwort auf das Gesprächsangebot der DFL, Foto: Sebastian Räppold / Matthias Koch

Wie man das inhaltlich bewertet, sei jeder Person unbenommen. Aber wir müssen sachlich feststellen, dass diese Protestform die bisher friedlichste und effektivste ist, die Fanszenen entwickelt haben. Das macht es für die DFL-Geschäftsführung und ihre Unterstützer so schwierig, diesen Protest zu brandmarken und die Protestierenden als Chaoten zu bezeichnen. Deshalb kam überhaupt das Gesprächsangebot, was der Klassiker in einer Krisenkommunikation ist, um dem Protest die Öffentlichkeit zu entziehen und den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Das Ziel des Protestes ist aber die transparente Neuabstimmung über den DFL-Investor, so dass jeglicher Verdacht ausgeräumt wird, hier wäre die 50+1-Regel unterlaufen worden.

Die Medienberichterstattung zu den Fanprotesten

Der nächste State of the Union erscheint am Dienstag. Unsere Podcast-Episode zum Spiel erscheint Sonntagabend.

29 Kommentare zu “Union ist defensiv wieder Union

  1. Eine aus meiner Sicht auf den Punkt gebrachte sehr gute Zusammenfassung des Spiels und der Protestaktion.
    21 Punkte!!! Egal!

    Auch in meinem Umfeld auf der Gegengerade gab es ob des Protestes missgelaunte Unioner. Die für mich wahrnehmbare Mehrheit ( bis kurz vor dem Anzeigehäuschen) steht jedoch teils aus tiefster Überzeugung als auch entspannter Haltung dazu. Es scheint tatsächlich unter den Stadiongängern einen breiten Konsens zu geben.
    Einen realen Spielabbruch wird es wohl zudem lange nicht geben. Die Hürden sind einfach zu hoch. Denn zum einen braucht es dafür die Zustimmung der Polizei, welche regelmäßig die Eskalation des vorher friedlichen Protests fürchtet, sowie zum anderen die überragenden ( und kräftig zahlenden) TV Sender. Das überlebt sportlich weder ein Schiedsrichter noch die DFL auf Dauer wirtschaftlich.

    Mir erstmal egal, ich muss meinen Sonnenbrand von gestern pflegen…
    Eisern!

  2. Tolle Einordnung, Seb! Vor allem zu den Protesten. :)

    Um noch einmal auf die Spiele der vergangenen Woche zu kommen: Was mir ein richtig gutes Gefühl gibt, ist, dass Union wieder Mentalität zeigt. Andras ist, nicht nur wegen des Turbans, ein klasse Beispiel und ich bete, dass er fit und uns noch lange erhalten bleibt. Auch Hollerbach, Aissa (nach schwachem Spiel gegen Mainz!), Gosens sowieso und immer, und sogar Freddy im Tor strahlen „Mit aller Gewalt Klassenerhalt“ förmlich aus. Das ist Union!

    Beim Angriffspunkt bin ich total bei dir, auch aber bei der Argumentation nach dem Spiel: Was wir in all dem Trubel der Saison manchmal vergessen, ist, dass Union sich gerade, mitten im Abstiegskampf und trotz einiger Nebenschauplätze (aka Sané-Schelle) gänzlich neu erfindet. Da sind solche Siege wie gestern pures Gold, egal wie. Devise muss gerade sein: Klassenerhalt eintüten und dann neue Saison planen.

    Schönen Sonntag euch allen! :)

  3. Kovac meinte, dass es ein Foul von Schäfer gewesen sei.

  4. Dass die Abwehr wieder relativ sicher steht und solidarischer verteidigt wird, kann man nicht von der Hand weisen. Das muss man dem Trainerteam hoch anrechnen. Aber dass nicht gleichzeitig auch ein offensiver Plan entwickelt werden kann, macht mir Bauchschmerzen. Gestern hatte ich das Gefühl, 70 von 95 min wurde der Ball nur hinten rausgebolzt und vorne auf Zufälle gehofft. Das kann doch nicht der Plan sein. Und selbst wenn uns mit Sheraldo ein echter Unterschiedsspieler abhanden gekommen ist, muss es doch Wege geben, sich mit dem vorhandenen Personal mehr als 3 Chancen pro Partie zu erspielen. Das können so ziemlich alle anderen Bundesligisten besser als wir. Und wir sind längst nicht die mit dem nominell schlechtesten Kader.

    • Hämmerlingstr

      Ich schätze der Plan von Nenad war hinten Stabilität zurück zu bekommen. Das brauchst du im Kampf für den Klassenerhalt. Schön spielen ist dann der nächste Schritt. Erst die Basis schaffen und das ist in meinen Augen gelungen.

  5. Das Spiel war zwar nicht so prickelnd, aber die hier dargelegte Analyse kann ich voll teilen. Hoffentlich bleibt die Situation in der Defensive so! Das andere hoffe ich – das liest mal jemand von den DFL-Bossen!!!

  6. Danke für den tollen Artikel! Hab‘ dir ein Teilchen beim Bäcker spendiert. ?

  7. Super auf den Punkt gebracht – Spiel und Proteste.
    BZ Link führt zum Kicker.

  8. Die gestrige Laufleistung würde ich nicht allzu hoch hängen: Hier lief der Zähler während der ganzen Unterbrechungen mit Sicherheit weiter. (Vgl. Bielefeld vs Union, 24. Spieltag, Saison 20/21)

  9. MehlGipsen

    Ich glaube auch das die Hürde tatsächlich so ein Spiel abzubrechen viel höher liegt als die Meisten glauben. Was passiert denn dann, wie wird es gewertet 0:3 für welche Mannschaft (deren Fans den letzten Tennisball geworfen haben – das dürfte anfechtbar sein)? Oder wird das Spiel ohne Zuschauer wiederholt, und wann (mit allen Konsequenzen für die TV Verwertung)? Und das größte Risiko wäre das sich dann die Fanszenen in Deutschland sofort solidarisieren würden und ebenfalls Spielabbrüche provozieren werden. Das ist mit Sicherheit nicht im Interesse von DFB/DFL weil es den Spielbetrieb und die Vermarktung des „Produkts“ Bundesliga schwer beschädigt. Das immer mehr Vereine sich für eine neue transparente Abstimmung über einen DFL Investor aussprechen zeigt doch das der Protest funktioniert und die DFL gerade unter gewaltigem Druck steht. Ich glaube nicht das die das einfach eskalieren lassen, ich vermute die werden das vorerst entschärfen oder vertagen (wie so häufig) um erstmal Zeit zu gewinnen und irgendwann wieder einen neuen Anlauf zu nehmen (Sommerpause?).

    • Gorilla_im_Nebel

      Das Thema kann nicht „vertagt“ werden wegen der bevorstehenden Rechteausschreibung. Bleibt spannend.

  10. Über die Berechtigung ziviler, friedlicher Proteste müssen wir wohl auch im Falle unseres Fanprotestes nicht diskutieren. Wenn dann aber noch ein Bällchen und noch ein Bällchen geworfen wird, selbst dann, wenn der eigene Mannschaftskapitän (wie in Mainz passiert) darum bittet, den Protest zu beenden, geriert das ganze zur Selbstdarstellungsposse Einzelner.
    Abgesehen davon habe ich Bauchschmerzen, quasi Schulter an Schulter mit dem Konzernverein zu protestieren, demnächst vielleicht mit dem Getränkekombinat. Aber gut, aus Erfahrung weiß ich, dass man sich die Mitdemonstrierenden nicht immer aussuchen kann.
    „Das Ansprühen von Symbolen“ ist in erster Linie Sachbeschädigung.

    • Hämmerlingstr.

      @grübel Oh nein, ein Multimillionär der in x Jahren eh Fußball/vereins-Geschichte ist, kann seinen Job nicht ausüben und wird daran gehindert Fußball zu spielen.
      Da kann die ganze Mannschaft meckern und bitten. Der Protest ist viel wichtiger, als die Befindlichkeiten eines oder mehrerer Spieler, die am Ende ein Teil des Problems sind. Mit ihren exorbitanten Gehältern und ihren Beratern.

  11. bratwurstunioner

    dass uns automatismen aus der torflaute führen, glaube ich nicht, denn es waren automatismen, die unser spiel so durchschaubar gemacht haben. klar sollte man wissen, wo sich der mitspieler befindet und seinen laufweg kennen. wesentlich wichtiger scheint mir, das selbstvertrauen zu entwickeln/wiederzuentdecken, nach vorne zu spielen, um überhaupt torgefahr zu erzeugen. hollerbach, vertessen und aaronson sollten sich ihre skills für zweikämpfe im letzten drittel aufheben und sich nicht komplett übers gesamte spielfeld verausgaben. zum glück ist danilho wieder zurück und wir haben wenigstens einen riesen bei standards. gosens, volland, haberer sind leute, die aus der distanz schießen können, und das sollten sie auch machen, draufhalten und auf den zweiten ball gehen. vogt hat spürbar gefehlt gestern, aber es war schon vieles schön anzusehn, besonders in hz2.
    ohne die tennisbälle hätten wir das tor allerdings nicht gemacht. auch deshalb nochmals danke an die waldseite.

  12. Sebastian, vielen Dank für die sehr ausgewogene Einordnung! Dein letzter Satz im ersten Teil (Weniger meckern, mehr ertragen.) drückt eine ordentliche Selbstreflektion aus ;-) und passt besser zu unserer Situation als die (ingesamt nachvollziehbare) Anspruchshaltung, eine Weiterentwicklung der Mannschaft sehen zu wollen.
    „Dit is wieda meen Union!“ habe ich gestern gedacht; alle kämpfen und laufen füreinander, Danilo macht ein „Standard“-Tor. Nach der Hinrundenphase steht jetzt so langsam wieder eine Achse, zumindest im hinteren Mannschaftsteil. Das ist so wichtig für unser Spiel und das hatten wir leider in der Hinrunde wegen der Verletzungen und roten Karten so nicht. Ich habe aus diesem Grund gerade Danilo und Rani wie viele von uns sehr vermisst.
    Ich hoffe, dass Bedia und Vertessen ihre Rollen finden werden und dabei das Trainerteam mit einer klareren Strategie für Aufbau / Angriff unterstützen kann.
    Ich freue mich jetzt auf Hoffenheim!
    UNV:EU!

  13. @hämmerlingstr.
    Ich gehe davon aus, dass Du die Szene gesehen hast, auf die ich mich insbesondere beziehe. Die Multimillionäre standen gesundheitsgefährdet im Regen, während nach dem starken, wichtigen und überall zu sehenden Protest noch und nochmal ein Bällchen flog. Erst dann hat der, freiwillig von unserem Verein bezahlte und vielfach als Fussballgott gefeierte Multimillionär R. Khedira gebeten, das Werfen zu beenden. Ich finde, das sollte man respektieren.

  14. Detlef Adler

    Ich werde solange den Spielen fernbleiben bis die Proteste aufhören.Ich gehe ins Stadion um Fußball zu sehen und nichts Anderes.Es fällt mir einfach schwer noch eine halbe Stunde länger zu stehen.

    • Haste ja Glück, dass wir nicht Pokal spielen mit Verlängerung und Elfmeterschießen …
      Versuch’s mal mit nem Streaming Abo!

    • Matthias,
      einerseits bin ich bei Dir. Ich gehöre auch zu der Ü60-Fraktion, habe „Rücken“, es ist für mich auch grenzwertig so lange zu stehen und ein etwas kürzerer Protest am Samstag wäre nicht schlecht gewesen. Aber das halte ich aus (Protest muss eben Wehtun xD) und heule nicht rum, weil ich als Unioner (noch) nicht sitzen will.
      Anderseits hat der Adler nur seine Meinung gesagt. Ich kenne Ihn nicht. Aber wahrscheinlich gehört er auch zu der Generation die in wirklich schlechten Zeiten für Union u.a. geblutet und das Stadion mitgebaut haben. Deswegen kannst Du Dir den Sarkasmus sparen.
      PS: Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte hier nicht den Moralapostel spielen und die Einteilung in „Altunioner“, Junge (Altern ist kein Privileg, sondern einfach nur Sch….) oder echte Unioner nervt mich gewaltig, aber ein wenig Respekt untereinander kann nichts schaden, verlangen wir ja von anderen auch.

    • Ralph Rambow

      @Matthias, wer denkst du denn, bist du, hier jemandem vors Bein zu pissen, der in den letzten 50 Jahren wahrscheinlich mehr Spiele live im Stadion gesehen hat, als du es je schaffen wirst? Der auch im Stadion war, als keiner mehr nen Pfifferling auf diesen Verein gegeben hat und die Zuschauerzahl nur dreistellig war. Der für Union demonstriert hat und nicht nur Mitglied geworden ist, weil es gerade en vouge war, oder seine Chancen auf Eintrittskarten steigen. Der seine Dauerkarte schon zu Zeiten hatte, als es noch 5 Minuten vor Anpfiff Tickets an der Tageskasse gab, obwohl er im Dreischichtsystem oft verzichten musste. Wenn es Menschen gibt, denen es körperlich mittlerweile nicht mehr so leicht fällt, so lange zu stehen, dann brauchst du Knilch hier keine hochnäsigen Handlungsempfehlungen abgeben. Hab mal ein bisschen Respekt vor den Leuten, die diesen Verein damals mit am Leben gehalten haben.

    • @ dHart & Ralf Rambow: offensichtlich geht es hier ohne Zwinkersmileys wohl gar nicht mehr? ;)
      Mein Kommentar sollte nun wirklich nicht verletzen. ;) Ich wollte nur dezent darauf hinweisen, dass ein Spiel auch ohne Proteste durchaus länger dauern kann. ;) Und das war dann auch kein Sarkasmus sondern höchstens Ironie. ;) Aber gut, dass der Detlef mit Euch zwei gute Anwälte hat! ;)

      Und Ralf, sei Dir mal sicher, sportbedingt ging es mir schon vor langer Zeit körperlich so mies, dass ich die Spiele nur mit orthopädischem Korsett und nur am Wellenbrecher stehend überstand. Und sicher kannste auch sein, dass ich in den letzten über dreissig Jahren auch schon gaaanz vieeele Spiele erlebt habe, auch trotz Dreischichtsystems. Und wenn ich regelmäßig meine Medikamente nehme, schaffe ich in den kommenden Jahrzehneten ja noch einige mehr. Zuschauerzahl dreistellig? Nee, daran erinnere ich mich wirklich nicht. Aber Auswärtsfahrten waren oft mit dem ÖPNV zu erledigen.
      So, und jetzt nimmste den Knilch zurück, Du Rambo!

    • Sarkasmus ist verhöhnen einer anderen Person und zumindest der zweite Teil Deines Kommentars ist bitterer Sarkasmus; gerade auch in Deiner geschilderten miesen gesundheitlichen Situation mir unverständlich. Und jetzt wünscht Dir der Adler-Anwalt eine gute Gesundheit und dass Du uns noch viele Jahre als Unioner im Stadion erhalten bleibst; das ist nicht mal Ironie sondern kommt von Herzen. Und jetzt ist auch gut ;)
      UNVEU

    • Stadiontourette

      Respekt ist aber auch keine Einbahnstraße. Das würde Allen hier sehr gut stehen. ;)

    • Zuschauerzahlen dreistellig, doch die gab es von 2000 bis 2006 mehrfach z.B. gegen die zweiten von Dortmund und Bremen in der Regionalliga, (heute unvorstellbar, da kamen wirklich nur die ganz Harten) kann mich noch gut daran erinnern –, aber jetzt ist wirklich Schluss

    • Ralph Rambow

      @Matthias, liest sich leider wie beißender Sarkasmus und wenn du selbst weißt wie es ist, wenn einem das Stehen schwer fällt, ist der einfach unangebracht. Wenn du das anders gemeint hast, nehme ich den Knilch zurück, aber nur dann. ;-)

      Und ja, es gab in den 90ern sehr trostlose Zeiten mit dreistelligen Besucherzahlen. Ich erinnere mich noch an ein Heimspiel gegen Hansa Rostock Amateure, 1:0 Sieg im strömenden Regen vor 792 z.Z.

      Eisern

  15. Die Anmerkung Adlers muss man eben auch berücksichtigen. N Abo ist da evtl nicht die Lösung. Ein Sitzplatz möglicherweise schon eher…. Das sind allerdings Probleme von (vermutlich) DK Inhabern, die die Mehrheit der Unioner (vor dem Stream von DAZN und Sky und und und) nicht haben dürfte….

  16. Ich war, und bin es in gewisser Weise immernoch, so freudig überrascht, dass Frederick Rönnow verlängert hat. Ich hatte wenige Tage vor der Bekanntgabe der Vertragsverlängerung gesagt, wie auch immer diese Saison ausgeht, danach ist dieser Keeper weg, weil er einfach viel zu gut ist.

    Bemerkenswert war für mich auch der Zeitpunkt der Verlängerung. Trainer gerade wegen Unportlichkeit gesperrt. Angeblicher oder tatsächlicher Knatsch zwischen Mannschaft und Trainer. Allgemeine Abstiegsgefahr. Ich gehe davon aus, dass er Angebote hatte, die ihm freundlichere Umstände versprachen.. Auch bestimmt in finanzieller Hinsicht.

    Falls ich etwas verspätet mit diesem Kommentar zu seiner Verlängerung bin, sorry. Ich bin einfach wirklich sehr froh darüber. :-)

  17. Stadiontourette

    Freddy ist wieder in der Kicker-Elf des Spieltages gelandet. MIT RECHT! Ich hoffe, dass, wenn es eine Ausstiegsklausel gibt, diese so unverschämt hoch ist, dass jeder Interessent abgeschreckt wird.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert