Blog State of the Union

Berliner Pilsner statt Super Bock

Fokus ist wichtig. Konzentration auf das nächste Spiel. Das ist natürlich eine Binsenwahrheit für Fußballprofis. Aber vor dem Spiel gegen Wolfsburg gilt das auch für uns als Fans. Braga ist vorbei. Und es sind hoffentlich mittlerweile alle zurückgekommen, die zurückkommen wollten. Es gilt, den Blick auf das Heimspiel gegen Wolfsburg zu richten. Egal, ob man müde ist oder in Gedanken noch durch die Gassen des kleinen portugiesischen Städtchens spaziert mit einem Super Bock in der Hand. Heute gibt es wieder Berliner Pilsner und Uniontanke und Abseitsfalle.

„Halte dich nicht zu lange in der Vergangenheit auf. Das kannst du nicht mehr beeinflussen. Was du beeinflussen kannst, ist das nächste Spiel. Und da heißt die nächste Aufgabe Wolfsburg“, sagte dann auch Urs Fischer in der Pressekonferenz vor der Partie (AFTV). Es ist eigentlich auch egal, ob Max Kruse bei Wolfsburg spielt oder nicht, denn er spielt nicht mehr für Union. Medial ist der Aussortierte allerdings auch ohne Spiele Thema (Berliner Zeitung, BZ). Doch ein böses Wort wird man über den Spieler von Unionseite nicht hören. Das ist (zum Glück!) nicht der Stil des Vereins und würde auch ein fatales Signal an potenzielle Spieler senden.

Gegen Wolfsburg stehen prinzipiell alle Spieler zur Verfügung, auch Morten Thorsby und Danilo Doekhi. Lediglich Kevin Möhwald, der bisher noch nicht zum Einsatz kam, ist verletzt.

Für Union geht es in diesem Spiel darum, sich weiter auf die eigenen Stärken zu besinnen. Sich nicht von den Ergebnissen im Europapokal vom eigenen Weg abbringen lassen. Kein Platz für Zweifel! Denn die 14 Punkte in der Bundesliga zeigen, dass der Weg richtig ist. Die eigenen Stärken liegen in der Defensive. Vier Gegentore in der Bundesliga sind der absolute Top-Wert. Das sollten wir alle im Kopf behalten. Damit hat Union diese 14 Punkte geholt.

Der Kurier schreibt vom bösen F-Wort vor der Partie gegen Wolfsburg, meint damit aber nicht „Fuck, Wolfsburg!“, sondern dass Union Favorit sein würde. Das ist natürlich nur von der Tabelle und nicht vom finanziellen Potenzial her gedacht. Wenn ich ein Buchstaben-Wort suchen müsste, dann würde ich eher vom E-Wort sprechen. Effizienz. Das könnte der Unterschied aktuell zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Spielen sein. Dabei ist allerdings eben die Defensive wichtig. Denn Union wird weiter nicht die Mannschaft sein, die regelmäßig zwei oder mehr Tore in der Bundesliga schießt.

Das sind die weiteren Artikel zum Spiel:

Wer sich noch ein wenig mit dem Spiel in Braga und vor allem der Reise beschäftigen möchte, kann sich die aktuellen Episoden unseres Podcasts, der Alten Podcasterei und Taktik&Suff anhören. Respekt für Team Taktik und Team Suff und die Alte Podcasterei, dass sie nicht nur O-Töne auf der Reise aufgenommen haben, sondern diese auch wiedergefunden haben. Ich wäre wohl zu müde dafür gewesen und hätte mich erst nach der Aufnahme wieder daran erinnert.

Auf den anderen Plätzen

Unions Frauen spielen heute 14 Uhr (leider nahezu parallel zu den Männern) ihr Heimspiel gegen Rasenballsport Leipzig II. Es geht nach der Partie gegen Viktoria am ersten Spieltag wieder gegen ein Team, das um den Aufstieg spielen kann. Ich finde es übrigens ganz hervorragend, dass Captain Lisa Heiseler den Saisonstart mit drei Siegen in drei Spielen mit „Da kannste nicht meckern“, zusammenfasst (Tagesspiegel). Mehr Lob geht in Berlin halt nicht.

Einen Vorbericht auf die Partie gibt es auch auf der Vereins-Website.

Und sonst so?

Zwei Dinge wollte ich zum Schluss noch loswerden. Am Montag um 12 Uhr startet der Vorverkauf (Achtung! Kein Losverfahren!) für das DFB-Pokal-Heimspiel der Männer gegen Heidenheim. Ja, ich weiß, dass das unter der Woche ist. Ja, ich weiß, dass es Heidenheim ist. Aber wir können uns nicht jahrelang (vollkommen zurecht) darüber beschweren, kein Heimspiel im Pokal zu bekommen, um dann bei Heidenheim zu überlegen, ob es sich lohnt.

Natürlich ist es irre spät unter der Woche. Und ich weiß jetzt schon, dass es für das Schulkind bei uns nicht klappen wird, frühestens um ein Uhr nachts wieder zu Hause zu sein. Aber ansonsten würde ich sagen: Braga war natürlich bombastisch. Und beim Heimspiel gegen Bayern hat das Dach ordentlich gescheppert. Aber wichtig bleibt: Can you do it on a cold rainy night against Heidenheim?

Und noch etwas komplett anderes. Ich habe hier die Kommentare gelesen, die sich kritisch mit dem Auswärtserlebnis in Braga auseinandergesetzt haben, vor allem was das Verhalten von Unionfans untereinander im Gästeblock betrifft. Ich finde es sehr gut, dass wir all das offen ansprechen. Und ich habe auch im Podcast gesagt, was mir nicht gefallen hat (das Feuer nach Spielende). Nutzt aber bitte auch gerade die Heimspiele und sprecht mit den Vertretern der Szene. Die stehen tatsächlich für Gespräche im Stadion, aber auch gerade vor dem Spiel am Szene-Container zur Verfügung. Kommunikation ist wichtig. Auch untereinander.

27 Kommentare zu “Berliner Pilsner statt Super Bock

  1. Die parallele Ansetzung heute ist ärgerlich, hätte gerne beide Partien live verfolgt.

    Gespannt bin ich, wie die Nachfrage nach Karten für das Spiel Heidenheim aussehen wird. 37000 werden wohl nicht kommen wollen. ;)

  2. Bragafahrer

    Danke Sebastian, aber das Feuer brennt mindestens seit die 60. Minute, nicht nach Spielende und die Stühle waren längst vorher kaputt gemacht. Ich traue mich nicht die Szene auf deren Heimplatz wo ich 300 gegen 1 stehe zu konfrontieren.

    • @bragafahrer Wenn du dich auf der Waldseite mit dem Anliegen unwohl fühlst, geh doch vielleicht vor dem Spiel an die Abseitsfalle zum Szene-Container und sprich die Leute dort an.

  3. waschweiber

    Meine Idee.
    Die EM der Frauen hat doch gezeigt das auch große Stadien besucht werden . Auch die Eröffnung der BL der Frauen letztes Wochenende steht dem nach. Warum nicht auch Spiele der Frauen in der Alten Försterei durchführen? Hat sich die Alte Försterei schon mal um die Ausrichtung eines Länderspieles der Frauen beworben? ( scheitert wohl bei den Stehplätzen)
    Für DK Besitzer ( Männermannschaft) sollte die Gültigkeit auf die Spiele der Frauen erweitert werden. Dies dürfte sich doch auch einordnen lassen bei den vielen Strafen im Männerbereich, verursacht Einzelner durch Pyro ( lehne ich grundsätzlich ab weil immer eine Gefährdung anderer vorliegt) oder anderer strafbaren Handlungen. Diese Eintrittsgelder sind doch im Vergleich zu vernachlässigen.
    Eisern

    • @waschweiber Es ist tatsächlich geplant, auch Spiele im Stadion an der Alten Försterei stattfinden zu lassen. Die Spiele der Frauen in der Regionalliga haben übrigens generell freien Eintritt.

  4. Ich bin auch generell dafür vor dem Heimspiel der Männer noch ein Vorspiel im Stadion stattfinden zu lassen. Entweder von den Frauen oder der A-Jungend. Gab es ja auch schon zu DDR-Zeiten.

  5. Knut Krüger

    Pyro und brennende Sitzschalen in Braga. Und Christian Arbeit spricht in der Pressekonferenz von einer
    wunderbaren Reise für die Fans. Noch Fragen Herr Fiebrig?

    • K.M Ahrendorff

      Ich fand diese Passage der PK auch ein wenig irritierend. Klar ist das nur eine relativ kleine Gruppe verglichen mit der Menge aller Fans im Stadion. Trotzdem ist es eine Erwähnung wert. Es öffentlich zu ignorieren führt nirgendwohin, wie wir an den anderen Vereinen sehen.

    • Maria Draghi

      Ich war dankbar dafür, dass der Sitz brannte. 1 Stunde nach Abpfiff gab es keinen ersichtlichen Grund, die Besucher dort länger festzuhalten. Etliche hundert Unioner wollten den letzten Zug nach Porto erreichen, was dann nur knapp geschafft werden konnte, nachdem gerade noch rechtzeitig die Ausgänge geöffnet wurden. Ohne den brennenden Sitz hätte es vermutlich richtig Ärger gegeben, nur weil die Einsatzleitung die Unioner offenbar „vergessen“ hatte.

  6. Liebe(r) Maria Draghi
    „Ich war dankbar dafür, dass der Sitz brannte.“
    Geht’s noch ? Jeder kann ja seine Meinung haben !
    Aber für herausgerissene und brennende Sitze Verständnis zu haben,
    da fehlen mir doch die Worte.
    Nichts, aber auch gar nichts rechtfertigt dieses unverantwortliche und asoziale Verhalten.

    • Doch und zwar,dass Menschen der Zutritt zu Toiletten nicht gestattet wird. Und immer daran denken,falls man nicht selber schon mal bei einem Fußballspiel war,dort sind auch ältere Leute unterwegs,für die so etwas noch wesentlich unangenehmer sein kann.

    • Ich gehe seit 1970 zu Union, bin alt und war auch schon zu Auswärtsspielen.
      Wie mit Fussballfans bei Auswärtsspielen umgegangen wird finde ich auch nicht gut.
      Aber ich würde nie auf die Idee kommen, egal was auch passiert, im voll besetztem Union-Block einen Sitz rauszureißen, den anzuzünden und die anderen Unioner in Gefahr zu bringen.
      Eisern

    • Maria Draghi

      Die Kapazität der Blöcke mit Unionern umfasste rund 4.000 Plätze, verkauft wurden an Unioner rund 2.600 Tickets. „Voll besetzt“ waren die Blöcke nicht, im oberen Bereich war noch viel Luft.
      Und für wie gefährlich die Situation gehalten wurde, zeigte der Umstand, dass sich Umstehende aus meiner Nähe noch zum Feuer hinbewegten, um ein Foto oder Video davon zu machen. Macht man das, wenn man eine Situation als bedrohlich einschätzt?
      Niemand will die Situation verharmlosen oder bagatellisieren. Aber man sollte die Ursache – Festhalten im Block – benennen, und nicht mit dem Finger auf die Wirkung zeigen.

    • Maria Draghi

      Interessant übrigens am Rande, dass das Feuer offenbar in Nullkommanix gelöscht worden war, nachdem die Ausgänge geöffnet waren.

  7. Maria Draghi

    Ich habe meine Meinung begründet. Nämlich damit, dass der brennende Sitz verhindert hat, dass ein paar hundert gestrandeten Unionern zu mitternächtlicher Stunde in Braga langweilig geworden wäre. Dann wäre es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht „nur“ bei einem verbrannten Plastesitz geblieben.

    Ursache und Wirkung nicht vertauschen. Ursache war das völlig unangemessene Festhalten der Leute in den Blöcken. Als der Sitz brannte wurden plötzlich die Tore geöffnet. Warum nicht früher?

  8. Maria Draghi

    PS: Ich persönlich glaube, dass die Polizei Braga überhaupt nicht auf dem Schirm hatte, dass neben den Charterfliegern auf hunderte Unioner nachts noch nach Porto wollten (der letzte Zug fuhr 23:35). So interpretiere ich jedenfalls die große Verwunderung mehrerer portugiesischer Polizisten als genau danach gefragt wurde.

  9. Maria Draghi

    PPS: für sehr Europapokal-erfahrende Mitreisende in meiner Begleitung (deutlich mehr als 30 Euro-Auswärtsspiele) war die 1 Stunde Wartezeit übrigens „persönlicher Rekord“ und stellte Wartezeiten bei deutlich riskanteren Spiele z.B. bei AS Rom zeitlich klar in den Schatten. Man sollte schon berücksichtigen, dass Stadion und alle Wege ringsherum in Braga bereits über 30 Minuten vor der Toröffnung komplett menschenleer waren. Wir haben es dann in sehr zügigem Schritt bis 23:28 Uhr zum Bahnhof geschafft.

  10. Maria Draghi

    Wenn du nochmal nachliest, wirst du von mir keinen Dank für demolierte Stühle finden. Sondern für das Anzünden (erst) ca. 50 Minuten nach Abpfiff. Vorher war von oben (wo Rauch ja meistens hinsteigt) keine Rauchentwicklung zu sehen. Offenbar auch nicht von unten, wie man an den – erst dann – plötzlichen Reaktionen einzelner Ordner auf dem Spielfeld ablesen konnte. Vielleicht sollte man keine Dinge beurteilen, die man nur vom Hörensagen kennt.

    • Bragafahrer

      Das stimmt nicht, die Stühle waren mit dem Pyroaktion mitte der 2. Halbzeit angezündet, ich war weniger als 10 Meter davon entfernt, und hab Fotos davon. War längst vor Spielende, und hat nichts mit der Blocksperre zu tun. Die Blocksperre als rückwirkend Rechtfertigung entspricht die Tatsachen nicht.

    • Maria Draghi

      Ich werde mich nicht streiten, wann der Sitz anfing zu brennen, da ich dies nicht gesehen habe und somit nicht beurteilen kann. Was ich beurteilen kann ist, wann die starke Rauchentwicklung begann: etwa 45-50 Minuten nach Abpfiff. Wo Rauch ist, ist auch Feuer, sagt er Volksmund. Wo kein Rauch ist, …

    • Bragafahrer

      Lustig, dass du es nicht bestreiten willst und es nicht gesehen hast, aber bestreitest es doch. Ist schon gut. Die guten Menschen haben Stühle demoliert und entzündet in einem Block mit tausende von Menschen, sodass du pünktlich zu deinem Zug kommen könntest. Das war deren ersten Gedanken. Die Gift, dass ich über eine Stunde lang einatmen müsste, war bestimmt kein Rauch, weil du es nicht gesehen hast.

    • Maria Draghi

      Dass es kein Feuer gab habe ich nicht bestritten. Ich habe den Anfang des Feuers auf 45-50 Minuten nach Abpfiff geschätzt, weil ab dann starke Rauchentwicklung zu sehen war. Im Übrigen 1: Warum bleibt man 1,5 Stunden freiwillig im Rauch stehen, wo oben noch viel Platz war? Im Übrigen 2: Der letzte Zug war voller Unioner; mindestens 200, vermutlich mehr. Ob und wie viele es nicht geschafft haben kann ich nicht beurteilen.

    • Bragafahrer

      Freiwillig ist auch lustig. Ich bin freiwillig zu einem Fußballspiel gegangen, nicht zu einem Glatze-Lagerfeuer. Und wie du schon sagtest waren wir ab Minute 90 alle nicht mehr Freiwillig da.

    • Maria Draghi

      Im Übrigen 3 bin ich völlig einer Meinung mit dir, dass giftiger Qualm und Rauch nicht ins Stadion gehört (genauswenig wie demoliertes Mobiliar oder Brandstiftung). Das gilt auch für den „schönen“ Qualm aus Bengalen. Der Brand war hier „nur“ Mittel zum Zweck, um endlich aus dem Stadion zu kommen. Nicht schön, aber sehr effektiv. Wie Union 2022. :-)

  11. zentralesMittelfeld

    Ich habe im Nachhinein von einem befreundeten Portugiesen und Benfica-Fan erfahren, dass diese Behandlung (am Einlass, im Stadion, und wieder beim Verlassen) leider relativ normal und keine explizite Schikane gegen Ausländer, Unioner o.ä. ist, sondern auch in nationalen Spielen so vorkommt.
    Es erscheint mir eher mangelndes Interesse oder Konzeptlosigkeit, hier ein für alle Seiten angenehmes Maß zu finden.

    Ich bin mir nicht sicher, ob man hier die Uefa stärker in Pflicht nehmen sollte, entsprechende Regelungen zu schaffen. Da hab ich eher das Gefühl, dass wir dann ganz schnell bei allgemeinen Verboten landen.

    • Maria Draghi

      Ich fand das mit den zwei Wartezonen am Einlass sogar noch eine sinnhafte Idee. Aber aggressivere Gäste hätten da schon kurzen Prozess gemacht und den Einlass überrannt. Das war vielen Unionern auch klar, dass der Eingang leicht hätte unkontrolliert überwunden werden können, aber gleich mehrfach habe ich untereinander das Argument gehört – wenn wir heute stürmen macht uns das den Besuch in Malmö und Leuven umso schwerer. Auch deshalb ist der Vorwurf unverantwortlichen Verhaltens … naja … sehr weit hergeholt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert