Blog State of the Union

Für Union war nicht das Bayernspiel entscheidend, sondern alles, was danach kommt

Union verliert das erste Spiel nach der lange Pause gegen den FC Bayern mit 0:2 und so ein bisschen war es wie erwartet. Das Spiel selbst war eins, das mit unseren Sehgewohnheiten gebrochen hat. Und irgendwie (und ich meine das gar nicht wegen der fehlenden Atmosphäre) hatte das etwas von einem Testspiel. Denn ganz ehrlich muss man sagen, dass der FC Bayern so spielte, wie man gegen Union spielen muss. Kontrolliert und auf seine Chance wartend. Die Münchner haben es tunlichst unterlassen, irgendeinen Raum zu öffnen. Und Union hatte nicht die Möglichkeiten, den Rekordmeister dazu zu zwingen. Manchmal braucht es kein heftiges Ergebnis, um zu merken, dass man hoffnungslos unterlegen ist.

Sebastian Polter beim Abspielen der Vereinshymne vor Anpfiff, Screenshot: AFTV
Sebastian Polter beim Abspielen der Vereinshymne vor Anpfiff, Screenshot: AFTV

Dabei hatte Union ganz gut in der Ordnung gestanden. Doch die hohe individuelle Qualität der Bayern vermochte es ein um das andere Mal eine Lücke in den Abwehrverbund zu reißen. Die frühe Gelbe Karte gegen Christopher Lenz verstärkte das noch. Gegen lange Bälle waren die Münchner nach den ersten 10 Minuten im Prinzip immun.

Richtig große eigene Chancen hatte Union im Prinzip nicht, jedenfalls keine, die wirklich gefährlich auf das Tor von Manuel Neuer kamen. Auf der Gegenseite sah es schon anders aus. Aber es war weit von einem Spiel wie dem Auswärtsspiel in Dortmund entfernt. Ich hatte ein bisschen das Gefühl, dass sich beide Teams in den Wettkampfbetrieb eingewöhnen. Die Härte war da und der Einsatz auch. Aber vor den Toren passierte gleichzeitig auch nicht viel.

Der Elfmeter von Neven Subotic, den er beim Ballrausschlagen verursachte, kann passieren. Aber glücklich sah das nicht aus. Und ein Gegentor nach Ecke ausgerechnet gegen die Bayern, die nicht die Standardkönige sind, ist auch immer drin. Aber wäre mehr für Union drin gewesen? Höchstens über Standards. Aber ganz ehrlich: Nein.

Ein Angriff des 1. FC Union Berlin gegen den FC Bayern im leeren Stadion an der alten Försterei, Foto: Matze Koch/1. FC Union Berlin/Pool

Union muss schnell wieder in den Rhythmus kommen

Was nehmen wir aus der Partie mit? Wir wissen, dass Union am Freitag im Olympiastadion antreten muss. Mir stellt sich ein bisschen die Frage, ob Anthony Ujah ein ähnlicher Spieler für lange Bälle wie Sebastian Andersson ist. Aber da möchte ich nicht eine einzige Partie ausgerechnet gegen den FC Bayern als Datenbasis für eine Antwort nehmen. In der Abwehr wird gegen Hertha Keven Schlotterbeck fehlen und dafür Marvin Friedirch zurückkehren.

Insgesamt dürfte es für Union darum gehen, einfach so schnell wie möglich irgendwie ins Punkten zu kommen, also irgendeine Art von normalem Rhythmus in diesem von der DFL als Sonderspielbetrieb bezeichneten Wettkampf zu finden. Schade, dass das Team gegen Bayern letztlich so chancenlos war, aber es geht um die nächsten 8 Spiele, in denen der Klassenerhalt klargemacht werden muss.

Das sind die Berichte der Berliner Medien zum Spiel:

Die Polizei hatte gegen Ende der ersten Halbzeit zwei Fans vom Baum gebeten (BZ, RBB). Einerseits Respekt für so viel Einsatz, aber andererseits wüsste ich nicht, was so ein Baumplatz gebracht hätte, denn ich wäre auch legal im Stadion ungern Zeuge solch einer Veranstaltung geworden.

Ich kann es nach diesem Wochenende übrigens nicht mehr hören, wenn jemand erzählt, so ein Spiel hätte Kreisliga-Atmosphäre oder wäre wie ein Altherrenspiel (ja, ich meine dich, Thomas Müller). Das wussten wir doch alle vorher. Ohne Fans, keine Stimmung. Und das kann man auch nicht simulieren. Die restliche Saison wird wie eine dauerhafter Protestaktion rüber kommen. Nur ohne Banner.

Was ich auch nicht mehr ertragen konnte, war die Suche nach massenhaft Fans, die das Stadion umlagern würden. Als ob alle Fußballfans Impfgegner oder Verschwörungstheoretiker wären, die wahlweise das Virus wegtanzen oder gegen Reptilienmenschen kämpfen wollen.

Aber in welchem Modus ist Bundesliga denn nun am erträglichsten? Für mich am einfachsten wäre es, wenn Union weiter etwas Sicherheitsabstand zu den Abstiegsrängen halten kann. Vom Liveerlebnis war Radio für mich am einfachsten. Dabei war es egal, ob Inforadio, Amazon oder der Livekommentar über AFTV. Beim Fernsehen hingegen bin ich abgeschweift und es fiel mir echt schwer, konzentriert zuzuschauen. Wobei mir das beim Fernsehfußball auch mit Zuschauern nicht leicht fällt. Fußball kann ich eben am besten im Stadion sehen.

Übrigens schreibt Le Monde (auf Französisch) über die Bedeutung des Stadions an der Alten Försterei.

Ob das Derby am Freitag im TV übertragen wird, ist noch unklar. Wie ich die DFL in den vergangenen Wochen wahrgenommen habe, glaube ich, dass eine Lösung gefunden wird.

5 Kommentare zu “Für Union war nicht das Bayernspiel entscheidend, sondern alles, was danach kommt

  1. TimoEis

    Ich habe gestern einen sehr hoffnungsvollen Auftritt gesehen. Gikiewcz war nicht super viel beschäftigt. Aus dem Spiel ging bei Bayern überraschend wenig (Ja, sie hatten einige Grosschancen). Mit ein bisschen Glück, spielst du sogar Unentschieden. Die Chance von Kross kurz vor Schluss kann man machen.
    Insgesamt ein toller Auftritt.

  2. Andreas

    Naja, die Konkurrenz ist nicht entscheidend näher gekommen, der Rest ist mir eigentlich Wurst.
    Was mich aber mal interessieren würde ist wie viel Kohle die DFL zusätzlich einnimmt über die internationale Vermarktung da die Bundesliga ja die einzige relevante Liga in Europa ist die spielt.

  3. Martin Möllmann

    Es gibt bestehende Verträge, wie auch in DE, bzgl der Auslandsvermarktung. Ich glaube nicht, dass es da eine Klausel gibt, die die Rechteinhaber in einem solchen Fall verpflichtet, eine höhere Summe zu zahlen. Müsste halt alles neu verhandelt werden, z.B. das Recht mehr Spiele zu zeigen. Ich denke, die DFL hat gerade die Hände voll mit anderen Dingen als kurzfristig Medienrechte neu zu verhandeln.

    Und wer mal wissen möchte, wie schlimm das werden könnte, wenn die falschen Leute in die Schlüsselpositionen kommen: Gebt euch einfach mal die ersten 10-15 Minuten vom letzten OMR-Podcast: https://omr.com/de/sven-schmidt-omr-podcast-bundesliga-spezial/

  4. Ich vermute, dass die DFL aus der internationalen Vermarktung aktuell keine zusätzlichen Einnahmen generiert, sondern nur bestehende Verträge erfüllt… Übertragungsrechte usw. hat sie ja schon vorher gekauft. Mehrerträge wären nur zu erwarten, wenn die Pakete angepasst würden (z.B. mehr Live-Spiele, mehr Länder etc.)

    Vermutlich ist das Kalkül eher, dass die gestiegene, exklusive Aufmerksamkeit die internationalen Vermarktungschancen der Bundesliga in der Zukunft verbessert…

    Aber das ist reine Spekulation.

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