Blog State of the Union

Michael Parensen und die Frage, ob er vielleicht nie wieder das Union-Trikot tragen wird

Bei Union hat sich Michael Parensen gestern von den Berliner Journalisten per Videocall interviewen lassen. Dabei ist mir bei der Frage, ob er vielleicht nie wieder das Union-Trikot überziehen wird, schmerzhaft bewusst geworden, dass wir im schlimmsten Fall Michael Parensen nicht mehr spielen sehen werden. Da wir alle darauf aber keinen Einfluss nehmen können, ist es wahrscheinlich das beste, so an die Sache heranzugehen wie der Verteidiger selbst. Er antwortete: „Dann ziehe ich es in der Freizeit an.“

Michael Parensen im Union-Trikot, Foto: Stefanie Fiebrig
Michael Parensen im Union-Trikot, Foto: Stefanie Fiebrig

Ansonsten schlägt sich Michael Parensen mit den gleichen Problemen der Ungewissheit herum, wie viele von uns. Er muss irgendwie seinen Job erledigen und gleichzeitig wollen die Kinder sinnvoll beschäftigt sein. Von wegen Freizeit und endlich mal die Dinge erledigen, die man schon lange mal machen wollte. Er sei „abends genauso platt, als wenn ich ganz normal trainieren würde.“ Dazu die Ungewissheit über den Vertrag, der im Sommer endet. Logisch, dass jetzt nicht der Zeitpunkt für eine Verhandlung ist, wenn noch niemand weiß, wie sehr die Krise den 1. FC Union Berlin im Speziellen und den deutschen Profifußball im Allgemeinen finanziell trifft.

Das schreiben die Berliner Medien über Michael Parensens Interview:

https://www.instagram.com/p/B-ZidgkCo-U/

Die DFL hat sich längst aus dem Schockmodus von vor 3 Wochen gelöst und setzt alles daran, die Rahmenbedingungen für eine Wiederaufnahme der Bundesliga im Mai zu schaffen. Wie realistisch das ist, kann niemand heute seriös sagen. Sich aber darauf vorzubereiten halte ich für wichtig. Und die vorbereitenden Maßnahmen auf dem Papier klingen erst einmal plausibel.

  • die Vereine müssen Konzepte für eine Durchführung von Geisterspielen mit möglichst geringem Personal erstellen
  • es soll eine zentrale medizinische Kontrolle, Begleitung und Dokumentation für Coronavirusfälle geben. Ohne den Begriff Task Force geht gar nichts mehr und deshalb heißt das: Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb

Schauen wir mal, wie sehr das in die Realität umzusetzen ist. Die DFL einigte sich in ihrer Generalversammlung auch darauf, den Spielbetrieb im April weiter auszusetzen und die Lizenzierungsbestimmungen zu lockern (keine Liquiditätskontrolle und Abschaffung bzw. Minderung von Strafen). Gegen letzteren Punkt soll laut Bild nur Union gestimmt haben. Ob die Motivation des Vereins war, die Strafen für die Eröffnung eines Innsolvenzverfahrens in der nächsten Saison komplett abzuschaffen (der Punktabzug wurde von 9 auf 3 reduziert) oder ob man die Strafen beibehalten wollte, ist nicht bekannt.

Eine kurze Übersicht über die beschlossenen Maßnahmen gibt es beim Kicker. Und der Millernton-Blog beschäftigt sich auch damit und nennt auch die finanziellen Gründe, warum die Clubs so auf eine ordentliche Beendigung der Liga drängen. Der Name Union Berlin fällt mir für meinen Geschmack etwas zu oft, wenn es um Clubs geht, für die bereits die jetzige Lage existenzbedrohend sein kann (MDR). Fakten werden dazu aber nie genannt, was mich allerdings nicht beruhigt.

Ich hatte vergangene Woche meine Zweifel an der Solidaritätsaktion der deutschen Champions-League-Klubs geäußert, die 20 Millionen Euro für einen Fonds für notleidende Clubs zur Verfügung stellen wollten, weil da zu viele „wenns“ im Raum standen. Wenn ich diesen Text im Spiegel dazu lese, sehe ich meine Gefühle ein wenig bestätigt.

Denn so nonchalant wie da über Geld aus den strategischen Rücklagen der DFL bestimmt wurde, geht es dann doch nicht. Halten wir fest. Es ist noch gar nicht klar, ob die Rücklagen überhaupt an alle Clubs verteilt werden. Es ist noch gar nicht klar, nach welchem Verteilschlüssel das überhaupt passieren sollte. Es ist auch weiterhin noch nicht klar, wer denn überhaupt Anspruch auf Geld aus dem Solidarfonds hätte, von dem noch niemand weiß, wie das Geld dort reinkommt.

Mundschutz gestalten

So wenig Schlüpfergummi, wie es gerade zu kaufen gibt, dürften sehr viele gerade probieren sich Mundschutz selbst zu nähen. Damit das nicht so klinisch aussieht, kann man den auch gestalten. Und so sieht das aus, was bei Eisern trotz Handicap für die Handicap-Unioner angeboten wird.

https://www.instagram.com/p/B-aTSKDD2xY/

Als Brillenträger bin ich etwas gekniffen, denn dank Mundschutz sehe ich weniger, weil die Brille ständig beschlägt. Aber wenn es denn hilft, dass sich weniger anstecken, dann geht auch das. Das ist eine weniger starke Einschränkung, als den ganzen Tag zu Hause herumhocken zu müssen. Wobei aber zumindest Steffi kreativ zur Höchtsform aufläuft und auch an Designs für Mundschutz tüftelt. Eins habe ich mir fix von ihr auf ein Shirt drucken lassen.

Und sonst so?

So viel Stress wie gerade herrscht (dank Homeoffice und Homeschooling gibt es endgültig keine Grenze zwischen Privat und Arbeit mehr), bräuchte ich eigentlich jeden Tag eine Yogastunde bei Maria. Gestern gab es zumindest die zweite Stunde bei AFTV.

Während überall in Europa der Fußball still steht, geht es in Belarus weiter. Das führt nicht nur dazu, dass Medien dieses Land mal wieder in die Berichterstattung aufnehmen (FAZ, Bezahl-Link), sondern auch dafür, dass Fans auf dem Trockenen und Wettanbieter sich plötzlich dafür interessieren. Besonders viele Freunde im englischsprachigen Raum hat dabei der FK Slutsk gefunden, was eventuell am Wortstamm liegt, der im Englischen eine andere Bedeutung hat. Die meisten sammeln sich in der Facebook-Gruppe „FK Slutsk Worldwide„. Hier gibt es einen längeren Bericht darüber, wie es dazu kam.

Eine Streetart-Künstlerin hat aus einer von Steffis gezeichneten Mäusen Sticker gemacht und klebt sie jetzt in Berlin. Sehr hübsch, wie ich finde.

13 Kommentare zu “Michael Parensen und die Frage, ob er vielleicht nie wieder das Union-Trikot tragen wird

  1. Na, dann wird es doch wohl ein Abschiedsspiel für „Uns-Micha“ geben.

  2. Da muß man nun kein Hellseher sein um zu ahnen das Union zu den Vereinen gehört wo es mit der Liquidität schnell sehr eng werden kann.

  3. maria draghi

    Auffällig allerdings, dass in den Berliner Union-Medien das Thema „Finanzen und Union“ mal wieder keine Rolle spielt. Es gilt das Narrativ vom „solide geführten Club“ – obwohl die Berliner Medien das nicht wirklich kompetent beurteilen können. Wer sich nur dort informiert könnte in den kommenden Wochen ein böses Erwachen erleben. Hoffen wir mal, dass es jetzt nicht zum Bummerang wird, sich viele (Medien, aber auch z.B. Mitglieder) in den vergangenen Jahren ihrer Sorglosigkeit nur allzu gern hingegeben haben und auch gar nicht (mehr) nachgefragt haben.

  4. Naja, das die Medien sich nicht mit so profanen Dingen wie Finanzen befassen wundert mich nicht, weil sonst müßte man mal von seinem selbstgebauten moralischen Podest runter kommen und aufhören diejenigen zu beschimpfen die sich schon vor Wochen Gedanken darüber gemacht haben wie es wirtschaftlich weiter geht, was im übrigen auch ihre Aufgabe ist und wofür sie bezahlt werden.

    @ maria draghi, es ist aber auch etwas billig jetzt, wenn auch nur indirekt schon mal jemanden Verantwortlich für die derzeitige Situation zu machen, weil so etwas konnte wohl niemand bei seinen Planungen auf dem Schirm haben.

    Und im Übrigen ist es im Augenblick mal ziemlich schwierig sich eine Meinung zu bilden da sich alle Beteiligten, also Vereine, DFL und Rechteinhaber einigermaßen bedeckt halten was die Finanzen betrifft.

  5. maria draghi

    Dass die Medien verantwortlich für Corona sind ist natürlich Blödsinn. Genauso sind die Medien natürlich nicht verantwortlich für Unions Finanzen. Die Medien sind aber verantwortlich dafür, womit sie sich in den vergangenen Jahren inhaltlich beschäftigt haben. Und mit Unions Finanzen haben sie sich nachweislich nicht beschäftigt; auch schon lange vor Corona nicht.

  6. Wie, Medien verantwortlich für Corona ? Wer sagt so was ?
    Ich denke Du hast mich schon ganz gut verstanden :-)

  7. maria draghi

    Ich glaub, du mich auch :-) Die spannende Frage ist, ob es auch die hier mitlesenden Medien (endlich) verstanden haben: Union ist (auch) ein Wirtschaftsunternehmen. Man kann nicht über Union berichten und dabei die wirtschaftlichen Zusammenhänge komplett ignorieren. Ein guter Sportjournalist braucht heute auch Verständnis von Betriebswirtschaft – Spielberichte schreiben kann Software heute schon alleine.

  8. Sebastian, lasse Dir oberhalb ein Stück Draht beim selbstgefertigten Mundschutz mit einnähen. Den kann man dann anpassen, sodass nur noch sehr wenig Luft zum Brille beschlagen aufsteigt, Eisern.

  9. Beim Wachstum der Mitgliederzahl flacht die Kurve jedenfalls ab…

    31.03.2020 36.957
    31.12.2019 35.145
    30.09.2019 32.374
    30.06.2019 27.785
    31.03.2019 22.180

    https://www.fc-union-berlin.de/de/verein/mitgliedschaft/

  10. Eisern union ich habe mir gestern eine Union Flasche gekauft

  11. Na wie auf Bestellung passend zum Thema wieder mal eine journalistische Glanzleistung ohne jeglichen Sachverstand.
    https://www.tagesspiegel.de/sport/der-fussball-in-der-parallelwelt-wenn-die-realitaet-nicht-ins-konzept-passt/25705592.html

  12. Mariao will nur mal wieder den Zeigefinger heben und darauf verweisen, was er schon immer gesagt hat, da es gerade mal wieder opportun ist. Was Medien nun damit zu tun haben und warum ihnen vorgeschrieben werden soll, worüber sie (auch/vorzugsweise) berichten sollen entzieht sich meinem Verständnis. Ebenso welche Voraussetzungen (BWL lol) sie benötigten!

  13. maria draghi

    Wie Corona zeigt ist mein gelegentliches Zeigefinger-heben keineswegs unberechtigt. Wo stünde Union denn, wenn der Stadionausbau wie ursprünglich geplant im Sommer 2019 begonnen hätte und wir aktuell einen hohen zweistelligen Millionenbetrag mehr Schulden hätten? Die Vermutung liegt nahe, dass wir sehr wahrscheinlich aktuell insolvent wären. Viele sehen sowas natürlich nicht vorher bzw. ziehen sich dann auf die Argumentation zurück „das konnte keiner wissen“. Andere haben die Finanzierung sehr kritisch gesehen.

    Zu den Medien: Wie schon angedeutet – Spielberichte schreiben, Verlinkungen setzen, den Inhalt einer Pressekonferenz wiedergeben – für all das braucht man heute schon keinen Redakteur mehr. All das kann Software heute schon alleine. Welchen Nutzwert/Mehrwert kann ein Sportredakteur also schaffen?

    Haben sich denn die Berliner Union-Medien mit bwl-Fragen etwa zu Quattrex oder zur Finanzierung des Stadionausbaus beschäftigt? Nein; fast gar nicht. War ihnen zu anstrengend (oder zu gefährlich?) und versprach wenig Ertrag bei Lesern wie dir, Andy. Birgt halt für diese Leser die Gefahr, dass sie eines Tages aus allen Wolken fallen.

Kommentare sind geschlossen.