Blog State of the Union

Rafal Gikiewicz hält sich an die erste der Boone’schen Regeln

Die Mannschaft ist nach dem Leverkusen-Spiel bereits in Freiburg und bereitet sich dort auf die Bundesliga-Partie am Samstag vor. „Ich erwarte ein sehr schweres Spiel in Freiburg“, sagte Trainer Urs Fischer bei AFTV. Das Team soll vor allem regenerieren. Florian Hübner und Ken Reichel sind erkältet und gar nicht erst zum Pokalspiel mitgefahren. Allerdings gibt es bei Hübi noch die Chance, dass er nachkommt (Kicker).

Das Pokal-Aus in Leverkusen beschäftigt natürlich noch die Berliner Medien und der Kurier schaut auf Christopher Lenz, der vor anderthalb Wochen noch in Frankfurt mit einem Geistesblitz glänzte und in Leverkusen durch seine Gelb-Rote Karte Union auf die Verliererstraße brachte. Ich mag es, wie Rafal Gikiewicz auf Twitter reagierte, in dem er dazu schrieb: „Wir verlieren und gewinnen zusammen!“ Damit hält sich der Keeper im Prinzip an die erste der vier Boone’schen Regeln: Mache nie einen Spieler zum Sündenbock!

Außerdem, und so viel Ehrlichkeit muss trotz Platzverweis und in ihrer Entstehung sehr einfachen Gegentoren sein: Leverkusen hatte im Prinzip die gesamte zweite Halbzeit Druck aufbauen können.

Rafal Gikiewicz twitterte mit Blick auf den Platzverweis von Christopher Lenz: Wir verlieren und gewinnen zusammen!
Twitter: @gikiewicz33

Das sind die Nachberichte der Berliner Medien zum Pokal-Aus:

Auch wir haben uns in unserer neuesten Podcast-Episode noch einmal mit dem Pokal-Aus in Leverkusen beschäftigt und wie fast immer hat mir das Gespräch darüber geholfen, die Enttäuschung und den Frust abzuhaken. Aber besonders war, dass uns Andi besucht hat und von seiner Aktion „Tore für Neven“ erzählt hat, mit der er Geld für die Neven-Subotic-Stiftung sammelt. Ihr könnt da selbst gerne mitmachen und zwar genau hier.

Banner „Tore für Neven“, Foto: Matze Koch

Banner-Lesen für den DFB

Ein bisschen kurios ist es schon, dass jetzt gefühlt jedes Banner im Stadion gelesen medial verarbeitet wird und nun der Duktus vorherrscht: „So kreativ geht’s doch.“ Das ist einerseits richtig, blendet aber aus, dass es ohne die Provokation mit den Fadenkreuzplakaten sicher nicht so weit gekommen wäre. Wobei das auch nur eine Ebene ist, denn schließlich hat der DFB ja im Prinzip jede Verwendung des Wortes „Hopp“ sanktioniert.

Bei der Anhörung im Bundestag-Sportausschuss, die eigentlich zum Thema Rechtsextremismus im Fußball stattfinden sollte, fragten die Abgeordneten durchaus, warum diese Anti-Rassismus-Maßnahme eigentlich bei Dietmar Hopp, aber nicht bei Diskriminierung angewendet worden sei (Sportschau). Witzig, dass die geladenen DFB-Angestellten bei ihren Antworten auf die Pressestelle verwiesen. Zu groß ist wohl aktuell die Angst mit der nächsten unbedachten Äußerung Öl ins Feuer zu gießen.

Allerdings fand ich es schon ein starkes Stück, die Schuld auf Schiedsrichter abzuwälzen, und zu sagen, da hätte es eine „Übersensibilisierung“ gegeben. Da muss man nur mal fragen, wer denn die Schiedsrichter wohl für Dietmar Hopps Namen auf Transparenten hätte sensibilisieren können …

Unionfans kritisieren den DFB und Dietmar Hopp: Hopp, hopp, hopp, der Verband folgt im Galopp.
Unionfans kritisieren den DFB und Dietmar Hopp, Foto: Matze Koch

Was die Kommunikation des DFB betrifft, so lassen mich diese Fragen der Zweitligisten zum Drei-Stufen-Plan echt sprachlos zurück. Die dürften über Bande Rückschlüsse darauf zulassen, wie der DFB die Ausweitung des eigentlich gegen Rassismus und Diskriminierung eingeführten Drei-Stufen-Plans auf tatsächliche und angebliche Beleidigungen gegen Dietmar Hopp übers Knie gebrochen hat.

Und sonst so?

Wo eigentlich diese Diskussion über Banner-Texte hinführt, wenn sie nicht vom DFB, sondern von echten Amateuren geführt wird, kann man wunderbar an diesem Text des Pforzheimer Kuriers ablesen. Da will die Polizei linksradikale Texte im Stadion verbieten und definiert als linksradikal: „Linksradikal wäre für uns Kritik an der Polizei, Kritik an der polizeilichen Überwachung“, sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Pforzheim auf Nachfrage.“

Und statt einfach alle aufstehen und rufen „Bullshit“ sind auch die Kommentare von Vereinsverantwortlichen und kommunalen Abgeordneten derart von einer Hilflosigkeit geprägt, dass ich mich frage, wie die betreffenden Personen alleine die Straße überqueren können. Aber so endet es eben, wenn der DFB anfängt, zur Unterstützung eines Milliardärs die Meinungsfreiheit einzuschränken, und sich das dann in untere Ligen fortsetzt.

Termine

Heute startet das Losverfahren für das Heimspiel gegen Mainz (Vereinsmitteilung). Und am 12. März gibt es im Haus der Fußballkulturen einen Vortrag und Film über Ultras in Syrien.

19 Kommentare zu “Rafal Gikiewicz hält sich an die erste der Boone’schen Regeln

  1. Lenze ist schuld ????

  2. Phrandts

    Also für mich ist Lenz mit Abstand die größte positive Überraschung des Aufstiegskaders! Was waren wir alle fassungslos, als der Verein auf der Linksverteidigerposition einfach mal nix gemacht hat ;)

  3. nimmt man an, dass dieses in der BerlZ zu lesende rafal-zitat tatsächlich so gefallen ist…

    „’Wir kriegen Tore wie im Kindergarten. Das war ein wichtiges Spiel, es ging hier schließlich ums Halbfinale“‘, konnte sich Schlussmann Rafal Gikiewicz nicht mehr richtig einkriegen.”

    …dann sehe ich eher nicht, dass er sich hier in besonders erwähnenswerter weise der beherzigung der “boone’schen” regeln bedient hatte…

  4. Ich würde jetzt die Gegentore echt nicht so hoch hängen, nach dem 1:1 wusste jeder das es vorbei ist, auch die Spieler und dann ist man halt oftmals so leer im Kopf das dann eben auch solche Fehler wie beim 2:1 passieren.

    Nochmal was zum Thema Hopp
    Ich habe mir angewöhnt unter Artikeln auch mal die Leserkommentare zu lesen, und da muß man feststellen das über die berechtigte Kritik an DFB und auch Hopp zwar mittlerweile bei den meisten Medien objektiv berichtet wird, aber Otto-Normalverbrauchen insbesondere beim Thema Hopp nicht versteht worum es eigentlich geht.
    Nun hat man wenig Einfluss was Journalisten berichten und schreiben, aber wenn man schon die Möglichkeit hat selbst zu Wort zu kommen wie z.B. in der ARD Sendung am Dienstag sollte man auch etwas detaillierter auf die Causa Hopp, 50+1 und DFB eingehen und das nicht nur mit „Reicher Mann pusht seinen seinen Dorfclub in die Bundesliga“ ziemlich verkürzt kritisieren. Weil erstens ist das (z.B. als Sponsor) nicht illegal und zweitens versteht es der Normalbürger nicht. Illegal wird es erst wen Regeln (50+1) gebrochen, oder zumindest so gedehnt werden das solche Konstrukte wie Hoffenheim und Leipzig erst entstehen können.

  5. @Andreas: Word.

  6. Zingler hat der Welt (nur mit Abo) ein Interview gegeben, der Kicker dazu : https://www.kicker.de/771520/artikel/union_chef_zingler_der_dfb_hat_seine_autoritaet_verloren_

  7. Schade, dass sich auch hier niemand traut die Frage zu stellen, warum der Verein seit Jahren den Pokalwettbewerb „depriorisiert“.

  8. Chris Icke

    zu Rafal vs. kurier: sehr gute Reaktion auf die hässliche Seite des Journalismus.
    zum Zingler-Interview: schade, das sowas nur gegen Bezahlung zu lesen ist.
    @Svenne: was ein Blödsinn.

  9. Hier mal die Fakten:

    2016/2017: Ausgeschieden beim BVB (6 Wechsel zum vorherigen Spiel, darunter Kreilach, der vorher in Aue doppelt getroffen hatte)
    2017/2018: Ausgeschieden in Leverkusen (9 Wechsel zum vorherigen Spiel)
    2018/2019: Ausgeschieden beim BVB (4 Wechsel zum vorherigen Spiel)
    2019/2020: Ausgeschieden in Leverkusen (5 Wechsel zum vorherigen Spiel, darunter Kapitän und Vorlagenkönig Trimmel und unser bester Torschütze Andersson)

    In all diesen Zeiten hatten wir nie einen Trainer, der auf Rotation gesetzt hat.

    Wir waren weiß Gott nicht vom Losglück verfolgt, dass wir viermal auswärts bei einem Bundesliga-Top-Team antreten mussten. Und man kann sich ja freuen, dass wir in den letzten vier Jahren in Leverkusen und Dortmund tolle Spiele abgeliefert haben. Diejenigen, die jeweils auf dem Platz standen, sind dort teils über sich hinaus gewachsen. Aber Fakt ist, dass wir alle Spiele verloren haben.

    Wirklich jedes Mal haben wir bezüglich der Aufstellung Experimente vorgenommen. Neben der individuellen Qualität auf die man bewusst verzichtet hat, ist es ja unbestritten, dass es hilft, wenn eine Mannschaft eingespielt ist und der Kapitän auf dem Platz steht.

    Leverkusen hat am Mittwoch zum Beispiel auf Experimente verzichtet. Obwohl sie on top zu uns noch zwei Porto-Spiele im Kreuz hatten.

    Die Wahrscheinlichkeit eines Sieges wäre mit einer eingespielten besten Elf jeweils höher gewesen. Nur darum geht es.

  10. @Andreas: es ist in der Tat schade, dass es den Medien offensichtlich so schwer fällt oder am mangelnden Willen scheitert, den Sachverhalt so prägnant zusammen zu fassen wie hier:

    http://www.supporters-mainz.de/2020/03/post-fuer-dietmar/

  11. Stephan (Sohn einer Mutter die ihn so nannte)

    @Svenne
    Ich erkenne keine A- und B-Elf. In den Pokalspielen waren wir jeweils dicht dran und alle haben tolle Spiele gesehen. Außerdem hat unser Trainer wohl alles gut im Griff und wenn der Plan aufgeht (ich hätte Gelb für den Tritt Bailey gegen den Oberschenkel von Prömel und auch Aranguiz offene Sohle gegen Lenz gegeben und beide hätten später gelb rot gesehen) wären wir gegen Saarbrücken wohl im Endspiel.
    Sorry nochmal an Stephan (hatte ich nicht aufm Schirm)

  12. Pavel Trnka

    Bezüglich der Pforzheim „Sache“, die Polizei hat dazu nochmal eine etwas ungelenke Stellungnahme verfasst:
    https://pppforzheim.polizei-bw.de/2020/03/06/klarstellung-aufgrund-eines-nicht-vollstaendigen-zitats-in-der-presse/

  13. Wir haben am Mittwoch die beiden besten Scorer (Andersson, Trimmel) und die beiden international erfahrenen Spieler (Subotic, Gentner) auf die Bank gesetzt. Warum nur werden diese Spieler schon morgen wieder von Beginn an spielen, wenn sie keine höhere Aussicht auf Erfolg bieten?

    Es ist doch müßig sich darüber zu freuen, dass es jeweils knapp war. Im Fußball entscheiden manchmal genau die paar wenigen Prozente… und sei es erst im Elfmeterschießen. Wenn du ins Halbfinale willst, musst du alles ausreizen. Das haben wir nicht getan.

    Dortmund lief damals 2016 mit drei A-Jugendlichen auf. Ich hätte gern erlebt, was mit unserer damals eingespielten Stammelf möglich gewesen wäre. Kreilach durfte sich seine Choreo dann von der Bank ansehen… Das macht mich heute noch sauer und in Leverkusen ging es mir ähnlich.

  14. silberhacke

    danke für den link, jacek!

  15. was @svenne hier zu bedenken gibt, ist ja durchaus nachvollziehbar.

    urs ist permanent gefordert, diese (über)große gruppe insgesamt bei laune zu halten.
    und so hatte er sich offenbar dafür entschieden, einigen das vertrauen zu geben, die sonst eher hinten dran stehn.

    und die „1b+“, die bei den pillendrehern auflief, hatte bis zum knackpunkt gelb-rot schließlich auch ein riesen spiel gezeigt!

    für urs , wie auch für die vereinsführung (und ich glaube für die allermeisten von uns ebenso) -, hat der klassenerhalt absolute priorität.

    und deshalb wollte urs offenbar von vorn herein für das schlüsselspiel in freiburg, in dem man das tor zum klassenerhalt de facto schon durchschreiten kann – wer würde, falls dort ein sieg gelänge, noch zweifel hegen, dass wir die zur letzten sicherheit fehlenden 6 punkte sicher holen werden – die stärkste truppe die wir aufbieten können, frei von blessuren und topfit auf den platz bringen.

    ich könnte mir vorstellen, dass er die jungs etwa so hinausschicken wird:
    geht ‚raus männer – wir greifen voll an, wir wollen in freiburg die vorentscheidung erzwingen! wir haben es selbst in der hand.

    wenn das gelänge…es wäre herrlich und völlig unverhofft, wenn alle unioner einen lockeren ersten frühling in der bundesliga erleben könnten!

    was dann noch alles gehen könnte…wer weiß???

  16. Stephan (Sohn einer Mutter die ihn so nannte)

    Alles richtig! Parensen gefiehl mir allerdings besser als Subotic und wenn Ujah 60 Minuten voll auf die Abwehr geht und dann Anderson reinkommt, genau wie Ryerson ein Superspiel macht und dann Trimmel 30 Minuten Druck von aussen gibt? Denk mal an den geplanten Wechsel Gentner gegen Prömel? Die hätten kein Land gesehn

  17. Beim Erreichen des Pokalfinales gegen Schalke haben wir damals bis zum Viertelfinale auch immer mit Wassiliews B-Elf gespielt. Erst gegen Gladbach kam tatsächlich die A-Elf zum Einsatz.

  18. Das stimmt sehr bedingt, wir reden vielleicht von zwei drei Spielern in Runde 1 und 2. Ab Achtelfinale war es bis auf Gert Müller schon eine Stammelf. Es ist ein Unterschied, ob ich von einer B-Elf spreche oder ob zwei Spieler getauscht wurden. Das Viertelfinale wurde trotz des Aufstiegsdrucks sehr ernst genommen. Klar, die Flutlichtmasten wurden extra dafür gebaut.

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