Blog State of the Union

Sky verwechselt die Sebastians und der Kapitän freut sich auf ein Bier

Nach dem 3:2 über Mainz 05 wird sehr viel gefeiert, dass der 1. FC Union in der Tabelle über Hertha steht (und gar nicht so sehr der erste Auswärtssieg in der Bundesliga für Union überhaupt, den die Morgenpost im Kommentar für einen Meilenstein hält). Mir wäre das eigentlich völlig egal und ich kann mich nicht erinnern, dass wir das nach den ersten Spieltagen gefeiert hätten, als das schon einmal so war. Aber die Steilvorlage hat ohne Bedrängnis vergangene Woche in der Pressekonferenz nach dem Spiel Hertha-Trainer Ante ?ovi? gegeben, als er sagte: „Ich will jetzt nicht böse klingen, aber wenn wir kurz auf die Tabelle schauen, dann sind wir immer noch vor Union. Ohne bösartig zu klingen dabei.“ Ein Satz, der in beiden Fanlagern für mehr als nur eine krause Stirn gesorgt hat und tatsächlich schlecht alterte. Vor allem sorgte er jetzt für dieses schöne Bild.

Fans des 1. FC Union feiern den Sieg über Mainz 05, Foto: Matze Koch

Beeindruckend am Spiel in Mainz war vor allem, wie Unions Treffer allesamt perfekt in den Spielverlauf passten. Das 1:0 fiel in einer Phase, in der eher Mainz auf ein Tor drückte und dann kurz vor Pausenpfiff und zu Beginn der zweiten Halbzeit jeweils Standardtore von Sebastian Andersson nach Ecken von Christopher Trimmel. Der Kapitän setzte auch den Flankenball zum 1:0 und war entsprechend danach rundum zufrieden:

Christopher Trimmel, Kapitän des 1. FC Union Berlin) freut sich über seine 3 Vorlagen
Christopher Trimmel freut sich über seine 3 Vorlagen, Instagram: christopher-trimmel28

Im Prinzip haben Unions beide Nationalspieler, Sebastian Andersson und Christopher Trimmel, vor den Länderspielen noch einmal richtig Selbstvertrauen getankt. Als der Sky-Fieldreporter nach dem Sieg Sebastian Polter vor dem Mikrofon hatte, dachte er sich sicher „Hauptsache Sebastian“ und stellte folgende Frage:

Sebastian Polters Antwort: „Das war der andere Andersson“, half dem Reporter nicht beim Entwirren der Situation. Ich bin mir nicht ganz sicher, ab wann Union beim 3:0 das Spiel aus der Hand gab. Es war ein bisschen schleichend. Zunächst bekam Mainz mehr den Ball, konnte damit aber aufgrund Unions guter Strafraumverteidigung nicht so viel damit anfangen. Aber Urs Fischers Team stellte im Prinzip den Vorwärtsgang ein und verteidigte wirklich erst weiter hinten, so dass Mainz mit deutlich mehr Passoptionen vor den Strafraum und hinein kam. Am Schluss habe ich tatsächlich noch richtig gezittert. Allerdings glaube ich nicht, dass Union die Kräfte verlassen haben. Es war mehr so das Gefühl, das 3:0 nach Hause zu bringen.

Zum Schluss musste Union in Mainz noch zittern

Für den Trainer war das im Nachhinein perfekt. Union geht mit einem wirklich starken Lauf von 3 Siege in 4 Spielen in die Länderspielpause. Aber ganz offensichtlich hat er einen Anknüpfungspunkt, dass man sich bei keinem Ergebnis in der Bundesliga so ausruhen kann, dass man dem Gegner den Ball gibt und nichts mehr passiert (in die Richtung geht auch der Kurier mit seinem Kommentar). Passoptionen zustellen, den ballführenden Spieler konsequent stören und gutes Positionsspiel bleiben immer wichtig. Vom Blick her würde ich sagen, dass Torhüter Rafal Gikiewicz danach die Kabine zerlasert hat, weil das eins seiner erhofften Zu-Null-Spiele war. Am Ende hielt er mit sehr starken Paraden den Sieg fest. Im Gedächtnis bleibt mir sein Superhelden-Reflex gegen Onisiwo, als er wie auch immer instinktiv den linken Arm hochriss wie sonst nur Manuel Neuer beim Reklamieren.

Noch ein paar Kleinigkeiten: Schade finde ich, dass das erste Tor nicht Marcus Ingvartsen zugesprochen wurde. Den Erfolg hätte ich ihm gegönnt. Dann entwickelt sich Christopher Lenz immer mehr zu einem Spieler, der auch in der Bundesliga einfach seinen Stiefel runterspielt und mir dadurch sehr viel Freude bereitet.

Doppeltorschütze Sebastian Andersson freut sich in Mainz nach dem Abpfiff, Foto: Matze Koch

Giftiges Spiel der Mainzer

Ich empfand einige Fouls der Mainzer schon mehr als nickelig. So hatten Maxim und Boetius tatsächlich Glück, dass ihr Trainer sie vom Platz holte. Das hätte durchaus auch der Schiedsrichter tun können. Bei Maxim war der Gesichtswischer eigentlich vom Gefühl her nicht genug für eine Tätlichkeit (deswegen gab es auch kein Gelb, was er in der Situation verdient gehabt hätte, weil für Gelbe Karten der Videoassistent nicht zuständig ist und der Referee das nicht gesehen hatte). Aber es ist schon klar, dass die Hand im Gesicht des Gegenspielers nichts zu suchen hat und Maxim sich über einen Platzverweis nicht hätte beschweren können. Boetius wurde runtergenommen, nachdem er Christopher Lenz bei einem Union-Einwurf in der Union-Hälfte angegangen ist.

Nun spielt Union selbst hart und hat sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Es war allerdings in der Phase nach dem 3:0 auffällig, wie tief vielleicht der Frust über die Situation bei Mainz saß. Robert Andrich hat seine 5. Gelbe Karte zu Beginn des Spiels erhalten und fällt leider im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach aus. Damit wird die wirklich gute Kombination aus Robert Andrich und Christian Gentner in Unions Zentrum gesprengt. Da Grischa Prömel bis dahin weiter nicht zurück sein wird aus seiner Verletzung, erwarte ich Manuel Schmiedebach. Aber Urs Fischer hat jetzt ein bisschen Zeit, sich das genauer anzuschauen.

Hier die Spielberichte der Berliner Medien:

Auf den anderen Plätzen

Die Männer-U17 unterlag gestern Rasenballsport in Leipzig mit 0:5 (Spielbericht) und steht damit in der Bundesliga-Tabelle weiter auf dem 9. Platz mit 6 Punkten Vorsprung vor den Abstiegsplätzen. Die U19 gewann dagegen in Magdeburg 4:1 und setzt die starke Hinrunde fort (Spielbericht). Das Team steht weiter auf Platz 4 in der Bundesliga.

Die U17 des 1. FC Union Berlin verliert in Leipzig
Die U17 des 1. FC Union Berlin verliert in Leipzig, Foto: 1. FC Union Berlin

Heute um 13.30 Uhr spielt das erste Frauenteam in der Regionalliga gegen Leipzig-Süd. Das zweite Team der Frauen tritt 13 Uhr in der Berlin-Liga bei den Spandauer Kickers an.

Derby-Nachlese

Der Tagesspiegel hat die Erkenntnisse über Herthas organisierte Fanszene aus der Woche nach dem Derby zusammengefasst.

7 Kommentare zu “Sky verwechselt die Sebastians und der Kapitän freut sich auf ein Bier

  1. Ich glaube das zwischenzeitliche 3:0 täuscht darüber hinweg das wir ne Menge Glück in dem Spiel hatten.
    Wenn Szalai nich immer seine Milch austrinken würde hätte das von Andrich die nächste Horrorszene a lá Andre Gomes werden können umd dann fliegt er auch vom Platz.
    Dazu hatte Rafa einen wahnsinns Tag und bei uns ging fast alles rein was aufs Tor ging.

    Aber natürlich freue ich mich riesig über den ersten Auswärtssieg :)
    Noch 27 Punkte zum Großen Ziel!

  2. Da gibt sich der Tagesspiegel so viel Mühe, um mal hinter die Kulissen zu blicken, und wertet die Zusammenhänge dann doch so falsch!

    Es ist mitnichten ein „sich damit arrangieren, um Konflikte in der Kurve zu vermeiden“. Denn abgesehen davon, dass das ebenso erbärmlich wäre, ist es eher ein „die Geister die ich rief“!
    Die Clowns aus der Ostkurve schmücken sich nämlich nur zu gerne mit den Erfolgen, die Kaliber030 für sie auskämpft!
    Siehe Signaturen Banner Hertha: http://unveu.de/2019_2020/19_11_02vshertha/19_11_02vshertha37.jpg

    Darauf spielten dann die Tapeten auf der Waldseite an:
    http://unveu.de/2019_2020/19_11_02vshertha/19_11_02vshertha63.jpg

    Es dürfte dann doch wohl klar sein, wo die Krawallbrüder ihre Eintrittskarten her haben. Harlekins & Co., eine durch und durch verlogene Bande.

  3. Naja, nicht nur gezittert, ich war nach dem Spiel sogar etwas säuerlich weil sie sich das Spiel in den letzten 20 Minuten aus der Hand nehmen liessen. Aber im Nachhinein war das glaube ganz gut, weil so auch jeder gesehen hat das weniger als 100% unter Umständen in der Bundesliga nicht ausreichend sind.

  4. dass dieser „wer-ist-(denn nun gerade mal wieder)-die-nummer-1-in-berlin“ -rummel medial – auf mehr oder minder plumpe art – diese saison durchziehen und sich immer weiter aufblasen würde, war mit feststehn unseres aufstiegs klar.

    eine dauerhaft prall mit (im idealfall auch noch häufig) wechselnder kost bestücktes füllhorn (nicht nur) für sportschreiberlinge…

    ich will damit nichts zu tun haben.
    mich interessiert nicht, wo hertha wann, neben, hinter, vor (uns) steht und warum.
    ob die nun in den kampf um die fette champignonernte oder wenigstens die vergleichsweise dröge-magere euroligakost eingreifen, um den fatalen strich herumdümpeln oder gar darunter absaufen…

    mich interessiert einzig, dass und wie wir weiterhin unsere punkte zum (möglichst aus eigener kraft gestemmten) erreichen mindestens des sonnigen 15. holen.

    temporäre häme richtung westend wird uns dazu nicht verhelfen – kein stück.

  5. Guido Nitsch

    Das Spiel stand auf der Kippe. Unnötig.. Trotzdem Respekt und Anerkennung für die großartige Arbeit und Leistung des Teams. Nicht nur die Spieler, auch alle anderen haben sich einen Orden verdient.

  6. @Ben
    herrlich – danke!! :D
    und sachlich treffend, obendrein!

    „Wenn Szalai nich immer seine Milch austrinken würde hätte das von Andrich die nächste Horrorszene a lá Andre Gomes werden können umd dann fliegt er auch vom Platz!“

  7. Auch wenn ich wohl wieder der einzige „Nicht“-„AAALLLLLE MACHEN MIT*krächts* “ Vertreter bin (ich kann klatschen und Cluburlaub nicht ab … ; singen ja *ebenfalls krächts*….

    Das war aber nicht, dass was mir immer wieder wirklich echt auf die Nerven geht, sind XL-Flaggen die dann versucht werden, eine rhythmische Schwenkbewegung einzunehmen, wenn die interessanten Momente im Spiel sind; nicht dann wenn 10 Min lang nix passiert, weil keiner sagt, dass der Keller funkt…. ich will ein Fußballspiel sehen, eines wofür man um 6.30 in nen Zug gestiegen ist, um Union siegen zu sehen und dann um 2300 wieder zurück zu sein… es wäre doch ein leichtes, einfach dort zu schwenken wo eh die Kollegen stehen, die das Spiel sowie nie mitbekommen (glaube in Freiburg haben viele auch das erste Union-Spiel in fast voller Länge gesehen, auch zu erkennen an der „Am-Zaun-Hängen vor Neugier“ Haltung …. sei es drum; ich weiß Streit-Thema XL-Flaggen im Block; Streit-Thema „Zwangs-Animation“ … (ich steh ja schon immer so mittig / seitlich das ich anderen „Voll-Animierten“ den Platz nehme :)

    Am Ende war ich eh ein wenig angepisst, seit Freiburg und den falschen Aktionen die im Mittelpunkt standen … WIR SIND UNION :)

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