Blog State of the Union

Der Fallout des Derbys wird noch eine Weile dauern

Was am Samstagabend rund um das Derby zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC passiert ist, wird weit über diese Woche hinaus Folgen haben. Das gilt hoffentlich für die interne und öffentliche Aufarbeitung dessen, was da Falsches geschehen ist. Es gilt für das Verhältnis der beiden Vereine und die Spiele gegeneinander in den nächsten Jahren, für die man eine Eskalation der Feindseligkeiten befürchten kann (auch wenn die Geschosse aus dem Gästeblock eigentlich schon eine maximale Eskalation waren). Und es gilt eventuell auch für Fananliegen in Bezug auf das Stadionerlebnis, die unter den Grenzüberschreitungen vom Samstag leiden könnten.

Pyro Derby Union Hertha
Die schöne Seite der Pyro beim Derby gegen Hertha, Photo: Stefanie Fiebrig.

Aufarbeitung

Die Aufarbeitung des Derbys beginnt nun aber erst. Die Polizei (die mit Personal aus fünf anderen Bundesländern rund um das Spiel im Einsatz war) schreibt in Folge der aus dem Gästeblock geschossenen Leuchtmunition von zwei Verletzten (ein Polizist, ein Union-Fan) sowie im Zusammenhang mit dem Spiel von „18 Strafermittlungsverfahren wegen Körperverletzung, Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung, Landfriedensbruchs sowie Verstößen gegen das Versammlungs-, Waffen- und Sprengstoffgesetz ein. Zudem wurden im Nachgang sieben weitere Strafermittlungsverfahren, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, Landfriedensbruchs und Zusammenrottung, eingeleitet.“ Außerdem heißt es da: „Gegen 16.40 Uhr überliefen Heim-Fans eine Einlasskontrolle des Stadions und gelangten so unkontrolliert hinein.“

In ihren Kommentaren zu den Ausschreitungen des Auswärtsblocks vom Sonntag betonen sowohl Herthas Trainer Ante ?ovi? als auch Vereinssprecher Marcus Jung, dass diejenigen, die im Stadion am Samstag Geschosse auf Menschen in den anderen Blöcken und auf dem Spielfeld geschossen haben, nicht die „wahren Herthaner“ seien. Das ist ohnehin immer bei negativen Vorfällen im eigenen Verein eine problematische Argumentationslinie, weil sie dazu neigt, das Problem auszulagern, statt es als eins, das man selber hat, anzuerkennen.

Es ist in diesem Fall aber besonders fehlgeleitet, weil man bei Hertha nun gern davon spricht, dass eben jene „wahren Herthaner“ ja die gewesen seien, die am Freitag die Mannschaft beim Abschlusstraining verabschiedet haben. Wie auch Uwe Bremer von der Morgenpost im Blog ImmerHertha schreibt ist es angesichts des Banners „Jagt Sie übers Feld wie wir sie durch den Wald“ nicht unbedingt so, dass man gerade da eine Trennlinie ziehen kann. Darüber, welche Spaltungen es in der Hertha Szene gibt, hat vor einiger Zeit die Taz geschrieben.

Ansonsten gelingt es Hertha auch in einem separaten Statement des Vereins nicht, die unterschiedlichen Eskalationsstufen dessen, was am Samstag passiert ist, klar anzusprechen: „Kleine Gruppen aus beiden Fanlagern haben sich nicht akzeptable Grenzüberschreitungen geleistet,“ heißt es da. Darauf folgt zwar dieser Satz: „Vor allem das Abfeuern von Raketen in den Innenraum und in Zuschauerbereiche ist nicht hinnehmbar.“ Aber auch das entfernt sich nicht genug von einer Gleichsetzung der nicht equivalenten Aktionen.

Vor allem die sportliche Enttäuschung bei Hertha formuliert das Blog Marxelinho:

Es gewann dann die Mannschaft, die etwas (von sich) zu erzählen hat, gegen die Mannschaft, von der man gestern den Eindruck bekommen konnte, dass sie sich auch für ihren eigenen Trainer unlesbar macht. Was bleibt ihm also, als verzweifelt aus der Tabelle ein Pünktchen Berechtigung herauszulesen?

Podcast zum Derby

Natürlich bestimmen die nicht-sportlichen Themen auch unsere Podcastfolge, die wir gestern Abend aufgenommen haben. Dabei berichtet Steffi zuerst davon, wie unangenehm der ansatzweise Platzsturm sich aus der Nähe angefühlt hat. Außerdem ordnen wir die schwulenfeindliche Tapete auf der Waldseite ein. Und natürlich besprechen wir auch ausführlich über die katastrophalen Vorfälle im Gästeblock.

Und es geht sogar ein bisschen um den Sport an sich: Wie sich die Außenstürmer von Union in die Halbräume bewegt haben und dort aus der Dreierkette anspielbar waren, was Herthas Umstellung ebenfalls auf ein 343 bewirkt hat und wie Sebastian Polter einen Elfmeter mit sehr guter Einstellung nicht besonders gut geschossen hat.

Ganz hervorragende Photos, die Steffi am Samstag gemacht hat, gibt es hier im Blog.

Als Sebastian hier gestern das homophobe Banner erwähnt hat, hat er gefragt, wie sich das wohl zum Beispiel für schwule Unioner anfühlt. In seinem Blog hat Bas Timmers, einer der Menschen hinter Union in Englisch, die Antwort auf diese Frage explizit gemacht. Wir zitieren das hier gerne (in meiner Übersetzung):

Nun, ich kann nicht für alle [LGBTQ* Unioner*innen] sprechen. Aber für mich persönlich ist [das homophobe Banner] lachhaft: Zu denken, dass man den Auswärtsblock mit homophoben Aussagen provozieren kann. Es fühlt sich an, als wollten sich manche Ultras ihre Männlichkeit beweisen, indem sie Minderheiten erniedrigen.

Ich fühle mich davon nicht persönlich angegriffen oder beleidigt. Ich fühle mich nicht weniger willkommen bei Union, weil zum Glück 98% der Leute hier vernünftigere Einstellungen über sexuelle Orientierung (oder Rassismus etc.) haben. Und ich werde weiter mein „Eisern und Stolz“-Regenbogen-Shirt zu manchen Spielen tragen. Es wäre aber schön, wenn der Verein beim nächsten Heimspiel sich eindeutig gegen das Überschreiten dieser roten Linie positionieren würde. Es geht dabei nicht um mich. Vielleicht interessiert meine Meinung niemanden. Aber es geht dabei um Unions Fankultur und darum, sie auf der guten und gesunden Seite der Dinge zu halten.

Auf den anderen Plätzen

Ich habe mir gestern in der Wuhlheide angesehen, wie die U19 von Union nach einem schnellen 0-2 Rückstand gegen Werder Bremen noch ein (glückliches) 2-2 geholt hat.

Die 1. Frauen hat in Erfurt mit 3-0 gewonnen und den vierten Sieg in Serie eingefahren.

Pokal immer auswärts

Union ist nun schon mal wieder in die dritte Runde des Pokals gekommen, hat da aber immer noch kein Heimspiel: Stattdessen tritt die Mannschaft Anfang Februar in Verl an. Und der SC Verl wollte sich auch auf das Angebot von Robert aus unserem Team, das Heimrecht zu tauschen, nicht einlassen. Aber hey, Kuchen:

Und so haben wenigstens alle, die nicht schon 2001 oder 2008 dabei waren, Gelegenheit, sich den Groundhopper-Punkt für das Stadion an der Poststraße abzuholen.

Noch mehr Union Podcasts

Wir haben gestern auch die Folge unseres Geschichtspodcast Und Niemals Vergessen aufgenommen, die vor zwei Wochen krankheitsbedingt ausgefallen ist. Darin erzähle ich, warum das Stadion an der Alten Försterei auch einmal Sportpark Sadowa hieß, und inwiefern es gut ist, dass das nicht mehr der Name des Stadions von Union ist.

Und sonst so

Arminia Bielefeld hatte vor seinem Heimspiel am Sonntag (das Uwe Neuhaus und Marcel Hartel mit 2-1 gegen Kiel gewonnen haben) ein Problem mit Nazi-Aufklebern am Stadion, die dann gemeinschaftlich schnell entfernt wurden.

34 Kommentare zu “Der Fallout des Derbys wird noch eine Weile dauern

  1. Durch die Macht der Bilder entwickelt sich das medial immer mehr zum Eigentor für Union. Nahezu überall als Aufmacher Vermummte Unioner und Spieler auf dem Platz. Dazu noch die dämlichen Aussagen von Preetz stellt das ja irgendwie die wirklichen Vorgänge während des Spiels völlig auf den Kopf.

  2. genau so ist das, @andreas!

    ein weiterer beleg für das erneute, vermeintliche, tatsächlich aber gewohnt-gewollte, nahezu flächendeckende, versagen der mainstream-medien.

    mit der gezielten placierung des großformatigen fotos vermummter, in „kampfmontur“ daherkommender unioner, wird der grusel-frame durch die köpfe der durchschnittlichen (und um genau diese geht es – es geht um die manipulation der vermeintlichen „mitte der gesellschaft“ – pressekonsumenten gesetzt.

    eine umkehr des gesetzes von ursache und wirkung wird so bewusst – und „erfolgreich“ – erzielt.

    genau so, wie ich das von dem augenblick an erwartet habe, als diese martialo-honks das spielfeld betraten.

    nicht die kriminellen raketen-attentate auf spieler wie zuschauer, die ganz eindeutig aus dem hertha-block heraus begangen wurden, sollen den öffentlichen diskurs bestimmen.

    randerscheinungen (bescheuerte – fürwahr!) -sollen ablenken vom wahren geschehen:
    jeder, der vor ort war – und selbst im fernsehen noch jeder, der halbwegs klare bilder sieht – weiß, was ursache dieser ganzen scheiße war.

    aber die erzählung muss im nachhinein umgeschrieben werden.
    weil nicht sein kann, was nicht sein darf!

    es hat eine klare logik.

  3. Kann jemand etwas zu den kursierenden Gerüchten etwas sagen, dass sich bei den Herthies auch Bifften untergemischt haben sollen… und sich einige, so Erzählungen, in die SBahn nach dem Spiel verirrt hatten, mit entsprechenden Reaktionen.

    Ansonsten macht die journalistische Berichterstattung in den großen Medien nach dem Spiel da weiter, wo sie davor aufgehört hat. Unterirdisch, undifferenziert und absolut oberflächlich!!!

  4. sieh dir mal das foto vom dümmlich-homophoben banner aus dem ultraumfeld an.

    mit dem sollte bezug genommen werden auf eine – wie ich vermute – im vorfeld verabredete wald-hauerei zwischen honks beider seiten, zu der sich die hoo(h)l-herthinhos verstärkung von biffzenbratzen besorgten.

  5. Ich bin völlig bei euch – ABER massenhafte Pyros, Platzstürme durch Vermummte, Überrennen der Einlasskontrollen, homophobe Spruchbänder und das zur Schau stellen von Diebesgut lassen ein Schwarz/Weiß leider nicht zu. Statt nun reflexartig auf die Blauen zu zeigen, sollten wir unseren eigenen Saustall ausmisten.

  6. @mo – ja, leider ist aber auch der weite Verlauf sehr vorhersehbar, jetzt sind schon die ersten Schlagzeilen mit Geisterspiel da, demnächst wird auch der eine oder andere „Law and Order Politiker“ seine unglaubliche „Abscheu“ zum Ausdruck bringen und der eine oder andere DFB-Funktionär wird auch darüber nachdenken ob es nicht mal wieder an der Zeit ist ein Exempel zu statuieren. Einzig der Fernsehvertrag wird sie vielleicht daran hindern bis an die Grenzen zu gehen, weil Sky u. co werden wohl wenig Lust verspühren ein Spiel vor leeren Rängen zu übertragen.

  7. @Fred, naja man darf da jetzt aber auch nicht Ursache und Wirkung verwechseln, also die Pyroshow der Waldseite nach der Pause kann man ja wohl keineswegs mit
    dem Scheiß was da aus der blauen Ecke über 90 Minuten und länger auf den Platz und die Nachbarblöcke geflogen ist vergleichen. Und der Platzsturm, ja vielleicht hätten deutlich mehr Ordner vor der Waldseite das verhindern können, aber leider ist man meist erst hinterher schlauer als vorher.

  8. @Andreas, es standen fast das gesamte Spiel über zirka 50 Vermummte rechts neben mir im Block – daher wirkt der Platzsturm nur bedingt spontan… Hochsicherheitsspiel und auf einmal gehen uns die Ordner aus?!? Ursache Wirkung klingt immer ein wenig nach Notwehr… wer oder was genau sollte hierbei denn verteidigt werden? Uns obliegt die Sicherheit in der AF, wir sind als Ausrichter/Gastgeber in der Verantwortung. Schon in München ist mir das Präsentieren von Diebesgut aufgefallen…Säure im Gästeblock gegen RB, Schlägereien gegen Dortmund, „Polizei-Probleme“ in Freiburg. Entweder ist die Welt gegen uns oder es wird Zeit für eine ehrliche Analyse. Hört damit auf euch immer hinter dem Verhalten der Anderen zu verstecken – dafür können wir nichts und daran können wir nichts ändern – das jedoch quasi als Begründung für unseren Mist zu nehmen ist doch naiv – damit deckt man Kriminelle und schadet dem Verein.

  9. Was im und aus dem Gästeblock veranstaltet wurde, konnte jeder im Stadion sehen und beurteilen. Da kann es keine zwei Meinungen geben. Die Medien -soweit überschaubar- haben über die körperverletzenden, ggf. lebensgefährlichen Attacken von dort berichtet. TV-Bilder waren eindeutig. Die hilflos-schiefe Logik von Preetz wurde im ZDF von Ruhnert gekontert und klargestellt.
    Gerade deshalb aber ist es zu billig, wieder mal wutschnaubend nur auf „die anderen“ und „die Medien“ zu weisen, eigenes Fehlverhalten verharmlosen, wegzubügeln oder quasi ungeschehen machen zu wollen.
    Das hier ist doch in erster Linie ein Union-Forum. Also bitte: dann nach solch einem Desaster außerhalb des Spielfeldes zu allererst den eigenen Laden kritisch aufräumen.
    Wie konnten die Vermummten so nett eingebettet ungestört auf ihren erwartbaren Auftritt nach Abpfiff warten?
    Was ist mit unserem Ordnungsdienst los? Wieso konnte er den Kassensturm vor Beginn nicht verhindern? Wieso konnte das ganze Zeug ungehindert ins Stadion gelangen, wann auch immer? Was sind das für Eingangskontrollen, bei denen ich medizinische Augentropfen abgenommen kriege, daneben „Ordner“ ihre Kumpels lässig abklatschen?
    Was sollen die lahmen Durchsagen, Pyro sei in der AF verboten, wenn man solche Aktionen im Gästeblock in vielen letzten Spielen nicht verhindert?
    Warum wird plötzlich Polizeieinsatz eben dort verlangt (s. Forum gestern), wenn der sonst als Teufelszeug geächtet wird?
    Um hier keine Zweifel aufkommen zu lassen: das was Blau-Weiße am Sonnabend gemacht haben war kriminell. Verzweifelte Verschwörungstheorien (etwa vll. evtl. BFCer darunter??) helfen nun wirklich so wenig wie das Medien-Bashing.
    Eigene Fehler und Versäumnisse erkennen, aufarbeiten und künftig vermeiden – das muß die Zielrichtung sein. So egal wie hier manche(r) meint, kann uns unsere Außendarstellung nicht sein. Es ist unsere Verantwortung.
    Dass am Ende der Verein seine Strafe zahlt und das war’s mal wieder – das kann es wohl nicht sein. Das wäre nicht in seinem Sinne und nicht in dem der vielen Fans, die doch wohl ganz mehrheitlich nichts noch mal erleben möchten wie vor zwei Tagen.

  10. Londonkraut

    @Fred, Stimme dir voll zu. Über das asoziale, menschenverachtende Gehabe der Hertha-Seite haben wir keinen Einfluss, aber wenn bei uns etwas stinkt, muss das auch angezeigt, angenommen und verarbeitet werden. Bisher sehe und höre ich da recht wenig. Das heutige Radio Eins Interview mit Christian Arbeit, in das ich einiges an Hoffnung gesteckt hatte, war leider auch nur ein Kleinreden und Ausweichen. Dialog aufrechterhalten, ja…aber ohne eine anständige Abmahnung sollte das nicht stattfinden. Das selbstherrliche und dumme Gehabe dieser Möchtegern -Junggorillas hat der Silberrücken Rafa ja schon auf unnachahmliche Weise in die Schranken gewiesen; aber dabei darf es nicht bleiben.

  11. Danke Londonkraut, dass du hier auch nach „oben schaust“. Herr Arbeit spricht tatsächlich von „unseren Jungs“ die sich ja dann zum Glück schnell wieder haben beruhigen lassen – hat der Mann denn gar kein Rückgrad? Mindestens ein Geschoss kam doch aus der Waldseite..wie kann ich mich dann als Vertreter der wahren Lehre vor den Kameras zelebrieren und sowas nur einseitig verurteilen? Völlig egal was der Preetz da von sich gibt.

    Was haben wir eigentlich für ein Niveau erreicht? Wer den Klassenkampf ausruft, der duldet scheinbar auch vermummte Schlägertrupps im Stadion. Mir muss auch keiner erzählen, dass im blauen Block nur Idioten standen…das sind genauso unsere Nachbarn, Kollegen, Familie und Freunde wie der Rest von Berlin die Hälfte von denen ist eh aus dem Osten. Es gibt einfach ein Problem in den Stadien dieser Stadt und wer glaubt, dass wäre ein Problem der Anderen, der hat es halt nicht verstanden.

  12. Maria Draghi

    Uwe Bremer ist für mich ein Hertha-Pressesprecher mit dem vermeintlich neutralen Umhang einer Tageszeitung. Die Artikel von dem braucht man nicht lesen. Reine Hertha-Propaganda. Leider berichten die Berliner Tageszeitungen in Bezug auf Union auch nicht viel besser (objektiver).

  13. @ Londonkraut und Fred: volle Zustimmung, wird wohl wieder mal nötig bei uns aufzuräumen, wie nach Stockholm damals, mir ist unser Fanmarsch hinter der Waldkasse begegnet, blockierten da den Weg, habe mich dann im wahrsten Sinne gegen den Strom durchgeboxt, am Anfang war ein schwarzer Block (wie war das noch mit Alles auf Rot?) der nicht gerade vertrauenserweckend erschien. Was die aus Sektor 2, die meinten auf den Platz zu stürmen angeht so mag man ja noch verstehen dass man bei den Bildern aus Sektor 4 schon einen Hals bekommen konnte, aber sowas geht einfach nicht. Ich stand übrigens in Sektor 4, ca. 5 Meter vor mir ist eine der Raketen eingeschlagen.

  14. silberhacke

    man sagt, sport verbindet. dort, wo er in den hintergrund gerät, wird ihm die gelegenheit dazu genommen. und das erleben wir gerade. wir können stundenlang darüber debattieren, ob leuchtspur schwerwiegender zu beurteilen ist als der platzsturm. wir können uns fragen, wie es möglich ist, pyro in diesen mengen in die ränge zu schmuggeln. wir können verschwörungstheorien darüber ausbrüten, weshalb die polizei nicht eingegriffen hat, wie leute zuhauf scheinbar ungehindert und ohne ticket in die blöcke kommen usw. usf. eines ist dabei vollkommen klar: hier geht es in keiner sekunde mehr um den sport. und deshalb ist mir der titel des „stadtmeisters“ scheißegal. ich brauche diesen ganzen zirkus nicht. die zeit, die für die vorbereitung der tollen choreos verwendet wird, kann man meinetwegen besser für die auseinandersetzung in den eigenen reihen verwenden. ich brauche keine prächtige staffage, um mich im stadion wohl zu fühlen.

    EISERN

  15. >“Wer den Klassenkampf ausruft, der duldet scheinbar auch vermummte Schlägertrupps im Stadion.“<

    Den Zusammenhang verstehe ich so rein gar nicht. Zingler hat "Fussball-Klassenkampf" gesagt und nicht "errichtet brennende Barrikaden und nehmt keine Gefangenen".

    Die Motivation der Krawallmacher wurde sicherlich gar nicht durch Zinglers Satz ausgelöst, sondern einfach von einer Kombination an depperten Mackertum und im Stammhirn ritualisiertem Gewaltgehabe, wie auf der anderen Seite auch.

    PS: Ausserdem ist der real existierende Klassenkampf einer von oben gegen unten, und der wird zu-Null gewonnen dank massiver Entsolidarisierung der Opfer untereinander, das geht ohne offene Gewalt. Meinjanur ;-)

  16. Ich kann mich den Worten von Fred, Uli49, Londonkraut und anderen nur anschließen. Analysen, wer oder was da im Gästeblock unterwegs war, helfen nicht weiter. Erschreckend ist einzig die Erkenntnis, dass dort offensichtlich keinerlei Selbstreinigungskräfte vorhanden sind, oder das Durchsetzungsvermögen haben asoziales bis kriminelles Verhalten zu unterbinden. Die Vorkommnisse scheinen eher gewollt und common sense zu sein.
    Was mir auf Unionseite Sorge bereitet ist der Umstand, dass die kräftigen Jungs ihr Spektakel zunehmend bei Heimspielen innerhalb des Stadions zelebrieren. Ganz offen, völlig selbstverständlich. Mit den Spielen gegen Magdeburg, Dortmund und nun Hertha passiert dies in sehr hoher Frequenz und ist. m.E. ein Zeichen dafür, dass die Kollegen zuletzt wenig bis gar keinen Gegenwind erfahren haben. Allerdings kann ich die Vorgänge und Diskussionen innerhalb der Szene auch nicht beurteilen. Gemeinsam mit diesem stetigen Präsentieren von geklauten Fanutensilien, die irgendwelchen Normalofans und Ü50 Herren (siehe FCM-Banner) in mittelalterlicher Manier abgezogen werden – gab es da nicht auch mal im Podcast den Bericht über den Überfall auf Freiburg-Familienfans? – zeigt sich hier eine zunehmend negative Mischung.
    Nach etwas Querlesen in Herthaforen stimmt es mich jedoch positiv, dass innerhalb der Unionfamilie zumindest über das Geschehene ernsthaft diskutiert und gesprochen wird. Das lässt zumindest die Hoffnung auf Verbesserungen zu. Bei Tante Hertha scheint es das wenn nur in viel geringerem Ausmaß zu geben und seitens der Vereinsverantwortlichen keine credibility ggü der Fanszene gegeben zu sein. Da herrscht zwar Ablehnung ggü den Vorkommnissen, aber aus den Beiträgen ergibt sich außer Resignation keine Handlung, geschweige denn Konsequenz. Da wird nur weggeschoben und im Zweifel ist eben Preetz schuld, was bei dessen Rhetorikperformence schon fast einleuchtend ist.

  17. @Matze – vielleicht willst du es gar nicht verstehen. Es geht mir nicht um die Motivation der Deppen – es geht mir darum warum sowas geduldet wird. Die standen da 115 Minuten lang…wer da einfach wegschaut – dem kann es doch mit dem Wunsch – nach einem friedlichen Ablauf – nicht ganz so wichtig sein.

    So und wie ich mich danach hinstellen und auf die Andern zeigen kann…aber klar waren ja unsere Jungs…das ist nicht mehr meins.

  18. Ist ja kein Geheimnis, dass Teile der Hool – und Ultraszene bei Hertha mit dem BFC kuscheln. Darum ging es ja auch auf dem „homophoben“ Banner, was aus meiner Sicht viel zu hoch gehangen wird. Diese Spinner aus Charlumpenburg sind Ultras ohne Ehre. Waren sie schon immer und werden sie auch immer bleiben. Mit Annäherung und Augenmaß muss mir bei der Bande keiner mehr kommen. Schon gar nicht, wenn die gemeinsame Sache mit Mordor machen. Das ist auch mit „Schwanz im Arsch“ gemeint.

  19. @fred, ok das hab ich verstanden und stimme Dir zu ;-)
    Den Bezug zu Zinglers Zitat verstand ich nicht.

    Was noch gar nicht thematisiert wurde ist ja, dass der Blocksturm Waldseite laaaaange vor dem Spiel stattfand und insofern auch Zeit gewesen wäre hier nachzufassen wer denn da so reingerockt kam (wobei ich nicht prognostizieren kann, was dann passiert wäre, die Szene hat ja auch oft was von bellenden Hunden die eben nicht beissen, aber sehr sehr gefährlich soll es aussehen… – wie geht man damit um, ohne sofort aus Sicherheitsparanoia vorab zu eskalieren?)

    Andere Frage: Haben die Blockstürmer alle ihre DKs an andere weitergegeben, oder sind die so unklug gewesen, dass deren DKs nun zu identifizieren sind, weil die am Eingang nicht abgepiept wurden?

  20. @Matze, ;)

    Genau so geht es los – wir tolerieren diese Orgelpfeifen – diese zunehmende Verrohung und wo hört es dann auf? Wann ist es genug? Wetten bei den Blauen haben 90% auf die Idioten geschimpft..nur passiert ist nix – weil keiner sich grade gemacht hat. Von Zingler und Arbeit wird dieser Ruck nicht ausgehen – dafür haben die nicht das Rückgrad – also ist es an uns tatsächlich Eiserne Haltung zu zeigen.

  21. ich glaube nicht, dass Christian oder Zingler zuwenig Rückgrat haben. Die sind aber auch sehr gut beraten sich nach Möglichkeit nicht in fan-interne Angelegenheiten zu mischen WENN es interne Strukturen gibt, die das können.

    Dann bestünde nämlich schnell die Gefahr, dass sich Verein und (Teile der) Fanszene entfremden und damit einhergehend mit hoher Wahrscheinlichkeit auch falsche oder zu pauschale Anschuldigungen passieren, die dann wieder Solidarität von anderen triggert, womit man dann nicht mehr beim Thema ist UND noch dazu eine recht gut funktionierende Kommunikation riskiert (das ist in den Profiligen selten genug!).

    Wenn ich mir was wünschen würde, dann ein Statement des Vereins zu den (hier im Blog und Podcast) beschriebenen roten Linien.
    Gibt’s eigentlich auch Colinas Erben nur für Polizeiregeln? Liebend gern wüsste ich nämlich, ob es geregelt ist Pfefferspray im Block nur dann einzusetzen wird, wenn es keinen Anlass aber viele Unschuldige gibt…

  22. Das Mottospiel lautete: Berlin sieht Rot. Der schwarze Flügel war von Anfang an in der Mitte der Waldseite erkennbar. Die Pyro in der Hand Show war wohl geplant. Eine dieser Pyro landete auf dem Feld. Geldstrafe ca. 45.000 Euro.

    Der Platzsturm war wohl kaum geplant. Die Union-Spieler haben sich dem schwarzen Flügel entgegengestellt, unsere Werte wie Zivilcourage hochgehalten und den Platzsturm verhindert. Die Union-Spieler sind für mich die Helden.

    Wahrscheinlich muss erst noch viel schlimmeres im Stadion passieren, damit wir Alle von Arbeit bis Zingler aufwachen. Solange die Mehrheit der Pyro in der Hand mit Wort und Tat zur Seite steht, wird alles so bleiben wie gehabt.

  23. @fred

    Und dann sind wir in zwei Jahren komplett durchkommerzialisiert und rb Leipzig 2.0 und dann wissen wir wem wir das zu verdanken haben.
    Denn da zeigt unsere Vereinsführung ja wohl richtig Rückgrad!

    Und wer hier ernsthaft die Szene des „Platzsturms“, was Landfriedensbruch wäre, mit der versuchten gefährlicher Körperverletzung durch die herthaner auch nur annähernd gleichsetzen will, den kann ich überhaupt nicht verstehen!

    Und ich finde es ehrlich gesagt erschreckend, wenn Medien wie der Kicker und 11 Freunde es schaffen differenzierter zu berichten, als in vielen Facebookgruppen und so weiter in denen Unioner untereinander diskutieren.

  24. @Jakob, ok mein letzter Kommentar hier. Wenn wir diesen Idioten jetzt nicht Einhalt gebieten dann sind wir bald da wo Dynamo Dresden und Karl-Marx Stadt jetzt schon sind. Gewalt in jeglicher Form in Stadion zu dulden und sei es nur die Vermummung/Kassensturm/Platzsturm/Pyrowurf/Raub/Beleidigung von Minderheiten – führt genau in diese Richtung und es war ja nicht das erste Mal. Das hat mit Kommerz rein gar nichts zu tun. Wir müssen uns doch hier nicht in die Tasche lügen.

    Wollen wir unser Kinder dieser Umgebung aussetzten oder lassen wir die nächste Generation nun einfach daheim – „ist halt nicht Political Correct – wir wollen das so – damit grenzen wir uns nämlich zu den Dosen ab – wir sind nämlich anders“.

    Und dann fängst du wieder mit den Blauen an. Ist es so schwer sich mit dem eigenen Mist zu befassen? Macht es „unsere“ Idioten irgendwie besser weil die Anderen noch dümmer sind?

    All on board – the race to the bottom

  25. @ Fred: danke, volle Zustimmung!!

  26. @Fred – ok, Aktion Reaktion war jetzt in dem Zusammenhang vielleicht nicht so glücklich gewählt von mir, aber alle die jetzt ein öffentliches Tribunal von den Verantwortlichen fordern, mal bedenken das es für den Verein auch um Schadensbegrenzung geht und das macht man vielleicht besser im stillen Kämmerlein als da jetzt noch öffentlich Öl ins Feuer zu gießen.

    Noch was zu den Blauen, letzter Absatz, die haben echt eine Union-Paranoia: https://www.bz-berlin.de/berlin-sport/hertha-bsc/nanu-covic-hofft-weiter-auf-zwei-derby-siege

  27. Na super. Schadensbegrenzung, stilles Kämmerlein. Nichts kapiert? Da gibts nichts zu begrenzen oder zu mauscheln. Das überlassen wir mal schön preetz und co, denen wir so was ja unterstellen. Wer jetzt nicht mit offenen Karten spielt, der wäre kein Stück besser. Das hat nun gar nichts mit Tribunal zu tun. Alles auf den Tisch! Auch Wenn’s Arbeit und Co nicht passt.

  28. natürlich ist es richtig:
    unabhängig von den verfehlungen anderer ist es absolut richtig, dass bei uns endlich offen, frei und ehrlich über alles diskutiert werden muss, was bei uns stinkt.
    und davon gibt es genug.
    doch sorry…den glauben daran, dass dies wirklich geschehen wird, bezweifle ich.

    zu klären währe hierbei nämlich – wenn man es denn tatsächlich ehrlich und wirksam angehen will – dann endlich einmal, was der deal zwischen vereinsführung und ultraszene ist.

    ist die omerta durchbrechbar???

    christian arbeit, unbestreitbar absoluter medienprofi – ist auch nur ein untergebener und als solcher sprachrohr des allmächtigen dirk zingler.
    dem wohl niemand, der bei trost ist, wird dem präsidenten seine verdienste um union absprechen.
    es häufen sich aber – und auch das ist gar nicht neu – stimmen jener, die es wissen können, dass er zunehmend despotische züge angenommen hat.

    es kommt ja nicht von ungefähr, dass besonders radikale teile unserer ultras ihr „hegemonialstreben“ in und um die AF herum immer offener ausleben.

    dies ist eine entwicklung, die sich schon über jahre aufschaukelt und zunehmend verselbständigt.
    wer sich mit dem thema einmal eingehender und ernsthafter auseinandergesetzt hat, der weiß, was gemeint ist.
    dem ist auch bewusst (gemacht worden), wie mächtig die führung dieser szene ist und wozu sie fähig sein kann im umgang mit ihren kritikern.

    es ist wahr – WIR lügen uns doch schon seit vielen jahren AUCH in die eigenen taschen.

    feuer frei…ich nehme auch hartes contra in kauf.
    auch ich habe nicht DIE union-weisheit gepachtet.
    aber ich wünsche mir, dass um unser selbstverständnis offen diskutiert wird.

    nur eines bitte ich mir aus – ein mindestmaß an respekt:
    ich bin unioner seit dem 19. märz 1977 (union v dresden)
    eisern!

  29. @ mo – seit 1977, ok, dann weist Du sicher was damal so passiert ist, insbesondere auch auf der Friedrichstraße bei den Spielen in der Zickenwiese. Und genau deshalb habe ich auch ein Problem auf andere mit dem moralischen Zeigefinger zu zeigen, weil es könnte mal jemand feststellen, eh ihr wart früher auch nicht besser.

  30. @fred

    Es ist nunmal auch Fußball und kein Familienfest. Wer hätte damals zu Spielen nach Hohenschönhausen oder Dresden Kinder mitgenommen?

    Das es jetzt vllt für den ein oder anderen überraschend kommt, dass es solche Gegner in Zukunft auch weiterhin geben wird, die nur anders heißen der versteckt sich auch in einer Blase.

    Und ja es sollte alles intern geklärt werden und vorallem mal der Ball flachgehalten werden bis der dfb ein Urteil gefällt hat.

    Und ich finde die Aktion natürlich auch nicht gut, aber ich akzeptiere das sie passiert ist und ich bin bereit die Konsequenzen gemeinsam mit allen unionern durchzustehen und alle die dazu nicht bereit zu sein scheinen frustrieren mich zu Zeit sehr.

  31. @Jakob – „kein Familienfest sondern Fußball“ mit dieser Einstellung haben wir weder in der ersten Liga noch im Jahre 2019 etwas verloren. Wir reden hier nicht über Auswärtsspiele in den 90ern sondern um ein Heimspiel gegen die Blauen zur besten Sendezeit. Welche Daseinsberechtigung haben Vermummung/Kassensturm/Platzsturm/Pyrowurf/Raub/Beleidigung? Das ist doch völlig unabhängig vom Gegner – oder wie erklärst du dir die Szenen in Freiburg. -> ist das unser Union? Stehen wir dafür? War es all die Jahre unser Ziel, diesem Pack eine Bühne zu bieten? Hier helfen nur Stadion Verbote und eine grundlegende Überarbeitung des Sicherheitskonzeptes. Aber der Fisch stinkt vom Kopf her…das wird nix.

    Wir hätten nach diesem Spiel echte Gewinner sein können…

    Und Jakob, welche Konsequenzen wirst du denn persönlich tragen? Wieso sollten 95% für die 5% Idioten auch nur irgendwie in Mitleidenschaft gezogen werden? Ich sag dir welche Konsequenzen es für alle gibt, jeder Kampfsportler und Pyromane der Republik kommt zu uns – weil man mal so richtig schön die Sau (wie früher) rauslassen kann. Auf Auswärtsspielen ist man dann der Paria und potenziell das Ziel von Vergeltung – Race to the bottom – die Zeit ist nun gekommen.

    Das wars jetzt von mir – bringt eh nix.

  32. @fred zu Freiburg wurde sicherlich von deren Szene, dem Verein und allen Beteiligten genug gesagt.
    Wir haben seit Jahren in unserem Stadion keine von uns ausgehende Vorkommnisse mehr gehabt.
    Ja am Samstag ging es mal etwas drunter und drüber.
    Und ja man überprüft halt vorher, was man erwarten kann und wer sich die Ohren nicht zugehalten wusste wie krass es schon vor dem Derby abging und das auch die unroten beteiligt sein würden/waren.
    Und dann denkt man an die Vergangenheit und weiß, was das für die Gegenwart bedeuten wird.
    Und ich heiße nicht gut was da passiert ist, aber ich verstehe es irgendwo, außerdem wurde die ganze Sache auch durch Mithilfe der Szene wieder beruhigt und damit hat es sich für mich.
    Und wenn unsere größten Probleme darin bestehen mal 90 Minuten in Freiburg keinen organisierten Support zu haben und eine Szene die ohne Ordungsdienst sofort deeskaliert werden kann, dann ist für mich alles im Lot.
    Das einzige wirkliche schlimme finde ich den Sturm auf den Stadioneingang.

    Naja zum Beispiel die Beteiligung an Geldstrafen durch Becherspenden oder auch der ja im Raum stehende Zuschauerausschluss.

    Und für mich sind wir immer noch der richtige Gewinner!!!

  33. Pyro ist Pyro. Egal wer anfängt, wer mitmacht oder anfängt ist verantwortlich. Da sollten sich die Cheffs der Ultras mal fragen was sie noch im Griff haben wollen. Haben die ihre Fans wirklich im Griff?. Es schadet dem jeweils eigenen Verein egal aus welchem Grund. Ein echter Fan scheut auch die Gesichtskontrolle nicht.

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