Blog State of the Union

Erinnerungen an Gladbach vor 20 Jahren und daran, dass Union-Spieler für die Konkurrenz interessant sind

Schnee gegen Gladbach. Da war doch mal was … Angesichts der Bilder aus dem Stadion an der Alten Försterei mag sich so mancher an das DFB-Pokal-Halbfinale vor fast auf den Tag genau 20 Jahren erinnert gefühlt haben.

Und natürlich würde ich sofort wieder die Schuhe schnüren, um wie so viele andere damals zu helfen. Aber dieses Mal scheint es nicht nötig, wenn ich mir die Bilder auf der Webcam anschaue. Die Rasenheizung tut ihren Dienst und draußen auf den Wegen wird sich auch längst gekümmert. Wer wissen will, wie das damals vor 20 Jahren war, kann sich die entsprechende Episode unseres Union-Geschichtspodcasts Und niemals vergessen anhören, die mit dem legendären Aufruf „Unioner, helft uns!“ startet.

Nicht weniger legendär ist der Ausruf „Es lebe der 1. FC Union Berlin!“ Mit diesen Worten wurde 1966 unserem Verein das Leben eingehaucht. Darüber spricht Klub-Chronist Gerald Karpa in der aktuellen Podcast-Episode von Wir – Union vereint.

Ich möchte so viel Geschichte zum Anlass nehmen, um darauf hinzuweisen, dass wir morgen mit unserem Geschichtspodcast Und niemals vergessen weitermachen. Trotz geschlossener Archive.

Das Spiel gegen Gladbach

Doch kommen wir zurück in die Gegenwart. Hier wartet ein Gegner, der absolut top in Form ist, während Union weiter mit Verletzungen zu kämpfen hat. Und wenn ich mir den Tagesspiegel heute so durchlese, kann man es ja fast sein lassen. Denn dort wird beschrieben, wie viele schlechte Nachrichten es in den vergangenen  Tagen gab: Niederlage gegen Augsburg, dickes Minus in der Bilanz bei der Mitgliederversammlung plus stark gestiegene Verbindlichkeiten und dazu noch der Verlust von Christopher Lenz zum Saisonende an Ligakonkurrent Eintracht Frankfurt.

Da könnte ich mich natürlich wieder ins Bett legen und die Decke über den Kopf ziehen. Aber ich könnte auch sagen: Gladbach muss uns erst einmal schlagen. Union ist trotz Coronakrise weiter handlungsfähig und konnte die Mannschaft sogar verstärken, die mit ihrer Leistung überhaupt dafür sorgt, dass der Klub durch diese schwere Zeit halbwegs gut kommt. Ich könnte mich freuen über die Solidarität von Sponsoren und Ticket-Inhabern, die mit ihrem Geld dafür gesorgt haben, dass Union nicht noch höhere Kredite aufnehmen musste und Liquidität sicherten.

Und ich könnte anerkennen, dass ein Verein, der tatsächlich Europa als Ziel hat, sich mit einem Spieler von Union verstärkt, der in seiner Anfangszeit bei uns noch nicht einmal als Stammspieler für die Zweite Liga eingeschätzt wurde. Das mache ich allerdings mit geballter Faust in der Tasche.

Klar ist: Union muss kämpfen. Und zwar überall und ständig. Das hat diese Woche klar gemacht und vielleicht habe ich das in den vergangenen Wochen angesichts der hervorragenden Leistung des Teams etwas vergessen.

Marvin Friedrich jubelt nach seinem Tor gegen Dortmund, Foto: Matze Koch

Die Bild macht derweil mit „Union droht der Ausverkauf“ auf und nennt Spieler, die für andere Clubs interessant sein könnten mit einer prozentualen Wechselwahrscheinlichkeit. Die Prozentzahl ist natürlich Kokolores. Dahinter steht allerdings eine Wahrheit, der wir ins Gesicht sehen sollten: Union wird nicht die Gehälter etablierter Bundesligaclubs zahlen können. Nicht dieses und nicht nächstes Jahr. Erinnert euch daran, wie Max Kruse zuerst auf die Zahl reagierte, als er mit Oliver Ruhnert über einen möglichen Vertrag sprach.

Und hier dürfte auch der Knackpunkt für Unions weitere Entwicklung liegen. Dass Union Spieler verlieren wird, dürfte logisch sein. Aber das sind Werte, die vom Verein entwickelt werden. Die müssen bezahlt werden. Das war jetzt mit dem Wechsel von Christopher Lenz nicht der Fall. Und das ist mit den Leihen auch nicht so. Aber dieser Weg ist zunächst derjenige, der Union auf dem Weg zur Etablierung in der Bundesliga hilft. Über Spielerentwicklungen am Transfermarkt Geld verdienen und über Leihen kurzfristig den Kader so verstärken, dass der Klassenerhalt gesichert wird und Union in der Fernsehgeldtabelle steigt.

Die Aufgabe von Manager Oliver Ruhnert, ein wettbewerbsfähiges Team zusammenzustellen, wird nicht einfacher , Foto: Matze Koch

Natürlich würde ich mich gerne Jedi-mäßig vor Marvin Friedrich stellen und sagen: „Das ist nicht der Spieler, den Sie suchen.“ Aber wir wissen, dass beispielsweise dessen Leistung überhaupt nicht unbeobachtet bleibt.

Das sind die weiteren Texte der Berliner Medien vor dem Spiel gegen Mönchengladbach:

Und sonst so?

Der DFB schließt sich den Empfehlungen der Uefa zur Reduzierung der Kopfbälle im Kinder- und Jugendfußball an. Ich bin gespannt, ob das tatsächlich das Problem angeht, denn auf den ersten Blick sieht das für mich so aus, als würden lediglich die Auswirkungen etwas gedämpft. Vielleicht ist es tatsächlich so wie mit der Gurtpflicht früher oder dem Rauchen in Restaurants und in Büros, und wir werden uns in 20 Jahren fragen, warum wir das Kopfballspiel überhaupt zugelassen haben.

T-Shirts für einen guten Zweck, dessen Motiv Christopher Trimmel präsentiert, gibt es übrigens hier.

Die U17-Juniorinnen, deren Mannschaftstraining und Spielbetrieb seit November (ein Vierteljahr ist das nun schon) nicht stattfindet, haben eine kleine Lauf-Challenge gemacht. Sie sollten im Einzeltraining so viel laufen, dass es für eine Fahrt nach Jena reicht. Ob sie es geschafft haben, seht ihr in diesem Video.

4 Kommentare zu “Erinnerungen an Gladbach vor 20 Jahren und daran, dass Union-Spieler für die Konkurrenz interessant sind

  1. Da hab ich wohl was nicht mitbekommen, wie hat denn Max Kruse reagiert als er die Gehaltszahlen gesehen hat? Gibts da nen Artikel zu?

  2. Maria Draghi

    Apropos Fernsehgelder: Die Seite fernsehgelder.de wird offenbar doch weitergeüfhrt und bietet inzwischen auch wieder einen Preview auf die kommende Saison, der aber offenbar noch bugs enthält. In keiner 5-Jahres-Werung kann Union hinter Bochum oder dem HSV stehen – völlig unmöglich.

    Soviel ist sicher: In jeder 5-Jahres-Wertung nach (bisheriger) Faktor-5-4-3-2-1-Logik können in der kommenden Saison nur Clubs aufsteigen, die in dieser Wertung hinter (!) uns stehen. Das wird für alle Aufsteiger gelten; egal, ob HSV, Hannover oder Düsseldorf (und erst recht alle anderen).

    Union beginnt also langsam, in der TV-Tabelle zu klettern. Besonders gut für uns wären drei Absteiger, wobei Bielefeld die Klasse hält.

  3. Maria Draghi

    Angesichts sehr viele auslaufender Verträge zum Saisonende war seit langem klar, dass uns etliche Spieler verlassen werden. Lenz – regelmäßig unterschätzt – wird nicht der Letzte Verlust sein. Hoffentlich kriegen wir zumindest in einem Fall eine knackige Ablöse…

    Dass die Berliner Medien erst jetzt nach der Lenz-Nachricht auf den fahrenden Zug aufspringen ist mal wieder typisch. Die sind echt zu doof, weiter in die Zukunft zu denken als bis zu ihrer Nasenspitze.

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