Blog State of the Union

Sebastian Andersson ist endgültig weg und Urs Fischer freut sich auf Zuschauer im Stadion

Gestern Abend war es dann fix: Sebastian Andersson wechselt tatsächlich zum 1. FC Köln und damit zu einem direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt (Vereinsmitteilung). In einer Vorbereitung der Aufs und Abs ist das für mich wirklich ein Tiefschlag. Zwar versucht Union schon eine geraume Zeit, das eindimensionale Spiel mit Andersson als Zielspieler zu verlassen, aber zumindest gab es diese Option noch. Oder um es mit einem heute in den Berliner Medien viel zitierten Spruch von Robert Andrich zu sagen: „Sebastian hat für unsere Spielweise oft aus Scheiße Gold gemacht. Welche Bälle er festgemacht hat, wie er die Zweikämpfe bestritten hat – da geht uns was abhanden.“ (BZ, Bild, Tagesspiegel)

Ich erspare uns allen die wohlformulierte Abschiedsprosa aus der Vereinsmitteilung. Aber ich möchte denen, die Andersson reines Söldnertum vorwerfen entgegenhalten, dass er mit seiner Unterschrift zur Vertragsverlängerung Union sehr viel Geld gebracht hat. Gerüchteweise liegt die Ablöse bei etwas mehr als 6 Millionen Euro. Dabei hätte der Angreifer seinen Vertrag dieses Jahr nicht verlängern müssen, sondern auch ablösefrei gehen können. Oliver Ruhnert hat das mal ausführlich im Podcast Wir – Union vereint dargestellt.

Wahr ist dagegen auch, dass Sebastian Andersson kein Spieler ist, den man einfach so ins Herz schließt wie seinen früheren Sturmpartner Sebastian Polter. Das liegt einerseits an der Außenwirkung, in der wir Sebastian Andersson selten sprechen sehen haben, aber auch daran, dass Polter sich wirklich auf Fans und das Vereinsleben eingelassen hat. Das ging an Sebastian Andersson etwas vorbei. Ich werde vom Angreifer vor allem dieses Bild von Sebastian Andersson im Kopf behalten und sage: Mach es gut und triff bitte nicht gegen uns.

Sebastian Andersson jubelt mit einem Fan über den Bundesliga-Aufstieg in der Relegation, Foto: Matze Koch

Kein Wechsel ohne Instagram-Abschiedspost, der aus den eben genannten Gründen etwas generisch klingt: „I would like to thank all the amazing Union Berlin fans, players and everybody involved in the club for 2 amazing years. Proud to have helped Union to be both promoted and to stay in the Bundesliga. Its pretty hard to say goodbye but you will always be in my heart. ? @1.fcunion“

Eine völlig neue Version des Liedes „Spieler, Trainer kommen und sie gehen“ hat Kapitän Christopher Trimmel im Repertoire, der zur Bedeutung des Wechsels von Sebastian Andersson in der Morgenpost so zitiert wird: „Bei Union hatten wir immer Stürmer, die getroffen haben und nach einem Jahr wieder weg waren, ob das jetzt Sebastian Polter war, Bobby Wood oder Collin Quaner. Danach kam der nächste und wir haben es auch immer wieder hinbekommen. Jetzt ist die Bühne frei für den nächsten Stürmer, der die Tore macht.“

Ist Union nun geschwächt?

Die Frage über die Ausgewogenheit und Qualität des Kaders von Union bleibt natürlich und ist jetzt noch einmal schwerer zu beantworten, wenn mit Rafal Gikiewicz und Sebastian Andersson zwei Spieler mit sehr außergewöhnlichen Werten das Team verlassen und damit die Konkurrenz stärken. Auch der Rasenfunk ist da eher skeptisch.

Ich bin dagegen eher vorsichtig optimistisch, weil ich das offensive Potential sehe, das Union im Kader hat. Aktuell wirkt es eher durch Verletzungen so, als hätte die Mannschaft von Urs Fischer vorne nur einen Angreifer. Davon sollten wir uns aber nicht leiten lassen.

Die Frage, die ich mir stelle, ist eher die, ob Union noch einen weiteren Angreifer holt. Und zwar sowohl aus sportlichen als auch aus finanziellen Gründen. Sportlich wäre es schon gut, einen Brecher vorne zu haben, der als Zielspieler funktioniert und Bälle ablegen kann. Finanziell wissen wir schlicht nicht, ob das Geld, das durch Sebastian Andersson eingenommen wird, auch komplett in die Mannschaft fließen kann. Wir wissen bisher nicht, wie Union die Einnahme-Ausfälle während der Corona-Krise kompensiert.

Einheitliche Zuschauer-Regelung für die Bundesliga

Gestern regnete es Meldungen, dass die Chefinnen und Chefs der Staatskanzleien der Länder ein einheitliches Zuschauerkonzept beschlossen hätten. Ich habe zwar gesucht, dieses Konzept allerdings nirgendwo schriftlich fixiert gefunden. Den Berichten nach sollen 20 Prozent der Stadionkapazitäten bis Ende Oktober genutzt werden. Das wären bei Union rund 4.400 Plätze, also ungefähr so viele wie bis jetzt belegt werden dürfen.

Nach meinen Erfahrungen mit Aussagen von Markus Söder (bayerischer Ministerpräsident, CSU) bei der letzten Bund-Länder-Konferenz, bei der er mitteilte, dass es in der Bundesliga Geisterspiele bis November geben würde, aber sich davon nichts im Beschluss fand, bin ich vorsichtig geworden. Aktuell hat der Berliner Senat seine Verordnung jedenfalls nicht geändert.

Das Ganze bleibt allerdings weiter abhängig vom Infektionsgeschehen. 35 Fälle je 100.000 Einwohner in der 7-Tage-Inzidenz sind die Grenze, wobei allerdings auch hier ein Schlupfloch besteht. Denn wenn sich eine höhere Zahl durch einen lokal sehr begrenzten Ausbruch ergibt, können trotzdem Zuschauer ins Stadion, schreibt die Presseagentur dpa.

Fakt ist, dass Union gestern die Zuschauerplätze gelost hat und heute die Karten gekauft werden können, wenn ein Losgewinn in der Mail war. Ich gehöre zu den Auserwählten und bin tatsächlich sehr gespannt, wie das alles ablaufen wird und wie sicher ich mich fühlen werde.

Und sonst so?

Die Bild (nicht online) berichtet, dass Neven Subotic aus seiner Wohnung auszieht und der Tagesspiegel schreibt über dessen Engagement in der Neven-Subotic-Stiftung. Der Wechsel des Verteidigers dürfte bald verkündet werden.

Urs Fischer war gestern für die Radioeins-Sondersendung im Stadion vor gut 150 Fans und sprach dort auch über die Bedeutung der Anhänger für das Spiel der Profis (RBB). Wer die Sendung verpasst hat, kann sie sich hier bei Radioeins anhören.

Dann möchte ich unbedingt auf das Voting des Grand Prix de la Vereinslieder hinweisen. Hört euch die Lieder der Bundesliga beim Millernton an und votet für Sporti. Ihr habt drei Stimmen, wobei die erste 12 Punkte und die anderen beiden weniger wert sind. Hier geht es zur Abstimmung. Das hier war meine Wahl.

Ganz viel Liebe für die Kollegen vom Millernton, die noch einmal auf den Skandal in unserer Union-Abstimmung hingewiesen haben:

Wenn ihr demnächst vom Waldweg geklingelt werdet, dann kann das daran liegen, dass Matze Koch mit seinem neuen Lastenrad auf dem Weg zum Training ist. In die Kiste passt das Foto-Equipment bequem rein und sicher auch ein paar Exemplare des Union-Buches über die erste Bundesliga-Saison. Das hat er auch bei Radioeins vorgestellt.

16 Kommentare zu “Sebastian Andersson ist endgültig weg und Urs Fischer freut sich auf Zuschauer im Stadion

  1. Mit Kruse und Ujah haben wir ein Stilmittel, was sicher auch Punkte generiert. Warme Worte, danke dafür.

  2. Exilunioner

    Lieber Sebastian, da hat ja die Lottofee einen Volltreffer gelandet! Wenn nicht du, wer dann, hat sich die Karte mehr verdient??? – natürlich hätten es die anderen Textivergehen-Begehenden genauso verdient???
    Dir auf alle Fälle viel Vergnügen! Ich freue mich sehr auf deinen Erlebnis-Bericht!

  3. Achim Mentzel auf Platz 3 und damit nicht im Rennen um den GPdlV ist tatsächlich nicht hinnehmbar. Ich fordere eine Neuabstimmung!

  4. Ich finde es sehr merkwürdig das Andersson zu einem Verein wie Köln wechselt. Seine Begründung ist, dass ein Stürmer die Chance nutzen muss die sich ihm bietet … aber was ist das für eine Chance bei Kölle. Die sehe ich vllt sogar mehr in Abstiegsnot als Union.

    Die einzige Chance die ich für Andersson sehe ist, dass er mit der neuen Verhandlung wesentlich mehr Gehalt bekommt. Aber sportlich ist der Wechsel meiner Meinung nach absolut nicht zu verstehen.

    Ihr könnt ja mal schreiben was ihr dazu denkt …

    • @Thomas
      Hier mal meine Gedanken zu Andersson:
      Er hat bis Sommer 18 bei Kaiserslautern und in Schweden gespielt. Dort hat er sicherlich nicht die Welt verdient. Auch der erste Vertrag bei Union war sicherlich gut, aber nicht überschwänglich.
      Erst mit der Vertragsverlängerung dürfte er in Richtung 1 Mio gesprungen sein. Damit ist er erst seit Feb. im Alter von 28 in Richtig großen Gehaltsgefügen angekommen.
      Bei Köln verdient er wahrscheinlich um die 2 Mio/Jahr auf 3 Jahre garantiert. Das ist am fast Ende der Karriere nochmal ein Riesensprung.
      Deshalb finde ich es aus seiner Sicht absolut nachvollziehbar nach Köln zu gehen.

    • Natürlich wird das Gehalt des Ausschlag gegeben haben, warum sonst sollte der wichtigste Spieler im System gehen (wollen)?

    • Naja, guck Dir die bisherigen Stationen von Seb an, max zwei Jahre dann weiter zum Nächsten Verein. Nennt man umgangssprachlich Legionär. Hört sich hart an, ist aber so. Den größten Sprung in seiner Karriere/Marktwert hat er bei Union gemacht, und zum Dank dafür hat er seinen Vertrag verlängert und spült uns eine nicht unerhebliche Summe in die Kasse. Ich glaube mehr kann man von ihm nicht erwarten. Also einfach ein richtig dickes „Danke für deine Leistung hier, und alles gute für deine Zukunft“. Aus seiner Sicht ist es ihm auch sicher nicht zu verübeln das er im Herbst seiner Karriere nochmal ein sicher gut dotiertes Angebot annimmt.

    • Sehe es auch so wie Immi. Jetzt total irrelevant, aber die Chancen auf einen Verbleib wären wahrscheinlich nicht schlecht gewesen wenn wir das Angebot von Köln gehaltstechnisch hätten matchen können. Aber das kann der Verein sicherlich nicht bzw will es aus guten Gründen nicht (Gehaltsgefüge etc).

      Trimmel hat ja recht wenn er sagt, dass sich Stürmer bei uns regelmässig so gut entwickelt haben, dass ihr Wert stark gestiegen ist (siehe auch Bülter). Wäre schön wenn das bei Teuchert jetzt schon wieder klappt.

    • Naja, der 1. FC Köln ist – trotz all dem Chaos der letzten Jahre – immer noch eine ganz andere Hausnummer in der öffentlichen Wahrnehmung als der 1. FC Union Berlin. D.h. bei Köln können zum einen mehr Gelder fließen und zum anderen ist das Schaufenster, in welchem man sich als Spieler präsentiert, noch mal viel größer. Wahrscheinlich ist die Vernetzung mit den anderen Klubs auch noch mal ein bisschen besser, sodass man von dort ggf. sogar noch mal den Sprung zu einem besseren Konkurrenten schafft, wenn es bei Köln wieder nach unten geht. Ist halt so. Müssen wir mit leben und einfach unser eigenes Ding so gut es geht machen.

  5. Ich bin auch skeptisch, inwiefern Andersson zu Köln passt. Aber vielleicht wollen die ja unseren Spielstil der letzten Saison kopieren. Wenn wir im Gegenzug zu einem Stil (und Erfolg) wie Werder zu besten Kruse-Zeiten kommen, dürften wir uns eher verbessern. Aber der Weg dahin wird steinig.

    Bzgl. Lottofee. Glückwunsch an Sebastian. Bei mir kam gestern erst die Dauerkarte an, aber vorher keinerlei Aufforderung, am Losverfahren für Augsburg teilzunehmen. Ist nicht schlimm, weil ich zu Augsburg ohnehin nicht hätte gehen können, aber ich wundere mich ein wenig. :/

  6. Hallo Sebastian, herzlichen Glückwünsch! Ich hatte leider eine Niete. Vielleicht könntest du (oder jemand anderes, der Bescheid weiß) mich über folgendes aufklären:
    vor dem Losverfahren haben die Dauerkartenihaber eine E-Mail bekommen, wo unter anderem stand: „Du kannst Deine Platzkarte nur in dem Sektor buchen, für den auch Deine Dauerkarte gültig ist.“ Also ich verstehe das so: wenn ich eine Dauerkarte für Sektor 3 habe, dann kann ich mich NUR um ein Ticket in Sektor 3 bewerben.

    Weißt du /wisst ihr vielleicht, ob alle Dauerkarten verlängert wurden und wie viele Dauerkarten auf jeden Sektor fallen?
    Könnte es z.B. möglich sein, dass in einem Sektor überproportional viele Dauerkarten verkauft wurde und somit die Dauerkarteninhaber aus diesem Sektor kleinere Chancen auf ein Losgewinn haben, als die aus einem anderen Sektor? Wenn z.B. (erfundene Zahlen!) in Sektor 4 , sagen wir, 400 Dauerkarten verkauft wurden und jetzt dort coronabedint nur 400 Plätze verfügbar sind, würde das bedeutet, dass jedes Los gewinnt (vorausgesetzt, dass alle an der Verlosung teilgenommen haben) ?
    Und was passiert mit den Plätzen aus dem Sektor 5 ? Dort hat doch niemand eine Dauerkarte und die Plätze werden doch von Unioner besetzt.

    EISERN!

    • silberhacke

      @abuelo das ist eine richtig gute frage, die du da bezüglich des verhältnisses sektor/dauerkarten aufgeworfen hast. es würde erklären, warum hier drei von drei und dort keins von drei gewonnen hat. ich finde das schon merkwürdig.

    • Würde mich auch interessieren. Bei der Platzauswahl waren in Sek 5 keine Plätze buchbar (ausgegraut). Bei sämtlichen anderen Sektoren waren die noch freien Plätze eingezeichnet. Hätte gedacht, dass ich mit meiner DK Sek 3 auch nur dort die Plätze sehe.

  7. Bei Andersson muss davon ausgegangen werden, dass der Wechsel vornehmlich finanzielle Gründe hat – und auch für Union (in der Tat bleibt die Frage, zu welchen Teilen die angenommene Ablöse in 1 oder 2 neue Spieler investiert werden kann, sehr wichtig sind die Einnahmen ganz sicher).

    Ob Anderssons sportliche Perspektive in Köln besser oder schlechter aussieht als bei Union, kann man erst im Saisonverlauf oder danach sagen. Köln ist als Verein aber um einiges größer als Union, auch das kann einen Spieler reizen (und das sagenhafte Chaos, das da alle 2-3 Jahre vorbeitobt wenn deren Fahrstuhl wieder die Etage wechselt und der bisherige Erfolgstrainer am 3. Spieltag ohne Kantersieg oder auf einem Aufstiegsplatz gefeuert wird, muss man wohl auch wollen ;-)

    Schade, dass er nun doch geht. Ich hatte etwas gehofft, dass er bleibt, verstehe den Wechsel aber auch.

    Ick freu mir aba auch über das gewonnene Los für Samstag!
    Btw, sind die roten Kringel auf den Rängen die Aufstellplätze für die Rauchtöpfe, damit diese Saison alles ganz geordnet stattfindet? ;-)

  8. Vielen Dank für den Link zu dieser Radiosendung (selten eine so grottenschlechte (nach)gehört, aber das muss wohl am Sender liegen) und wer noch an die Lottofee glaubt, um jetzt zu den »Auserwählten« zu gehören, naja . . .

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