Blog State of the Union

Ein unglaublich wichtiger Sieg, an den sich zu Saison-Ende sicher nur wenige erinnern können

„Oaaaaar Subotic!“, rief jemand hinter mir in der ersten Halbzeit ganz laut. Dabei war es Christian Gentner, der in dem Moment gerade einen vielversprechenden Offensiv-Zweikampf und damit auch den Ball verloren hatte. Beide Spieler haben die gleiche, manchmal unelegant wirkende, Art Fußball zu spielen. Und ich glaube, dass ein Spieler damit auffällt, wenn er sich anders bewegt. Und vor allem bleibt es im Kopf. Wir erinnern uns leichter daran. Als Neven Subotic schließlich zum 1:0 traf, fielen wir uns alle in die Arme und mein Hintermann rief laut „Oaaaaar Subotic!“. Das wiederholte er auch noch nach dem Spiel, als wir uns am Bratwurst-Stand trafen. Ganz ehrlich, als Reaktion auf Tore von Neven würde ich das gerne öfter hören.

Neven Subotic bejubelt sein erstes Tor für den 1. FC Union Berlin
Neven Subotic bejubelt sein erstes Tor für den 1. FC Union Berlin, Foto: Tobi/unveu.de

Das 2:0 war im Gegensatz zur Krakauer im Stadion kein Leckerbissen. Aber das sind Partien gegen den FC Augsburg nie. Neven Subotic sagte nach der Partie, dass es keine gute B-Note für den Style geben würde. Doch wem ist es darauf angekommen? Ich glaube, dass das ernsthaft niemand erwartet hatte.

Wir durften einem Abnutzungskampf beiwohnen, in dem es darum ging, keine Räume zu öffnen. Union war Ende der ersten Halbzeit etwas fahrig und hat sich etwas mehr in die eigene Hälfte drängen lassen, als mir lieb war. Aber richtige Chancen für Augsburg sprangen dabei trotzdem nicht heraus.

Union war effizienter als Augsburg

Am Ende war es die Effizienz bei den wenigen Tormöglichkeiten, die den Ausschlag für Union gegeben haben. Beim Treffer zum 2:0 durch Marcus Ingvartsen hätte ich schon gerne auch im Stadion gewusst, was Videoassistent Tobias Welz überprüft, auch wenn ich durch die Torwiederholung auf dem Monitor glaube, dass es um ein Irritieren des Torhüters in einer Abseitsposition ging.

Wenn ich auf die Effizienz vor dem Tor hinweise, die Augsburg nicht hatte, dann lag das auch an Rafal Gikiewicz, der kurz vor Schluss einen Reflex gegen Florian Niederlechners Schuss hinlegte, wie man ihn selten sieht. Ich glaube, dass wir durch die vielen guten 1:1-Situationen, die Unions Keeper löst, manchmal etwas verwöhnt sind. Er spielt eine wirklich außergewöhnliche Saison.

Mehr Kampf oder mehr Spielkultur?

Und was erwartet uns gegen Dortmund? „Mehr Fußball“, sagte Neven Subotic nach dem Spiel. Das ist die Richtung, auf die auch der Kommentar der Morgenpost abzielt. Ich gehe da durchaus mit, bin aber voll auf der Linie von Urs Fischer der gebetsmühlenartig im Trainingslager sagte, dass ein Arbeiten an den Schwächen von Union nicht mit dem Berauben der Stärken einhergehen darf.

Das Spiel gegen Augsburg war von vielen Zweikämpfen geprägt. Hier trifft es Marvin Friedrich. Foto: Stefanie Fiebrig

Will heißen, dass ein Spiel gegen Augsburg immer so aussehen wird, wie wir Spiele gegen Augsburg gesehen haben. Die Frage ist, wie Union Spiele angeht, in denen die Mannschaft zurückliegt, wenn also mehr spielerische Lösungen verlangt werden. Hier würde ich auch nicht sämtliche Hoffnungen auf Yunus Malli legen, denn er hat noch 10 Mitspieler auf dem Feld. Aber er kann einen Aspekt hinzufügen, wenn er sich in das Team einfügt.

Der Kurier betont in seinem Kommentar eher die kämpferische Stärke von Union.

Tweet von @fetzi6: Mehr Pferdeküsse als Torschüsse
Twitter: @fetzi6

Hier sind alle Spielberichte der Berliner Medien zum 2:0 gegen den FC Augsburg:

Wir alle wissen spätestens seit den anderen Ergebnissen des Spieltages, wie wichtig diese 3 Punkte gegen Augsburg waren. Aber auch ohne die Spiele der Konkurrenz, stand Union nach 3 Niederlagen in Folge und vor dem Programm mit 3 Auswärtsspielen in Folge mächtig unter Druck. Deshalb fand ich es bemerkenswert, wie Urs Fischers Team gestern mit dieser Situation umgegangen ist. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass das eine Rolle gespielt hat. Es war ein Spiel, an das sich mit Sicherheit nur wenige am Ende der Saison erinnern werden. Aber es war unglaublich wichtig.

Auch Marcus Ingvartsen spielte hart und unbequem. Foto: Stefanie Fiebrig

Fotos vom Heimspiel gegen Augsburg findet ihr hier:

Während Lennard Maloney aktuell bei Dunav Ruse in Bulgarien beim Probetraining ist (Kurier), hat sich das Vorspielen von Jan Glinker beim FC Energie Cottbus gelohnt. Der frühere Union-Keeper wurde vom Regionalligisten unter Vertrag genommen. Bereits gestern stand er in der 2. Halbzeit bei der 0:3-Niederlage im Testspiel bei Oberligist Hertha 03 Zehlendorf im Tor (RBB).

Bei den Frauen sind Unions erstes und zweites Team beim Hallen-Masters in der Sporthalle Schöneberg heute von 11 Uhr bis 16.30 Uhr aktiv (Vereinsmitteilung).

Aus 594 Fotos hat der Kicker das Foto auf dem Sebastian Polter mit dem Team das 1:0 gegen Hertha bejubelt zum Sportfoto des Jahres ausgewählt. Gratulation an den Fotografen Sebastian Wells, dessen Bilder ihr auch auf Instagram sehen könnt.

Bemerkenswert war auch die Ansprache von Christian Arbeit zum Erinnerungstag im deutschen Fußball anlässlich des am Montag anstehenden Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee. Ich finde es gut, wenn Stadionsprecher in solchen Momenten eigene Worte finden.

@aenea_jr auf Twitter: Christian Arbeit heute im Stadion mit Ansage gegen das Vergessen. Dafür stehen wir! Wer das nicht tut, kann gerne draußen bleiben.
Twitter: @aenea_jr

6 Kommentare zu “Ein unglaublich wichtiger Sieg, an den sich zu Saison-Ende sicher nur wenige erinnern können

  1. ExWuschel

    Gibt’s Christians Rede irgendwo zum Nachhören für die aktuell-leider-nicht-so-oft-ins-Stadion-Gehenden?

    • @exwuschel Ich habe die Worte leider nicht aufgenommen. Vielleicht findet sich das noch irgendwo. Sinngemäß sagte er, dass Union normalerweise Spieltage nicht mit anderen Ereignissen überfrachtet. Dann erinnerte er an die Befreiung von Auschwitz und erwähnte den Erinnerungstag im deutschen Fußball und dass niemals Menschen wegen ihrer Weltanschauung, Herkunft, sexuellen Orientierung diskriminiert werden dürften und der 1. FC Union und wir alle dafür stünden. Gab viel Applaus dafür.

  2. MC von Radio Eins hat das doch sicherlich auf Band. :) Vielleicht kann Steffi ihn mal fragen.

  3. Wie du schon so gut beschrieben hast lieber Sebastian, DAS war kein Gaumenschmaus von Fußballl. Gerade die letzten 15 Minuten der 1.Halbzeit waren sagenhaft nervenaufreibend.
    Trotzdem zum Schluss ein, wie ich finde, gerechtfertigter Sieger und wichtige wichtige wichtige 3 Punkte!

    Noch kurz etwas zur Stimmung im Stadion: Die fand ich gestern doch eher sehr mau (stehe Gegengerade, Höhe Mittellinie) und hat mich an eher schlechte Zweitliga-Partien zurückerinnert… ich weiß nicht wie es euch ging, aber ganz heimlich habe ich mir die Capo-Beschallungsanlage gewünscht.

  4. Es ist unfassbar, wie sehr anders man das Stadionerlebnis wahrnimmt, wenn man sich in der Nähe des Gästeblocks befindet. Da wird man ja ganz hibbelig.

    Andererseits weiß ich, dass es gestern nicht die optimale Performance von Waldseite und Gegengerade war. Aber war ja auch echt kalt.

  5. Stimmung hat sich ein wenig dem Spiel angepasst. Aber die letzten 15 Minuten wo Augsburg stärker wurde und es Nötig war, wurde die Stimmung auch deutlich besser.

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