Blog State of the Union

Robert Andrich war das personifizierte Ekligsein von Union

Nun ist die kurze Hängepartie erledigt. Robert Andrich wechselt vom 1. FC Union Berlin zu Bayer Leverkusen (Vereinsmitteilung). Laut Medienberichten unterschreibt er einen 5-Jahres-Vertrag. Union bekommt eine Ablöse, über deren Höhe verschieden spekuliert wird. Die Berichte reichen von 4 Millionen (Bild) bis 6,5 Millionen Euro (Kurier). Die genannten Summen würde ich nicht allzu wichtig nehmen. Auch da wir nicht wissen, was die genannten Beträge tatsächlich beinhalten (Leverkusen zahlt mehr als bei Union ankommt, weil Heidenheim am Weiterverkauf partizipiert und es ist nicht klar, ob Boni für weitere Leistungen fließen). Union hat zugestimmt, also wird der Betrag wohl passen und dürfte höher sein als bei Leverkusens erster Anfrage.

Mich schmerzt der Weggang von Robert Andrich sportlich. Aber ich lasse diese kleine Posse mit dem Nicht-Auftritt am Wochenende gegen seinen neuen Arbeitgeber keinen Schatten auf die Zeit bei Union werfen. Denn für mich steht Andrich für die sportliche Entwicklung der Mannschaft in den ersten beiden Bundesliga-Jahren. Aus der Zweiten Liga gekommen und mit viel Kampf dringeblieben.

Niemand verkörperte die Maxime „Ballgewinn oder Foul“ und das vielzitierte Ekligsein im ersten Jahr besser als Robert Andrich. Ich habe schon vom Zusehen blaue Flecken bekommen. Aber es hatte auch seinen Effekt. Die Gegner kamen nicht ins Spiel, konnten kein Tempo aufnehmen.

Und im zweiten Jahr hielt ein Teil von Beobachtern zwar noch an dem Bild vom Holzer Andrich fest und konnte sich anhand eines Fouls samt Platzverweis im Spiel gegen Hertha bestätigt sehen. Der andere Teil (und dazu gehöre ich auf jeden Fall) goutierte dagegen, wie stark Robert Andrichs Anteil an einer schnellen Spielfortsetzung mittlerweile war.

Er zeigte eine Handlungsschnelligkeit auf dem Platz, bei der ich mich fragte, warum das kein anderer Bundesligist in ihm gesehen hat. Dazu kam die Gefährlichkeit bei Standards und kein Nachlassen bei seiner Kernaufgabe: Räume und Passwege schließen. Andrich hatte quasi den Schlüssel zu Unions Zentrum. Und das war zu.

Robert Andrich nennt seine Maxime, Screenshot: AFTV
Robert Andrich nennt seine Maxime, Screenshot: AFTV

Die Mannschaft hat eine ähnliche Entwicklung genommen. Aber ich kann schon verstehen, dass man zu einem Team wechselt, dessen Jahresetat ungefähr doppelt so hoch wie der des 1. FC Union ist. Außerdem ist der Anspruch dort mindestens Europapokal, während er bei uns in Köpenick eindeutig auf Klassenerhalt liegt.

Um es kurz zu machen: Ich bin eher stolz darauf, dass jemand wie Robert Andrich eine solche Entwicklung beim 1. FC Union machen konnte. Mir ist bei allen sportlichen Schwierigkeiten, die das auslöst, eine solche Situation lieber, als wenn sich niemand für Unions Spieler interessieren würde.

Ersatz für Andrich in Unions Kader

Ich gehe davon aus, dass Union noch einmal auf dem Transfermarkt tätig werden wird. Denn auf der Sechser-Position stehen eigentlich nur Rani Khedira und Sebastian Griesbeck zur Verfügung. Das dürfte eventuell zu wenig sein. Außerdem hatte Manager Oliver Ruhnert bereits im Trainingslager anklingen lassen, dass man bei Abgängen noch einmal tätig werden würde.

So schwierig der Weggang von Robert Andrich sportlich ist. Es bleiben noch gut zwei Wochen, um Ersatz zu verpflichten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Union dem Transfer zugestimmt hätte, wenn nicht schon klar wäre, wer dafür kommt.

Was ich Leverkusen allerdings übel nehme, ist dieses berlinerisch anbiedernde Video, das sie zur Transfermeldung veröffentlicht haben. Aber wenn es einen Ort gibt, wo man angesichts der Verfügbarkeit von entsprechenden Tabletten ganz ernsthaft komplett schmerzbefreit sein kann, dann ist es Leverkusen.

Zum Schluss noch einmal: Alles Gute und viel Erfolg, Robert! Danke für deinen Einsatz für Union. Und ich werde den Hashtag #lasstanzen auf Insta etwas vermissen.

Hier kommen alle Medien-Berichte aus Berlin zum Transfer:

Was ist jetzt mit dem Europapokalspiel?

Während einige Unionfans sich auf eine touristisch interessante Städtereise nach Helsinki freuen, fragen sich alle anderen, wo es das Spiel zu schauen gibt.

Laut Notiz aus der Bild, dürfte die Partie am Donnerstag bei Sport1 laufen. Das Rückspiel gibt es bei RTL Nitro. Aber besser ist im Stadion. Ab heute gibt es noch Karten für die Partie im Olympiastadion im freien Verkauf (Vereinsmitteilung). Außerdem hier noch der Servicehinweis, dass es auch Karten für die nächste Bundesliga-Partie in Sinsheim gibt (Vereinsmitteilung).

Die Kurzfristigkeit bei der Entscheidung, wohin Union diesen Donnerstag im Europapokal reisen muss, führt nicht nur dazu, dass erst kurz vorher entschieden wird, wer die Spiele überträgt oder wohin ein Flugzeug abhebt. Sondern es hat auch den merkwürdigen Effekt, dass manche nun ein kasachisches Visum ihr Eigen nennen, das sie gar nicht mehr benötigen.

Erinnerungen an frühere internationale Auftritte

Und natürlich bietet die Parallelität der Ereignisse eines erneuten Europapokalspiels in Finnland auch Anlass, sich ein bisschen mit der Union-Geschichte zu befassen. Der Tagesspiegel (noch nicht online) erinnert an die Landung in Helsinki vor 20 Jahren, bei der die Spieler erfuhren, dass die Partie wegen der Terror-Anschläge in den USA verlegt wurde. Nach einer Stadtrundfahrt ging es wieder nach Berlin. Bei AFTV gibt es eine kleine Serie zu den Europa-Cup-Auftritten, die mit einer Episode zum Intertoto-Cup 1967 startet, bei dem Union gegen Teplice, Katowice und Kopenhagen spielte, allerdings damals im Zoschke-Stadion.

Auch Bild/BZ schauen in die Geschichte. In einer ersten Folge geht es um den Europacup-Boykott der DDR als Folge der Proteste gegen die militärische Niederschlagung des Prager Frühlings 1968. Das Zitat von Meinhard Uentz ist vielsagend: „Die meisten von uns bekamen nie wieder die Chance, international spielen.“

In einer zweiten Folge geht es um den Intertoto-Cup 1986, in dem Union nicht nur gewinnt, sondern auch erstmals ein Pflichtspiel gegen ein westdeutsches Team austrägt. Dabei auch ein merkwürdiger Trikottausch.

Zu beiden Themen gibt es auch Episoden unseres Geschichts-Podcast Und niemals vergessen:

Vielleicht fragt sich angesichts dieses Hinweises die eine oder andere Person: „Wann kommt da eigentlich wieder eine Podcast-Folge?“ Da möchte ich gerne auf den September verweisen. Es war zwischendurch ein bisschen eine Zeitfrage bei uns, da die Folgen für den Geschichtspodcast schon eine intensive Vorbereitung benötigen.

Und sonst so?

Am Montag gab es im Kicker ein längeres Interview mit Andreas Luthe, dessen soziales Wirken für den Verein in In safe Hands auch dem aktuellen DFL-Magazin eine Erwähnung wert war. Im Gespräch ging es vor allem um den Wert des Europacup-Spiels. Darin wird noch einmal deutlich, wie sehr eigentlich alle im Verein darauf hinarbeiten, dass die Gruppenphase erreicht wird. Das ist das große Ziel. Mehr Europa für Union. Ansonsten geht es im Interview um Luthes sportliche und vertragliche Situation (Vertrag endet 2022).

Nach Taktik&Suff und unserer Podcast-Episode zum Spiel, haben auch die Alte Podcasterei und Kiek an eine Episode zum 1:1 gegen Leverkusen veröffentlicht. Ich freue mich schon auf die Unterhaltung nachher beim Radfahren. Was mir gerade sehr gut an den verschiedenen Union-Podcasts gefällt: Sie zeigen wirklich gut die Meinungsvielfalt im Fanspektrum. Das regt zu Widerspruch an, macht aber zumindest mir auch Spaß, weil es unterschiedliche Perspektiven zeigt.

Apropos Perspektive: In der aktuellen Episode des Rasenfunks zum ersten Bundesligaspieltag wird Unions linker Verteidiger Niko Gießelmann gelobt. Das dürfte für manche überraschend kommen. Für mich zum Beispiel, der ich noch etwas unter Trennungsschmerzen nach dem Weggang von Christopher Lenz leide. Konkurrent Tymo Puchacz kam zwar noch nicht zum Zug, wurde aber für Polens Nationalmannschaft nominiert.

Mein neuer Social-Media-Liebling unter den Unionspielern ist Timo Baumgartl, der nicht nur schnelle Integrationsfähigkeiten (und hohe Trollfähigkeiten) beweist …

… sondern auch sonst für ordentlich Entertainment sorgt. Sei es beim Ikea …

… oder als Grillmeister.

18 Kommentare zu “Robert Andrich war das personifizierte Ekligsein von Union

  1. Bin ich der einzige der den Transfer kritisch sieht? Nicht nur das 4 Mio in meinen Augen zu wenig sind, aber ob Rob nach LEV passt ist das andere.

    Auch das er sich am Samstag nicht fit fühlte aber am Montag beim neuen Arbeitgeber ist alles vergessen.
    Naja. Braucht kein Mensch sowas.

    Wünsche ihm trotzdem alles Gute!

    Achso: Pausiert er im Rückspiel gegen uns? Wäre ein feiner Zug wie jetzt am Samstag. ;-)

  2. Gregor Beushausen

    Sehe ich genauso. Verstehe die Kaderplanung nicht mehr: Khedira? Endo? Teuchert? Ingvartsen? Selbst ein Max Kruse hilft nur in Bestform weiter. Da reagiert wohl insgesamt ein bisschen das Prinzip Hoffnung. Ich wünsche natürlich, ich würde der Lüge gestraft.

    • Moin, so richtig verstehe ich deine Kritik gerade nicht. Außer Khedira spielt keiner der genannten auf Andrichs Position. Endo hat am WE gar nicht gespielt, Teuchert war nach der Einwechselung nicht so schlecht. Ingvartsen und Khedira sind den Erwartungen etwas hinterher gewesen, ok. Aber am Ende: bei uns muss immer mit Bestleistung gespielt werden, egal welcher Spieler. Hat aus meiner Sicht auch nichts mit Prinzip Hoffnung zu tun.

  3. Ich wundere mich vor allem über die üppige Vertragslänge: 5 Jahre. Damit dürfte Robert Andrich ausgesorgt haben, Glückwunsch!

    Die Frage der Nachbesetzung sehe ich (noch) relativ entspannt. Wir haben 2 Sechser (wenn auch keinen Andrich), und der Transfermarkt bietet sicher noch genug Möglichkeiten, jemand Unerwartetes aus dem Hut zu zaubern. Vielleicht auch als günstige Leihe. Dass die Einnahmen direkt reinvestiert werden, glaube ich nicht – dafür war Taiwo zu teuer.

  4. Die Ablöse für Andrich rechnet sich ja nicht nach seinem „Echt-Wert“ (erst recht nicht im Vergleich zu anderen Spielern ähnliche Qualität) sondern mit Berücksichtigung seiner Vertragsdauer, evtl Klauseln darin, und dem „Nullwert“ bei Abgang nach Vertragsende.
    Ich war mir von Anfang an sicher, dass Andrich diesen Sommer gehen wird. Union hat wohl noch etwas gepokert, aber will sich einen ansonsten jetzt schon feststehenden ablösefreien Abgang nicht leisten. Das halte ich auch für richtig.

  5. Hört auf rum zu heulen! Der Wechsel von Andrich tut zwar weh, ist doch aber in Ordnung. Von Heidenheim zu uns kam er doch auch um Bundesliga zu spielen und mehr Kohle zu bekommen. Bei uns hatte er einen großen Anteil am Klassenerhalt, dafür vielen Dank und Respekt. Jetzt geht er eben nach Leverkusen um Europa League zu spielen und noch mehr Kohle zu verdienen. Ist vielleicht auch die Chance für Griesbeck !, und Grischa Prömel ist ja auch keine Flachzange.
    Vielleicht erzählt Rob dann seinen neuen Freunden Jonathan und Nadiem, wie sein alter Kumpel Hübi und seine Familie unter den nicht belegten Behauptungen in vieler Zeitungen und unter den Hasstiraden in den „sozialen Medien“ gelitten hat. Vielleicht äußern Sie sich dann auch mal öffentlich (keiner verlangt eine Entschuldigung) und bedauern den „Fall Hübner“, bei dem es nur Verlierer gab. Hätte dann auch einen positiven Nebeneffekt, kein Unioner würde mehr pfeifen (müssen), unser Präsi muss keine bescheuerte Frage bei Sky beantworten und die Sache ist endlich erledigt.

  6. Eiserner Uwe

    Wir sollten uns als Unioner daran gewöhnen, daß die Besten begehrt sind und in diesem Profigeschäft Bundesliga unser FCU sich der Leihen, Käufe, Ablösen …. nicht entziehen kann. Solange wir einen Oliver Ruhnert in unseren Reihen wissen, sollten wir seiner Zuarbeit vertrauen.

  7. Gregor Beushausen

    @Locke….Mir ging es darum deutlich zu machen, dass Union vielleicht ein paar Spieler zu viel hat, die auf ihren „Durchbruch“ warten, ums mal vorsichtig zu formulieren. Ich hatte nicht nur auf die Position von R.A. abgezielt. Ich bin insgesamt eher skeptisch – aber nochmal: Ich wünschte, ich läge falsch.

    • Okay, verstehe. Aber da mache ich mir keine Sorgen. Vermutlich ist die Quote geringer als du denkst :D

  8. zentralesMittelfeld

    Find es sehr schade, dass er weg ist. Hätte ihn gern noch, nach dem guten letzten Jahr, eine weitere Saison gesehen. Aber ich kann seine Position auch verstehen, ein langer Vertrag bei Leverkusen ist dann eben etwas, was man nicht so ohne weiteres liegen lässt.
    Ich mache ihm auch keinerlei Vorwürfe wegen letzten Sonnabend, dass er nicht spielt war vermutlich einfach Teil des Wechsels. Wurde ja auch im Podcast schon so erwähnt.

    Mal sehen ob Ruhnert und Fischer kurzfristig eine Lösung finden können. Einfach wird es jedenfalls nicht. Aus dem Trio Lenz/Andrich/Friedrich, über die ja letzte Saison immer mal wieder spekuliert wurde, ist jetzt also noch Friedrich übrig. Solange der noch bleibt, mach ich mir wenig Sorgen für die Saison.

  9. Christopher87

    Das Spiel wird nach meinen Informationen von Eurosport gezeigt . Wobei ich gelesen habe das rtl nitro die Rechte hat und sie gewisse Spiele nicht zeigen dann tv now einspringt als Pay TV Sender . Nitro zeigt nur ausgewählte Begegnungen im free TV . Lassen wa uns überraschen…..

    Zu Andrich alles alles gute und Punkt .

    Seh auch kein Grund nochmal auf den Transfer Markt tätig zu werden . Union denke ich wird wenn dann erst tätig wenn die Gruppenphase erreicht ist .

    • Es ist inzwischen auch ganz offiziell bestätigt, dass Sport1 daas Hinspiel im free tv überträgt.

    • Kehdira als Andrich Ersatz?
      Na denn, „jute Nacht“ Hat der gegen LEV überhaupt gespielt?
      Allet jute Rob! Wir werden dich sicherlich noch vermissen.

    • RTL / Nitro / TV Now, die Zentralvermarktung wohl alles erst ab Gruppenphase, deswegen im Rückspiel auch die Anstosszeit schon um 20:15 und nicht erst um 21:00

  10. Christopher87

    Ah ok
    Super . Dankeschön

  11. Warum so negative Kommentare, kein Vertrauen in Ruhnert seine Kaderzusammenstellung ?
    Klar ein schwerer Verlust, aber Rob ist Fussballprofi und nicht Fussballfan. Leverkusen ist im Bundesligaregal ziemlich weit oben und für ihn sportlich und finanziell sicher ein großer Schritt nach vorn. Und wenn die 6,5 Mio so halbwegs stimmen wäre das auch fast 3 mal soviel wie Union bezahlt hat, also alles gut. Was die neuen betrifft, last die doch erstmal richtig hier ankommen und ein paar Spiele machen bevor ihr sie kritisiert.

  12. […] es im gestrigen SotU irgendwie untergegangen sein sollte: Es steht nun fest, dass Sport1 das Europa Conference […]

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