Blog State of the Union

Mit Rani Khedira könnte Union eine Neuverpflichtung tätigen, die nicht nur eine sportliche Dimension beinhaltet

Seit einiger Zeit ist es ja nicht mehr ganz so selten, dass Transfers, die Union dann auch wirklich tätigt, vorher in der Öffentlichkeit publik werden. Ob das nun an einer größeren Mitteilungsbereitschaft von Unions Verantwortlichen gegenüber den Medien, an den gängigen Praktiken in der Bundesliga oder einfach am Kaliber der potenziellen Neuzugänge liegt, mag ich nicht zu beurteilen. Nachdem bereits für die letzte Defensivreihe (Jaeckel und Puchacz) Namen aufgetaucht sind, bastelt Union auch weiterhin fleißig am Kader für die kommende Saison.

Laut mehreren Quellen (Kicker, Sky) soll Rani Khedira ablösefrei (Vertrag läuft aus) vom FC Augsburg kommen. Als defensiver Mittelfeldspieler, der aber auch in der Innenverteidigung auflaufen kann, liegt Khediras primärer Zuständigkeitsbereich ebenfalls im Verhindern von Toren.

Rani Khediras Statistiken aus der laufenden Saison, Quelle: fbref.com

Ich muss gestehen, dass ich nicht gerade in Jubelstürme ausgebrochen bin, als ich die Nachricht gelesen habe. Ich halte Khedira nämlich insgesamt weder in der Innenverteidigung noch im defensiven Mittelfeld für ein Upgrade und hoffe einfach, dass mit dem wahrscheinlichen Transfer nicht einem möglichen Abgang von beispielsweise Robert Andrich vorgegriffen werden soll. Natürlich muss man bei Khediras Leistungen aber auch die Spielweise von Augsburg unter Heiko Herrlich berücksichtigen, die sogar die eigenen Fans schwerlich ertragen können.

Zudem bin ich mir sicher, dass Khedira in einem funktionierenden System und unter Urs Fischer wieder bessere Leistungen zeigen wird, als es die Statistiken aus dem letzten Jahr hergeben. Denn eigentlich hatte ich ihn auch als pass-sicheren Defensivakteur mit einem guten Auge in Erinnerung. Daher gilt natürlich wie immer: In Oli we trust!

Damit ihr euch hinsichtlich der statistischen Parameter selbst einen Überblick verschaffen könnt, habe ich Khediras Werte aus der laufenden Saison mal mit denen von Grischa Prömel und Robert Andrich verglichen. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass Prömel und vor allem Andrich noch einen Tick offensiver spielen.

Dürfen, insofern sie bleiben, beide Konkurrenten von Khedira werden: Grischa Prömel und Robert Andrich, Foto: Matze Koch

Eine andere Dimension, die neben der sportlichen eine gewisse Sprengkraft in sich birgt, ist Khediras Vergangenheit. Mir persönlich war es zwar gar nicht mehr bewusst. Aber zwischen 2014 und 2017 hat Khedira über 50-mal für „Leipzig“ gespielt. Damit wäre er meines Wissens der erste Spieler mit einer RB-Vergangenheit bei Union. Er dürfte es damit bei vielen Unionerinnen und Unionern nicht gerade einfach haben.

Bereits Ende 2017 verdeutlichte Dirk Zingler im Jahresabschlussinterview die Problematik: „Weil wir wissen, dass die Ablehnung bei unseren Zuschauern und Mitgliedern zu bestimmten Entwicklungen im deutschen Profifußball – nehmen wir ruhig das Thema Leipzig – vorhanden ist. Natürlich müssen wir das berücksichtigen. Es herrschte hohes Unverständnis in Teilen der Lizenzspielerabteilung darüber, dass ein sehr guter Spieler nicht verpflichtet wurde, nur weil er drei Jahre bei RB Leipzig gespielt hat. Auch diese Diskussionen führen wir.“

Im auch von AFTV ausgestrahlten Interview (ab Minute 30) sagte Zingler bezüglich Spielerverpflichtungen damals: „Wir verpflichten ganz bewusst manche Spieler nicht.“

Auch wenn ich Khediras Vergangenheit nicht gerade toll finde, bin ich dennoch der Meinung, dass er wie jeder andere Spieler auch, eine faire Chance verdient hat. Fußball ist ein Business. Und gerade deshalb wäre es in meinen Augen unfair, eine Entscheidung, die er als junger Spieler mit gerade einmal 20 Jahren getroffen hat, ihm permanent aufs Brot zu schmieren.

Haut sich Rani Khedira voll rein und gibt alles für den Verein, dann sollte er genauso gesehen werden wie alle anderen Union-Spieler. Ich verstehe aber auch alle, die das vielleicht etwas anders sehen.

In der BZ wird derweil ein Name für die Offensive ins Spiel gebracht. Der Schwede Mikael Ishak ging bereits für den FC Nürnberg auf Torejagd und hat meiner Erinnerung nach, auch schonmal gegen Union getroffen.

Ein Jahr ohne Union

Steffi hat mit Christian Arbeit gesprochen und darüber einen sehr schönen Text geschrieben. Die Resonanzen waren ja gestern schon äußert positiv, daher bleibt mir nur für alle, die den Artikel noch nicht gelesen haben, die Empfehlung dies schnellstmöglich nachzuholen. Allerdings kann es dabei passieren, dass Wehmut aufkommt und vielleicht auch ein paar Tränchen kullern. Schließlich verdeutlicht der Text ziemlich gut, was sich in den letzten 12 Monaten, gerade auch im Vereinsleben, verändert hat.

Steffen Baumgart verlässt den SC Paderborn

Der SC Paderborn hat bekannt gegeben, dass Steffen Baumgart das Team nicht über den Sommer hinaus betreuen wird. Nun wird natürlich fleißig über seine nächste Station diskutiert und spekuliert. Bei uns im Team werden vor allem Gladbach, Frankfurt oder Köln als realistische Destinationen angesehen. Ich persönlich könnte mir trotz allem aber auch Schalke als attraktive Option für Baumgart vorstellen. Und irgendwann, irgendwann einmal gibt es dann da ja noch eine rot-weiße Trainerbank. Aber das hat ja noch Zeit…

Und sonst so

Einen besonders nackten und motivierten Flitzer durften die Spieler im gestrigen Europa-League-Spiel von Granada gegen Manchester United beobachten. Vorbildlicherweise trug er bis auf sein Adamskleid immerhin eine Maske.

Bei Joe geht es auch fleißig weiter und wir können der Alten Försterei quasi täglich beim Wachsen zusehen…

Tippen nicht vergessen

 

16 Kommentare zu “Mit Rani Khedira könnte Union eine Neuverpflichtung tätigen, die nicht nur eine sportliche Dimension beinhaltet

  1. silberhacke

    ein spieler ist kein fan. insofern wäre es ziemlich idiotisch, khedira seine sportliche vergangenheit vorzuhalten.
    hat sich zingler im zitat von 2017 schon auf khedira bezogen? klingt fast so.

  2. honeypie

    Ja er war mal bei denen – Doch ist es kein direkter Transfer. Und er ist kein Funktionär sondern einfach nur ein Spieler. Also mal halblang.

  3. Motoritz

    So stark ich auch das Konstrukt RB Leipzig, Salzburg, New York usw. hasse, so wenig nehme ich es Spielern übel, dort gespielt zu haben.
    Wenn dies damals der richtige Karriereschritt war, dann war es dieser eben.

  4. Stellt sich raus: Der Flitzer hatte doch keine Maske, nur einen Bart.

  5. Der Sepp

    Den Spielern ihre Karrierevergangenheit vorzuwerfen, halte ich sowieso für schwierig. Jan Glinker oder Olaf Seier spielten bei „Denen da“, Harun Isa bei Tebe… und das sind nur die Beispiele, die mir sofort einfallen.

  6. Als (ehem.) Spieler von RB weiß man aber auch wie Union dazu steht und man wird bei den direkten Duellen sicjer gedacht haben „Was für Honks diese Berliner“, insofern darf man da kririsch hinterfragen.

    Genauso würde ich es tun wenn M.Friedrich ausgerechnet zu LEV ginge und Amiri/Tah dann als Mitspieler akzeptiert.

    Ich weiß, mag übertrieben sein meine Denkweise aber ich bin halt Fußballromantiker und hoffe auf charakterstarke Spieler die auch mal den finanziellen Aspekt beiseite schieben.

  7. Ich sehe das ähnlich. Spieler haben einen anderen Blick auf manche Themen, als wir Fans.

    So wie wir Fans wünschen, dass unsere Meinungen und Ansichten respektiert werden, sollte man das bei Spielern ebenfalls. Und, wenn junge Spieler die Möglichkeit haben, einen für Ihre Karriere guten Schritt zu machen, dann kann man denen das nicht lebenslang vorhalten.
    Und rein sachlich gesehen: Wenn die Dosen junge Spieler von irgendwo holen, dann setzen Sie in der Regel auch auf sie.
    Nur aus der eigenen Jugend, kommt nie was.

  8. Zu viele Worte (im Text) zu einem konstruierten Problem. Spieler sind (auch) Arbeitnehmer. Solange nicht der ehem. Torwarttrainer von Hertha verpflichtet wird: alles gut.

  9. Sebastian

    An Robert Zulj hat sich auch niemand gestört, er hatte ja durchaus Anteil am Aufstieg in die Bundesliga und hat eine Vergangenheit bei Salzburg.

    • Robert Žulj hat jedoch nie in Leipzig gespielt und daher weiß ich nicht genau an welchem Aufstieg in die Bundesliga er beteiligt gewesen sein soll.

  10. Wenn er unterschreibt, ist er Unioner und hat meine volle Unterstützung.

  11. Das war ein Bart, und keine Maske, oder?

  12. Senger, Alexander

    Ich wundere mich sowieso, wo plötzlich, bei ca. 10 Millionen Verbindlichkeiten, durch CORONA-Krise, unser 1. FC. UNION, plötzlich das Geld hernimmt, für einen Rhani Kedhira?
    Wir wollen doch kein zweites 1997?!?
    Denn alle Neuzugänge, wie Angestellte des Vereins, müssen ja auch monatlich, zu recht bezahlt werden. Hoffentlich übernehmen wir uns da nicht, wirtschaftlich !!!!
    Der Punkt gegen die Bayern heute, ist super sensationell, 40 Punkte Klassenerhalt! Ein Dank, an die UNION-Elf und dem Trainerteam, neben URS Fischer!

    • Lesliepetra

      Bei Boateng würde ich mir eher Gedanken über die Gehaltszahlung machen……(SCHEEERZ!Den holen wir doch nicht?)

  13. […] Rani Khedira wechselt zur neuen Saison ablösefrei von Augsburg zu Union. Damit ist der Transfer, über den wir vor etwas zwei Wochen schon einmal ausführlich berichtet hatten, realisiert worden. Wirklich viel Neues gibt es dazu allerdings auch nicht zu […]

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