Blog State of the Union

Simon Hedlund tritt gegen Urs Fischer nach

Der frühere Union-Spieler Simon Hedlund ist diese Woche im größten Fußball-Interviewpodcast Schwedens zu Gast. Es geht um seine Zeit als Jugendspieler (irgendwann fing er an, über seine Ernährung nachzudenken) und den derzeitigen sportlichen Aufschwung in Dänemark bei Bröndby. Allerdings sieht der Offensiv-Mann seine Zeit in der dänischen Hauptstadt nur als Zwischenstation auf seinem Weg zu einem größeren Vertrag in Europa. Im Podcast geht es natürlich auch um Hedlunds Zeit in Berlin beim 1. FC Union. Er lobt die Stadt, die Fans und den Verein, teilt aber auch gegen Trainer Urs Fischer aus.

Trainingslager im Sporthotel Klosterpforte, Simon Hedlund und Trainer Urs Fischer, Foto: Michael Hundt/Matze Koch

Unser schwedischer Korrespondent Erik Jullander hat dankenswerterweise die Passagen, die Union betreffen, aufgeschrieben:

Simon Hedlund über Urs Fischer

”Er war unehrlich von Anfang an. Er sagte mir, ich sei ein Spieler für die Startelf. Hätte er die Wahrheit gesagt, wäre ich direkt im Sommer gewechselt. Als ich spielte, machte ich das nicht schlechter als andere. Aber auf einmal saß ich auf der Tribüne. Als ich nach dem Warum gefragt habe, meinte er, ich hätte schlecht trainiert. Ich habe dann die Co-Trainer gefragt, ob ich schlecht trainiert hätte, doch die sagten nein. Als ich dann bei Bröndby unterschrieb, gab Urs Fischer zu, dass er etwas gegen mich hat.”

Über seine Leistung bei Union

”Ich hätte viele Sachen anders machen können. Hätte ich gut genug gespielt, wäre dies alles vielleicht gar nicht passiert. Manchmal muss man in den sauren Apfel beißen und zeigen, dass der Trainer falsch liegt. Leider konnte ich mich nicht zurückhalten, als ich nicht mehr im Kader stand.”

Simon Hedlund nach dem Spiel bei den Fans, Foto: Matze Koch

Über das Prämiensystem für Spieler

”Ich hab noch dieses eine Training im Kopf, als Spieler versucht haben, andere zu verletzen. Insbesondere beim Ballbesitzspiel konnte es schon hart zu Sache gehen gegen die, die um Konkurrenten um einen Platz in der Startelf waren. Der konnte nämlich schon 3.000 Euro pro Punkt wert sein.

Gegen Ende meiner Zeit wollte der Trainer, dass auch die Spieler auf der Bank einen Teil der Prämien bekommen sollen. Da hat man einen Teil davon bekommen, den die Startelf eingespielt hat. Das war klug vom Trainer und hat dazu geführt, dass sich alle mehr für die Mannschaft reingehauen haben.”

Über den Kontakt zu den Fans

”Wir hatten eine enge Beziehung zu den Fans. Nach jedem Spiel waren wir mit den Ultras im Gespräch. Als es für uns nicht so lief, waren sie auch einmal in unserer Umkleidekabine und erklärten uns, wie viel Union für sie bedeutet und wir alles geben sollten, um den Klassenerhalt in der Zweiten Liga zu schaffen. Sie haben es auf eine freundliche Art und Weise gesagt. Generell haben uns die Fans immer unterstützt und nie ausgepfiffen.

Als wir in Stuttgart 0:3 verloren haben, hatten sie gesungen, als ob wir gewonnen gehabt hätten. Sie haben verstanden, dass wir alles gegeben haben und Stuttgart einfach besser war. Als wir im Pokal spielten war es egal, ob es gegen einen Viertligisten oder einen Bundesligisten ging – es war immer voll und eine tolle Atmosphäre.”

Simon Hedlund nach vergebener Chance im Tor von Sandhausen, Foto: Matze Koch

Über die Bedeutung, was in den Medien steht

”Ich kann mich daran erinnern, wie einer von den Jungs sagte, dass er in der Startelf stehen sollte. Als der Trainer davon hörte, wurde er wütend auf den Spieler. Der sollte sich vor der gesamten Mannschaft schämen.”

Wie es ist, Union in der Bundesliga zu sehen

”Ich fühle keine Bitterkeit. Der Verein, die Fans, alle Betreuer – bis auf einen – waren immer freundlich und nett zu mir. Sebastian Andersson ist ein guter Freund von mir. Ich verfolge Union so viel, wie ich kann.”

Simon Hedlund und Sebastian Andersson, Foto: Matze Koch

Was ist von diesen Aussagen zu halten? Zuerst sollten wir uns ins Gedächtnis rufen, dass Simon Hedlund unzufrieden war und diese Unzufriedenheit sich offensichtlich auf Urs Fischer projiziert. Wer einmal im Unfrieden aus einem Job geschieden ist, hat vielleicht auch nicht besonders nett von der Person gesprochen, die man für den persönlichen Misserfolg verantwortlich macht. Ich gehöre zu den Leuten, die sagen „Man sieht sich immer zweimal im Leben“ und spreche nicht schlecht über vergangene Stationen. Simon Hedlund ist ganz sicher nicht diese Fraktion.

Ich kann mir die von Simon Hedlund geschilderte Situation überhaupt nicht vorstellen, in der Urs Fischer vor dem Offensivspieler steht und zur Verabschiedung sagt: „Stimmt, Simon. Schlussendlich hatte ich immer was gegen dich.“ Wenn ich dann noch an die Sprachprobleme denke, die Simon Hedlund hatte, klingt das für mich eher danach, dass da vielleicht jemand etwas verstanden hat, was in seine Vorstellung passte.

Dafür finde ich es interessant, was er über die Veränderung in der Spielprämienverteilung sagt. Damit sind die 20 Spieler, die für den Spieltagskader nominiert werden, eine Einheit. Und es ist tatsächlich eine Hilfe für einen Trainer in der Moderation der Stimmung in der Mannschaft. So ist der Kaderplatz nämlich tatsächlich schon ein Erfolg für einen Spieler.

Was die Mediengeschichte betrifft, dürfte Simon Hedlund damit die kolportierte Story bestätigen, nach der Steven Skrzybski nach einem Interview von Jens Keller aufgefordert worden sei, sich vor der Mannschaft dafür zu entschuldigen, das aber verweigert habe.

Und sonst so?

Die Bild (nicht online) geht noch einmal mit Neven Subotic auf die Reise zu dessen letztlich spielentscheidenden Ballverlust beim 1:2 auf Schalke. Und der Kurier fragt sich angesichts der zweiten Halbzeit dort, ob Union zum Ende der Hinrunde die Puste ausgeht. Ich verstehe die Frage, glaube aber auch, dass Schalke das einfach so clever gemacht hat in der zweiten Hälfte des Spieles, dass Union nur noch hinterhergerannt ist.

Bei Radioeins gibt es die aktuelle Ausgabe von „Union am Ball“ mit Steffi und MC Lücke.

Und in der aktuellen Ausgabe unseres Geschichts-Podcasts „Und niemals vergessen“ geht es um die Abwahl von Präsident Heiner Bertram, der Ende 2003 vom Aufsichtsrat abgesetzt wurde.

Wer heute Abend noch nichts vor hat, kann sich beim Fantreffen über das Thema Marketing und Merchandising mit Finanz- und Marketinggeschäftsführer Thomas Stäpke und Produktmanager Gordon Knebel unterhalten. Los geht es um 19 Uhr im Stadion.

29 Kommentare zu “Simon Hedlund tritt gegen Urs Fischer nach

  1. Gorilla_im_Nebel

    Bei Simon Hedlund glaube ich sofort, dass ein größerer Vertrag eine größere Bedeutung hat als ein größerer Verein.

    Ich mochte ihn auf dem Platz, die Instagram Fotos mit Hund etc. weniger, jetzt weiß ich auch warum. Gut, dass er weg ist.

  2. Danke für die Übersetzung! Klar muss man die Aussagen des jungen Simon mit Vorsicht genießen, da es ja nur seine Perspektive ist.
    Aber das wirkt hier teilweise so, als wolltest du ihn der Lüge bezichtigen. Das finde ich dann doch etwas heftig. Ist eben auch nur eine Mutmaßung, dass er sich das ausgedacht oder falsch verstanden hat.
    Auch wenn ich den Schutzinstinkt gegenüber Union und Fischer natürlich verstehe.
    Nachtreten ist doof. Das sollten wir also auch nicht machen. Nicht, dass Sebastian das hier getan hätte, aber die Kommentare werden ja schnell Mal etwas doller.
    Und Hedlund war mMn der beste Techniker, den wir je hatten.

    • @here Ich habe geschrieben, dass ich mir diese Szene zwischen Hedlund und Fischer nicht vorstellen kann, in der der Trainer diesen Satz sagt. That’s it. Und ich habe Simon Hedlund ganz bestimmt nicht implizit der Lüge bezichtigt oder zum Sündenbock gemacht. Wofür eigentlich? Es gab auch andere Spieler, die sich bei Union nicht wohl gefühlt haben oder ihre Leistung nicht so abrufen konnten. Das ist absolut normal.

  3. Kann ich mich nur anschließen.
    Wenn jemand hinterher noch nachtritt ist es gut, das er weg ist.
    Ich mag es nicht wenn man die Schuld an Tribünen/Bankplätzen bei anderen sucht und Internas ausplaudert.

  4. Da funkte jetzt „Schlejel“ dazwischen. ;-)

    Mein Beitrag war auf User „Gorillas_im_Nebel“

  5. Maria Draghi

    Dass ein im Unfrieden gegangener Angestellter später noch etwas „schmutzige Wäsche“ rauslässt ist in jedem Beruf der Welt normal. Zumal Teile der Geschichte ja von anderer Seite bereits bestätigt wurden (nebenbei bestätigt mich das in meiner Einschätzung, dass bei der Personalie JK ganz andere Dinge wichtig waren, als das was einige Unioner dazu ständig wiederholen).

    Wir sollten jetzt nicht den Fehler machen, einen „Sündenbock“ zu schaffen, nur weil jemand mal was gesagt hat, was nicht in unsere ansonsten heile Unionwelt passt.

  6. silberhacke

    was haben wir hier? ein auszugsweise zitiertes interwiew und seine sehr einseitige, in mutmaßungen formulierte auslegung. und fertig ist die zielscheibe. find ich auch nicht gut. man kann das auch anders lesen: hedlund sagt selbst, dass er verbal übers ziel hinausgeschossen ist; fischer wird das mit sicherheit nicht gefallen haben und wird hedlund gesagt haben, dass er das nicht mag. so gesehen, kann man beide verstehen – den, der seinen unmut äußert, und den, dem die art und weise nicht passt. und schon bleiben alle sauber, und es wird nicht gezündelt. und ne ganze menge mutmaßender psychologie und wie-mache-ich-das-lebens-ratschlags-polemik hat man sich so auch gespart.

    EISERN

  7. silberhacke

    sagen wir es mal so: die überschrift deines artikels hätte auch lauten können: SIMON HEDLUND HAT DIE ATMOSPHÄRE BEI UNION GENOSSEN oder viellleicht AUFSTIEGSKADER WAR NUR DURCH BOHNUSZAHLUNGEN ZU MOTIVIEREN – smashing!!!!
    nich so viel bei dieckmann und jessen abgucken! lol

  8. Ich weiß nicht, warum jetzt die Schärfe reinkommt… ?

  9. Ich muss Sebastian da mal beispringen, er hat hier nichts einseitig interpretiert. Eine Überschrift muss zudem lesbar und anregend sein. Die hier vorgeschlagenen Varianten sind das eher nicht. Die zweite vielleicht, aber da wage ich zu bezweifeln, dass Simon hier die Prämienregelung exakt wiedergegeben hat. Entspricht nicht meinem Kenntnisstand. Kaderspieler haben schon immer einen prozentualen Anteil an Punktprämien genossen. Und dass Union-Spieler Kollegen im Training absichtlich verletzten wollen, erscheint imho auch nicht ganz glaubwürdig.

  10. Hedlund hatte eine ähnliche Debatte mit dem schwedischen Fußballverband. Er beklagte sich, als er nicht in die Nationalmannschaft gelangen konnte und drohte, nach Finnland zu wechseln.

  11. @silberhacke Das mit dem „auszugsweise zitierten Interview“ trifft nicht so ganz zu: Es ist direkt oben als erstes verlinkt. Jeder kann sich das anhand der Originalquelle komplett anhören, mit oder ohne Übersetzungshilfe, und seine eigenen Schlüsse daraus ziehen. Dass wir hier keinen umfassenden Transkriptions- und Übersetzungsservice bieten können, kann man uns natürlich vorwerfen, ist aber ein bißchen Quatsch. Dass der Text die Ansicht eines ehemaligen Spielers, der mit seiner beruflichen Situation unzufrieden war, wiedergibt und dann eben auch dementsprechend verstanden werden sollte – soviel Reflexionsvermögen traue ich allen zu, die hier lesen. Es entsteht dabei sicherlich ein Bild, dass sich nicht 100% mit dem deckt, wie ich als Fan Union sehe. Ich halte es trotzdem immer für interessant, mal zu sehen, wie Union auf jemanden wirkt, der nicht mittendrin steht, den Verein aber eben doch ganz gut kennen gelernt hat. Ich kann sowas lesen und denken: „Aha, so sieht er das“. Muss ich mir ja inhaltlich nicht zueigen macht.

  12. silberhacke

    ihr habt recht. hedlund tritt nach. niemand wird das gutheißen können. und natürlich war er schon immer so. von den hundebildern ganz zu schweigen.

  13. Maria Draghi

    Jetzt bleibt mal locker. Alle Diskutanten hier haben ein bisschen Recht.

    Wahrscheinlich hat auch SH ein bischen Recht.

    Klar: Die Schlagzeile „viele Leute sagen etwas und alle haben ein bisschen Recht“ ist keine, die sich gut verkauft. :-)

  14. Maria Draghi

    PS: Dass jemand einen aus dem eigenen Team absichtlich verletzt kenne ich aus der eigenen Familie. Damals ging es um eine Olympia-Goldmedaille, die an beiden Beteiligten vorbei ging, dem Verletzten und dem der verletzt hat.

  15. „Heile Unionwelt“?

    Rufen wir hier immer „Hosiana“?

    Man kann gerne alles toll finden was der Verein macht, sollte sich aber auch (s)eine kritische Denkweise bewahren und nicht sofort hurra schreien wenn der Verein sich äußert.

    Und ob es jetzt Hedlund ist oder ein anderer Spieler bei einem anderen Verein (z.b. Augsburg) ich finde es gehört sich nicht, hinterher zu kritisieren oder Internas preiszugeben.

  16. Mich wuerde mal interessieren, ob von den Diskutierenden hier, bei Mattuschka zB der gleiche Maßstab benutzt wurde, oder ob das mit Hedlund „was anderes“ ist.

  17. Stadiontourette

    Er hat ein Recht auf seine Meinung und diese darf er auch äußern. Niemand muss in sich reinfressen, was ihn stört. Ich sehe da kein Nachtreten. Und er ist ja nun auch nicht beleidigend geworden. Er empfand Fischer als unehrlich weil er Versprechungen vernommen hatte, die so wahrscheinlich nicht gemeint waren und er sich für besser als andere einschätzte. Ich sehe da jetzt kein Problem.
    Den Titel empfinde ich schon ein wenig als clickbait. Unnötig das so hochzukochen.

  18. Super-Unioner

    Und nun zu etwas völlig anderem:

    Die ARD ist wohl letztens falsch abgebogen oder schafft sich jetzt einfach ihre eigene Realität. Ein Satz, zwei Fehler:
    Anthony Ujah schießt das 2:0 für Mainz.

    http://www.tagesschau.de/sport/sportschau/mainz-eintracht-101~magnifier_pos-0.html

  19. Wir haben nicht 0:3 in Stuttgart verloren. Mindestens in dem Punkt erinnert sich Simon Hedlund falsch…

  20. Super-Unioner

    Stimmt, es war ein 3:1.
    Und Simon kam für Stevie in der 69.

    https://www.transfermarkt.de/spielbericht/index/spielbericht/2704794

  21. Maria Draghi

    Insgesamt plädiere ich für größere Gelassenheit im Umgang damit, dass jemand mal etwas sagt, was nicht von Christian Arbeit authorisiert wurde.

    Und natürlich sind Spieler, die bei uns nicht den erhofften Durchbruch erreichten unzufrieden und schießen dann auch schonmal übers Ziel (und über die Wahrheit) hinaus. Kein Grund zu besonderer Aufregung. Ich wette, dass jeder Diskutant hier schonmal übers Ziel hinaus geschossen hat. ;-)

  22. Frank Bunk

    Hättest du geschwiegen, Simon, wärst du ein Philosoph geblieben.

  23. Es ist für mich die Frage, wann hat Urs Fischer die Aussage getätigt hat das S. Hedlund ein Spieler für die Startelf?
    Und ist er diesem auch eigenen Anspruch gerecht geworden.
    Als überragenden Stürmer habe ich ihn nicht in Erinnerung.
    Wenn er so Extra-Klasse ist warum ist er nicht schon längst auf der Insel sondern kickt mittelmäßig in Kopenhagen?
    Warum spielt Sebastian Andersson in der schwedischen Nationalelf und nicht S. Hedlund?

    Verbal gegen die Kaderentscheidung des Ex-Trainers nachzutreten, ist nicht nur anmaßend sondern vereinsschädigend.
    Interna über Vertragsdetails zu Spielprämien ist glaube ich in jedem Vertrag untersagt und gehört sich einfach nicht.
    Ich denke zukünftige Trainer/Manager werden das mit auf dem Zettel haben und S. Hedlund hat sich mit den Aussagen ins eigene Bein geschossen.
    Da helfen auch keine relativierenden Aussagen in Richtung Fans.

    Spieler Trainer kommen und gehen …

    Tschüß S. H.

  24. @ Fritze: ich habe überlegt ob und was ich schreiben soll, danke dass du es getan hast, ich finde es schade um Hedlund aber er steht und stand sich oft selbst im Weg

  25. […] man kann das auch als teambildende Maßnahme verstehen. Trainer Urs Fischer hatte sich am Anfang seiner Zeit bei Union dafür eingesetzt, dass auch die Bank…. Wenn diese Regelung immer noch gilt, könnte das also neben dem Aspekt, mit dem Team auswärts […]

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