Blog State of the Union

Endlich: We have our Manni back

Als ich gestern Mittag bei Twitter von unserer Leserin animor1302 ein Foto zugeschickt bekommen habe, dass sie mit Suleiman Abdullahi am Flughafen Schönefeld aufgenommen hatte, war ich unendlich froh. Nicht weil ich wahnsinnig tief in der Geschichte um den Pass des nigerianischen Angreifers stecke, sondern weil diese Odyssee endlich ein Ende hatte. Bei mir löste das eine Erinnerung an eine ebenso langwierige Pass-Geschichte in meiner Familie aus. Ein neuer Pass bedeutet eben auch, dass Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis neu eingeklebt werden müssen. Mit der Pass-Ausstellung alleine ist es eben nicht getan. Und es gibt wirklich bessere Orte als die Ausländerbehörde am Westhafen, um auf einen Termin zu warten, auch wenn Abdullahi vielleicht das Glück hatte, nicht dorthin zu müssen.

Foto: animor1302

Aber nun können wir sagen: We have our Manni back! Und bei der Ankunft in Österreich ging es auch schon sehr herzlich zu. Herrlich wie die Bild/BZ Mannschaftsleiterin Susanne Kopplin bei der Ankunft von Suleiman Abdullahi zitiert: „Wo warst Du denn? Bist Du müde? Hast Du Hunger? Komm erst mal rein, etwas essen.“ (auch Kurier und Morgenpost berichten von der Rückkehr)

Am witzigsten finde ich, dass Union seinen bisherigen Aufstiegs-Bundesliga-Hashtag von #dieZeitistnungekommen auf ##abdullahiistnungekommen geändert hat.

Im Trainingslager lernen wir ein bisschen den ungewöhnlichen Weg von Marius Bülter kennen, der von Berliner Zeitung, Morgenpost und Bild (nicht online) porträtiert wurde. Ich bin tatsächlich sehr gespannt, wie er sich entwickelt.

Der Tagesspiegel widmet sich dagegen Oliver Ruhnert, der auf den ersten Blick entspannt sein müsste, weil doch mit den Zugängen ein Hauptteil seiner Arbeit getan ist. Aber da gibt es erstens noch die Abgänge. Und zweitens ist es immer ein spannender Moment, zu sehen wie die einzelnen Spieler zusammenpassen. Denn die Theorie und Vertragsgespräche sind immer das eine. Aber es sind alles Menschen und keine Maschinen. Es gibt also Gespräche zu führen. Und vielleicht ist ein Spieler nicht mehr zufrieden und sucht eine Lösung. Das Stichwort Kaderverkleinerung dürfte Ruhnert jedenfalls noch eine Weile verfolgen.

Der Kurier erzählt, wie sich Sebastian Andersson für diese Saison Deutschkurse vorgenommen hat und was der schwedische Angreifer für sich in der Bundesliga für Ziele gesetzt hat. Wenn ihr noch kleine Info-Häppchen aus dem Trainingslager wollt, dann seid ihr hier beim Kurier gut versorgt.

Heute gibt es das erste Testspiel. Um 18 Uhr spielt Union gegen den SV Ried. Live gibt es die Partie entweder auf Sport1 oder bei AFTV. Ich glaube nicht wirklich, dass wir da viele Erkenntnisse über die zukünftige Mannschaft gewinnen werden. Es wird wohl erst einmal um den Spielrhythmus gehen. Der Kurier, der sich heute mit seiner Trainingslagerberichterstattung ein Fleißbienchen verdient hat, schreibt auch über das Spiel und welche Spieler wegen Verletzungen oder Trainingsrückstand noch nicht mitspielen können.

Rund um Union

Das erste Frauen-Team von Union tritt im DFB-Pokal beim Hamburger SV an. Vom Namen klingt das groß, aber die HSV-Frauen sind erst in diesem Sommer in die Regionalliga aufgestiegen. Es dürfte also eine spannende Partie werden.

Die Bild (Bezahl-Link) hatte gestern einen längeren Text über Union und Fans drin, der für niemanden eine Überraschung ist, wenn man schon einmal einen Fuß in das Stadion an der Alten Försterei gesetzt hat. Das ist wohl eher für alle anderen Fußballfans gedacht. Und dass es verschiedene Ultragruppen gibt, ist auch kein Geheimnis. Ich finde allerdings das Foto witzig, dass online zur Bebilderung benutzt wurde (dafür müsst ihr auch kein Geld zahlen, wenn ihr den Link klickt). Ungefähr Mitte links unten sieht es aus, als sei eine Person mit blauem Kapuzenpullover hineingefügt worden. Vielleicht könnte das Foto für die nächsten „Grundsätze der Waldseite“ genutzt werden, wenn der Punkt „Union-Klamotten tragen“ illustriert werden soll.

Der DFB hat gegen Union Geldstrafen für die Vorkommnisse während der Relegationsspiele ausgesprochen (Vereinsmitteilung). Ich lese das Urteil übrigens nicht so, dass Union für den Platzsturm noch zusätzlich bestraft wurde, sondern für das Schießen/Werfen von Pyro in den Gästeblock im Zuge des Platzsturms (beispielsweise auf diesem Video bei Min 4:08 gut zu sehen) und für das Abbrennen von Pyro auf dem Platz. Da ist für mich schlicht und  einfach eher die Frage, ab wann die Veranstaltung Relegationsspiel als beendet gilt. Laut DFB offensichtlich nicht mit Abpfiff desselben.

Nächste Woche spielen die Männer gegen den First Vienna Football Club anlässlich von dessen 125-jährigem Jubiläum. Und wir erleben es nicht so oft, dass Weltmeister das Wort Union Berlin in den Mund nehmen, aber Mario Kempes, der 1978 mit Argentinien Weltmeister und Torschützenkönig des Turniers war, hat das getan. Ich wusste auch nicht, dass er zum Karriere-Ende bei der Vienna gespielt hatte.

RBB und Deutsches Rundfunk-Archiv (das Material des DDR-Fernsehens verwaltet) haben ein paar alte Union-Beiträge bei Youtube online gestellt. Darunter unter anderem dieses Video von Unionfans. Bei aller Witzigkeit ist es auch bitter zu sehen, wie sehr sich fast alle im Griff haben, um nicht vor der Kamera etwas politisch nicht Opportunes zu sagen, als sie gefragt werden, warum sie nicht zum BFC Dynamo gehen.

Ich kann auch dieses Video von 1972 empfehlen, in dem Trainer Ulrich Prüfke ein Interview gibt, bei dem er nicht in die Kamera schaut, sondern es so aussieht, als ob er die Antworten von einem Zettel abliest. Vom Funktionärsdeutsch der Antworten her halte ich die Option auch nicht für unwahrscheinlich.

Und falls ihr mal wieder einen Twitter-Account zur Unterhaltung braucht, dann folgt vielleicht Out of Context Messi. Der Account liefert genau das, was er verspricht.

https://twitter.com/outmessi_/status/1147924950830997505?s=21

12 Kommentare zu “Endlich: We have our Manni back

  1. Honeypie

    Das ganze BILD-Bild ist ne Collage. Sogar recht ordentlich für Boulevardverhältnisse

  2. Manni musste nicht zum Westhafen, da hat er Glück. Gibt ne Sonderabteilung bei der Ausländerbehörde. Das Hauptproblem bei ihm war sein Pass und damit die Behörden in Nigeria. Aber jetzt ist/wird alles gut!

    • @David Pu, da hat er wirklich Glück. Der Besuch am Westhafen gehört nämlich nicht in die Kategorie meiner Lieblingserinnerungen. Habe die Passsage im Text angepasst.

  3. Mich wundert es das Susanne Kopplin mit Abdullahi deutsch spricht. Mir war so, das er nur englisch spricht/versteht, analog zu Andersson.

  4. @Michael: Ich denke, wenn Mama sich Sorgen gemacht hat und jetzt froh ist, dich wiederzusehen, verstehst du das in jeder Sprache der Welt.

  5. Paulemaule

    Grüße!

    Ein Thema, das mich immer mehr beschäftigt ist die undurchsichtige finanzielle Situation des Vereins. Bei all den Neuverpflichtungen stellt sich schon die Frage, wie das alles finanziert werden kann (TV-Gelder hin oder her). Gibt es da Möglichkeiten als Mitglied an mehr Informationen zu gelangen? Das soll übrigens nicht bedeuten, dass ich ein gewisses „unternehmerisches Risiko“ zur Mission Klassenerhalt nicht nachvollziehen kann.

    Offensichtlich stelle nicht nur ich mir diese Frage, sondern auch Friedhelm Funkel aus Düsseldorf. Hier ein kurzer Auszug aus einem Kicker-Artikel:
    „Ein Spieler, um den sich auch die Fortuna bemüht hat – Funkel nannte keinen Namen -, wechselte stattdessen zu Aufsteiger Union Berlin. „Ich kann nur staunen, welche finanziellen Möglichkeiten Union Berlin hat, die scheinen wirtschaftlich wirklich sehr gut aufgestellt zu sein und haben ja auch eine Menge Spieler geholt.““

    https://www.kicker.de/753116/artikel/funkel-kann-nur-staunen-welche-finanziellen-moeglichkeiten-union-hat

  6. Rollberger

    19.000 Euro davon kann der Verein für sicherheitstechnische, infrastrukturelle und gewaltpräventive Maßnahmen

    Was kostet eine Straßenbahnwendeschleife?

  7. Na das klingt ja wieder ganz nach Berlin:

    Verkehrskonzept Alte Försterei
    Union Berlin muss noch sieben Saisons improvisieren

    https://www.rbb24.de/content/rbb/r24/sport/beitrag/2019/07/union-berlin-alte-foersterei-verkehrskonzept.html

  8. wie psychisch gestört, rücksichtslos und verblödet – ja, auch brutal – muss man sein, statt nach dem abpfiff eines den aufstieg bedeutenden spiels in reiner glückseligkeit aufzugehen, erst einmal auf die gegnerischen fans losgeht, um diese dann – auch schwere verletzungen unter ihnen in kauf nehmend – mit raketen zu beschießen und mit bengalos zu bewerfen!!?

    solchen menschen – sofern rechtsmündig und voll zurechnungsfähig – sind für mich keine unioner, denn sie haben nicht verstanden, was unsere werte sind.
    wahrscheinlich (leider) wird es unter zehntausenden echten eisernen immer einige, wenige solcher honks geben.

    ist es denn nicht möglich, diese leute in regress zu nehmen?

  9. cuttertom

    „We have our Manni back!“ – Was für ein rasenfunkeskes Wortspiel!
    Im übrigen habe ich bei dem VoxPops-Filmchen überlegt, ob es nicht doch der SFB war, der da eine Umfrage gemacht hat. Wie dem auch sei, wußte man aber, wenn man nicht vollkommen betrunken, wann man was, wie zu sagen hatte. Dafür war es dann doch recht offen. Bundesligatrainer in der Zeit haben sicher ähnlich lockere Intrviews gegeben – nur mussten sie nicht ein bestimmtes Phrasenspektrum zwingend benutzen. In den 80ern kam bei fast jedem Interview Weltfrieden und Abrüstung vor. Aber eine interessante Sache war da noch – Union wurde da ständig mit einem Artikel versehen. Wann hat sich das verloren? eine UNV-Folge? Ich kann mich nicht erinnern, dass in meiner Kindheit von die Union gesprochen wurde.

  10. silberhacke

    warum die jungs sich im interview so zurück gehalten haben, begreift man schnell, wenn man die allgegenwart der herren mit den pelzkappen berücksichtigt. dass sich dann doch einer dazu hinreißen lässt, zu sagen er sei freiwillig aus der fdj ausgetreten, find ich klasse, und ich muss da sehr drüber lachen. zur allgemeinen abneigung gegenüber den unroten bedarf es auch nicht vieler worte – dass die denen nicht vor die kamera gekotz haben, ist alles.

    EISERN

  11. @ paulemaule

    Ohne dass ich selbst genauere Informationen zu der Finanzlage bei Union habe (würde mich auch sehr interessieren) fand ich den Seitenhieb von Funkel ziemlich daneben. Funkelfortuna hat sich um Friedrich bemüht und einen Korb bekommen, weil Friedrich zu Union wollte. Hier lag es nicht am Geld, sondern eben am Willen des Spielers (das kann das durchaus ausgeprägte Ego von Funkel schwer verarbeiten). Dass Funkel sich öffentlich über die Finanzlage eines Konkurrenten äußert lese ich zudem als Zeichen von Angst.

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