Blog State of the Union

Mit dem 4:1 gegen St. Pauli hat Union die vergangene Saison endgültig hinter sich gelassen

„Oh Mist, den hat er nicht richtig getroffen“, dachte ich, als Sebastian Andersson kurz vor Spielende diesen wunderschönen Pass von Robert Zulj nahm, den ihm Manuel Schmiedebach durchgelassen hatte. Ein paar Momente später reckte ich beide Fäuste Richtung Spielfeld. Und es war mir egal, ob der schwedische Angreifer den Ball so treffen wollte. Denn er hatte ihn perfekt getroffen. Union hatten beim 4:1 gegen den FC St. Pauli hatte ähnlich wie beim Pokalspiel in Jena die Tore immer dann erzielt, wenn sie sie brauchten. Oder wie mir Daniel in seiner unnachahmlichen Nerd-Sprache nach dem Spiel sagte: „Das dürfte wohl das Spiel gewesen sein, in dem Union am höchsten über der Expected-Goal-Rate lag.“ (Das war übrigens tatsächlich so.)

Das wirklich Schönste an dem Sieg war nicht die Tabellenführung. Es war auch nicht die Feierstimmung, die im Prinzip seit dem 3:0 herrschte. Oder das beeindruckende Fahnenmeer. Oder wie mein kleines Kind erstmals am Zaun stand und nicht nur herumturnte, sondern beim Wechselgesang die Faust reckte und mit schrie. Das wirklich Schönste war, dass ich das Gefühl habe, dass alle Geister der Vergangenheit abgestreift sind. Die Angst, mit einem Gegentor bei einer 3-0-Führung würde das große Zittern beginnen. Sie ist weg. Die Ungeduld, wenn sich auch nach 40 Minuten keine Torchance ergibt. Auch weg. Das Gefühl als Spieler, alles selbst lösen zu müssen. Alles weg. Die katastrophale Vorsaison scheint keine Rolle mehr zu spielen.

Wenn es das ist, was mit „Stabilität“, dem obersten Ziel für das erste Saisondrittel, gemeint ist, dann nehme ich das gerne. Und es ist um so schöner, weil es komplett unerwartet kommt. Union hat eben doch einen großen Umbruch um Team herbeigeführt. Und wir alle wussten nicht, wie der Saisonstart werden wird. Von einem solchen Start hätte ich auf jeden Fall nicht zu träumen gewagt. Das nimmt sehr viel Druck gerade von den jeweiligen Verantwortlichen. Und das ist auch wichtig. Ob das jetzt zu einer wahnsinnig starken Saison führt oder nicht, lasse ich mal dahingestellt. Der Kurier träumt davon. Und ich kann es ihm nicht verübeln.

Sebastian Andersson auf dem Weg Richtung Tor; Foto: Michael Hundt/Matze Koch

Andy Gogia hat die Frage nach dem perfekten Saisonstart mit einem Augenzwinkern dann sehr trocken beantwortet:

Die Berliner Medien feiern das 4:1 in ihren Spielberichten. Und Sebastian Andersson bekommt für seine 4 Torbeteiligungen auch den entsprechenden Applaus:

Fotos vom Spiel findet ihr hier:

Wir haben im Podcast direkt nach dem Spiel vielleicht etwas zu nüchtern das Spiel analysiert. Aber dafür loben wir Manuel Schmiedebach, in dessen Spielweise wir uns ein wenig verliebt haben und außerdem zeige ich mal wieder erstaunliche Geographie-Defizite, wenn ich das Duell zwischen Heidenheim und Sandhausen im DFB-Pokal als Derby bezeichne.

Im DFB-Pokal trifft Union mal wieder auf Dortmund. Und genau wie vor 2 Jahren findet das Spiel wieder auswärts statt. In dem Zusammenhang: Habe ich schon mal erwähnt, wie sehr ich den englischsprachigen Union-Twitter-Account mag?

Was mich nicht nur irritiert, sondern ich richtig schlimm finde: Seit wann werden Zaunfahnen von anderen Vereinen im Heimbereich geduldet? Und Mönchengladbach-Gruppe „Sottocultura“ ist vor allem durch ihre Nähe zu anderen rechten Fangruppen bekannt. So etwas möchte ich bei Union im Stadion nicht sehen.

Am Samstag findet das Union-Drachenbootrennen auf der Regattastrecke in Grünau statt. Das Textilvergehen startet wie im vergangenen Jahr wieder mit einem eigenen Boot. Ich zähle heute mal zusammen, wie viele Mitstreiter wir sind und melde mich morgen hier, falls wir noch Mitpaddler benötigen. Kommt gerne vorbei! Unser Ziel für dieses Jahr ist das gleiche wie Urs Fischer für sein Team hat: Besser als im Vorjahr abschneiden (da sind wir, wenn ich mich recht erinnere auf Platz 38 gelandet).

14 Kommentare zu “Mit dem 4:1 gegen St. Pauli hat Union die vergangene Saison endgültig hinter sich gelassen

  1. So langsam wird das Thema der Herrenaffen plakativ. Immerhin kann man das nicht mehr als Auswärtspetitesse wegschweigen.

    Mich hat Überpolitisierung schon immer genervt. Union ist ein Fußballverein, keine Politplattform. Doch wer politische Absichten mit ins Stadion bringt, egal ob explizit verfassungsfeindlich oder mit sektenähnlicher Mysthik vermeintlich geschickt verpackt, solche Leute wollen Aufmerksamkeit für ihre Botschaft. Können sie haben: Unions Farben sind Rot und Weiß, der Block ist bunt.

  2. Was ich eigentlich noch fragen wollte, und auch wieder mit Fußball zu tun hat: welcher Club hatte jemals diese verrückte Auswärtsserie im Pokal? Naja, hängt auch etwas mit dem stets frühen Pokalaus in den letzten Jahren zusammen.

  3. Das Textilvergehen Boot fährt also um 11, 13 Uhr und 16 Uhr.

    Ich biete an, dass ich ein paar Tipps geben kann, die ich beim Drachenboottraining gelernt habe. Wann werdet Ihr euch treffen?

    Und gibt es wieder ein gemeinsames T-Shirt? Ich habe noch keins und müsste ja vermutlich bald eines bestellen, wenn das bis zum Wochenende ankommen soll :).

    Vielleicht kannst du ja diese Fragen morgen beantworten.

    Dankeschön, ich freue mich auf Samstag

  4. Ich als T-Shirt-Dekorations-Verantwortliche gestehe, dass ich keine Zeit hatte, mich um was neues zu kümmern. Die vom letzten Jahr gibt´s hier: https://shop.spreadshirt.de/textilvergehen/

    Wahrscheinlich wird das so wie bei unserer Hochzeit: Jeder zieht an, was ihm am bequemsten scheint, und wir verraten einfach niemandem, was ich beruflich mache. Ok?

  5. Das mit der Flagge der Gladbacher is für mich so ein zweischneidiges Ding.
    Wäre das hier nicht erwähnt worden, hätte ich davon nichts mitbekommen. So geht es wohl vielen. Ich hätte auch nicht gewusst in welche politische Richtung die fahne geht, weil sie das an sich auch nicht zeigt. Nun aber, wird es zur Sache gemacht. Auf der einen Seite gut, Aufklärung ist wichtig und ich möchte auch kein rechten dreck im Stadion präsentiert bekommen. Auf der anderen Seite wird dem ganzen immer mehr eine Plattform geboten und die Zaunfahne erfüllt erst dadurch ihren Zweck.

    Viel schlimmer, als die Gladbach Fahne, in dessen Gruppierung welche Rechte Sympathien pflegen, finde ich die eine union flahne, welche immer im Stadion und oft auswärts mit dabei ist und stark einer Hakenkreuzflagge ähnelt. Da wird mir seit Jahren übel

  6. Der Banner von Sotto Cultura hing wohl weil das Wuhlesyndikat Besuch von den Gladbacher Jungs hatte. Diese waren ja auch in Köln mit dabei.
    So ist zumindest mein Kenntnisstand wenn andere Banner gehangen werden. Das soll den Respekt gegenüber der anderen Gruppe darstellen.

    Vielleicht wird die Sache mal im Kurvenflyer thematisiert, da es ja so richtig keine Möglichkeit gibt dies an die Ultras zu thematisieren. Die Freundschaft werden sie deswegen bestimmt nicht aufgeben…

  7. Jens Otto

    zum Thema Sottocultura und #Herrenaffen: wäre interessant mal zu erfahren wie 1. Wuhlesydikat und Szene Köpenick u.a. darüber denken und was der Verein dazu sagt, die Stadionordnung gibt da Anhaltspunkte: https://www.altefoersterei.berlin/alte-foersterei/stadionplan-stadionordnung

    Zitat:
    § 6 Verbote
    o) Propagandamaterialien mit gewaltverherrlichendem oder rassistischem oder fremdenfeindlichem und antisemitischem sowie radikalem Inhalt;

    p) Kleidungsstücke, deren Herstellung, Vertrieb oder Zielgruppe nach allgemein anerkannter Auffassung einen rechtsextremen Bezug dokumentieren;

    Vielleicht sollten wir auf der Gegengerade und in Sektor 4 auch mal Banner zeigen wie es ja beim Spiel gegen Aue #Herrenaffe in der Gegengerade gemacht wurde?
    —–
    Übrigens gab es beim Einlass an der Bierkasse wieder einige Staus, weil am extra geöffneten Tor neben dem Toilettencontainer nur ein Torfügel auf war und dort 2 Leute die Tickets kontrollierten (3 oder 4 wären besser gewesen), drinnen bei der Kontrolle war dann viel Platz und es ging schnell, Krönung war nach dem Spiel dass das Tor zwischen den Kassenhäuschen und dem Zaun zum Trainingsplatz geschlossen war und erst nach eindringlichen Protesten aufgeschlossen wurde, drinnen bildete sich ein entsprechender Stau (warum die Tore zwischen den Kassenhäuschen nach dem Spiel nicht als Ausgang dienen habe ich noch nie verstanden.)

  8. umunioner

    Ich hab ja auch keinen Bock auf Nazis in der AF, aber findet ihr das alles nicht ein bisschen weit hergeholt?

  9. Jens Otto

    @ umunioner: mhh ich bin auch nicht dafür nun hier einen Grabenkampf auszutragen ABER: auch mir begegnen seit einiger Zeit immer mehr Ereignisse oder Leute, es gibt da Berichte bei Auswärtsspielen z.B. in Nürnberg, Düsseldorf, London (Stichwort Herrenrasse), es gibt die Gruppe Crimark, welche ganze Stadtteile zustickert (hier sind die Grenzen fließend, auf den ersten Blick sind die Sticker selbst nicht anrüchig, aber die Einschätzung der Gruppe ist eindeutig, deshalb dürfen sie auch im Stadion selbst nicht mehr auftreten), es gibt diese Fotos von Sottocultura-Treffen mit Rechtsextremen, es gab und gibt Leute mit T-Shirts mit Zitaten aus Naziliedern wie „… morgen die ganze Welt“ (http://www.geschichte-in-liedern.de/Heute-gehoert-uns-Deutschland/)und auf der Rückseite einen Galgen udn es sei auch an 2015 erinnert: https://www.berliner-kurier.de/sport/1–fc-union/entschuldigung-beim-praesidium-ultras-sagen-sorry–1339460 – vielleicht ist es Zeit, bevor wieder noch mehr passiert dann klar Stellung zu beziehen?

  10. Karl Kreuzberger

    @umunioner
    Ein ganz deutliches NEIN!

  11. Mario Draghi

    ich habe keinen bock auf fahnen von XY in unserem Stadion (egal welcher heimblock); aber man sollte wirklich mal die kirche im Dorf lassen. Sottocultura kann ich bis zu eurer erwähnung nicht ein mal. „allgemein anerkannte aufassung“ scheitert hier schon an der allgemeinen bloßen kenntnis dieser gruppe. eine extremistische aussage nach § 6 kann ich auch nicht erkennen.

    wenn man die Meinungsfreiheit als allgemeines Prinzip unserer Demokratie anerkennt, darf man nicht jeden rülpser verbieten wollen – denn dass führt nur dazu, dass irgendwelche vollidioten argumentieren, man dürfe seine Meinung nicht frei äußern.

    wie gesagt – trotzdem wäre es am besten, wenn „fremdfahnen“, ganz egal von wem, aus unseren blöcken herausgehalten werden. diesen quatsch gibt es bei jedem 08/15-verein – und genau das wollen wir doch nicht sein. oder?

  12. Mario Draghi

    PS: ich war gestern mit einem gladbacher im stadion. er hat diese fahne nicht ein mal wahrgenommen, obwohl er sie ja eigentlich sehr gut kennen müsste…

  13. Also haltet mal alle den Ball flach!Union &Borussia liegt nicht nur mir am Herzen

  14. Jens Otto

    ich finde auch dass wir das ganze nicht zu hoch hängen sollten, allerdings sollten wir trotzdem bestimmte Grundsätze verteidigen und dazu gehört dass Nazigedankengut bei uns nun mal nichts im Stadion zu suchen hat, wer sich über Sottocultura informieren möchte kann das hier:
    https://www.express.de/sport/fussball/borussia-moenchengladbach/borussia-moenchengladbach-ss-totenkopf-auf-foto-von-ultras-treffen-zu-sehen-30556028
    https://www.faszination-fankurve.de/index.php?head=Einst-verbotene-Gladbacher-Ultragruppe-wiederbelebt&folder=sites&site=news_detail&news_id=15162
    https://rp-online.de/sport/fussball/borussia/das-sind-die-ultras_aid-21333873

    Ich bin übrigens auch Sympatisant von Gladbach und dort vorallem von den Eisernen Fohlen:http://www.die-nordkurve.de/news/wenn-die-borussia-zu-gast-ist-herrscht-ein-ausnahmezustand/

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