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Sheraldo Becker: Wie ein Abschied, bei dem noch niemand gegangen ist

Als Sheraldo Becker nach dem 4:1 im letzten Testspiel gegen Atalanta Bergamo sehr weit hinter dem Rest des Teams die Ehrenrunde lief, hatte das auf den ersten Blick ein bisschen was von Abschied. Und vielleicht war es das auch. So wie er die Hand hob. Und das nach einem Spiel, in dem er nicht in der Startelf stand und die Highlights vor seiner Einwechslung stattfanden. Andererseits war das ein Testspiel, bei dem alle anderen Spieler trotz des hervorragenden Ergebnisses auch nicht die riesige Euphorie auf ihrem Weg an den Fans vorbei auslebten.

Sheraldo Becker alleine auf der Stadionrunde, Foto: Matthias Koch

Fakt ist, dass ein Wechsel von Sheraldo Becker nicht überraschend kommen würde. Deswegen gibt es die vielen Berichte wie zuletzt in Bild+, Kicker, Berliner Zeitung, MOZ. Aber ich habe in den letzten Tagen auch keinen einzigen ernstzunehmenden Medienbericht gelesen, der etwas davon geschrieben hätte, dass sich ein Transfer verdichten würde. Es ist ein bisschen so, als würde es erst einmal zum Ritual werden, bei jedem öffentlichen Auftritt der Mannschaft zu schauen, ob Sheraldo Becker dabei ist.

Diesen Schwebezustand hat Urs Fischer nach dem Spiel gegen Bergamo gut auf den Punkt gebracht: „Du weißt nicht, was nächste Woche ist. Letztlich müssen wir versuchen, vorbereitet zu sein. Logisch, er ist unser Topscorer der vergangenen Spielzeit. Wir würden ihn ungern verlieren. Aber wir wissen, wie das Fußballgeschäft läuft. Es gilt, bereit zu sein. Wir versuchen natürlich, Sheraldo einzubinden. Ich glaube, er kennt die Automatismen, kennt die Abläufe.“

Trainer Urs Fischer bereitet die Mannschaft auf die neue Saison vor, mit und ohne Sheraldo Becker, Foto: Matthias Koch

Mir geht es sicher wie sehr vielen: ich wünsche mir gerne schnell Klarheit. Wir haben am Sonnabend gesehen, wie gut beispielsweise David Fofana und Kevin Behrens im Angriff funktioniert haben (BZ) . Auch weil Union wieder die Effizienz vor dem Tor gezeigt hat, die wir in der Vorbereitung etwas vermisst hatten. Aber ich gebe zu, dass ich gerne die volle Palette zur Auswahl hätte. Und dazu gehört Sheraldo Becker.

Überrascht war ich beim Bild-Text (Bezahlartikel) zum Angriff, dass man Jordan Siebatcheu abgeben würde bei einem entsprechenden Angebot. Ich war einfach davon ausgegangen, dass der Stürmer noch einmal angreifen würde, um zu zeige, dass er wieder dorthin zurückkehren könnte, wo er Anfang der vergangenen Saison bei Union war.

David Datro Fofana sorgt für eine interessante neue Perspektive, Foto: Matthias Koch

Kurz zurück zum 4:1 gegen Bergamo. Dieses Spiel hat wirklich sehr viel Vorfreude auf die neue Saison geweckt. Außerdem fand ich es gut, wie viele Leute neu und offensichtlich das erste Mal im Stadion waren. Atalanta gefiel mir sehr gut in der Offensive und sorgte dort mit dem schnellen und direktem Pass-Spiel für ordentlich Stress. Das löste sich mit den Gegentreffern etwas auf. Dann kam auch Frust hinzu, der sich in einigen Fouls zeigte. Urs Fischers Team dagegen benötigte ein paar Minuten, um in die Zweikämpfe zu kommen, hatte dann aber die Partie gut im Griff.

Das sind die Berichte der Berliner Medien vom Test gegen Bergamo:

Vielleicht keine große Sache für viele, aber die Getränkewagen, an denen es alkoholfreies Bier gibt, schenken jetzt auch Weißwein oder Rotwein aus. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass es für die Glühweinfraktion nun auch ein Angebot in der nicht so kalten Jahreszeit gibt.

Zum Abschluss von den Männern noch ein paar kurze Meldungen. Lucas Tousarts Verletzung wird ihn noch eine Weile beschäftigen. Insgesamt soll die Ausfallzeit 2 bis 3 Wochen betragen. Für das Pokalspiel in Walldorf wird er also sehr wahrscheinlich nicht in Frage kommen (Kicker, BZ).

Jerome Roussillon ist aktuell konkurrenzlos. In seiner Montagsausgabe schreibt der Kicker in einem Text darüber, wie sich die Suche nach einem weiteren Linksverteidiger hinzieht. Auch weil viele Klubs auf dieser Position suchen. In der Hinsicht bin ich sehr froh, dass Union in der Winterpause Roussillon verpflichten konnte. Auf der Position gilt dasselbe wie beim möglichen neuen Verein von Sheraldo Becker: ich habe lange nichts Konkretes mehr dazu gelesen.

Jerome Roussillon ist zur Zeit ohne Konkurrenz auf seiner Position und Urs Fischer wurde zum Trainer des Jahres gewählt, Foto: Matthias Koch

In der Wahl der deutschen Sportjournalisten ist Urs Fischer beim Kicker zum „Trainer des Jahres“ gewählt worden. Das ist eine Bestätigung der Arbeit des gesamten Trainerteams. Ich hatte mich etwas gewundert, dass Unions Trainer erst dieses Jahr diese Ehre zuteil wurde. In meiner Erinnerung ist er schon mehrfach Trainer des Jahres gewesen. Aber ich habe nachgeschaut und in den vergangenen Jahren wurden ausgezeichnet: Christian Streich (2022), Thomas Tuchel (2021), Hans-Dieter Flick (2020), Jürgen Klopp (2019).

Schaue ich mir an, wer in diesem Jahr viele Stimmen bei der Wahl erhalten hat, dann scheint sich ein bestimmter Trainertypus zu zeigen, der nicht allein für den kurzfristigen Erfolg da ist:

  • Urs Fischer (293 Stimmen)
  • Frank Schmidt (63 Stimmen)
  • Christian Streich (62 Stimmen)
  • Edin Terzic (50 Stimmen)

Aber auch das ist eine Momentaufnahme. Denn es zeigt die Wahrnehmung von Sportjournalisten. Die wählen bekanntlich zwar die „Trainer des Jahres“ beim Kicker, aber nicht die Trainer in den Klubs aus.

Wir haben am Sonntagabend unsere neue Podcast-Episode aufgenommen, mit der wir endlich in die neue Saison starten. Darin gab es ein Quiz über die neuen Spieler, eine ausführliche Bewertung der neuen Trikots und wir sind die einzelnen Mannschaftsteile durchgegangen, um zu schauen, ob wir sie gleich gut wie in der vergangenen Saison einschätzen, besser oder schlechter. Außerdem haben wir mehrsprachigen Input für die Uefa, damit sie dort wissen, was sie dieses Jahr in der Champions League erwartet.

Titelbild der neuen Podcast-Episode, Foto: 1. FC Union Berlin instagram
Titelbild der neuen Podcast-Episode, Foto: 1. FC Union Berlin Instagram

Unions Frauen verlieren Test gegen Potsdam

Mit 1:2 hat das Team von Cheftrainerin Ailien Poese den Test gegen Turbine Potsdam verloren (Spielbericht). Bis zum Saisonstart ist es allerdings noch 2 Wochen hin. Am nächsten Sonntag gibt es noch einen Test beim SV Werder Bremen.

Fußball, Frauen, Saison 2023/2024, Testspiel 1. FC Union Berlin – Turbine Potsdam, Trainerin Ailien Poese (1. Frauen 1. FC Union), 06.08. 2023, Foto: Matthias Koch

Im Tagesspiegel (Bezahlartikel) hat Ailien Poese in einem Interview so ziemlich alle Fragen beantwortet rund um den Status des Frauenfußballs bei Union. Sie schildert wie die Professionalisierung vieles im Trainingsablauf ändert, weil Fußball jetzt der Hauptberuf ist. Einerseits würde die mentale und körperliche Belastung durch Arbeit/Ausbildung/Studium verringert und andererseits wäre der größte Gewinn, dass sich die Spielerinnen nun besser regenerieren könnten. Sie schildert ihre Arbeitsteilung mit Managerin Jennifer Zietz, wie sehr der Verein sich in das Team involviert und dass die Gleichstellung auf der Vereins-Website, wo seit einiger Zeit „Profis Männer“ und „Profis Frauen“ steht, keine Kleinigkeit ist.

9 Kommentare zu “Sheraldo Becker: Wie ein Abschied, bei dem noch niemand gegangen ist

  1. Heidi Rulsch

    Ich fand auch, dass Sheraldo etwas im Schatten von David Fofana stand, das kennt er bisher nicht. Deshalb eher das Hinterhergehen nach dem Spiel, damit auch er gesehen wird.

  2. Gleichstellung der „Profi Männer“ und „Profi Frauen“ auf der Vereins-Website? Naja. Bis jetzt gibt es keine Spielerinnen-Fotos auf der Website. Keine Chance sich mal einen Überblick zu verschaffen.

    • Es geht an der Stelle erst einmal um die Begriffe: Du findest auf „Profis Frauen“ neben „Profis Männer“ auf der Webseite. Die Frauen waren vorher kein Profi-Team im Sinne eines Berufs. Sind sie jetzt, und das wird benannt. Allen ist klar, dass der Männerbereich die größere Sache ist. Da steckt auch mehr Pressearbeit drin. Trotzdem ist es gut, richtig und wichtig, das so abzubilden, wie es auf der Webseite getan wird.

    • Liebe Steffi, ich versteh das ja alles. Aber ein paar Fotos im Trainingslager für die Webseite zu knipsen, würde doch mal drin gewesen, oder?

    • @Bernd Ich würde da nicht zu viel hineingeheimnissen. Der Trikotsponsor für die Frauen wurde erst vor wenigen Tagen bekanntgegeben und das Trikot erst am vergangenen Freitag veröffentlicht. Saisonstart ist erst in zwei Wochen. Das wird schon noch :)

    • @Bernd Naja, fotografiert wurden die Trainingslager/Testspiele ja schon, das ist dann auf dem Insta-Kanal der Frauen zu sehen. Und auch die Spiele werden regelmäßig getickert, das macht der englischsprachige Twitter-Account von Union. Die News/Neuverpflichtungen bei den Frauen erscheinen auf der Startseite, wie bei den Männern. Also, es ist schon so, dass da inzwischen eine ganze Menge mehr Arbeitskraft als vorher reingesteckt wird. Dass immer noch mehr geht, ist ja keine Frage. Und klar, ich freu mich auch, wenn die Bilddatenbank ergänzt wird und ich die Gesichter und Positionen zuordnen kann. Aber ich freu mich auch sehr über alles, was schon da ist, weil die Schritte sehr sichtbar und nicht klein sind.

  3. Dirk Ott

    Den Eindruck macht er für mich schon länger.
    Hoffentlich wird der Abschied nicht si ein Gezerre.
    Wenn er gehen will, ist das schade, aber dann nicht auf Raten.

  4. Mich beschäftigt gerade unter anderem auch euer Hinweis, daß Herr Bunkus nicht mehr über Union berichten wird! Wie ist das zu verstehen? Wechselt er das Aufgabenfeld oder die bisherige Zeitung oder oder? ? Kann das vielleicht bitte aufgelöst werden?
    Tja und Sheraldo Becker machts halt spannend – also heißt es für uns Fans weiter Abwarten und Tee trinken!

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