Blog State of the Union

Die Transfers von Schwolow und Hollerbach führen zu unterschiedlichen Diskussionen

Da machen wir einen Tag in meinem Urlaub eine Tour mit dem Rad von der Müritz zu uns nach Hause, da gibt es bei den Männern des 1. FC Union Berlin News über News. Alexander Schwolow verpflichtet. Präsident Dirk Zingler spricht in Mikrofone. Benedict Hollerbach verpflichtet. Sheraldo Becker verlässt Training vorzeitig. Und dann steht heute noch ein Testspiel gegen Pafos FC an.

Hollerbachs Vielseitigkeit und die Herausforderung Bundesliga

Also lasst uns mal ein bisschen die News sortieren. Fangen wir hier bei Benedict Hollerbach an. Der 22-jährige Angreifer kommt von Wehen Wiesbaden aus der 3. Liga. Für ihn spricht, dass er vielseitig einsetzbar ist. Ob er auch das Zeug für die Bundesliga hat und ob er sich bei Urs Fischer auch nennenswert Spielzeit bekommen wird, weiß ich nicht.

Man kann da natürlich sagen, dass es Quatsch ist, Jamie Leweling zum VfB Stuttgart gehen zu lassen, um dann mit Hollerbach den nächsten Angreifer aus dem ähnlichen Regal zu holen. Doch mir ist diese Sicht etwas zu einseitig. Denn Leweling wollte möglicherweise selbst gehen und wurde nicht von Union weggeschickt.

Und außerdem zeigen Spieler wie Kevin Behrens oder vorher auch Marius Bülter, dass Union mit Spielern aus diesem Regal durchaus erfolgreich war, wenn diese ihren Stärken nach eingesetzt wurden und sie ihre Fähigkeiten auf den Platz bekamen.

Likes, Followings und Fragezeichen

Bei Hollerbach gibt es noch ein nicht-sportliches Nebengeräusch. Da geht es um Likes und Followings auf Instagram. Ich bin weit davon entfernt, aus Likes und Followings auf Social Media ein Persönlichkeitsprofil zu erstellen und daraus vom Schreibtisch aus zu urteilen, ob jemand menschlich zu Union passt oder nicht. Da mache ich mir lieber demnächst vielleicht bei einem Fantreffen oder so selbst ein Bild.

Prinzipiell erwarte ich von Profis, aber auch von allen anderen Angestellten und auch Fans, dass unser Verein nicht mit frauenverachtenden Äußerungen in Verbindung gebracht wird, man sich also auf der Basis der Satzung des 1. FC Union Berlin bewegt.

Erwartungen an Benedict Hollerbach

Ich möchte explizit nicht, dass mir Benedict Hollerbach jetzt irgendetwas erklärt oder mir sagt, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind. Von selbstkritischen Beiträgen oder leeren Bekenntnisformeln bin ich aufgrund meiner Biographie geheilt. Ich freue mich für jede Person, die das nicht miterleben musste.

Wer die Werte seines Arbeitgebers nicht lebt, muss sich nicht wundern, wenn das Konsequenzen hat. Spieler, erst recht im Profifußball der Männer, stehen hier besonders unter Beobachtung der Öffentlichkeit. Und vielleicht kommt diese Mitteilung von Union zum Medientraining für Spieler nicht ganz zufällig.

Hier sind die weiteren Texte zur Verpflichtung von Benedict Hollerbach:

Die Willkommenskultur von Union

In der Morgenpost (Bezahl-Artikel) schreibt Michael Färber in einem Kommentar über die Willkommenskultur bei Union. Er bezieht sich hierbei darauf, wie Lucas Tousart und Alexander Schwolow von Hertha kommend bei Union auch von den Fans aufgenommen wurden.

Beim Torhüter gibt es sportlich dieselbe Frage wie bei Hollerbach: Wieso lässt man Grill per Leihe gehen, um dann Schwolow zu holen? Die Antwort könnte auch dieselbe sein: Vielleicht wollte Grill mehr Spielzeit und sah dieses Ziel angesichts der Leistungen von Frederick Rönnow als nicht realistisch an.

Diskussion um Alexander Schwolow: Kann er Union weiterhelfen?

Sowohl Morgenpost (Bezahl-Artikel) als auch BZ gehen der Frage nach, ob Schwolow Union wirklich weiterhelfen könne. Die Frage ist berechtigt angesichts der Tatsache, dass er weder bei Hertha noch bei Schalke es geschafft hat, sich als Stammtorhüter zu etablieren. Aber auch hier gilt: Union verteidigt vom Effekt her ähnlich wie Freiburg so, dass Torhüter eher nicht so stark im Fokus stehen. Vielleicht hilft das.

Sheraldo Becker: Unterschiedsspieler mit Wechselabsichten

Sheraldo Becker hatte am Donnerstag die einzige Trainingseinheit des Tages vorzeitig verlassen und somit Anlass zu Spekulation geboten. Es soll sich laut Berichten (Bild, MOZ) aber nicht um eine Verletzung gehandelt haben, sondern um die Vermeidung einer solchen.

Der Kurier sieht Union in der „Becker-Falle“, denn einerseits sei er der Unterschiedspieler des Teams und andererseits hätte er seinen Wechselwillen so deutlich gemacht, dass man gar nicht mehr mit ihm planen könne. Ich glaube, dass die Situation Alltag in der Sommertransferperiode ist und niemand der Beteiligten deshalb Kopfschmerzen bekommt.

David Fofana: Der neue Awoniyi für Union?

Fakt ist aber auch, dass der Kurier schon recht hat und es insgesamt natürlich besser ist, schnell Klarheit zu haben. Dazu gehört auch, dass David Fofana im Angriff seine Rolle findet. Die Morgenpost (Bezahl-Artikel) fragt sich, ob er so etwas wie der neue Awoniyi werden könne.

Dirk Zingler sagte zum Thema Sheraldo Becker vor zwei Tagen: „Ob Sheraldo wechselt oder nicht, werden wir sehen. Er will für sich und privat mit der Familie noch einen Schritt machen, auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Das akzeptieren wir als Verein. Aber wenn er hier im Training rennt und Tore schießt, denkt er nicht an seinen Vertrag. Grundsätzlich freue ich mich über jeden Spieler, der bleibt.“

Die weiteren Aussagen des Präsidenten wurden hier von den Medien vor Ort dokumentiert:

 

Testspiel gegen Pafos FC und Gewinner der 11Freunde-Verlosung

Die Männer spielen heute um 16 Uhr gegen Pafos FC aus Zypern (live auf AFTV).

Bei der Verlosung des 11Freunde-Hefts haben Bluesunioner und Ex-Uckermärkerin gewonnen. Ihr bekommt eine Mail von mir.

15 Kommentare zu “Die Transfers von Schwolow und Hollerbach führen zu unterschiedlichen Diskussionen

  1. […] Verhaltens auf Social Media doch noch zu Union Berlin transferiert werden konnte (mehr dazu: Textilvergehen), liegen die Hoffnungen in der Offensive auf Ivan Prtajin, der letzte Saison immerhin 15 Tore in […]

  2. MufuSchnu

    Sheraldo hat ein Interview gegeben:
    https://www.rbb24.de/sport/beitrag/2023/07/sport-bundesliga-union-berlin-urs-fischer-sheraldo-becker-vorbereitung-wechsel.html
    „Aber natürlich habe ich die Ambitionen, irgendwann auch noch einmal in einer anderen Liga zu spielen. Ich forciere das aber nicht. Ich bin hier wirklich sehr glücklich und habe im Training immer ein Lächeln auf dem Mund. So habe ich schon mein ganzes Leben gelebt. Wenn es passieren soll, passiert es und falls nicht, ist das auch in Ordnung.“

  3. Es stellt sich die Frage, ob Alexander Schwolow dem 1. FC Union helfen kann.

    Ich lege mir das Torwart-Puzzle etwas anders als der geschätzte Kollege Sebastian Fiebrig. Weil die Torwart-Position eine andere ist als alle anderen im Kader.
    Manchmal kann ein Trainer drei Jahre in Folge in jedem Pflichtspiel sein Nr. 1 aufstellen. Undankbar für die Ersatzkeeper – aber ein funktionierende Achse in einer Mannschaft beginnt halt mit einem zuverlässigen Schlussmann.

    Gleichwohl wissen Kaderplaner und Trainer: Ein Torwart-Problem ereilt dich immer dann, wenn du es nicht gebrauchen kannst. Ob eine Verletzung der Nr. 1 oder eine Rote Karte – wenn Union gerade in Dortmund Bundesliga spielt oder in der Champions League im Nou Camp: Dann braucht der Trainer einen Ersatztorwart, der von jetzt auf sofort der Situation gewachsen ist: dem Spielniveau, der Kulisse, dem Druck.

    Alexander Schwolow ist 31 Jahre alt, verfügt über die Erfahrung von 199 Bundesliga-Spielen. Und ist ein Teamplayer: Einer, der Stellung bezieht, wenn er gefragt wird, sich aber ohne zu murren hinten anstellt, wenn ein anderer Kollege spielt.

    Einen Nachwuchstorwart wie Yannic Stein (18) wirft ein Trainer nicht gern in so ein Match.

    Als Jakob Busk (29) indessen würde ich mich fragen, warum Union nun erneut (nach Lennart Grill) einen anderen Torwart als Nr. 2 geholt hat – und wo meine Zukunft liegt

  4. Musiclover

    Seit einiger Zeit funktioniert eure Kommentarfunktion nicht mehr richtig, zumindest auf meinem Mobiltelefon. Nach dem Absenden des Kommentars wird der Vorgang nicht abgeschlossen und beim 2. Absenden erhält man die Info, dass ein doppelter Kommentar vorliegt. Vielleicht könnt ihr das ja fixen.

    • Der Sepp

      Das ist bei mir auch so. Nicht nur vom Smartphone aus sondern auch vom Festnetzrechner. Der Browser kann es eigentlich nicht sein. Da nutze entweder Edge oder Ecosia.

    • @musiclover @derSepp Es liegt nicht an euch, sondern wahrscheinlich am Server. Wenn es Kapazitäten gibt, kümmern wir uns. Steht ganz oben auf der Liste.

  5. Ich finde die Tätigkeiten Hollerbachs in den sozialen Medien dennoch etwas bedenklich, auch wenn es Privatsache ist.

    • Da er eine öffentliche Person und die Likes öffentlich zugänglich sind, ist es imho keine Privatsache.

  6. Das finde ich ziemlich dünn zur Causa Hollerbach. Offenbar hat er ja in sozialen Medien oft Positionen eingenommen/unterstützt, die im Widerspruch zu den vielzitierten Werten von Union stehen. Da hätte ich eine ausführlichere und kritischere Berichterstattung und/oder Kommentierung erwartet.

  7. Gorilla_im_Nebel

    Ich kann mir nicht helfen, aber ich kann mich an keine gute Nachricht seit dem letzten Spieltag erinnern… vielleicht habe ich deshalb aktuell auch so viel Skepsis/Pessimismus in mir… ich hoffe, das ändert sich bald, am liebsten im Stadion…

  8. Geht mir auch so. Theoretisch müsste man in diesen sportlichen Zeiten maximal glücklich sein, aber fast jede wichtige Entscheidung des Vereins fühlt sich falsch an… künstlich aufgeblasene Frauenmannschaft, Liga-Investor-Werbung mit Watzke, plötzlich nicht mehr proAF, jetzt diesen Frauen- und Menschenfeind verpflichtet. Kann mal jemand den €-Magneten von Zinglers Wertekompass nehmen?! Dass wir uns irgendwie immer mehr anpassen werden (müssen), war klar, aber dass es so schnell und unkritisch geht, echt bitter. Na wenigstens kam heute die DK, im Stadion wird (und bleibt hoffentlich) alles gut.

  9. „Ich bin weit davon entfernt, aus Likes und Followings auf Social Media ein Persönlichkeitsprofil zu erstellen und daraus vom Schreibtisch aus zu urteilen, ob jemand menschlich zu Union passt oder nicht. Da mache ich mir lieber demnächst vielleicht bei einem Fantreffen oder so selbst ein Bild.“

    Ich bin schon etwas entsetzt über diese Relativierung von der öffentlich einsehbaren Interessenswelt und der darin reflektierenden Geisteshaltung von Benedict Hollerbach.
    Lieber Sebastian, Du lieferst hier (wieder mal) Argumentationsmaterial, damit man die Schweinereien, die der FCU in den vergangenen 3 1/2 Jahren verzapft hat, schlucken kann. Den Shit vom FCU in bissgerechte Stückchen schneiden damit man den FCU weiterhin supercool finden darf.
    Und ich möchte das starke Wort „naiv“ nutzen: Wie naiv bist Du, zu glauben, dass Dir Benedict Hollerbach bei einem Fantreffen Einsicht über seine Haltung zu den gewissen Themen gibt? Und wenn in meinem privaten Umfeld jemand mit rechtsidologischen oder frauenfeindlichen Themen in die Stories geht, muss ich nicht vom Schreibtisch jemanden verurteilen. Dann finde ich diese Aktionen sch**ße und bedenklich. Aber ein Fußballer ist offenbar unmündig genug, um dafür nicht geächtet zu werden. Ich höre schon die Argumente: „Ja, der ist doch erst 22!“. Alt genug, um Arbeitsverträge mit Unsummen zu unterzeichnen, ist aber dann aber doch noch.
    Ich möchte solche Spieler nicht bei meinem Verein sehen und wenn man aber diese Leute in unserer Gesellschaft mit ihren Weltanschauungen in die Mitte lässt, bröckelt ein Stück mehr unsere offene und tolerante (oder im Unioniversum sagt man ja „humanistische Werte“) Gesellschaft ein Stück mehr.
    Klare Kante gegen Intoleranz sieht einfach anders aus. Und SO muss man das mal einordnen und nicht anders imho.

    Ich hab jedenfalls auf intolerante A-Löcher keinen Bock. Weder auf der Tribüne noch auf dem Platz. Und da wünsche ich mir von den Protagonisten des TeVe mehr klare Kante, die Ihr sonst zeigt, aber bei Union-Themen seid Ihr mir einfach zu diplomatisch.

  10. Wolfgang

    Genauso empfinde ich es auch.
    Diee heile Unionwelt bloss nicht zu sehr
    kritisieren.

  11. ahrendorff

    Danke für die klare Kante zum Thema Hollerbach. Dann muss ich das nicht noch mal schreiben.

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