Blog State of the Union

Was macht Unions Spielweise in dieser Saison aus?

Gestern haben wir uns hier angeschaut, wie viel besser oder schlechter als eine mögliche Erwartungshaltung Unions Ergebnisse im ersten Teil der Saison waren. Heute will ich einen Blick darauf werfen, wie sich die Spielweise der Mannschaft (und damit ihr statistisches Profil) in dieser Saison entwickelt hat.

Grischa Prömel Union Berlin
Auffällig ist weiterhin Unions defensives Profil, wie hier umgesetzt von Grischa Prömel. Photo: Matze Koch

Schaut man auf die Ballbesitzstatistiken (wie alle hier verwendeten Zahlen von fbref.com/Statsbomb), zeigt sich, dass Union bei der Zahl der gespielten Pässe und der Passquote eher im hinteren Mittelfeld der Liga zu finden ist. Dabei spielt die Mannschaft aber nicht (mehr) besonders viele lange Bälle. Und sie schafft es, im Vergleich mit den anderen Teams mehr Torschüsse als Ballbesitz zu haben. Und das, ohne oft auf wenig aussichtsreiche Fernschüsse zurückgreifen zu müssen: Unions Abschlüsse kommen im Schnitt aus 16 Metern Torentfernung, das ist der fünft-niedrigste Wert in der Liga. Das Ergebnis ist, dass die Quote der Schüsse aufs Tor und der Tore pro Schuss ebenfalls gut-bis-ordentlich sind. Das eine Stilmittel, dass Union dabei überdurchschnittlich oft einsetzt, sind den Statistiken nach: Flanken.

Das macht Unions Offensive effizient

Dass Unions Offensive aber trotzdem ziemlich effizient ist, dürfte daran liegen, dass viele dieser Flanken aus Umschaltaktionen entstehen, also nicht wahllos in einen vollen Strafraum geschlagen werden, sondern mit einem klaren Adressaten und oft recht viel freiem Raum aus auf den Flügeln vorgetragenen Kontern entstehen. Das bestätigt auch ein genauerer Blick auf die Statistiken: Was bei Union häufig sind, sind nicht Flanken im Allgemeinen, sondern angekommene Flanken aus dem Spiel heraus.

Denn bemerkenswert ist auch: Standardsituationen, die vor allem in der ersten Bundesliga-Saison noch überlebenswichtig für Union waren, spielen in dieser Saison noch kaum eine Rolle für Unions offensive Produktivität. Oder anders gesagt: Hier gibt es aktuell wieder/noch Potential.

Ich bin zwar nicht unbedingt ein Freund davon, rein quantitative Laufstatistiken als Qualitätsmerkmal anzusehen. Aber um Unions Spielstil gut umzusetzen, bleibt, wie Urs Fischer nicht müde wird zu betonen, ein hoher Aufwand auch in Hinsicht auf die Laufleistung eine Voraussetzung. In den sieben Spielen bisher steht Unions Kader – der übrigens Einsatzminute für Einsatzminute der älteste der Liga ist, mit im Schnitt 28,7 Jahren – in der Laufleistung auf Rang drei. Mit 823km Gesamtlaufstrecke ist Union dabei tatsächlich ungefähr den Gegenwert eines ganzen Spiels mehr gelaufen als Bochum, das in dieser Rangliste mit 760km Letzter ist.

Viel tiefer defensiver Druck

Und worin besteht diese Spielweise (in der Defensive): Wie schon in den vergangenen Saisons aus viel Druck auf den Gegner, aber nicht in allen Bereichen und Phasen des Spiels. Union ist statistisch die Mannschaft in der Bundesliga mit dem wenigsten hohen Pressing. Aber eben auch die, die im eigenen Verteidigungsdrittel und im Mittelfeld am meisten Druck auf den Gegner ausübt.

expected goals against
Gemessen an der Qualität der gegnerischen Torchancen hat Union bisher die viertbeste defensive der Liga. Screenshot: fbref.com

All diese Faktoren führen dazu, dass auch die expected Goals-Werte, die ausdrücken, wie gut die Torchancen sind, die sich die Mannschaft erarbeitet hat und die sie Gegner erlaubt hat, nahe am tatsächlichen Torverhältnis liegen. Das heißt, die Leistung insgesamt bestätigt die guten Ergebnisse bisher. Besonders gut ist dabei die Defensive: Gemessen an den Chancen der Gegner ist Unions Defensive die viertbeste der Liga. Dass ein paar mehr Mannschaften tatsächlich noch weniger Gegentore haben, liegt daran dass sie – ob mit Glück oder irgendeiner Qualität – besser dastehen als sie anhand der expected goals „sollten“.

Das schreiben die Berliner Medien über Union

In der Länderspielpause gibt es in den Berliner Medien kaum etwas über Union zu berichten. Lediglich Bild/BZ spekuliert, ob Taiwo Awoniyi sich nach seiner schon jetzt sehr guten Saison für einen Wechsel vor Ablauf seines Vertrages in Frage kommen könnte.

Auf den anderen Plätzen

Die Union U-17 (m) hat im Derby gegen Hertha deutlich 5-0 verloren. Hertha ist in der Bundesliga-Staffel Nord/Nordost Tabellenführer, Union nach acht Spielen in der Staffel mit 19 Mannschaften Achter.

Union Berlin U17 Sanogo
Unions U17-Trainer Boubacar Sanogo bei der hohen Niederlage gegen Hertha. Photo: Sebastian Räppold/ Matze Koch.

Die Union-Frauen spielen heute in der Regionalliga in Erfurt:

Und sonst so

Timo Baumgartl schließt sich dem Aufruf an, das Profifußball-freie Wochenende zu nutzen, um zum Amateurfußball zu gehen:

Und zum Schluss: Luthe! Luthe! Luthe!

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