Blog State of the Union

Das Eisern-Magazin ist jetzt wirklich ein Union-Heft geworden

Union trifft heute um 15.30 Uhr auf Werder Bremen. Ich bin zwar nicht nachtragend, aber eine Revanche für das schräge 1:2 im ersten Bundesliga-Heimspiel in der vergangenen Saison mit den vielen Elfmetern würde mir schon gefallen. Allerdings erwarte ich ein zähes Spiel mit wenig Toren. Werder wird nur auf Konter lauern, ähnlich wie vor einer Woche gegen Dortmund. Ein eigenes zielgerichtetes Ballbesitzspiel hat die Mannschaft von Trainer Florian Kohfeldt schon eine Weile nicht gezeigt.

Und Union? Da stand zuletzt die Defensive im Zentrum. Ich erwarte eine Rückkehr zum 5-3-2 und die hoffentlich wieder erfolgreichen Versuche, über Flanken von der Grundlinie zum Erfolg zu kommen. Und dann ist da noch Max Kruse, der vielleicht noch mehr Ideen hat. Dass er bei Werder gespielt hat, dürfte für ihn sicher weniger eine Rolle spielen als für die Anhänger von Bremen (Kurier, Bild).

Für Union ist die Partie gegen Bremen so etwas wie die große Chance, sich weiter den Traum vom Europapokal offen zu halten. Vom schweren Restprogramm ist Werder die vermeintlich leichteste Aufgabe. Das sollten wir allerdings fix vergessen. In der Rückrunde hat Union lediglich drei Punkte mehr als Bremen geholt.

Es wird ein Kampf heute im Stadion an der Alten Försterei. Das sieht auch Urs Fischer so, der in der Pressekonferenz vor dem Spiel (AFTV) sagte: „Es wird um jeden Zentimeter gehen.“ Vielleicht wird das ein Spiel, das aufgrund weniger Torchancen kaum in der Konferenz bei Sky gezeigt wird. Vielleicht werden Personen wie Tim Walter wieder die Nase rümpfen. Aber für mich stehen solche Spiele sinnbildlich dafür wie sich Union in der Bundesliga behauptet. Durch Kampf. Durch Ekelhaftigkeit. Durch Beharrlichkeit. Union nervt.

Natürlich freue ich mich über so hervorragende Spielzüge wie beim ersten Tor gegen Stuttgart am vergangenen Wochenende. Natürlich freue ich mich über Max Kruses Ideen, deren Genialität wir erst eine Sekunde später erkennen, weil wir fußballerisch nicht so schnell denken können wie er. Aber die Basis von Unions Erfolg in der Bundesliga ist und bleibt der Kampf. Mehr laufen als der Gegner. Zweikämpfe gewinnen oder foulen. Und sollte Union wirklich die Chance auf Europa nutzen können (wozu Spielglück und auch sehr viele andere Teams einen Beitrag leisten müssen), dann wird auch das nur über diesen Kampf gehen. Wir sollten das bei aller Besoffenheit wegen des Tabellenstands nie vergessen.

Das sind die weiteren Vorberichte der Berliner Medien:

Eisern-Magazin jetzt tatsächlich ein Magazin für Unionfans

Als klar war, dass vergangenes Wochenende eine neue Ausgabe des Eisern-Magazins des Berliner Verlags (Berliner Zeitung/Kurier) erscheint, habe ich einen Abstecher beim Zeitungskiosk gemacht und mir das Heft natürlich gekauft. Zwar hatte ich die erste Ausgabe nach dem Relaunch des Magazins vor einem Jahr heftig verrissen, aber ich bin natürlich weiter neugierig. Zumal das Magazin durch seine Historie einen besonderen Zugang bei Union hat, den andere Medien nicht haben oder bekommen. Da wollte ich schon wissen, ob der genutzt wird.

Und nachdem ich das gesamte Heft gelesen habe, kann ich sagen, dass es inhaltlich sich wirklich komplett gewandelt hat. Es ist ein Heft für Unionfans. Und zwar nur für Unionfans. Jeder Text hat nicht mehr nur über Bande vielleicht einen leichten Unionbezug, sondern er springt uns direkt ins Gesicht. Es ist also nicht mehr nur das Emblem des 1. FC Union Berlin auf dem Titel.

Christoph Biermann schreibt eine Geschichte, die durch die Frage „Wie sind die eigentlich, die Unioner?“ zusammengehalten wird, aber uns noch einmal die verschiedenen Etappen der Coronakrise und das Agieren der Vereinsführung vor Augen hält. Vom hemdsärmeligen „Jens Spahn hat uns gar nichts zu sagen“, über ein detailliertes Präventionskonzept, für das die Öffentlichkeit im Sommer 2020 nicht bereit war bis hin zu Ostern 2021, als es zwar in den Zeitgeist, aber nicht mehr in die Pandemie-Entwicklung passte. Biermann ist ein klarer Beobachter mit einem sehr guten Gefühl für seismographische Veränderungen, der leider nicht in jeder 11Freunde-Ausgabe über Union schreiben kann. Aber vielleicht in jeder Eisern-Magazin-Ausgabe?

Christoph Biermann beschreibt die Buchvorstellung im kühlen Herbst 2020 als Abend, an dem Liebe und Zuneigung durchs Stadion schwebten, Foto: Stefanie Fiebrig
Christoph Biermann beschreibt die Buchvorstellung im kühlen Herbst 2020 als Abend, an dem Liebe und Zuneigung durchs Stadion schwebten, Foto: Stefanie Fiebrig

Ich habe tatsächlich jeden Text im Heft gelesen. Den über die Grafikabteilung bei Union, die mit ihrem Sinn für Details, aber auch Klarheit uns immer wieder Freude macht. Das Interview mit Robert Harting, bei dem ich mich fragte, ob er wirklich so spricht, wie es da geschrieben steht. Die Texte über die kleinen Videoschnipsel der Spieler auf der Anzeigetafel bei der Mannschaftsaufstellung, über die sportmedizinische Betreuung bei Union, die Sehbehindertenreportage, die aufgrund der Corona-Pandemie zum Fanradio geworden ist.

Finde ich jeden Text super? Sicher nicht. Bei dem Text über die Sportmedizin an der Charité fehlte mir trotz des Umfangs die Tiefe, beim Artikel über die Grafikabteilung hatte ich das Gefühl, dass man sich nicht entscheiden konnte, ob über die Personen (über Boone beispielsweise könnte man sicher alleine einen Text schreiben) oder ihre Arbeit geschrieben wird.

Dafür mochte ich die Art des Interviews mit Christopher Trimmel, das sich einfach sehr von einem gewöhnlichen Sportler-Interview unterschied, weil es den Menschen und nicht den Fußballer in den Mittelpunkt rückte. Ich mochte hinten heraus beide Texte, die sich mehr mit historischen Themen befassten. Zum einen die Ausführung über die kurze Episode des ersten Union-Frauenteams, die sehr ins Detail ging und schon fast so etwas wie Grundlagenforschung zum Thema lieferte. Kein Wunder, wenn der Autor der Klub-Archivar Gerald Karpa ist, der mit viel Fleiß und Beharrlichkeit Fakten aufspürt.

Union-Geschichten stecken auch in der Union-Geschichte

Zum anderen mochte ich den Nachruf auf Günther „Wibbel“ Wirth. Er ist ein großer Spieler gewesen, aber in einer Zeit zwischen kriegsende und Clubgründung 1966, in der es Union nicht gab. Und er teilte das Schicksal der wenigen großen Spieler, die Union hervorbrachte: Sie holten ihre Titel nicht bei Union.

Ich hatte im Rahmen von Recherchen für unseren Geschichts-Podcast Und niemals vergessen einiges über Wibbel Wirth gelesen, als ich mich mit dem Armeesportverein Vorwärts und seines merkwürdigen Umzugs von Leipzig nach Berlin und der Etablierung in der Hauptstadt beschäftigt hatte (mehr gibt es in diesem Buch). Der Nachruf war für mich ein bisschen wie die Halbzeitpause bei Union. Ein Innehalten und Gedenken. Vielleicht sollte das in Zukunft auch nicht ans Ende, sondern in die Heftmitte.

Beide Texte zur Vergangenheit zeigen, dass die Geschichten von Union (erst recht seit fans nicht ins Stadion dürfen) nicht nur in der Gegenwart liegen. Um zu begreifen, was diesen Verein ausmacht, kann man auch mal weiter in die Historie zurückgehen. Dem Eisern-Magazin tut diese Mischung tatsächlich sehr gut.

Alles, was ich über die Gestaltung des Heftes gesagt habe, muss ich zwar aufrechterhalten (Lesbarkeit!), aber wenn wir es schaffen, die 6-Punkt-Schrift im Programmheft zu lesen, kriegen wir es auch beim Eisern-Magazin hin.

9 Kommentare zu “Das Eisern-Magazin ist jetzt wirklich ein Union-Heft geworden

  1. Doch schon eine Kritik zum Magazin?! ;-)

    Inhaltlich gebe ich dir recht, aber das Layout verursacht weiterhin Augenkrebs.

    Funfact zum heutigen Spiel:
    Die wenigsten Erstligaspiele (64) treffen auf die meisten Erstligaspiele (1930) und die Statistik sagt Auswärtssieg. :-(

    • @michael Es ist doch erst eine Woche draußen :) Hatte es mir gleich am vergangenen Wochenende gekauft, aber tatsächlich erst am Freitagabend wirklich alles lesen können.

  2. Passt gerade nicht zum Thema, trotzdem:
    Ich habe gerade den Gastbeitrag von DZ in der Berliner Zeitung zum Thema Super League gelesen. Dem Statement des Präsis ist kaum was hinzuzufügen.
    Die UEFA braucht m.E. Druck von allen Seiten.
    Was wäre also, wenn Fanorganisationen vielleicht unter dem Motto “ Einfach mal weggucken“ zum Boykott der Übertragungen der restlichen CL Spiele in dieser Saison aufrufen würden ? Sky und Co. würden schon registrieren, wenn im besten Falle 6 oder 7 stellig weniger Zuschauer dabei sind. Nun ist die Frage, ist die Idee eine gute und wenn ja, wie lässt sich das multiplizieren ? Ich bin weder in sozialen Netzwerken unterwegs noch habe ich Kontakt zu o.g. Organisationen.

    • ein Boykott ist fast immer die beste Idee, weil es um Geld geht. Aber ob da alle mitmachen? Ich mache auf jeden Fall mit, denn bei FC Super League (Real Madrid) – Russischer Oligarch (Chelsea) und bei Paris SG – Man City (2x semi-diktatoriale Inhaber) regiert nur das große Geld und nicht unbedingt Fußballtradition oder Emotion

  3. Martin Behnke

    Bin da auch nah beim Präsi… aber eben auch nicht völlig dabei.

    Kohle raushauen… und dann „Solidarität“ der anderen einfordern… betrifft eben nicht nur die S-League-Teams.

    Salary-Cap ? Nö… fänd ich überhaupt nicht gut ! Es muss in irgendner Art und Weise nen Parameter her, dass Clubs, die wirtschaftliche Verfehlungen zu verantworten haben, so ne Art Abgabe an seriös wirtschaftende Clubs zu zahlen haben.

    Je mehr sich andere verschulden, desto mehr kassieren eben die anderen. Auf CL-Ebene, aber auch in der BuLi.

    Ich hätte es begrüsst, wenn ManCity und PSG dazu verdonnert worden wären, je eine Mio an jeden CL-Teilnehmer der laufenden, wie auch der folgenden Saison zu zahlen…die Summe der Verfehlungen hätte wohl locker dafür herhalten können.

    In der BuLi guckt man hier viel zu stark auf ungeliebte, aber vergleichsweise seriös wirtschaftende Clubs. Die Werders und Kölns (Schalke mal aussen vor) sinds da eher, die hier auf der „Perez-Schiene“ fahren.

    Kaufen andernorts Leistungsträger weg, um nen Konkurrenten zu f…en (oder picken sich Selke, Toprak Bitencourt für knapp 30 mios und bezeichnen nen 22 mio-gebot für Rasisha als lächerlich) um sich dann nen halbes Jahr später Solidarität einzufordern, und nichtmal nen Jahr später Landesbürgschaften in Anspruch zu nehmen.

    Bayern ist wohl ne andere Nummer, aber auch die haben VV´s gestemmt, wo ich mich frage, ob die noch was merken. Die DFL ist hier wohl (obwohl sich Seifert da recht deutlich ausgedrückt hat) gefordert… allen Clubs klarzumachen, dass sie auch ohne Zuschauer nicht auf die Tränendrüse drücken brauchen… wenn sie erst mit dem Rücken zur wand stehen. KEIN Salary-Cap… aber eben auch entsprechende Restriktionen für Clubs, die meinen sich Dinge leisten zu können, die eben nicht gehen…. die muss man dann eben folgerichtig (und nicht gnadenlos) fallenlassen !

  4. Martin Behnke

    Achso: CORONA ! Irregulär und blablabla… die betroffenen Vereine haben ihren Kickern das Hygienekonzept wohl nicht so nahegebracht, wie es andere taten (im Falle der Hertha ist das ja auch mehr als ausreichend dokumentiert/Kabinenvideo)… was die Form betrifft sind Hertha oder Werder direkt wech… also auf 17. Aber ich will mal gleich sagen, dass hier jegliches Geheule im Fall der Fälle UNANGEBRACHT ist. Ja… weil sich einige von euch nicht ans Konzept gehalten haben müsst ihr nun 23 Spiele in 5 Tagen austragen (oder so).

    JETZT trägt Hertha das alles wie sie das auch tragen sollten: mit Fassung. Aber kommt da auch nur einer von denen auf die Idee, dass die wegen Corona, sonstwas abgestiegen sind… dann sind das die schlechtesten Verlierer, die bigottesten Pharisäer, die die Welt jemals gesehen hat !

    Und wenn die juristisch dann noch was gegen nen Abstieg unternehmen wollen ! weil irregulär oder sonstwas ! Sind das die minderwertigsten dreckshuren, die diese Welt jemals gesehen hat !

  5. Senger Alexander

    Zum Spiel UNION-Werder Bremen hab ich 3-1 getippt und wir haben ein 3-1 geschafft.
    Toll unser Spieler Joel Polampaju aus Finnland, mit einem Hattrick, in Köpenick.
    Ein Dank aber auch an die UNION-Elf, die heute wieder sehr effektiv, konzentriert und konsequent, nach vorn, gerade in der 2. Halbzeit gespielt hat.
    In Dankbarkeit und auch Stolz, wie gegen Bayern und Stuttgart, mit dem 2-1 Heimsieg.
    Eisern UNION! Eisern Berlin!
    Alexander Senger, aus Berlin-Pankow

  6. @bas:
    Da sind wir ja schon zwei ! ?

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