Blog State of the Union

Eine Studie bezeichnet Union als „existenzbedroht“, steht aber selbst auf wackeliger Zahlenbasis und befürwortet Investoren

Gestern hat diese Zusammenfassung einer Bundesligastudie der Handelshochschule Leipzig (pdf) für einige Aufmerksamkeit gesorgt. Denn sie hat 3 Bundesligisten und 3 Zweitligisten in ihrer Existenz als gefährdet dargestellt. Grundsätzlich wird dort die mangelnde finanzielle Transparenz, die fehlende Unabhängigkeit der Mitglieder in Aufsichtsräten und eine zu geringe Diversifizierung der Erlöse der Clubs der Bundesliga und Zweiten Liga festgestellt. Dadurch, dass der 1. FC Union als in seiner Existenz bedroht gesehen wird, schickt uns diese Studie erst einmal ein Signal, dass wir uns mit ihr beschäftigen sollten. Allerdings ist sie im Gegensatz zu anderen Forschungsarbeiten der Hochschule (und dem allgemeinen wissenschaftlichen Vorgehen) nicht frei zugänglich (dafür gibt es hier eine Präsentation als pdf, die aber eben nur eine Präsentation ohne konkrete Zahlen und keine Untersuchung ist). Aber wir haben eine Anfrage geschickt, dass wir sie gerne zugeschickt haben wollen.

Der Mangel der Studie ist offensichtlich: Sie hantiert nur mit öffentlich zugänglichen Zahlen. Das ist nicht neu, wir kennen das selbst aus einer Podcast-Episode, in der wir uns über diesen Weg anhand von Zahlen der DFL den Finanzen von Union angenähert haben. Aber umfassende Erkenntnisse, die so eine deutliche Aussage wie „existenzbedroht“ rechtfertigen, hatten wir nicht. Es gibt Anhaltspunkte dafür, aber gleichzeitig Aussagen von der Vereinsführung (beispielsweise Dirk Zingler), dass Union nicht in seiner Existenz gefährdet sei bis Sommer. Aber auch die Vereinsführung hat für ihre Behauptung keine Zahlen als Beleg vorgelegt.

In der Bild/BZ weist Union mit einem Statement auch die Schlussfolgerung aus der Studie zurück.

Empfehlungen aus Studienergebnissen klingen wie Standard-Unternehmensberatung

Was schon in der Präsentation auffällt, und da hätte ich die Folie mit den ganzen jungen Männern in Anzügen (natürlich keine Frau dabei) gar nicht gebraucht, dass die Fantasie bei den Vorschlägen zur Verbesserung der Lage eher einer 08/15-Unternehmensberatung von der Stange entspricht und sich einerseits wenig mit der besonderen Situation des Sektors Bundesliga auseinandersetzt und andererseits vor allem das jeweilige Unternehmen einfach für Investoren attraktiv machen will. Als Beispiel für die Diversifizierung der Einnahmeströme wird Investment in e-Sports genannt (was erst einmal ein hohes Investment voraussetzt, bevor es sich vielleicht auszahlt und außerdem vielleicht komplett der Kultur des Clubs widerspricht).

Dann wird in der Präsentation behauptet, dass Kapitalgesellschaften besser wirtschaften würden als Vereine. Das würde ich mal dahingestellt lassen, ob das wirklich der Fall ist oder es bei bestimmten Kapitalgesellschaften einfach andere Transparenzpflichten und damit besser verfügbare Zahlen gibt. Oder dass Kapitalgesellschaften die Grundbedingung für den Einstieg von Investoren sind und somit bei diesen Clubs das Eigenkapital besser aussieht. Der Einstieg von strategischen Investoren bei Fußballclubs wird in der Studien-Präsentation als wünschenswert dargestellt.

Am Ende wird empfohlen, mehr Wert auf Jugendarbeit zu legen und dort für mehr Durchlässigkeit in den Profikader zu sorgen, um sich so unabhängiger vm Transfermarkt zu machen. No Shit, Sherlock! Da ist noch kein Club drauf gekommen. Aber es geht im Fußball um kurzfristigen sportlichen Erfolg. Da kann man nicht ruhig mal 2-3 Jahre einen 17-jährigen ins Tor stellen, um sich so keinen neuen Keeper holen zu müssen. Erstens ist die Durchlässigkeit in den Profikader sehr schwer planbar und zweitens benötigt man schon auch dort Investitionen, um die besten Talente zu sich holen zu können. Andere wichtige Themen wie die mangelnde Unabhängigkeit der Aufsichtsräte fallen leider etwas herunter, angesichts solcher platten Empfehlungen.

Aber wie gesagt: Ich kann die Studie selbst nicht bewerten, weil sie mir nicht vorliegt. Aber ich hätte mich nicht getraut, solch einen Satz in die Pressemitteilung zu schreiben: „Sechs Klubs können auf der Basis einer rein finanziellen Betrachtung der im Markt verfügbaren Daten als existenzbedroht eingestuft werden, und zwar u.a. für die 1. Liga der FC Schalke 04, der 1. FC Union Berlin und der SC Paderborn 07.“ Wenn man solch eine massive Einschränkung schon beim Kernergebnis der Studie nennen muss, ist es vielleicht sinnvoll, sie als Ganzes in Frage zu stellen. Dabei kann der Kern tatsächlich richtig sein und die genannten Clubs sind vielleicht wirklich gefährdet. Aber der Weg zu dieser Erkenntnis muss halt auch richtig sein.

Der MDR beschäftigt sich auch mit der Studie und erwähnt, Union behalte sich rechtliche Schritte gegen die Studie vor.

Wie weiter auf der Torhüterposition?

Jakob Busk hat seinen Vertrag verlängert (nach eigener Aussage auf Instagram bis 2022). Das nimmt die Bild (Bezahl-Link) zum Anlass undnennt sehr viele Torhüter, die für Union als Nummer 1 interessant sein könnten. Da befinden wir uns natürlich auf einem hohen Spekulationslevel. Derweil wird Rafal Gikiewicz zitiert, der im polnischen TV gesagt hat, er sei Union finanziell bei seinen Forderungen entgegengekommen.

Und sonst so?

Ich warte heute auf eine E-Mail von der Handelshochschule Leipzig mit der kompletten Studie, höre die aktuelle Episode der Alten Podcasterei und  knabbere vielleicht leckere Union Rings.

29 Kommentare zu “Eine Studie bezeichnet Union als „existenzbedroht“, steht aber selbst auf wackeliger Zahlenbasis und befürwortet Investoren

  1. Der Sepp

    Eigentlich fehlt bei der Studie ja nur noch der Tipp, sich die internen Betriebsabläufe von den großen vieren (EY, KPMG, PwC, Deloitte) mal optimieren zu lassen. (Aber wahrscheinlich sind das auch die Firmen, wo die vielen smarten Boys auf Folie 3 hinwollen.)
    Die Präsentation ist schon der Hammer und erinnert mich sehr an das, was ich auf Arbeit manchmal zu sehen bekomme. Bei mir geht da meistens innerlich das „Bullshit-Bingo“ an. :-D

  2. Andreas

    Interessant wäre mal zu wissen: wer hat die Studie in Auftrag gegeben und bezahlt ? Und nach dem Motto „Folge der Spur des Geldes“ kann man dann vielleicht einschätzen welche Interessen dahinter stehen.

  3. TimoEis

    Bitte nichts von Herrn Zülch wissenschaftlich ernst nehmen. Herr Zülch ist vom aktuellen Stand der Forschung meilenweit entfernt und publiziert seit vielen Jahren nicht in einschlägigen Top-Journalen. Alles was aus Leipzig kommt, wird in praktikernahen C und D (VHB Ranking) Journalen veröffentlicht. wissenschaftlicher Wert gleich Null.

    Bitte gebt dem keine Bühne. Das hat mir aktueller Forschung nichts zu tun und ist iW ein Marketing Instrument für Odgers Berndtson, das einen wissenschaftlichen Anstrich bekommen soll.

    Beratungsfirmen geben gerne „Studien“ zu allen möglichen raus und einerseits Kompetenz auf dem Gebiet zu zeigen und anderes damit in die öffentlich zu kommen. Mit wissenschaftlich hat dies aber im Regelfall wenig zu tun.

  4. Ich halte von den Studien nichts die in ihrer Aussage mehr Kommerzialisierung fordern. Es ist zu viel Geld auf dem Markt und will unter allen Umständen vermehrt werden. Diese irrwitzige Spirale macht alles kaputt. Dann lieber zweite, dritte Liga aber gemeinsam für einen ehrlichen 1FC Union. Wir lassen uns nicht jagen. Eisern!

  5. Ich bin da vollkommen bei @TimoEis. Ansonsten ist in früheren TeVe-Beiträgen zu diesem Thema wirklich schon alles gesagt, was man angesichts der limitierten öffentlichen Informationen sagen kann.

    Interessant wird sein, ob die DFL in Kürze wieder die Finanzkennzahlen der Vereine publiziert. Im letzten Jahr war dies Ende Mai im Rahmen des Lizenzierungsverfahren der Fall.

    Auch wenn diese vom Informationsgehalt sehr limitiert waren und die nächste Veröffentlichung den Stichtag 30.06.2019 haben und somit die aktuelle Entwicklung nicht wiedergeben wird. Aber zumindest wird man hoffentlich eine Entwicklung der Zahlen zur letzten Veröffentlichung per 30.06.2018 sehen können.

  6. maria draghi

    Manche chinesische Gaststätten bieten auch noch eine ganz andere Spezialität an: Eiereis.
    Ob es kalt oder warm zu genießen serviert wird habe ich noch nicht probiert. :-)

    Habt ihr eigentlich die ausführliche Studie aus Leipzig schon bekommen? Ich habe sie nämlich auch angefordert, aber noch nicht erhalten.

    Eine Sache stößt sofort komisch auf: Die Nachwuchsarbeit hat auf de Liquidität erfahrungsgemäß Null Einfluss. „Existenzbedroht“ wegen schlechter Nachwuchsarbeit…??? Das klingt in der Tat sehr oberflächlich und nach Beraterhandbuch.

    • @maria draghi Habe vorhin eine Mail aus Leipzig mit dem PDF der Studie bekommen. Aber das Lesen wird etwas dauern. Das mache ich nicht nebenbei beim Kaffee am Morgen :)

  7. maria draghi

    Hab noch nichts bekommen.

    Ich vermute mal aufgrund der 26-seitigen pdf, dass die HHL in ihrem Scoring bei Union sehr negativ berücksichtigt hat, dass Union seine Finanzdaten praktisch nicht veröffentlicht. Das ist von Seiten der HHL durchaus legitim – jeder Geldgeber verlangt eine höhere Risikoprämie bei Intransparenz und Informationsdefiziten. Ob die Aussage „Union ist existenzbedroht“ damit zu rechtfertigen ist, wage ich mal zu bezweifeln.

  8. maria draghi

    PS: Ein paar grundsätzliche Gedanken aufgrund der Veröffentlichung können Unioner durchaus mal reflektieren.

    A) natürlich bedeutet Intransparenz letztlich höhere Kapitalkosten. Wenn ein Geldgeber in eine Black Box investieren soll, verlangt er eine höhere Rendite. Unsere Intransparenz hat nicht nur Vorteile („Informationen für die Konkurrenz“) sondern sie kostet uns auch jeden Tag bares Geld.

    B) Die Bundesliga insgesamt hatte zuletzt nach der Studie erheblich höhere Transferausgaben als -einnahmen. Sowas kann natürlich kein Dauerzustand sein.

    C) Wie gut ist die Kontrolle durch unseren Aufsichtsrat wirklich? Wir haben erhebliche persönliche Verbindungen zwischen Aufsichtsrat (Kontrollgremium!) und Vorstand. Verbindungen, die eine wirksame Kontrolle be- oder gar verhindern können.

    • @maria draghi nachvollziehbare Punkte.

      a) Ich kann mir durchaus nachvollziehen, dass es eine Offenlegung bei der Kapitalbeschaffung etc. gibt gegenüber potentiellen Kapitalgebern

      b) Insgesamt richtig. Aber auch hier würde ich schauen, wie es von Club zu Club aussieht. Da landen wir natürlich wieder bei der fehlenden Transparenz. Stichwort „Über die Höhe der Ablöse wurde Stillschweigen vereinbart“.

      c) Da denke ich die ganze Zeit drüber nach und bin mir nicht so sicher ob damit die Aufsichtsräte der Vereine oder der Kapitalgesellschaften gemeint waren. Prinzipiell gibt es sicher massiven Nachholbedarf bei Corporate Governance. Schaue ich mir den Aufsichtsrat des Vereins an, dann wird der durch die Mitgliederversammlung gewählt. Da möchte ich mal sehen, wie eine unabhängige Person in das Gremium kommen soll. Das ist von der Konstruktion her schon schwierig. Daneben haben wir bei Union noch den Aufsichtsrat der AG.

  9. Andreas

    @maria draghi

    Öffentliche Intransparenz bedeutet aber nicht automatisch Intransparenz gegenüber Geldgebern.

  10. maria draghi

    PPS: Habe die ausführliche pdf inzwischen auch bekommen. Erste Durchsicht bestätigt meine Vermutung: Finanzielle Intransparenz und schlechte Werte in Bezug auf Governance sorgen – neben der bekannten dünnen Eigenkapitaldecke – für niedrigen Score.

    Letzteres Stichwort – Aufsichtsrat – halte ich durchaus für einen wunden Punkt. Sollte bei der nächsten MV bzw. nächsten AR-Wahl diskutiert und berücksichtigt werden.

  11. maria draghi

    @Andreas: Das ist einerseits richtig. Andererseits glaube ich nicht daran, dass Union gegenüber seinen eigenen Mitgliedern auf Nachfrage die Herausgabe zum Teil selbst veröffentlichter Informationen ausdrücklich verweigert, während man andererseits Investoren alle möglichen Informationen nachwirft.

  12. Die Zusammenfassung und die Präsentation hat die HHL wohl vorsichtshalber wieder vom Netz genommen :-)

  13. Die Begründung der Löschung des Links scheint wohl darin zu liegen:

    „Fußballvereine haben uns dankenswerter Weise darauf aufmerksam gemacht, dass Daten in der Studie nicht berücksichtigt wurden. Wir sind zur Zeit dabei, diese Informationen zu prüfen.“

    So die Aussage in der Antwortmail, mit der die ausführliche Studie geschickt wurde.

  14. TimoEis

    Mir ist völlig unklar, wie man auf die bescheuerte Idee so eine „Studie“ zu machen gekommen ist. Außer bei Dortmund ist die finanzielle Situation aller anderen Vereine völlig intransparent. Wenn ich also nur öffentlich verfügbare Daten habe, macht die Studie null Sinn. Ich habe nicht das ganze Bild.

    Was anderes wäre es, wenn man von der DFL die Konzernbilanzen bekommen würde, aber die haben Sie nicht.

  15. Andreas

    @TimoEis
    Ist doch wahrscheinlich völlig Wurst ob die Studie Sinn macht oder nicht. Wichtig ist die Aussage Vereine sind überholt und Investoren müssen her, dann geht es aufwärts und wir sind wieder Weltspitze. Und natürlich müssen die Investoren auch das Komando übernehmen, also stört 50+1 auch. Kommen ja mittlerweile jede Woche solche oder so ähnliche Ausagen aus allen möglichen Ecken, logisch in der aktuellen Situation sind die Vereine angeschlagen, da ist die Gelegenheit günstig………..

  16. Auf jeden Fall eine sehr sehr ausführliche PPP…

    So eine Studie schadet doch nichts… :((( Interessierte (insb. potenzielle Investoren) können sich darauf berufen und die Clubs, die einen Investor reinholen, haben eine Rechtfertigung… *schnaub*

    Eure Bedenken bezüglich Aufsichtsrat teile ich nicht. Ebenso wie bei einer Aktiengesellschaft, bei dem die Hauptversammlung der Aktionäre das wichtigste Organ ist und den Aufsichtsrat wählt, ist es bei einem Verein die Mitgliederversammlung. Wichtig ist nur, dass die Wahlvorschläge (zumindest auch) aus dem Kreis der Mitglieder kommen. Da besteht womöglich noch Verbesserungspotenzial (wobei unsere Aufsichtsratsmitglieder durch Ihre fast schon jahrzehntelangenTätigkeit) über jeden Zweifel erhaben sind.

    Eine vermeintliche „Schwachstelle“ könnte woanders liegen.

    Eisern.

  17. Jens Otto

    ich muss sagen dass wir ja das Thema finanzielle Risiken 2019 ausführlich diskutiert haben, es gab da auch viele gute Vorschläge (welche aber bei der letzten Mitgliederversammlung keine Antragsform gefunden haben), wenn ich an die Mitgliederversammlungen zurück denke und vorallem an jene kritischen Zeiten vor einigen Jahren/Jahrzehnten und im Vergleich an die jetzige Situation dann vertraue ich da unserem jetzigem Präsidium und Aufsichtsrat UND man muss auch sagen dass ja der Finanzplan von externen Experten überprüft wird. Wir haben sicher ein gewisses Risiko und wir wissen nicht wie das weiter geht, auch deshalb habe ich heute gleich auf Rückerstattung der Dauerkarte verzichtet, das ist sicher nicht für jeden einfach. Was die Aussagen zur derzeitigen Situation angeht so vertraue ich da eher unseren „Oberen“ als einem Lobyladen, der wie richtig beschrieben, eher nicht unabhängig ist und vermutlich bestimmte Interessen bedient!

  18. maria draghi

    Dass die Studie konzeptionelle und analytische Schwächen hat wurde schon festgestellt. Ob sie interessengeleitet ist, möchte ich nicht vertiefen. Für mich ist es uninteressant, anderen deren Fehler nachzuweisen (die müssen sie schon selber herausfinden); sondern spannend ist für mich an so einer Veröffentlichung, wo eventuell tatsächlich eigene Schwachstellen und somit Verbesserungspotenziale liegen.

    Ich will keine Schlammschlacht zum Aufsichtsrat. Aber man kann die Qualifikationen mancher Mitglieder debattieren. Manche Mitglieder sind bereits seit vielen Jahren im AR und ihre Qualifikationen (z.B. Kenntnisse in Gesellschaftsrecht oder Baurecht) waren zum Zeitpunkt ihrer Wahl in den AR fraglos wünschenswert und nützlich. Aber inzwischen sind wir Erstligist und damit wachsen auch die Ansprüche an unseren AR. Deshalb sollten wir uns nüchtern und ohne negativen Zungenschlag die Frage stellen, ob der Aufsichtsrat den heutigen Verhältnissen des 1. FCU noch angemessen ist. Wir haben beispielsweise nur einen im AR, der selbst ein größeres Unternehmen erfolgreich seit vielen Jahren leitet. Daneben einen Rechtsanwalt, einen Politiker, einen Fanvertreter. Ohne Letztere kritisieren oder zu nahe treten zu wollen – sind diese heute noch hinreichend qualifiziert für die Kontroll-Aufgaben, die sich Unions AR inzwischen stellen? Und ferner: Sind sie eventuell nach vielen Jahren im AR noch unabhängig und kritisch genug gegenüber dem Vorstand?

    Wie gesagt. Man sollte diese Fragen mal ganz offen diskutieren; nicht, weil die bisherige Arbeit des AR schlecht war – sondern im Hinblick auf Gegenwart und vor allem Zukunft. Bei Union driftet jegliche Kritik am Verein oder seinen Organen leider oft in persönliche Anwürfe ab.

    Union spielt fußballerisch inzwischen in den Top-20. Wir sollten deshalb auch einen Aufsichtsrat haben, der diesem äußerst erfreulichen Umstand entspricht. Ich würde mir z.B. wünschen, wenn Leute, die früher im Vorstand eines wirklich großen Unternehmens (MDAX-Größe) waren, in unseren AR einziehen. Leute, bei denen es überhaupt nicht darum geht, wie lange sie schon Union oder dem Union-Vorstand verbunden sind. Und nebenbei: Warum haben wir eigentlich keine Frau im AR?

    Ergo: Mein Wunsch-Profil wäre ein weibliches ehemaliges Vorstandsmitglied eines größeren deutschen Unternehmens mit Qualifikationen im Bereich Jura und Finanzen ohne Interessenkonflikte. Jemand, der finanziell von Union unabhängig ist. Und bitte keinen Jens Lehmann, Jürgen Klinsmann usw. Ein Aufsichtsratsmitglied braucht keine eigene Meinung über Fußball. Zuviel Ahnung von Fußball ist im Aufsichtsrat vermutlich sogar eher nachteilig.

  19. Boah, okay, da fehlt mir aber die wichtigste Qualifikation: tiefgehender Fußballsachverstand in jeder Hinsicht und aus jeder Perspektive, die weiß wovon sie spricht und für was Union steht.
    Können nicht viele bieten. Unabhängigkeit ist schön und gut, aber wie heißt es doch so schön: when you stand for nothing, you fall for everything,

  20. maria draghi

    Die Aufgabe eines Aufsichtsrates ist es, den Vorstand zu kontrollieren. Der Vorstand trifft die Entscheidungen, für die Fußballsachverstand nötig ist.

    Union toll finden – das ist keine Aufgabe eines Aufsichtsrates. Wenn im AR „zuviel“ Fußballsachverstand vorhanden ist (vor allem wenn er mit riesigen Ego verbunden ist – Stichworte Lehman, Klinsmann – besteht die große Gefahr, dass sich der AR mehr über die Entscheidungen streitet, die eigentlich der Vorstand treffen muss.

    Und zu große Nähe eines Aufsichtsrates zum beaufsichtigten Objekt ist dann schädlich, wenn aus falscher Rücksichtnahme, Interessenkonflikten oder (vermeintlicher) Abhängigkeit dem Vorstand offensichtliche Fehlentscheidungen abgenickt werden.

  21. Hört sich gut an,. ist aber nicht immer richtig.

    In einer Aktiengesellschaft gibt es ja meistens mehrere Vorstände, bei uns gibt es nur einen.

    In einer Aktiengesellschaft gibt es kein Präsidium, bei uns gibt es das. Der Aufsichtsrat bei Union ist viel mehr als nur ein Kontrollgremium.

  22. maria draghi

    „Richtig“ ist im Zweifel die Satzung des Vereins. Dort ist in §18, insbesondere unter Punkt 2, die Kontrollfunktion des Aufsichtsrates geregelt.

    Fußballsachverstand, Union toll finden, … derartige Aufgaben des AR werden in Unions Satzung dagegen nicht erwähnt.

  23. True, aber jedes Aufsichtsratsmitglied muss auch (jedenfalls seit mind. 3 Monaten) Vereinsmitglied sein. Bätschi. ;)

    Gute Nacht. Eisern.

  24. Andreas

    @maria draghi
    Frau Vorstandsmitglied Großes Unternehmen ? Da brauchst Du aber eine große Lupe um da eine zu finden. :-)
    Und Fanvertreter sollten eigentlich in jedem Vereins-AR sitzen, weil bei zu viel Fachleuten könnten sonst die Faninteressen schnell aus dem Blickfeld verschwinden.

  25. maria draghi

    @Andreas: Stimme ich dir zu. Da unser Verein aber in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist, sollte auch die Chance größer geworden sein, dass wir inzwischen etliche Mitglieder haben, die Faninteressen vertreten UND qualifiziert in Sachen Jura und/oder Finanzen sind. Unser AR kann übrigens aus bis zu neun Mitgliedern bestehen. Es müsste also gar niemand aus dem AR gedrängt werden, um einem zusätzlichen Mitglied Platz zu machen.

  26. Die Themen Union Finanzen, Besetzung AR und mangelhafte Aussenkommunikation wurden hier ja schon des öfteren thematisiert. Bei der letzten MV waren noch alle in euphorischer Stimmung, was nach dem fantastischen Aufstieg so auch verständlich war.

    Es war daher ein Leichtes, den kleinsten kritischen Ansatz abzubügeln. Das in einer Art und Weise, die ich rückblickend als sehr übergriffig empfand. Ich hoffe, das die Mitglieder unseres Vereins in der Zukunft wieder mutiger werden und Fragen stellen. Die Mentalität einer Schafherde passt zu gar nicht zu uns Unionern. Eiserne Grüsse.

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