Blog State of the Union

Kampf um die Deutung des Polizei-Einsatzes am Stadion

Der Polizei-Einsatz am Samstag vor dem Stadion schlägt weiterhin hohe Wellen. Nachdem zunächst der Verein selbst der Darstellung der Polizei widersprochen hat, gibt es auch entsprechende Äußerungen von der Eisernen Hilfe und der Szene Köpenick. Ich bin sehr gespannt auf die Aufklärung dieses Einsatzes, denn die Videoüberwachung des Stadions dürfte die Vorfälle, die zur Eskalation führten, ganz gut eingefangen haben.


Foto: Hupe/union-foto.de

Auch medial schlägt sich der Kampf um die Deutungshoheit dieses Polizei-Einsatzes nieder:

Wenn ich das aus der Entfernung richtig sehe, gibt es zwei Ebenen, die es hier zu diskutieren gibt: Zum einen den Polizei-Einsatz am Stadion und zum anderen Vorfälle während des Fanmarsches. Wir hatten gestern einen Kommentar dazu: „Der Verein sollte mit der Polizei reden, bevor er solch ein Statement rausgibt. Hatte das „Vergnügen“ mit dem Fanmarsch mitlaufen zu dürfen, fuhr keine Bahn also zu Fuß ab Schlossplatz. Die recht angetrunkenen Halbstarken mussten in Büsche urinieren und sich darüber lustig machen, dass die Polizei dagegen nix ausrichten kann, weil es wegen Geringfügigkeit so oder so eingestellt wird. Dazu etliche Beleidigungen in Richtung der Polizei. Damit meine ich nicht „alle Bullen sind Schweine“, was man durch seine Zweideutigkeit an diesem Tag anders interpretieren kann. Irgendwann flogen aus der Mitte des Fanmarsches Gegenstände in Richtung von Polizisten. Die Polizei muss sich immer deeskalierend verhalten, während die Halbstarken immer wieder provozieren dürfen … fehlt mir jegliches Verständnis dafür.“

„Wir können nachvollziehen, dass Straftaten aufgeklärt werden sollen, allerdings war dies weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt, geschweige denn die geeignete Taktik“, heißt es im Statement der Eisernen Hilfe zum Polizei-Einsatz am Stadion. Vielleicht ist es im Zuge der Aufklärung möglich, den Polizei-Einsatz zum Ende des Fanmarsches zu verurteilen und gleichzeitig auch zu hinterfragen, ob beim Fanmarsch wirklich alles sauber war.

Helmut Schultes erster Arbeitstag als Sportdirektor


Foto: Matze Koch

Helmut Schulte hat heute seinen ersten Arbeitstag als Sportdirektor/Leiter der Lizenzspielerabteilung des 1. FC Union. Ich bin sehr gespannt, ob und wie sich aus Lutz Munack (Geschäftsführer Sport), Helmut Schulte und Sascha Lewandowski (Trainer) ein Team bildet. Das ist sicher eine Herausforderung. Aber im besten Fall entlastet das auch den Trainer, so dass er sich vielleicht nicht mit zu vielen Aufgaben überfrachten muss. Ich bin gespannt.

Über zu wenig wohlmeinende Artikel zum Arbeitsbeginn kann sich Helmut Schulte auf jeden Fall nicht beschweren:

 


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9 Kommentare zu “Kampf um die Deutung des Polizei-Einsatzes am Stadion

  1. Hey Sebastian, ich kann mich zwar nicht so gut ausdrücken wie Du da ich Schlosser bin und kein Schreiberling, aber rechtfertigst Du gerade ein klitzekleines bisschen den Polizeieinsatz wegen ein paar Leute die mal pinkeln mussten?
    Die Leute waren schon zwei Stunden unterwegs, da wird ne Pinkelpause doch mal gestattet sein. Und sie haben nicht von der Brücke in die Müggelspree runter gepinkelt oder mitten in der Altstadt oder an Häuser. Sondern sie haben die Möglichkeiten an Büschen oder Bäumen genutzt. Das irgendwas Richtung Polizei geflogen sein soll hab ich auch nicht gesehen. Und das Du oder derjenige mit laufen musstest ist so bestimmt auch nicht ganz richtig. Wir sind nicht den kürzesten Weg gelaufen sondern der Polizei gefolgt, mehreren Bussen übrigens, und ab der Bahnhofstraße gab es einen Bürgersteig auf der anderen Straßenseite.

    ich war auch auf dem Geburtagsmarsch, und zwar mit meinem 10Jährigen Sohn, und der war wie wieder mal , wie zu erwarten , total friedlich. Der Marsch und mein Sohn ;-) . Bengalische und andere pyrotechnische Erzeugnisse gehören für mich dazu wie Kerzen auf ner Torte.
    Der Einsatz auf den Eingangsbereich an der Waldseite, in dem da mehrere hundert Leute anstanden da wir ja gerade alle erst ankamen, war in meinen Augen allerdings schon kriminell. Es gab keinen Anlass da mit 30 – 40 Mann immer wieder reinzustürzen und ohne Rücksicht auf Verluste einzelne Personen rauszuholen. Danke an die UNIONER die sich schützend vor die Kinder gestellt haben damit sie kein Reizgas abbekommen.
    Für diesen Einsatz fehlt mir jegliches Verständnis….
    Ansonsten höre und lese ich euch immer wieder gerne
    U. N. V. E. U.

  2. Ich will mich hier gar nicht über vereinzeltes Wasserlassen oder verbale Entgleisungen auslassen. Das alles rechtfertigt keinen Einsatz an einem ganz anderem Ort und in dieser Form. Die Polizei muss tatsächlich bei solchen Begleiterscheinungen abwägen, ob bestimmtes Verhalten einen Einsatz rechtfertigt oder eben nicht. Wenn knapp 1000 Leute unterwegs sind, gibt es immer auch einige, die sich anders verhalten als man es selber tun würde, ohne das das gleich die große Keule rechtfertigt. Und in der Tat hat ja während des Marsches die Polizei sich weitgehend zurückgehalten. Allerdings starke Präsenz gezeigt, nicht nur von der hohen Personalstärke her. Manche sagen sogar, durch das plötzliche Aufsetzen der Helme zu demonstrative Präsenz. Aber sie blieben dennoch zwar dicht dran, aber eben nur Beobachter. Eben deshalb ist ja die plötzliche Sperre im (!) Stadion so verwunderlich. Eigentlich hätte die polizeiliche Aufgabe – Absicherung eines Fanmarsches – am Stadioneingang erfolgreich beendet werden können. Im Stadionbereich irgendetwas lenken, steuern oder dirigieren zu wollen, damit einen Rückstau von Fans, Aufbau von Frust und weitere Verkehrsbehinderungen zu verursachen, dafür gab es keinen rationalen Grund. Die riesige Parkplatzfläche bot doch gerade die Möglichkeit, die Fans von der Straße zu bekommen und den Verkehr schnell wieder fließen zu lassen. Warum also die Sperre, die eigentlich dem bis dahin sinnvollem polizeilichem Handeln im Sinne einer Demobegleitung zu wider lief? Es gibt zwei Antwortmöglichkeiten, wahrscheinlich eine Kombination von beiden wird der Wahrheit entgegen kommen:
    1. Die Polizei wollte unbedingt „Pyro-Täter“ dingfest machen und 2. generell mal wieder Stärke zeigen. Auch wegen Dortmund, auch wegen des pyrobegleiteten Hineinfeierns in den Geburtstag wegen. Für die bloße Machtdemonstration spricht, dass ein Herausfangen der Pyromanen an dieser Stelle an sich schon Unfug ist und man ja auch Dank zahlreicher Kameras in Ruhe die „Täter“ identifizieren könnte. Zu letzterem werden ja auch Vereinsmitarbeiter regelmäßig genötigt. Für die reine Machtdemonstration spricht auch, dass Polizei aus einer Fankneipe Austria-Fans unbedingt herausholen wollte, die dort gemeinsam mit Unionern ihr Bier tranken. Dafür spricht im Weiterem, das Polizei der Meinung war, obwohl es gar nicht ihre Aufgabe ist, den Zugang zu Sektor 3 zu kontrollieren und sich Karten zeigen zu lassen. An dieser Stelle sollte der Verein stärker auf sein Hausrecht pochen. Für eine Machtdemonstration spricht auch die massive Kritik an den Fanbetreuern von Union in der Pressemeldung.
    In der übrigens auch von Vermummten Fans die Rede ist. Warum Fans teilweise vermummt waren, ist klar: Man möchte Pyro als Bestandteil der Fankultur, möche aber nicht rausgefangen werden. In dem ZUsammenhang übrigens interessant, das die Berliner Polizei bei Bärgida-Umzügen vermummte Teilnehmer, oder Teilnehmer mit verbotetenen Quarzhandschuhen offenbar übersieht. Gegendemonstranten aber gerne mal ähnlich massiv behandelt wie gestern unsere Fans. Wobei es da doch noch ein kleines wichtiges Detail gibt: In unmittelbarer Nähe der Gegendemonstranten gibt es häufig Beamte, die als Konfliktlöser Ansprechpartner sind. Das sind, so meine Erfahrung, richtig gute Leute, die wirklich situationsgerecht reagieren und in vernünftigen Ton mit Menschen sprechen. Die sind dann auch über das rabiate (und manchmal einseitig ggen die Gegendemonstranten gerichetete) Vorgehen ihrer Kollegen echt entsetzt und müssen auf diese dann beruhigend einwirken. Solche „Konfliktlöser“ haben im Stadion m.E. gefehlt.

  3. Noch ein PS: Machtdemonstration ggf. auch mit dem Ziel, ein positives Bild eines Benefizspieles unbedingt irgendwie ins negative ziehen zu können.

    • @all Es ging hier gar nicht darum, zwei Themen miteinander in einen Zusammenhang zu setzen, um irgend etwas zu rechtfertigen. Selbst aus Sicht eines einzelnen Beamten im Einsatz hätte ich mich sehr „bedankt“ für die Weisung, den Fanmarsch zu „kanalisieren“. Über diesen Einsatz bin ich mehr als verwundert. Ich hoffe einfach, dass durch die Videos vom Stadion die Version der Polizei nicht aufrecht erhalten werden kann. Im großen und Ganzen bin ich sehr bei dem Kommentar von Stefan. Ich kann die Motivation des Einsatzleiters nicht nachvollziehen. Andererseits gab es ja auch vor Kurzem einen Einsatz mit über 500 Beamten in der Rigaer Straße inklusive Öffnung von Wohnungen ohne Gerichtsbeschluss. Auch da scheint nicht ganz klar, ob die Motivation der Einsatzleitung dem Aufklären und Verhindern von Straftaten diente.
      Unabhängig davon fände ich es gut, sich selbstkritisch zu hinterfragen, ob auf dem Fanmarsch alles so gelaufen ist, wie es geplant war.

  4. Hallo Sebastian,

    ich lese deine Kolumne wirklich gerne und häufig (auf diesem Wege auch noch herzlichen Glückwunsch zur Ehrung bei der MV!), weswegen es vielleicht etwas unfair ist, ausgerechnet zu kommentieren, wo ich mal was zu kritisieren habe.

    Ich kann verstehen, dass du selber zurückhaltend zu den Ereignissen von vorgestern schreiben willst, wenn du nicht selber anwesend warst. Würde ich ähnlich machen. Genauso ist es ansich legitim, den Kommentar von eurer Facebook-Seite in voller Länge zu zitieren, war ja schließlich der einzige wirkliche FB-Kommentar dazu bei euch zu dem Thema und vielleicht kennst du den Kommentator ja auch persönlich. Weiß ich nicht. Aber in der Summe ergibt sich dadurch, bestimmt unbeabsichtigt, doch eine Lesart, die den Polizeieinsatz als irgendwo gerechtfertigt dastehen lässt. Es wäre wünschenswert gewesen, dann wenigstens auch einen der zahlreichen Kommentare von der FB-Seite des Vereins oder eben eine der vielen Stellungnahmen von Verein, Gastverein, Szene Köpenick, Die Eisernen oder der Eisernen Hilfe ausführlicher zu zitieren.

    Zur Sache:

    Es ist richtig, dass einige Leute (sprich: keine „Halbstarke“) auf dem Fanmarsch einen kleinen Park zum Austreten benutzt haben, es ist auch kein Geheimnis, dass bengalische Fackeln gezündet worden. Fliegende Gegenstände oder direkte Polizeibeleidigungen habe ich auf dem gesamten Marsch nicht beobachten können. All dies steht in jedem Fall jedoch in keinem direkten Zusammenhang mit den Ereignissen auf dem Parkplatz, noch kann es ihn irgendwie nachträglich rechtfertigen.

    Die Stimmung war friedlich und fröhlich. Menschen pinkeln auch vor und nach dem Spiel im Wald, ohne dass es einen bewaffneten Polizeisturm nach sich zieht. Auch die Pyro wurde in keiner bedrohenenden Art und Weise (wie es ja aus dem Polizeibericht hervorgeht) eingesetzt. Dass Pyro strenggenommen verboten ist, weiß jeder. Aber es kam zu keiner klaren Aussage oder einer Reaktion seitens der (übrigens in voller Kampfmontur begleitenden) Polizei desbezüglich (mir jedensfalls unbekannt). Ich hatte da noch zu jemanden neben mir gesagt, dass die Polizei heute offenbar erfreulich entspannt ist. Es gab ja auch keinen Grund dazu, die ausgelassene Stimmung kippen zu lassen.

    Und dennoch hab ichs irgendwie kommen sehen. Kurz vor dem Parkplatz hab ich bemerkt, dass die Polizei mittlerweile ihre Helme aufgezogen hatte, anders als noch zu Beginn des Marsches am Schlossplatz. Da hatte ich schon ein böses Gefühl. Das wurde noch ärger, als „alle Bullen sind Schweine“ gesungen wurde, und ich mir da schon dachte, dass die Polizei das Ganze (trotz des Anlasses und dem eigentlichen Referenzpunkts des Gesangs, also Red Bull in all ihren Franchiseformen) auf sich beziehen wird.

    Anschließend passierte das was auch in dem Bericht der Szene Köpenick berichtet wurde. Man wurde auf den Parkplatz geführt, konnte schon den Rasen erkennen und auf einmal schließt die Polizei da die Kette vor einem und baut sich auf. Momente später hab ich nur noch gesehen, wie auf Leute eingeprügelt wurde und Pfefferspray durch die Gegend flog – willkürlich auf jeden der das Pech hatte, sich im Umkreis zu befinden.

    Die Eskalation der Lage ist komplett der Polizei zuzurechnen, da halte ich dran fest. Ich kann nicht sagen, ob es an einer Überforderung und Unfähigkeit der Beamten auf dem Parkplatz lag, oder ob es hier eine Eskalation provoziert werden sollte. Da es so kurz vor dem Erreichen des Stadion passierte und da das Aufgebot ohne jegliche Not sowieso extrem groß war, bleibt aber ein mulmiges Gefühl.

    Die Aussagen des Herrn Henkel sind an Widerlichkeit übrigens kaum zu überbieten. „Union ist eine der großen Säulen des Berliner Sports. Das lässt sich von einigen wenigen Anhängern, die ich bewusst nicht als Fans bezeichnen möchte, leider nicht behaupten“. Hier werden erst die Fakten verdreht und dann wird versucht, die Fanszene in 2 Lager zu spalten: „Gute Fans“ und eben „schlechte Fans“, bzw. „keine Fans“. Scheinbar zählt er zu letzteren dann auch die Kinder und Rollstuhlfahrer, die ebenfalls durch den Einsatz verletzt wurden.

    Aktuell gewinne ich generell den Eindruck, Herr Henkel möchte mit einem übermotivierten Einsatz der Polizei im Wahljahr punkten. Eben insbesondere bei solchen Menschen, die nach den Ereignissen der Kölner Silvesternacht nach „Law & Order“ geschrien haben und die man nicht weiter ins AfD-Lager verlieren möchte. Der Einsatz in der Rigaer Str. spricht ja auch für sich. Und so prügelt man eben auf friedliche Fans ein. Wer sich die Online-Kommentare z.B. im Tagesspiegel angetan hat, der hat gesehen, dass da auch einige Leute echte Genugtuung empfunden haben.

  5. Nachtrag:

    Hab deinen Kommentar erst gelesen, nachdem ich meinen schon abgeschickt hatte. Mit der kritischen Selbstreflexion hast du natürlich Recht, auch wenn nichts was vorgefallen ist, einen Polizeieinsatz in dieser Form rechtfertigen kann.

    Ich bin übrigens sehr glücklich, dass der Verein das auch so sieht.

  6. Ich kann da Jan nur zustimmen.
    Insbesondere was den Tagesspiegel-Bericht betrifft.(Sehr enttäuschend)
    Und der Henkel sollte sich ohnehin Kommentare über Berliner Fußballvereine/Fans sparen, Da hatt er nämlich überhaupt keine Ahnung von.

  7. KISSUnion

    Da scheinst du echt der einzige gewesen zu sein, der während des Marsches fliegende Gegenstände gesehen hat. Brille putzen vielleicht?

  8. […] 6. Zweierlei aus Berlin: Bei der westradikalen Hertha hat sich Pal Dardai im Laufe des letzten Jahres als Erfolgstrainer etabliert. Jörg Meyn (Morgenpost) zieht seinen Hut. Beim ostradikalen FC Union dauert die Winterpause noch an, ein Testspiel am Samstag endete mit Festnahmen, Verletzten und grundverschiedenen Schilderungen (Textilvergehen). […]

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