Blog State of the Union

Warum es keinen Unterschied macht, ob Union gegen Madrid oder Bochum spielt

Von Real Madrid zum VfL Bochum. Bei solch einem größten anzunehmenden Gegensatz schreiben sich die Geschichten von ganz alleine (BZ, MOZ). Aber alleine der Gegensatz macht aus meiner Sicht noch keine Geschichte. Zwar war es spielerisch tatsächlich so, dass Union sich in der Champions League nicht versteckte. Und vielleicht bildete das Auswärtsspiel in Braga hier wirklich nur die berühmte Ausnahme. Aber es wurde in 6 Gruppenspielen auch kein einziges gewonnen. Wir können also nicht davon reden, dass beim Highlight Champions League die Bundesliga hinten herunter fiel oder unwichtig wurde. Ganz im Gegenteil, mein Eindruck war, dass die Mannschaft in den Europapokalspielen nicht solch einen Ballast und Druck mit sich herum trug wie in den Ligaspielen.

War gegen Madrid wichtig und wird gegen Bochum wichtig sein: in die Zweikämpfe kommen, Foto: Sebastian Räppold / Matthias Koch

Und deswegen ist die Geschichte nicht der gedankliche Bruch zwischen Madrid und Bochum, sondern die Geschichte ist, wie eine Union-Mannschaft in dieser Saison zuerst sich selbst, dann ihren Weg, und schlussendlich ihren Trainer verloren hat. Und hoffentlich für uns alle können wir die Geschichte fortsetzen, indem wir in ein paar Monaten erzählen, wie sie unter einem neuen Trainer wieder eine Union-Mannschaft wurde.

Deshalb hoffe ich in Bochum auf eine Fortsetzung von dem, was wir bereits gegen Mönchengladbach und Madrid gesehen haben: ein Team, das nicht aufgibt, das sich Selbstbewusstsein aus gelungenen Aktionen holt. Eine Mannschaft, in der sich die Spieler wieder auf die Fähigkeiten der Nebenleute verlassen. Fußballer, die zusammen den kürzesten Weg suchen und ihre Aktionen schnell abschließen. Ein Team, das sich wehrt. Das hat Union in der Bundesliga erfolgreich gemacht.

Wichtig ist aus meiner Sicht, dass wir schauen, was wieder gut funktioniert. Union spielt sich Chancen heraus. Es gibt mit Kevin Volland einen Stürmer, der einen kleinen Lauf hat. Die Außenstürmer sorgen für Wirbel (Berliner Zeitung). Frederick Rönnow zeigt wieder herausragende Paraden. Wenn ich das mit meinen Momentaufnahmen nach den Spielen in Leverkusen oder Braga vergleiche, könnte man glatt vergessen, wie wenig Tage dazwischen liegen.

Kevin Volland hat einen Lauf, Foto: Matthias Koch

Die Spiele gegen Bochum und Köln können Stimmung ändern

Heute um 13 Uhr ist die Pressekonferenz von Nenad Bjelica vor dem Auswärtsspiel in Bochum (live auf AFTV). Dort erfahren wir, welche Spieler für die Partie eventuell nicht zur Verfügung stehen.

Die Kunst besteht in dieser Woche vor Weihnachten vor allem darin, dass die Mannschaft den Fokus behält und gleichzeitig im Hintergrund mögliche Veränderungen in der kurzen Winterpause geplant und entschieden werden. Erfolgreiche Spiele gegen Bochum und Köln können dafür sorgen, dass Union mit einem ganz anderen Gefühl für eine bisher gespielte Saison in die Feiertage geht, als wir über viele Wochen und Monate hatten. Aber das Ergebnis dieser beiden Spiele wird keine grundlegende sportliche Analyse des Teams und seiner Struktur verändern.

Die Duelle gegen Bochum waren immer sehr intensiv, Foto: Sebastian Räppold / Matthias Koch

Transfergerüchte und sportlich begründete Kader-Anpassungen

Aus dieser Sicht finde ich wirklich sehr spannend, welche Schlüsse Manager Oliver Ruhnert daraus zieht und wie im Zweifel im Winter reagiert wird. Gerüchte über mögliche Vertragsverlängerungen, über Abgänge und Zugänge kommen gerade von allen Seiten. Hier muss man vielleicht einfach ein bisschen sortieren.

Beispiel Sheraldo Becker, das auch in der Bild genannt wird: Klar, es ist faktisch richtig, dass nur ein Weggang noch im Winter Union noch eine Ablöse bringen würde. Aber daraus zu schließen, dass Becker Union verlassen muss, würde aus meiner Sicht andere Faktoren vernachlässigen. Denn Sheraldo Becker ist nicht nur ein integraler Bestandteil des Teams (dritter Kapitän nach Christopher Trimmel und Rani Khedira), sondern er hat auch einen Wert für den Erfolg der Mannschaft, der sich nicht alleine in potenziellen Ablösesummen bemisst. Etwas platt und polemisch gefragt: Was würde eine Winter-Ablöse für Becker bringen, wenn man ohne ihn absteigen würde?

Sheraldo Becker jubelt mit Alex Kral nach dessen Tor gegen Madrid, Foto: Matthias Koch

Der Kicker fragte sich in der Donnerstagsausgabe, was mit Spielern wie Alex Kral, Christopher Trimmel und David Fofana unter Trainer Nenad Bjelica werden würde. Mir ist diese Fragestellung ein bisschen zu schnell nach so wenigen Spielen des neuen Coaches. Ja, David Fofana hat sicher auch nach eigenen Maßstäben keine gute Saison bisher gespielt bei Union. Aber dabei möchte ich auch fragen, und wir können hier wirklich nur das bewerten, was wir auf dem Spielfeld sehen: Welcher Spieler hat in dieser Saison bei Union erfolgreich gespielt?

Union muss jetzt keine Spieler verkaufen

Kurzum, ich kann mir tatsächlich vorstellen, dass sich bei Union vielleicht auf ein, zwei Positionen etwas ändert im Angriff, zentralen Mittelfeld oder auf dem Flügel. Aber das sind dann tatsächlich sportliche Entscheidungen. Wir sehen jetzt eine Spielweise, in der ich mir Tim Skarke beispielsweise wieder zurückwünschen würde. Und so hervorragend die Kombi aus Robin Gosens und Jerome Roussillon auf  der linken Seite ist, so wenig ist sie im Kader abgesichert. Dafür könnte es sein, dass Lucas Tousarts Position vielleicht häufiger wegfällt, als ihm lieb ist. Der RBB hat einen Absatz zu möglichen sportlichen Investitionen in seinem Champions-League-Fazit.

Tauschen sich aus: Nenad Bjelica und Oliver Ruhnert, Foto: Matthias Koch

Dass Union sich aus reinen Kostengründen jetzt von Spielern trennen muss, wie die Bild das hier suggeriert, halte ich dagegen für kompletten Quatsch und würde der gesamten Transferpolitik von Union und Aussagen von Präsident Dirk Zingler oder Oliver Ruhnert widersprechen: „Kostenfalle: Manager Oliver Ruhnert (52) baute für die Champions League einen kostspieligen Kader zusammen. Spieler wie Robin Gosens, Kevin Volland, Lucas Tousart kosten auch in der kommenden Saison Millionen an Gehältern. Problem: Die hohen Euro-Einnahmen sind weg. Trennen sich die Eisernen schnell wieder von ihren Großverdienern?“

Podcast zum Real-Madrid-Spiel

In der Podcast-Episode nach dem 2:3 gegen Madrid schaffen Taktik&Suff sehr gut den Spagat zwischen der Anerkennung der deutlichen spielerischen Unterlegenheit von Union und der Begeisterung über den Widerstands- und Kampfgeist der Mannschaft von Nenad Bjelica. Auch hier spürt man, wie dieses Spiel dafür gesorgt, hat dass wir zufrieden aus der Champions-League-Saison gehen. Mit erfolgreichen Partien gegen Bochum und Köln kann die Mannschaft uns dasselbe Gefühl auch für die Bundesliga geben.

Frohes Fest für alle Unionfans

Zum Schluss möchte ich unbedingt noch auf die Weihnachtswünsche-Aktion von Eisern statt einsam aufmerksam machen. Dort könnt ihr als Pate dafür sorgen, dass Wünsche wahr werden. Alle Infos findet ihr im Beitrag des Eisernen Virus (Facebook).

Der nächste State of the Union erscheint am Sonntag.

5 Kommentare zu “Warum es keinen Unterschied macht, ob Union gegen Madrid oder Bochum spielt

  1. @Sebastian: heute von mir 100 Prozent Zustimmung zu Deinen Worten!!

    Werde morgen (in einem starken Auswärtsblock) dafür sorgen, dass das gute Gefühl aus Köpenick (Samstag) und Charlottenburg (Dienstag) bis nach Bochum mitfährt. Wenn auch die Mannschaft es ein und dort wieder auspackt dann: Gemeinsam! Alle! Für 3 Punkte! Gegen den Abstieg! Für UNION!

    Eisern!

  2. Torsten Schlüter

    Status Quo treffend und sicher zusammengefasst.
    Beste Eiserne!
    TS

  3. Karlheinz Zesch

    Lieber Präsident Zingler, lieber Herr Ruhnert,
    bitte sorgen Sie dafür, dass unser Trainer auch gegen Köln Knoche , Leite und Juranovic aufstellt und Bonucci und Trimmel weiterhin auf der Ersatzbank schmoren müssen, damit wir unser Saisonziel „den direkten Abstieg“ auch wirklich erreichen. Vorwärts in den Abgrund!

    • Lieber Karlheinz, na war die Dusche zu heiss? Wären sie eventuell so freundlich unsere Spieler nicht einzeln an den Pranger zu stellen, oder sich andernfalls einen für Sie passenderen Verein zu suchen? Das wäre furchtbar nett! Herzliche Grüße aus dem ICE aus Bochum.

  4. Senger, Alexander

    Liebe Freunde unseres 1. FC. UNION!

    Leider haben wir wieder deutlich verloren, gegen den Vfl Bochum, mit 3-0. Als langjähriger UNIONER, war eigentlich, mein Tipp, ja 3-1. Natürlich für unseren 1. FC. UNION Berlin. Nun gut, man kann verlieren, dass ist uns allen klar. Aber die Art und Weise, war schon schlimm mit an zusehen, gerade für die vielen treuen UNION-Fans, dieses Mal bestimmt rund 5.000. Und die auch wohl wieder unserer Mannschaft, Trost, in einer bitteren Stunde gespendet haben, in tiefer und fester Treue, was bemerkenswert ist und in Bochum, am 16.12. 2023 war. Allerdings muss man auch kritisch nun die Frage mal stellen dürfen, sachlich nüchtern: Herr Ruhnert was nun? Mit welchen Spielern, die ratlos schienen, wollen wir, in einer entstandenen schwierigen, aber noch nicht aussichtslosen Situation, den Klassenerhalt, realisieren? In großer Sorge, aber fester Treue, zum Verein, Ihr Alexander Senger, aus Berlin-Pankow, Eisern UNION! Eisern Berlin! PS: Schlimm ist auch, das unser Traditionsteam gegen die SGD, beim Hallentunier, auch im Neun-Meter-Schiessen, nach 2-0 Führung, am Ende, noch unglücklich verloren hat. Uns allen einen trotzdem gesegneten 3. Advent 2023 und am Mittwoch, den 20. 12. 2023, ab 18.30 Uhr, vielleicht mehr Glück gegen Köln

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert