Blog State of the Union

Das war nix – Union verliert vollkommen verdient in Bochum

Fußball ist ein Spiel der Momente, es ist ein Spiel, welches durch eine einzige Aktion komplett anders verlaufen kann. Fußball ist und bleibt ein Sport, der oftmals viele „what-if“ und „was wäre wenn“-Fragen aufwirft. Und so frage ich mich (auch) einen Tag nach der vollkommen verdienten 0:3-Niederlage vom 1. FC Union Berlin in Bochum, ob die Partie vielleicht doch anders verlaufen wäre, wenn Kevin Volland nach wenigen Sekunden schneller am Ball oder Benedict Hollerbach egoistischer gewesen wäre. Möglicherweise wäre Union in Führung gegangen und hätte das gute Gefühl der letzten zwei Spiele nicht nur in den Ruhrpott mitgenommen, sondern sogar noch ausgebaut.

So lässt sich nach einer vor allem in der zweiten Hälfte desolaten Vorstellung festhalten: Das war nix. Quasi keine eigenen gefährlichen Angriffe, wenig eigene defensive Stabilität und null Tore führen zu einer Leistung, die Richtung Null-Leistung geht.

Der Twitter-Account von Union sagt alles, Screenshot: twitter

Wenn zudem mein Kumpel, der aufgrund seines Wohnorts schon etliche Spiele von Union an der Castroper besucht hat, von der mit Abstand schlechtesten Union-Leistung in Bochum sprach und Sebastian froh ist, heute nicht den State of the Union schreiben zu „müssen“, sagt das einiges. Ich tue mich schwer alles negativ zu sehen, selbst während der zwölf Pflichtspiel-Niederlagen in Folge. Gestern war aus Union-Sicht aber das Beste am Spiel, als dieses endlich vorbei war.

Trotz allem: Eiserner Support von den Rängen, Screenshot: twitter

Die 90 plus x Minuten davor machen nicht nur schlechte Laune sondern geben vor allem Grund zur Sorge. Wirkten Leistung sowohl Ergebnis am letzten Wochenende gegen Mönchengladbach sowie der mutig-engagierte Auftritt gegen Champions League-Rekordsieger Real Madrid unter der Woche noch wie eine Frischzellenkur für Unions angeknackstes Selbstvertrauen, schien Unions Organismus gestern schon wieder aus den Fugen geraten zu sein.

„Es fängt damit an, dass du deine Position nicht einhältst bei Standards, dass du nicht zu 100 Prozent auf dem Platz bist. Dann ist es schwierig, in der Bundesliga zu bestehen.“ (Rani Khedira sucht nach Gründen für die besorgniserregende Vorstellung)

Eine kaum zu sehende spielerische Linie, eklatante Abwehrfehler, der gerade bei Standards und Kontern des Gegners fehlende kollektive Zugriff sowie kein sichtbares Aufbäumen wie es der RBB formuliert, führten zu einer blutleeren Vorstellung des Teams von Union-Trainer Nenad Bjelica.

Bjelica, der Bochum fair gratulierte, sah den Unterschied zwischen den beiden Teams somit vor allem hinsichtlich physischer Komponenten: „Wir waren heute körperlich nicht in der Lage, dagegenzuhalten und deswegen haben wir verloren.“ Erklärbar sei dieser Umstand u.a. mit der Partie gegen Real, die viel Kraft und Emotionen gekostet habe, so Bjelica weiter.

Darüber hinaus fehlte es Union vor allem an den Basics im Abstiegskampf: Fehlende Gier, Schnelligkeit und Zweikampfstärke zeigten nur die Bochumer, wie Unions neuer Trainer treffend analysierte. Alle diese letzte Woche scheinbar zurückgewonnenen „Union-Tugenden“ waren gestern nicht mehr zu sehen.

Ähnlich verzweifelt wie alle Unionerinnen und Unioner: Rani Khedira, Foto: Matze Koch

Sicherlich könnte ich an dieser Stelle über Unions desolate Vorstellung noch viel mehr Wörter verlieren. Vielleicht ist es jedoch sinnvoller das Spiel nicht endlos zu analysieren und einfach abzuhaken.

Am Mittwoch kommt mit dem 1. FC Köln ein direkter Konkurrent um den Klassenerhalt in die Alte Försterei. Dieser Partie sollte die ganze Konzentration gelten. Und um noch etwas Positives zu schreiben: Mit einem Frederik Rønnow in dieser Form – er knüpft mittlerweile wieder an seine herausragende vergangene Spielzeit (Grüße an den Kicker gehen raus) an – gibt es bei nur ein bisschen mehr Unterstützung seiner Vordermänner, immer eine Möglichkeit, in der Bundesliga zu punkten.

Die Berliner Medien zur Niederlage von Union in Bochum

Proteste gegen den Einstieg eines Investors bei der DFL führen zur Spielunterbrechung

Nach dem zwölfminütigen Schweigen, welches kurzzeitig durch einzelne Anfeuerungsrufe von seitens Bochumer Fans unterbrochen wurde, musste die Partie im Anschluss an das kollektive Schweigen gestern ebenfalls kurz unterbrochen werden.

Während im Bochumer Fanblock Transparente mit klaren Botschaften in Richtung DFL hochgehalten wurden, flogen aus dem Union-Block etliche Tennisbälle und Schokotaler auf das Spielfeld, um gegen den Investor-Einstieg bei der DFL zu protestieren. Zudem gab es noch eindeutig formulierte Wechselgesänge zwischen den beiden Kurven.

Tennisbälle und Schokotaler sorgen für eine kurze Spielunterbrechung, Foto: Matze Koch

Wer noch einmal die Kritik von Deutschlands Fanszenen nachvollziehen möchte, sollte sich die gemeinsame Erklärung „Wir werden kein Teil eures Deals sein!“ durchlesen.

 

14 Kommentare zu “Das war nix – Union verliert vollkommen verdient in Bochum

  1. Ich habe kein Problem damit, wenn wir verlieren, überhaupt nicht. Aber man sollte sich zumindest dagegen wehren und kämpfen. Das habe ich gestern nicht gesehen und bin einfach nur enttäuscht über diesen blutleeren auftritt.

  2. Sven Heyer

    Mund abputzen, aufstehen, ackern, schuften, trainieren, Köln wegschießen, Feierabend. Und niemals vergessen, EISERN UNION

  3. @Heyer Dieses Gelaber kann doch keiner mehr hören. Einfach nur Schwachsinn! Genauso wie „Wir sind eure Hauptstadt ihr Bauern“

  4. Ich war da. Anne Castroper. In deren Fankneipe „Ritterburg“ vor dem Spiel. Dort freundlich und respektvoll willkommen geheißen. Respekt für das was Union seit einigen Jahren leistet. Wie ähnlich man sich gewesen sei und wie gern man da wäre, wo Union jetzt ist.
    Nach dem Spiel beim gemeinsamen Marsch zum Parkhaus (interessanter Weise durften alle zusammen das Stadion verlassen) die ungläubigen Fragen der Bochumer: Was war das denn???? Die konnten sich gar nicht richtig freuen. Mitleid war herauszuhören. Mitleid!!!

    Sorry Felix, aber nur von Köln als direktem Konkurrenten um Klassenerhalt zu schreiben negiert die Tatsache, dass wir gestern bereits gegen eben so einen Verein gespielt haben! Und Chancenlos waren. Bochum war echt nicht gut. Die Stimmung Anne Castroper war die 1.HZ echt nicht gut. Wir waren auf einem guten Weg und unser Support voll da!! Auf den Punkt.
    Und dann ein Gegentor. Eins!!! Und alles auf dem Platz ist zusammen gebrochen.

    Nach dem Spiel stand da kein Team! Sondern eine Ansammlung von restlosen, mutlosen und hoffnungslosen Spielern. Freddie und Rani sahen aus, als wären sie den Tränen nahe.

    Wer meine Kommentare hier liest weiß, dass ich immer versuche rational zu bewerten und trotz allem hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen. Aber wie auch hier das Gladbachspiel als Wende gehypt wurde, hat mich nachdenklich gemacht, denn niemand wollte Notiz davon nehmen, wie schwach Gladbach bei uns aufgetreten ist.
    Meine Sorgen wurden gestern bestätigt. Ich habe die Befürchtung, wenn nicht jetzt zu Weihnachten, als prädestinierter Zeit dafür, ein Wunder geschieht, wird der Tag gestern als der in die Geschichte eingehen, an dem Union abgestiegen ist.
    Ich bin gegen Köln wieder dabei. Aufgeben ist niemals eine Option. Macht meine Stimme weiter mit, wird sie auch Mittwoch wieder ein Teil des Supports von den Rängen für die Spieler sein, die gegen einen weiteren Abstiegskandidaten, so der Fussballgott Köpenick mehr mag als Köln, einen oder sogar 3 Punkte holen.
    Egal wie man die aktuelle Situation bewertet.
    Fakt ist, dass der Verein spätestens ab der Rückrunde Unioner eher braucht als Fans. Und selbst dann braucht er dazu endlich etwas mehr Glück.
    Eisern&Treu!

  5. Solche Probleme habe ich in den vergangenen Jahren immer wieder beobachten müssen. Nach Werder, Hertha, Schalke und schon länger her dem HSV, sind nun offensichtlich wir dran. Und so leid es mir tut, ich kann sportlich zu der Misere der Vorgenannten keinen Unterschied erkennen. Meine einzige Hoffnung liegt bei uns Unionern, dem Verein und der Winterpause. Vielleicht können wir ja gemeinsam den Unterschied machen. In meinem Herzen kämpfen Skepsis und Hoffnung.

    • @herrdoesi Vor allem der Vergleich mit Hertha liegt auf der Hand. Da war auch ein Kader zusammen, der von der Qualität nicht hätte absteiegen müssen. Das ist schon ein Unterschied zu Bremen oder Schalke.

  6. Cool, wenn ich die letzten Monate gewarnt habe wurde ich hier verbal mit Dreck beschmissen. Habe jetzt die “ klugen“ Köpfe die Meinung geändert? Naja ist ja auch nicht schwer aktuell. Die Kunst liegt darin Probleme zu erkennen wenn sie noch keinen Schaden verursachen können bzw. geringen. Bochum war jetzt nicht das was wir uns erhofft haben, aber jetzt ist keine Zeit rumzuflennen. 3 Punkte gegen Köln mit letztem Willen und Energie. Wir haben es selbst in der Hand mit einer guten Vorbereitung in der Winterpause und dem Programm danach, wieder in die Spur zu kommen. Ich warne jetzt nur eindringlich vor irgendwelchen Transferexperimenten im Winter. Die einmalige Chance nachhaltig in den Kader zu investieren hatte Ruhnert vor der Saison. Die Kohle wurde ja gut verzockt. Jetzt wieder Union Like shoppen bzw. den Kader schon verkleinern. Wenn möglich die Leihspieler+ die blau weissen Schnäppchen verkaufe und den Italiener erlösen. Ich denke das würde der Gemeinschaft gut tun.

    • BlnMeandor

      Ich meinte so zu 90% ernst auf X:
      „Aktuell würde ich wohl folgende Spieler wegen Leistung, Aberglaube ODER! Aussagen im Laufe der Saison zum Transferfenster austauschen:
      37, 3, 4, 6, 23, 28, 31, 7, 29, 33, 11, 16, 17, 27.“
      Aberglaube: Schwolow-Tousart-Kral-Fluch.
      Aussagen: Gosens anfangs darüber, dass er nicht für Abstiegskampf zu Union wechselt. Nun ist er aber da. :)
      Leistung: Ja, es trifft viele, aber das ist ja hier auch subjektiv.

  7. bratwurstunioner

    mich wundert, dass unser trainersoldat sich rein aufs körperliche in seiner kritik beschränkt. ich finds einfach taktisch ne katastrophe. das team lungert in der mitte rum, ist nicht in der lage, breit zu spielen, sondern rennt sich mit ball fest, oder spielt einen überhasteten langen ball, der leicht vom gegner verteidigt wird. das ist doch kein plan, kein konzept. selbst einer wie behrens kommt mir vor wie ein besserer pappaufsteller. kaum einer ist in der lage, den ball bei einem zügigeren anspiel sauber mitzunehmen, saubere abspiele, pässe, die ankommen, räume sehen und hineinlaufen oder hineinpassen – komplette fehlanzeige. was ist denn nur los? von nem trainer, der sich selbst als soldat des vereins bezeichnet (was mich sehr befremdet, nee, eigentlich find ichs vollkommen bekloppt), kann man doch wohl mindestens erwarten, dass er bei den spielern die disziplin, positionen zu halten durchsetzt. auch davon ist nichts zu erkennen. wir kreieren nichts – keinen ruhigen spielaufbau, kein variables passpiel, keine torchance. dieses ganze gerenne signalisiert ja schon eine gewisse bereitschaft, nur ist es derartig unkoordiniert, dass es schon wieder verzweifelt ist. meine oma hatte einen hühnerhof. muss da öfter dran denken, wenn ich mir die spiele ansehe. allerdings gabs da einen hahn, um den hat selbst der hund einen bogen gemacht.
    ohne ehrliche motivation, ohne ehrliche lust aufs spiel, ohne die begeisterung und das vertrauen in die männer neben mir auf dem rasen WIRD DAS NICHTS. das ist eine mentalitätsfrage und die lässt sich nicht trainieren, die lässt sich nicht einüben oder vorgaukeln. das ist etwas inneres. das hat was mit liebe zum spiel, mit aufopferung, herzblut und tiefer leidenschaft und leidensbereitschaft zu tun. das wird schwer mit ner söldnertruppe, die den koffer nur halb auspackt. soldat des vereins … meine fresse.

  8. @chschmidt: unabhängig davon, dass meines Wissens hier niemand verbal „Dreck schmeißt“ (sonst wäre ich hier definitiv raus), kommt es immer auf die Art und Weise und besonders den Zeitpunkt von Warnungen an.
    Viele wie Du haben jahrelang „gewarnt“ und wurden eines Besseren belehrt. OR und UF haben aber jedes Jahr aus einem totalen Umbruch eine Mannschaft geformt, die noch besser war als die bisherige. Nun scheint auch diese Serie gerissen zu sein. Das konnte niemand aber auch wirklich niemand zu so einem frühen Zeitpunkt vorhersagen….

    Aber ich weiß schon, man muss nur einfach immer weiter machen und wird irgendwann Recht behalten. Ist wie mit einer kaputten analogen Uhr. Zweimal am Tag geht sie kurz richtig. ;-)

    • @Jan
      Nicht einfach nur gewarnt sondern auch begründet.
      Im Gegensatz zu Dir schreibe ich hier meine Gedanken und verwende meine Energie nicht dafür, die Aussagen Anderer zu zerpflücken und bis ins Tausendstel zu zerlegen, um dort eventuell Angriffspunkte zu finden.
      Das war es dann aber auch zu Dir.

  9. und auch wenn ich gerade selbst nicht wütend bin sondern eher ratlos und und auch traurig über die aktuelle Situation, dann hoffe ich jedoch inbrünstig, das der gute Laune Zug von Team Taktik und Suff im Bochumer Hbf nicht entgleist ist, sondern wieder in Köpenick zu einsteigen bereit steht… Stösschen!

    • Den Soldaten fand ich schon bei seiner Vorstellung bescheuert und völlig daneben. Hier bekanntlich damals nicht jeder.
      will man denn im schiefen bild bleiben: da hat der Soldat zu viele Kriegsdienstverweigerer in seinen Reihen.

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