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Ohne die Urs-Fischer-Prinzipien würde es für Union schwer in der Bundesliga werden

Union verliert 0:5 in Leverkusen. Das ist schon heftig. Das Wort Klatsche oder Ohrfeige kann man da sicher benutzen, ohne eine große Kontroverse auszulösen. Jedenfalls hat auch Trainer Urs Fischer von einer Ohrfeige gesprochen. Das Problem war am Ende weniger die Niederlage, sondern mehr das Wie.

Am Ende stand aus Union-Sicht ein deutliches 0:5 in Leverkusen, Foto: Matthias Koch

Wenn der Trainer davon spricht, dass die Mannschaft in der zweiten Halbzeit nach dem Rückstand ins offene Messer gelaufen sei und das als Jugendfußball titulierte, bekommen wir eine Ahnung, was fehlte. Ruhe, Disziplin, Konzentration, Kompaktheit. Im Prinzip hat das Team gestern erfahren, was in der Bundesliga passiert, wenn die Mannschaft die Prinzipien des Urs-Fischer-Fußballs nicht auf den Platz bringt. Dann wird sie von Teams wie Leverkusen aufgefressen.

Ist die Luft raus?

Ich möchte die Partie selbst nicht großartig analysieren, sondern eher auf die Wirkung des Ergebnisses eingehen. Denn manche hatten gestern die Befürchtung, dass das Team nach diesen kräfteraubenden Wochen, in denen sämtliche sportliche Ziele erreicht wurden (unfassbar!), etwas die Spannung verliert. Erschöpft und müde seien die Spieler.

Ich fände das nur allzu menschlich. Ich kann mir bei der Mannschaft allerdings kaum vorstellen, dass sie sich von dem 0:5 beeinträchtigen lässt. Die Stärke des Teams besteht darin, ein unfassbares Von-Spiel-zu-Spiel-Denken zu besitzen. Am Mittwochabend geht es zu Hause gegen Augsburg und am Sonntagabend auswärts gegen Freiburg. Ich glaube, dass wir da noch einmal ein #Allesraushauen von Union erleben werden. Und ich hoffe, dass wir als Fans uns dem anschließen werden, bevor es für zwei Monate in die fußballlose Zeit geht.

Danach werden wir auf die vergangenen sechs Wochen schauen, tief durchatmen und sagen: „Was für ein Ritt ist das denn gewesen?“

Tabellenführung verloren. Na und?

Ich kann mit einem Thema, das mit der Niederlage verknüpft werden, nichts anfangen. Ja, Union hat die Tabellenführung verloren. Das ist ein Fakt. Aber aus Platz 1 hat sich im Verein kein Anspruch abgeleitet. Weder bei der Vereinsführung, noch bei der sportlichen Leitung und auch nicht bei den Fans. Es war fast schon aberwitzig, dass sich das Team so lange da oben gehalten hat. Für Union zählen tatsächlich aktuell nur die Punkte. Die nächste Saison in der Bundesliga muss verdient werden. Das ist die harte Realität.

Natürlich träumen wir alle auch. Sonst würden wir nicht zum Fußball gehen. Das ganze Business Fußball ernährt sich schließlich nur von der Hoffnung der Anhänger aller Clubs, dass in der kommenden Saison wirklich alles besser werden würde. Und keine Enttäuschung kann so groß sein, dass dieser Glaube ausgelöscht wird. Allerdings muss der Glaube schon enorm groß sein, wenn jemand noch Hoffnung darauf hat, dass Union in dieser Saison in der ewigen Liste der Tabellenführer der Bundesliga noch um einen Platz nach oben klettert.

Das schreiben die Berliner Medien zum Spiel:

Was mir nach dem Spiel noch wichtig ist: Ich sehe keinen Grund, an den Fähigkeiten von Lennart Grill zu zweifeln. Ja, er hat beim 0:2 einen Fehler begangen. Aber mir wäre die Zahl seiner Einsätze zu gering, um daraus mehr zu schließen. Und vor allem war das ein Gegentor und nicht alle fünf in diesem Spiel. Ich drücke ihm die Daumen für die zwei verbleibenden Bundesliga-Partien in diesem Jahr.

Lennart Grill unterlief ein Fehler im Spiel, Foto: Matthias Koch

Auch die Frauen verlieren auswärts

Extrem bitter ist das 2:4 der Frauen des 1. FC Union Berlin in Magdeburg (Spielbericht). Denn erstens führte Union mit 1:0 und zweitens geht durch die erste Saison-Niederlage die Tabellenführung an den Investorenclub Viktoria. Das Team von Trainerin Ailien Poese sortiert sich nun auf Platz 3 ein. Wer glaubt, dass Union Tordifferenz von +25 nach 9 Spieltagen ganz schön irre ist, kann auf Platz 2 und Platz 1 schauen. Türkiyemspor hat +29 und Viktoria +64.

Am nächsten Sonntag um 14 Uhr gibt es das Heimspiel gegen Carl Zeiss Jena II im Stadion an der Alten Försterei.

Viktoria spielt parallel gegen Türkiyemspor und hat es geschafft, dass diese Partie live im Free-TV bei Sport1 übertragen wird. Das ist tatsächlich eine heftige Nachricht. Wenn wir den Marketing-Quatsch aus der Pressemitteilung weglassen und genauer hinschauen, bleibt da vor allem dieser Satz hängen: Als Presenter des Spiels fungiert StepStone, eine der größten digitalen Recruiting-Plattformen weltweit. StepStone ist Hauptsponsor von Viktoria Berlin.

Fakt bleibt aber: Viktoria wird live im bundesweiten Free-TV gezeigt. Und Viktoria nutzt das selbstgeschaffene Netzwerk von Frauen in Führungspositionen in der Wirtschaft sehr gut aus.

Auf den anderen Plätzen

Die U17-Junioren von Union haben am Samstag bei Leipzig gewonnen und belegen damit Platz 11 in der Bundesliga (Spielbericht). Damit stehen sie nicht mehr auf einem Abstiegsplatz.

Die U19-Junioren haben dagegen 0:1 gegen Wolfsburg verloren (Spielbericht). Aktuell stehen sie damit auf Rang 9 der Bundesliga.

Und sonst so?

Wer am Donnerstag in Leuven war, kann sich an der Umfrage zum Stadionerlebnis beteiligen.

Heute um 13 Uhr wird die Play-off-Runde für die K.o.-Runde der Europa League ausgelost. Mal sehen, welcher Gegner Union zugelost wird. Passend für die Union-Geschichte wäre wohl Salzburg …

13 Kommentare zu “Ohne die Urs-Fischer-Prinzipien würde es für Union schwer in der Bundesliga werden

  1. Man ist nur so schlecht wie sein letztes Spiel.?Mittwoch wieder siegen und weiter gehts mit dem Punktesammeln. Niederlagen gehören zum Leben und im Sport dazu und machen einen nur stärker??mal sehen, wer uns heute ab 13Uhr zugelost wird. U.n.v.e.u. ??

  2. Stepstone ist übrigens auch Teil der Springer Gruppe…

  3. Musiclover

    StepStone und Sport1 im Boot bei Viktoria? Oh, das ist eine neue Qualität. Ich hoffe, wir können da mithalten. Wichtig wäre ein Sieg vor großer Kulisse im Stadion am Sonntag. Das könnte Schub geben. Im TV-Spiel ein Unentschieden und wir wären wieder vorn.

  4. Passend für die aktuelle Saison allerdings eher Barca.

  5. Täusch ich mich, oder läuft Siebacheu seit Wochen im Sturm hinterher, irgendwie lässt er den Kopf hängen und hat keinerlei Bindung zum Spiel!?

    • Finde auch, Topform von Jordan sieht anders aus. Auch Sheraldo wirkt etwas überspielt, auch wenn er immer wieder gute Momente hat, siehe die Vorlage bei Saint-Gilloise. Ich denke, die frühe Winterpause kommt für uns zu einem guten Zeitpunkt.

      Die zweite Halbzeit gestern war schon arg freaky. Ich wette, wenn dem Andrich da nicht der Ball zum 1:0 genau auf den Fuß fällt (wieso macht Rani da so nen Hampelmann?), geht das Ding 0:0 aus. Aber mit dem Rückstand standen wir nicht mehr kompakt, und dann ging für Leverkusen auch noch jeder Schuss rein … während sie bisher diese Saison eher für Chancenwucher bekannt waren.

      War halt alles kacke, aber es würde mich wundern, wenn die nächsten Spiele ähnlich laufen.

  6. Den Spielplan der Frauen muss ich nicht verstehen. Wir starten die Heimspiele Sonntag 14:00 Uhr und kommen oft den Männern in die Queere ( :D provokanter Rechtschreibfehler ). Sobald die Männer in die Winterpause gehen spielen die Frauen auswärts 13:00 Uhr. Wieso konnten wir die Heimspiele nicht 13:00 Uhr starten, wenn die Männer 15:30Uhr anfangen? ¯\_(?)_/¯
    Frauen in der AF spielen lassen und dann Männer streamen.

  7. Demnächst dann sicher auch Delay Sports im Free-TV…

  8. Weiß nicht ob der Rasen das mitmacht. Aber 13:00 die Frauen und 15:30 die Männer wäre doch cool.

  9. Urs Fischer ist der beste Trainer, den wir je hatten. Aber was sind eigentlich „Prinzipien“? Und muss man immer an jedem Prinzip festhalten, auch wenn es erfolglos ist?
    Eines seiner Prinzipien ist es, während der PK vor dem Spiel nichts über die Mannschaftsaufstellung zu verraten. Allerdings kennt die gesamte Bundesliga bereits vor dem Spiel einen wesentlichen Teil der Aufstellung nach folgendem Prinzip:

    1. In der Startelf stehen IMMER Jordan und Sheraldo, egal wie erfolgreich andere Stürmer das vorangegangene Spiel beendet haben.
    2. Unser Gegner kann dabei immer in Ruhe von hinten heraus sein Spiel aufbauen. weil Jordan nie gegen den Ball läuft. Er trabt lediglich gelegentlich gemächlich dem ballführenden Spieler entgegen- ohne wirklich auf den Ball zu gehen und schaut dann dem Abspiel zu. Da kreativ bei uns gerade der Wurm drin ist, gibt es Chancen eher gegen uns als für uns. Kommunikation findet bei den Stürmern untereinander eher nicht statt.
    3. Weiteres Prinzip: Egal wie erfolglos dann unser „Sturm“ im Spiel ist, es wird immer erst in der 62. Minute gewechselt. Unsere Gegner wissen, wenn wir wechseln dauert das Spiel regulär noch genau 28 Minuten.

    Als diese Wechsel in Leverkusen stattfanden, hatte der Gegner schon längst das Spiel entschieden.

    Ich will hier keineswegs gegen unseren Jordan Stimmung machen. Ich habe auch vollstes Verständnis dafür, Spielern während eines Formtiefs wiederholt Vertrauen zu schenken. Wenn wir aber derzeit erfolgreiche Alternativen auf der Bank haben, warum lassen wir die prinzipiell erstmal dort sitzen?
    Ich maße mir nicht an, unseren Trainer zu hinterfragen. Wenn ich aber einen Stürmer hab, der leidenschaftlich rennt, den Gegner bedrängt, die Bälle festmacht, Gegenspieler auf sich zieht und dann den Ball überwiegend klug abspielt…. warum lasse ich ihn dann nicht spielen? Und wenn er sich wieder 60 Minuten für unser Team aufopfert und sich plattgelaufen hat, dann könnte doch auch Jordan zum Einsatz kommen?
    Wenn Michel spielt, sieht man ihn im Fernsehen laufend in Großeinstellungen mit dem Ball in Aktion. Jordan sieht man meist nur an der oberen Bildschirmkante gemächlich ohne Ball traben.
    Deshalb wünsche ich mir, dass unser Trainer nur dieses eine Prinzip fallen lässt, wonach immer Jordan für 62 Minuten in der Startelf stehen muss. Unser Kader ist groß und stark genug, um auch mal wirkliche leistungsstarke Überraschungen auf den Platz zu „zaubern“. Mit Leweling sei da nur noch ein weiterer Kreativspieler genannt.

    Eiserne Grüße
    Max

    • Ralle Rambow

      So ein Quatsch, wenn ich sehe, wie Jordan gegen Gladbach Bälle am eigenen Strafraum erkämpft (und das tut er regelmäßig), dann weiß ich nicht, was du da siehst. Der ackert viel für die Mannschaft, vielleicht fehlen ihm genau deshalb vorne derzeit ein bisschen die Körner.

  10. Mit den in diesem Spiel von Sebastian aufgezählten fehlenden Kriterien „Ruhe, Disziplin, Konzentration und Kompaktheit“ wurden in erfolgreichen Spielen Defizite wie Geschwindigkeit, Kreativität und Technik am Ball mehr als ausgeglichen. Damit zeigt eigentlich das Leverkusenspiel, welche wahnsinnig tolle Leistung unser Kader mit allen Beteiligten in den letzten Wochen erbracht hat. Gerade mit dem Spiel wird die unterschiedliche Ausgangslage der Vereine deutlich und wie außergewöhnlich die Situation von unserem Verein ist, der darauf wirklich stolz sein kann.

  11. Halte nichts davon ,auf einzelnen Spielern rumzuhacken. In Leverkusen habe alle verloren. Vielleicht sollte man bei einem deutschen Rückstand ( sind wir ja auch nicht mehr gewohnt) ,nicht mehr so naiv hoch anlaufen um den Laden erstmal dicht zu kriegen. Und natürlich hat Leverkusen, trotz Tabellenstand immer noch brutale Qualität. Stimme den anderen allerdings zu, Jordan muss vorn mehr machen, ansonsten mal einen anderen von Beginn an. Sherry ist sicher überspielt, hat aber immer noch seine Momente.

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