Blog State of the Union

Wer hätte das gedacht?

Einige sind schon da, einige befinden sich gerade auf dem Weg, andere kommen noch und der Rest wird vor den Fernsehgeräten mitfiebern. Union gegen Feyenoord Rotterdam.

Gegen einen 15-fachen niederländischen Meister und mehrmaligen Europacup-Sieger. Und das nicht in einem unbedeutenden Testspiel, sondern im Europapokal. Wenn uns das vor Jahren oder auch Monaten jemand erzählt hätte, wir hätten wohl so reagiert wie Urs Fischer in diesem Interview:

Am Vortag des dritten Conference League-Gruppenspiels von Union ist es daher Zeit, inne zu halten und sich zu vergegenwärtigen, wie unglaublich phänomenal und rasant die sportliche Entwicklung des Vereins in den letzten drei Jahren doch vorangeschritten ist.

Rückblick.

Nach einer turbulenten Spielzeit 2017/18, die in der Entlassung vom damaligen Union-Trainer Jens Keller (der übrigens mit 60 Punkten in der Saison 2016/17 die meisten Zähler in Unions Zweitliga-Historie einfuhr und als Vierter am Aufstieg in die Bundesliga scheiterte) und den Fast-Abstieg in Liga drei unter Andrè Hofschneider (erst am 33. Spieltag wurde der Klassenerhalt gesichert) ihre negativen Höhepunkte hatte, verkündete Union am 15. Mai 2018 eine Nachricht, die damals wenig spektakulär klang und mit heutigem Wissen dennoch wohl der Eckpfeiler schlechthin für die letzten Jahre war:

Oliver Ruhnert wurde vom Chefscout zum Geschäftsführer Fußball befördert.

„In Oli we trust“ gilt jetzt schon einige Jahre, Foto: Matze Koch

Einige Wochen später, zum Start in die Spielzeit 2018/19 war von Aufbruchstimmung oder Euphorie aber kaum was zu merken. Der Goldjunge Steven Skrzybski und auch der vormalige Abwehrchef Toni Leistner hatten Union verlassen. Aus der Schweiz wurde zwar ein Trainer geholt, der dort mit dem FC Basel schon mehrere Meisterschaften gewonnen hatte, ansonsten ahnten aber wohl die wenigsten, dass diese Personalie der zweite entscheidende Baustein für die beste sportliche Periode in der Geschichte von Union sein würde.

Urs Fischer bei seiner Vorstellung als Union-Trainer, Foto: Matze Koch

Insgesamt wären die meisten Union-Fans zum Anfang der (bis jetzt letzten) Zweitliga-Saison also mit einer ruhigen Runde ohne große Sorgen um den Klassenerhalt zufrieden gewesen. Aber wer hätte es gedacht? Es kam ganz anders. Union blieb nicht nur die komplette Vorrunde durch u.a. ein Torwart-Tor der neu verpflichteten Nummer eins Rafal Gikiewicz unbesiegt, sondern konnte auch in der Rückrunde stets mindestens Tuchfühlung mit der Tabellenspitze halten.

Im Mai schien Union dann mehrmals doch wieder Union zu sein und in Darmstadt und Bochum den möglichen Bundesliga-Aufstieg zu verspielen, bis wir uns am 27. Mai 2019 dann doch alle gemeinsam in den Armen lagen, als Geschichte geschrieben wurde.

Symbolbild für das geilste Unentschieden der Klubgeschichte, Foto: Matze Koch

Und wer gedacht hatte, dass dieser Bundesliga-Aufstieg schon der Mount Everest, der höchste Scheitelpunkt für einen Klub wie den 1. FC Union Berlin wäre, der wurde weitere Male überrascht. In einer ersten Bundesliga-Spielzeit voller Highlights wie dem ersten Bundesliga-Sieg gegen den ehemals übermächtig erscheinenden BVB, dem Derby gegen Hertha oder dem Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach mit all den Emotionen und den später folgenden kollektiven sowie emotionalen Steckerzieher Corona, der Stadionbesuche nicht mehr möglich machte, schaffte das Team von Urs Fischer mit seiner ekligen Art Fußball zu spielen, hochverdient und souverän den Klassenerhalt.

Auch das alles, hätte zumindest ich, nach dem ersten Bundesliga-Spiel und der deutlichen Niederlage, nicht für wirklich realistisch gehalten. Doch anstatt sich an die Gepflogenheiten des Erstligazirkus mit der ungeschriebenen Regel wonach das zweite Jahr immer das schwerste sei und akute Abstiegsgefahr drohe, zu halten, machte der Sport von Union einfach weiter, verpflichtete einen Max Kruse und sprang mit spielerisch stark verbessertem Fußball am letzten Spieltag auf einen „Europapokal, Europapo, Europapokal, Europapo, Europapokal…“-Platz.

Nuff said, Foto: Matze Koch

Und wer weiß, auch wenn es reichlich töricht klingt und ich auch nicht daran glaube, könnte es nächstes Jahr in Tirana wieder heißen: Wer hätte das gedacht?

Bis dahin fließt (wenn es denn nicht steht) aber noch reichlich Wasser die Wuhle herunter. Jetzt gilt es erst einmal den größten Hafen Europas zu entern und einfach das morgige Spiel zu genießen.

Medienberichte über Union

Passend zum gestrigen State of the Union geht die Berichterstattung über Julian Ryerson munter weiter. Der RBB hat ein Interview mit ihm geführt, über das auch die BZ berichtet.

Nachdem Wolfsburgs Stürmer Wout Weghorst nach dem Spiel gegen Union positiv auf Covid-19 getestet wurde, sind alle vorbeugenden Tests am Dienstag bei Union negativ ausgefallen, wie die BZ berichtet.

Und sonst so?

Union hat gestern per Mail die Einladungen für die ordentliche Mitgliederversammlung am 2. Dezember herausgeschickt. Im Gegensatz zur letzten Präsenzversammlung Ende 2019 wird die Veranstaltung anstatt in der Verti Hall im Kraftwerk Rummelsburg stattfinden. Dabei wird u.a. eine Satzungsergänzung zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vorgeschlagen werden.

Union hat laut Goalimpact gerade eine höhere Chance sich für die Champions League zu qualifizieren als abzusteigen.

Das Spiel von Union bei Feyenoord Rotterdam wird anstatt bei RTL Nitro nur bei der Bezahlsparte TV Now zu sehen sein.

Die Pressekonferenz zum Spiel in Rotterdam findet nachher um 16.30 Uhr statt.

Bei den Frauen konnte Hannah Kratz nach langwieriger Verletzung endlich ihr Debüt für die 1. Frauenmannschaft feiern.

Laut eines Medienberichts aus Griechenland soll sich die UEFA mit der Legalisierung von Pyrotechnik auseinandersetzen. Nach Informationen von Faszination Fankurve ist daran allerdings nichts dran.

Da gibts was auf die Ohren

Der Alten Podcasterei macht der enggetaktete Spielplan zu schaffen. Also schnell reinhören bevor das nächste Spiel ansteht!

Bei Beyond the Ball geht es in der neuesten Podcast-Folge um die unterschiedlichen Bewertungen von Fußballfans hinsichtlich der Rückkehr in die Stadien.