Blog State of the Union

Das Unentschieden gegen Bayern zeigt Unions Fortschritt – und was den antreibt

Union hat gestern beim FC Bayern München 1-1 gespielt und so keins der Spiele gegen den Meister in dieser Saison verloren.

Die Mannschaft hat damit am 28. Bundesliga-Spieltag ihren 40. Punkt geholt und den siebten Tabellenplatz behauptet.

Und Urs Fischers Team hat sich mit seiner Leistung dieses Ergebnis auch absolut verdient.

Dass all das der Fall ist, und man gestern von Unions Kapitän Christopher Trimmel, Trainer Urs Fischer und Manager Oliver Ruhnert trotzdem auch viele kritische Worte über das eigene Spiel hören konnte, ist beides fast gleichermaßen beeindruckend.

Denn es zeigt einerseits, dass Union in dieser Saison gut genug ist, auch mit einer in manchen Bereichen suboptimalen Leistung eben tatsächlich nicht unverdient einen Punkt gegen die stärkste Mannschaft der Welt (pace, Pep) gewonnen zu haben. Und andererseits wird darin der Anspruch an sich selbst deutlich, mit dem „der Sport“ bei Union die Aufgabe Bundesliga angeht. Ohne diese selbstkritische Haltung, die auch hinter sehr guten Ergebnissen nicht zurücktritt, wäre die phantastische Saison, die Union spielt, eben erst gar nicht möglich.

Urs Fischer und sein Team wechselten für das Spiel das System: Statt des 352 aus den vergangenen Spielen gab es ein 4231 mit Max Kruse als Zehner und Keita Endo und Marius Bülter auf den offensiven Außen. Urs Fischer sagte vor dem Spiel, dass man damit die Geschwindigkeit im Konter zurückbekommen wollte, die in den Spielen gegen Topteams notwendig ist. Das funktionierte im Ballvortrag vor allem über Endo, und bei Unions größter Chance in der ersten Halbzeit flankte Keita Endo nach einer Ablage von Max Kruse und einem langen Dribbling auf Marius Bülter, der bei seinem Kopfball leider nicht das richtige Timing hatte und ihn nicht perfekt platzieren konnte.

Christopher Trimmel Instagram Union Berlin
Christopher Trimmel berichtet auf Instagram von einer gebrochenen Nase.

Das war tatsächlich die größte Chance im gesamten Spiel in der ersten Halbzeit. Und es war längst nicht Unions einzige Offensivaktion, auch wenn es davon in der zweiten Halbzeit bis zum Gegentor durch Jamal Musiala eher wenig weitere gab. Trotzdem kamen am Ende auch die expected Goals-Modelle zum Ergebnis ‚Unentschieden‘, wobei allein das Tor von Marcus Ingvartsen sehr zu Buche schlägt. Dieses resultierte aber eben auch daraus, dass Union sich nach dem Rückstand nicht einer Niederlage ergab sondern mit den eingewechselten Ingvartsen, Ryerson, Pohjanpalo und Teuchert noch einmal mehrere Angriffe anschob.

Ebenso wichtig war natürlich trotzdem der defensive Aspekt, in dem Unions Plan für das Spiel sicher zu großen Teilen aufging. Denn die Mannschaft schaffte es in vielen Szenen, Bayern im Mittelfeld unter Druck zu setzen, und die berühmte Restverteidigung konnte viele Bayern Angriffe am Strafraum unterbrechen. Es gab da von Christopher Trimmel, Robert Andrich oder Christopher Lenz einige perfekte Tacklings zu feiern.

Vor allem in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit gab es dann aber nach Balleroberungen mehr vermeidbare Fehlpässe, ein Problem, dass Oliver Ruhnert in der Halbzeitpause im Interview bei Sky ansprach und auf das sich wohl auch Urs Fischer bezogen hat, als er in der Pressekonferenz das Spiel mit dem Ball „ungenügend“ nannte. Sicher ist das etwas, wo auch das Gegenpressing der Bayern eine Rolle spielt, denn das ist sehr gut und findet auch statt, wenn der Rekordmeister nicht mit seiner besten Elf antreten kann.

Union Berlin FC Bayern
Union hat gegen den FC Bayern in München Unentschieden gespielt. Photo: Matze Koch/Pool

Überhaupt: Dass Bayern auf einigen Positionen rotieren musste, ändert natürlich überhaupt nichts grundsätzliches am Kräfteverhältnis zwischen den beiden Teams. Nicht nur, weil Bayern allein für Bouna Sarr so viel Ablösesumme gezahlt hat wie Union in den vergangenen beiden Jahren insgesamt.

Das sind die Spielberichte der Berliner Medien:

Außerdem gibt es in der Bild (print) ein Interview mit Dirk Zingler. Darin spricht er ein bisschen darüber, was Union in dieser stark macht und darüber, dass Transfers von Spielern, die sich gut entwickeln, für Union zum Fortschritt in der Bundesliga gehören müssen.

Außerdem kritisiert Zingler sehr deutlich den DFB („ein katastrophales, peinliches Bild“ eines „an der Spitze hoffnungslos zerstrittenen“ Verbands), legt Oliver Bierhoff und Joachim Löw einen sofortigen Rücktritt aus ihren Positionen nahe und positioniert sich gegen eine europäische Super League und eine Champions League Umgestaltung, die Schritte darauf zu geht. Die zentralen Sätze sind da vielleicht: „Noch mehr Geld macht den Fußball nicht besser. Wir schaffen keine neuen Werte.“

Podcast

Wir podcasten heute um 20 Uhr über das Spiel, hört gerne live zu und diskutiert mit in unserem Slack-Kanal.

15 Kommentare zu “Das Unentschieden gegen Bayern zeigt Unions Fortschritt – und was den antreibt

  1. Warum bekommt eigentlich teuchert nie die Chance von Beginn an wenn die anderen alle fit sind. Der hat in seiner kurzen Zeit gefühlt mehr sinnvolle Aktionen gehabt als joel und Musa in den letzten beiden Spielen. Oder seh ich das zu eintönig?

    • Ixnischum

      Seh ich genau so. Musa ist wie ein Fremdkörper, leider, hatte mir mehr erhofft.

  2. Und was sagt ihr zu dem Hand/Schulter von Müller vor dem 1:0?

    • Schmidti

      Kein Hand, Ball ist auf der Schulter aufgekommen und somit kein Handspiel

  3. Ich fand eher unseren Ausgleich grenzwertig. War der Ball wirklich schon im Aus und Teuchert stand nur mit einem Bein auf der Linie.

    So schön der Punkt auch ist, man muß es schon relativieren wenn man sich Bayerns Kader ansieht und das wir inmitten zweier Paris-Spiele antraten.
    Mit voller Kapelle hätten wir da wohl 3 oder 4 bekommen. Und wie oft haben wir gestern aufs Tor geschossen? 3x?
    Bülter, Gentner, Inge.

    Nichtsdestotrotz sind die 40 sicher und damit der Klassenerhalt. Jetzt können wir entspannt gucken was der Nachbar anstellt ;-)

    PS Daniel: Oliver Ruhnert ist heute im „Doppelpass“ zu Gast ab 11 Uhr.

    • Ja ja, da kommen einem wirklich die Tränen wie unsere Gegener immer gebeutelt sind mit den Ausfällen. Welch ein Glück das wir diese Saison von langfristigen Verletzungen verschont geblieben sind und immer in Bestbesetzung antreten können.

    • Der Sepp

      @Michael:
      Ich kann mich ja irren, aber ich glaube, der Kader des FC Bayern wurde genau für diese „Mehrfachbelastung“ zusammengestellt. Und so schlecht scheint der „zweite Anzug“ für die Liga ja nicht zu sein…

  4. Ich konnte das Spiel leider nicht schauen, da ich arbeiten musste, aber hat wirklich Prömel auf der offensiven Außenposition gespielt und nicht Bülter?

  5. Es ist schon erstaunlich, wie sich das Blatt auch inhaltlich wenden kann.
    Vor ein paar Wochen noch wurde Kritik am Spiel schon fast weggebissen. Grundtenor, „…man solle doch froh sein, dass Union 1. Liga spielt…“ mit der gefühlten Tendenz, 2. Bundesliga wurde dem Verein besser stehen.
    Egal, gute Saison, von mir aus selbstkritisch immer weiter.

  6. Das waren aber doch eher Endogen und Bülter auf den Aussenbahnen, oder?

  7. Das waren aber doch eher Endo und Bülter auf den Aussenbahnen, oder?

  8. silberhacke

    ich teile zinglers ansichten bezüglich dfb, löw und bierhoff hundertprozentig, frage mich allerdings, weshalb er ein solches statement erst jetzt abgibt, wo das unheil nicht mehr abzuwenden ist. oder glaubt er im ernst, dass löw und/oder bierhoff ihre sessel doch noch vor der em räumen könnten? die maden im speck …

    • Und warum sollten sie das tun, nur weil Zingler das fordert – zu welcher Zeit auch immer. Meinungsäußerung OK. Aber bitte keine Selbstüberschätzung.

  9. Ich bin von Musa aktuell auch nicht wirklich überzeugt und würde lieber Teuchert vorne sehen.

    Da uns Lenz ja verlässt, würde ich auch eher Ryerson spielen lassen, um ihm mehr Spielpraxis zu geben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert