Blog State of the Union

Aufklären können nur Nadiem Amiri und Florian Hübner

Der Fall der mutmaßlichen rassistischen Beleidigung aus dem Spiel des 1. FC Union gegen Leverkusen nahm am Samstag einige Wendungen. Manager Oliver Ruhnert sagte in einem Mediengespräch dazu: „Wir selbst haben diese Informationen nicht. Der Spieler hat gesagt, dass er sich nicht so geäußert hat. Für uns hat es diese rassistische Thematik, wie sie jetzt dargestellt wird, nicht gegeben.“

Sowohl Nadiem Amiri als auch sein Bruder löschten die Instagram-Posts mit den Vorwürfen und auch in der Meldung von Leverkusen, in der Amiri noch einmal öffentlich die Entschuldigung annimmt, fällt kein Wort von einer rassistischen Beleidigung. Und das obwohl Jonathan Tah dies öffentlich bei Dazn am Freitag gesagt hat. In der ARD Sportschau klang Tah am Samstag allerdings anders. Dort sagte er, er sei bei der Beleidigung gar nicht dabei gewesen, sondern hätte nur gehört, dass so etwas vorgefallen sei.

Damit fällt dieser Vorwurf erst einmal in sich zusammen (gut dargestellt in Kicker und Kurier) und es stellt sich die Frage, was da konkret am Freitagabend los war? Dieser Frage möchte der DFB nachgehen, der den Kontrollausschuss ermitteln lässt (Verbands-Mitteilung). „Im ersten Schritt werden alle Beteiligten von uns angeschrieben und zu Stellungnahmen aufgefordert werden. Parallel dazu werden wir das bis dahin vorliegende Material auswerten“, sagte Anton Nachreiner, Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses dazu.

Den Vorwurf beschreibt der DFB so: „Es besteht der Verdacht, dass der Berliner Spieler Florian Hübner seinen Leverkusener Gegenspieler Nadiem Amiri, dessen Eltern aus Afghanistan stammen, rassistisch beleidigt haben könnte.“

Nadiem Amiri und Florian Hübner im Disput nach dem Abpfiff, Foto: Matze Koch

Vielleicht haben sie mehr Material oder lassen sich Tonspuren vom Übertragungsdienstleister Sportcast (DFL-Tochter-Unternehmen) geben. Denn wenn auf den Aufnahmen bei Dazn etwas zu hören gewesen wäre, hätten wir das alle schon festgestellt. Über die Frage was genau gesagt wurde, gibt es keine öffentliche Meldung, weshalb ich mich hier mit unbelegten Aussagen zurückhalte. Hier können nur Nadiem Amiri und Florian Hübner zur Aufklärung beitragen. So lange aber ermittelt wird, werden wir aus guten Gründen gar kein öffentliches Statement von beiden hören.

Aber es lässt sich festhalten, dass diese Partie speziell in ihrer Schlussphase von einer ganz besonderen Beleidigungskultur geprägt war, bei der ich mich frage, wo eigentlich ungefähr die Weghörgrenze für Schiedsrichter liegt. Für mein Empfinden waren die gewählten Worte der Spieler schon deutlich drüber. Aber das ist eben mein Empfinden.

Denn auf die Goldwaage muss man nicht jeden Satz legen (so versucht die Bild/BZ aus Sätzen wie „Chill‘ mal, wir sind hier in Deutschland.“ und „Wir sind in Deutschland, ey.“, die über die Mikros zu hören sind mehr zu machen, als da war). Und es gibt so einiges, was gerufen wird in einem Fußballspiel. Egal ob in der Bundesliga oder in der Kreisliga. Die Frage ist eigentlich dann, wo Trashtalk aufhört und das Beleidigen anfängt.

Und nun?

Was mich prinzipiell irritiert, sind Kommentare zum konkreten Fall. Denn so lange gar nicht klar ist, was passiert ist, würde es mir schwer fallen, darüber zu urteilen. Wenn also die BZ es „erbärmlich“ nennt, was Union macht, so fehlt ihr aus meiner Sicht die Grundlage für so ein Urteil. Es ist schließlich immer noch so, dass jemandem, dem ein Vorwurf gemacht wurde, dieser auch nachgewiesen werden muss. Wenn dieser Vorwurf allerdings plötzlich gar nicht mehr im Raum steht, frage ich mich, warum dann nach irgendwelchen Strafen oder ähnlichem gerufen wird.

Hat Union am Freitagabend in der Pressekonferenz also überreagiert, als Christian Arbeit sich gleich am Anfang zu dem im Raum stehenden Vorwurf offensiv geäußert hat? Aus meiner Sicht überhaupt nicht, denn Union hat ganz deutlich gemacht, wofür unser Verein steht und sich eben nicht weggeduckt, wie es die BZ dem Club vorwirft.

Solche Situationen sind kommunikativ sehr schwierig zu handhaben, weil jede Nichtreaktion gleichermaßen damit verbunden wird, man wolle etwas unter den Teppich kehren oder kleinreden. Das wiederum kann man Union in dem Fall überhaupt nicht vorwerfen. Der Verein hat seine Position sehr deutlich gemacht und gesagt, wofür er steht. Sich sogar für den Fall, dass die Vorwürfe stimmen, entschuldigt. Ruhnert sprach am Samstag noch einmal davon, dass Union eine rassistische Beleidigung nicht akzeptieren und auf jeden Fall verurteilen würde.

Hier die weiteren Medienberichte dazu:

Zum Sport

Ich bin unfassbar froh, dass sich Sheraldo Becker dem ersten Bericht nach nicht ernsthaft verletzt hat. Bänder und Knochen scheinen heil zu sein, berichtet der Kurier aus dem Mediengespräch mit Oliver Ruhnert. Das wiederum bedeutet nicht, dass Becker sofort wieder einsatzfähig ist gegen Leipzig und Augsburg.

Die Morgenpost sieht in Unions aktuellem Tabellenplatz mehr als nur eine Momentaufnahme. Das ist einerseits richtig, wenn man sich vor Augen hält, dass bereits 16 Spieltage absolviert sind. Andererseits hätte diese Partie ohne weiteres auch für Leverkusen ausgehen können. Nur aus diesem Ergebnis des 1:0 vom Freitag lässt sich sportlich wenig Allgemeingültiges ableiten. Erst recht kein Anspruch auf internationale Plätze. Und ehrlich gesagt langweilt mich diese Diskussion.

44 Kommentare zu “Aufklären können nur Nadiem Amiri und Florian Hübner

  1. „Es ist schließlich immer noch so, dass jemand, dem ein Vorwurf gemacht wurde, dieser auch nachgewiesen werden muss.“

    Traurigerweise gilt die Unschuldsvermutung bei Rassismus-Vorwürfen nicht mehr. Die Medien (inkl. der öffentlich-rechtlichen, siehe gestern ARD) stürzen sich sofort wie Geier darauf. Für einen so Vorverurteilten ist es dann fast unmöglich, seinen Ruf wiederherzustellen.

    • @Sebastian, das halte ich für sehr schwierig. Wenn wir beim Thema Rassismus – also auch beim Thema Alltagsrassismus – weiterkommen möchten, dann sollten wir auch Aussagen reflektieren, die hier in den Kommentaren zum Vorschein kommen. Ihr habt den Artikel von 11Freunde hier verlinkt, da ist es wunderbar aufgeschrieben, warum einige Argumentationsmuster den Vorwurf von Rassismus nicht entkräften können. Darüber sollten wir durchaus reden, wir sollten durchaus auch über den Alltagsrassismus diskutieren, der immer noch von den Rängen kommt. Vieles, was ich gestern in den Kommentaren hier unter deinem gestrigen Artikel gelesen habe, ist problematisch und sollte deswegen auch besprochen werden. Jetzt haben wir die Chance, unabhängig davon, was am Ende vom eigentlichen Vorwurf übrig bleibt.

      Dass die Medien – besonders einige aus Berlin – gerne und schnell versuchen, unseren Verein in ein schlechtes Licht zu rücken, wissen wir seit dem Beginn der Pandemie, da müssen wir dann nicht unbedingt mit einsteigen. Und auch Forderungen nach einer Vertragsauflösung halte ich für übertrieben, aber diese Übertreibungen können das Grundproblem, welches gestern auch in den Kommentaren durchgekommen ist, nicht übertünchen. Warum also die Chance nicht nutzen, warum hier auf Textilvergehen nicht sensibilisieren? Jetzt könntet ihr Menschen, die vom Alltagsrassismus betroffen sind, eine Bühne bieten. Ja, die sind es auch leid, die ganze Zeit darüber zu schreiben, aber wenn dadurch der ein oder die andere versteht, warum einige Argumente einfach dämlich sind, dann wäre viel gewonnen.

      Rück das nicht einfach so aus dem Licht, indem du sagst, dass du die Kommentare hier nicht kritisch prüfen möchtest. Denn seit gestern – seit ich diese Kommentare gelesen habe – halte ich das für das wichtigere Problem. Hübner hat sich entschuldigt, die Entschuldigung wurde angenommen und der Rest wird jetzt vom DFB geklärt werden. Um die Kommentare hier kann sich aber nur Textilvergehen kümmern.

  2. […] Wie es in diesem Fall weiter ging, könnt ihr hier lesen. […]

    • Leider ist auch Ruhnerts unsägliche Aussage, Hübner könne kein Rassist sein, weil seine Frau ja nicht weiß ist, Teil dieser beschissenen Geschichte.

    • @schlejel Ich habe mich absichtlich im Text nur mit dem Vorwurf der direkten Beleidigung befasst. Alles andere spielt für mich derzeit eine untergeordnete Rolle. Ich möchte hier weder jetzt noch in Zukunft prüfen müssen, ob jede Diskursstufe der Rassismusdebatten der vergangenen Jahre mitgenommen wurde. Und ich finde das auch nicht unsäglich von Ruhnert. Ich würde lediglich seinem dargelegten Argument nicht bedingungslos folgen, selbst wenn das zum richtigen Schluss führen würde. Aber wie gesagt: das ist eine andere Diskussion und bringt uns vom eigentlichen Thema ab.

  3. Das Niveau von Bild und BZ ist hinlänglich bekannt, erst mal Schießen und Erregung erzeugen und dann Recherchieren, das ist erbärmlich !

  4. Steffi (klein)

    Danke für die Einordnung. Es ist schon erschreckend wie schnell ein Spieler in den Fokus geraten kann. Hat Hübi das so gesagt, muss das selbstverständlich geahndet werden. Sollte es aber nicht stimmen, muss auch mal thematisiert werden, was solche Anschuldigungen auslösen. Sohn-einer-Mutter-Beleidigungen in Verbindung mit Kartoffel-Emojis sind da noch die harmloseren Reaktionen. Leider sind auch nicht wenige Morddrohungen dabei.

  5. Bin großer Fan vom Textilvergehen, aber bei diesem Artikel hätte ich einen anderen Ton angeschlagen. Schade. Den inhaltlichen Punkten von Dir, Sebastian, kann man ja folgen.

  6. Ich verstehe ihr viele nicht mehr. Also meine Freude über den Sieg war RIESIG!!! Die Leistung der Mannschaft, aufgrund von Behauptungen (Stand jetzt, teilweise gerechtfertigt, ohne den genauen Wortlaut zu kennen), auf das Handeln einzelner Personen zu reduzieren, finde ich erbärmlich. Wenn ich die Berichterstattung der Medien (ARD, BZ, Bild,… , leider auch Textilvergehen, …) und die Reaktionen der Menschen (Twitter, …) höre und lese, nehme ich es persönlich. Vorverurteilungen sind zum kotzen!!! Ich selber habe über 30 Jahre (mein Sohn schon über 10 Jahre, davon 7 im Nachwuchsleistungszentrum von Union) Fußball gespielt. Rassismus war für mich ein Fremdwort. Seit 1990 gehören für mich bis heute Rassismus, Tätlichkeiten und Beleidigungen LEIDER dazu. Sie sind im Fußball an der Tagesordnung. Ich möchte nicht wissen wie viele Spieler Tah bzw. Amiri in ihrer Fußballkarriere schon rassistisch beleidigt haben und natürlich auch wurden. Vielen von uns fehlt die Selbstreflexion!!! Was passiert eigentlich in unserer Gesellschaft, wenn sich ein Hübner vor die Presse stellt und Rassismus anklagt??? Rassismus ist keine Einbahnstraße. Rassismus ist ein 360grad Problem unserer Gesellschaft!!! Leider bin ich und mein Sohn weißer Hautfarbe. Den Rest überlasse ich Euch und den Medien. Am objektivsten war für mich das ZDF Sportstudio.. Die ARD Sportschau war eine Frechheit, sehr einseitig und zieht einen ganzen Verein in den Dreck. Ich lass mir diese sensationelle Saison von keinem versauen. Jungs macht weiter so!!!
    EISERN

  7. Naja, erst mal abwarten was beim Kontrollausschuss rauskommt. Bleibt nur zu hoffen, sollten sich die Anschuldigungen als unwahr erweisen dieser dann auch umgehend Ermittlungen gegen Tah aufnimmt.

    Was sich hier aber gestern in den Kommentaren teilweise abgespielt hat ist wirklich erschreckend. Einige scheinen sich so in ihrer ideologischen Blase verirrt zu haben das sämtliche Gehirnfunktionen blockiert sind. Einzig die Aussage eines Spielers der gegnerischen Mannschaft, basierend auf „Höhrensagen“ reicht aus um den eigenen Spieler anzuklagen und zu verurteilen, und die Aussagen der eigenen Offiziellen als unglaubwürdig hinzustellen ? Echt jetzt ?

  8. Udo Kniesz

    Eins finde ich kommt hier überhaupt nicht vor,wie kann Jonathan Tha vor der Kamara dies rausposaunen
    obwohl er es gar nicht selbst gehört hat.Herr Nationalspiler,so kann man Gift verstreuen.

    • Genau meine Gedanken, der Brunnenvergifter war hier zuerst J.Tah. Vom Hörensagen ist eine ziemlich dünne Faktenlage, hier fehlt es an einer Kommunikationsschulung aus meiner Sicht. Ich bin nicht sicher, ob er weiß was das für einen Flurschaden anrichtet, wenn ja ist das Vorsatz. Demerbay war da wesentlich reflektierter und professioneller unterwegs. Am Ende ist es wie in der Überschrift, genau wissen es ganze zwei Peronen und die müssen nächste Woche Farbe bekennen. Alles vorher ist nur Öl ins Feuer gießen !

    • Maria Draghi

      Genauso, wie wir uns gegen die Vorverurteilung von Hübner verwehren, sollten wir auch die Bälle in Bezug auf Tah flach halten.
      Er hat vom Hörensagen einen großen Aufschlag gehabt, aber auch relativ schnell klargestellt, dass er das nur vom Hörensagen weitergab.
      Wenn der DFB das Verfahren einstellt, hat Tah später noch die Möglichkeit, seine eigene Rolle in der Causa (selbst-)kritisch zu beleuchten.

      Einfach mal jetzt die DFB-Ermittlungen abarten. Vor deren Abschluss wird sowieso niemand wer was erhellendes dazu sagen, der wirklich dazu in der Lage ist.

    • Korrekt. Ich finde diese Art und Weise völlig fehl am Platz. Er hat faktisch mit Hören-Sagen einen Spießrutenlauf losgetreten. Demibray hingegen hat sich so verhalten wie ich es mir von Tah gewünscht hätte.

  9. Hallo Sebastian, ich habe ein paar Fragen zu dem Artikel. (Übrigens völlig wertfrei)

    „Hier können nur Nadiem Amiri und Florian Hübner zur Aufklärung beitragen.“

    Das stimmt. Nur Amiri und Hübner können endgültig aufklären. Aber sollte nicht auch Union – wenn man den eigenen Worten (PK nach dem Spiel, Fischer „Von daher gilt es sicherlich, das aufzuarbeiten.“ ) auch Taten folgen lassen möchte – interessiert sein an einer für alle transparenten Darstellung? Und zwar schon bevor die DFL durch ist mit den Ermittlungen?

    Wir haben bisher ein „das hat er so nicht gesagt“ von Ruhnert. Das kann alles und nichts heißen. Hat er etwas komplett anderes gesagt? „Nur“ ein „Hurensohn“? Hat er etwas anderes rassistisches gesagt? „Scheiß Ausländer“ anstatt „Scheiß Afghane“? Was bedeutet „das hat er SO nicht gesagt“?

    Wieso wird nicht kommuniziert, wofür sich Hübner denn entschuldigt hat? Würde das nicht einiges klären? Hat er sich für eine übertriebene Beleidigung entschuldigt – oder für eine rassistische Beleidung?

    Und wie meinst du das „So lange aber ermittelt wird, werden wir aus guten Gründen gar kein öffentliches Statement von beiden hören.“ Was sind die „guten Gründe“ für Union? Die Hoffnung, dass am Ende Aussage gegen Aussage steht und das Ganze irgendwie glimpflich ausgeht?

    Ich bin sehr hin- und hergerissen bei dem Thema. Ich finde schon, das man das Thema „Wegducken Ja/Nein“ ansprechen kann. Ich bin da in manchen Punkten nicht bei dir. Und das, obwohl ich übrigens großer Union-Sympathisant bin.

    Grüße in die Runde!

    • @hannes Hier ist ein anhängiges Verfahren. Niemand der beiden wird sich öffentlich äußern und damit im Zweifelsfall eine Schuld für dieses Verfahren eingestehen. Würden sie sagen, wie sie sich tatsächlich beleidigt haben, könnten beide vielleicht gesperrt werden, obwohl es gar nicht rassistisch war. Hier würden dir Anwälte sicher immer zum Schweigen raten. Egal in welchem Fall. Denn alles kann auch gegen dich verwendet werden. Der 1. FC Union hat für seinen Angestellten auch eine Fürsorgepflicht. Deshalb kann der Verein hier erst einmal nicht weiter tätig werden. Wenn sie der Überzeugung wären, es wäre eine rassistische Beleidigung gefallen, hätten sie reagiert und ich bin mir sicher, dass das dann auch arbeitsrechtlich gedeckt wäre. Aber es muss halt belegbar sein. Sonst macht man sich als Arbeitgeber im Zweifel schadenersatzpflichtig gegenüber seinem Angestellten. Hinter dieser Gemengelage muss das öffentliche Aufklärungsinteresse zurückstehen.

      Ich hoffe, dass ich das richtig ausgedrückt habe. Im Zweifel darf mit Steffi die Legal-Expertin des Textilvergehens hier noch einmal ran.

    • Danke für die Einschätzung Sebastian!

  10. EisernerUwe

    Mit dem Textilvergehen bin ich immer sehr gut informiert, weiter so. Zu oben genannten Thema habe ich auch meinen Standpunkt, der sich allgemein mit deinem, Stefan deckt. Lassen wir den Verband ermitteln und zu einem hoffentlich objektiven Urteil kommen. Sollte, was ich vermute, Hübi recht haben, nicht diese beiden Worte gesagt zu haben, bleibt zu hoffen, daß der DFB Jonathan Tah wegen öffentlicher Verläumdung anklagt UND bestraft.
    Unserem Flitzer Becker, wie den anderen Verletzten schnellstmögliche Genesung.
    Allen Unionern und Angehörigen einen sonnigen ? Sonntag u.n.v.E.U. ?

  11. Danke Sebastian für die Einordnung!

    Hast du die Verpflichtung von Leon Dajaku vergessen. ;-)

  12. silberhacke

    was man hier besonders klar erkennt; und das gilt für das spiel, für die gemeinschaft, für die gesellschaft, für das geschehen auf dem platz und daneben, es gilt für beiträge und kommentare in medien und auch hier: RASSISMUS oder meinetwegen auch HERKUNFTSFEINDLICHKEIT SPALTET UND VERGIFTET. sie lassen sich nicht rechtfertigen. und DESHALB gehören sie bekämpft.

    EISERN

    • Da gebe ich dir vollkommen recht. Aber genau so müssen auch andere Unsportlichkeiten bekämpft werden. Es kann nämlich nicht sein, dass ein Spieler mit Migrationshintergrund Spieler ohne diesen, solange mit nichtrassistischen Beleidigungen wie Sohn einer Mutter und Missgeb…. piesackt, bis dem dann die Sicherungen durchbrennen, er sich dann zu einer entsprechenden Anwort hinreißen lässt und dann die große Rassismuskeule ausgepackt wird, ohne die Vorgeschichte zu betrachten. Unsportlichkeit gehört bestraft, ob rassistisch oder nicht. Und eine Beleidigung ist eine Beleidigung, ob nun rassistisch oder nicht. Wenn das nämlich nicht geschieht, dann spaltet es auch, weil mit zweierlei Maß gemessen wird.

  13. @Sebastian

    Ruhnerts Aussage ist sicherlich nicht exakt genau so relevant wie die mutmaßliche Beleidigung selbst, schon klar. Die Aussage „Ich möchte hier weder jetzt noch in Zukunft prüfen müssen, ob jede Diskursstufe der Rassismusdebatten der vergangenen Jahre mitgenommen wurde.“ lässt mich allerdings sehr ratlos zurück. Keine Ahnung, was das soll, wer das von dir fordert oder was du damit sagen willst. Und es ist natürlich vollkommen ok, dass wir zwei die Aussage Ruhnerts unterschiedlich bewerten, deine Haltung dazu lässt mich aber zumindest aufmerken. Ich glaube auch nicht, dass das vom Thema ablenkt.

    Im Gegensatz zu der eigentlichen Beleidigung ist diese Aussage eben auch belegt.

    • Finde das auch komisch und kann die Aussage nicht nachvollziehen, gerade bei den Rassismus relativierenden Kommentaren hier im Blog gestern, ganz unabhängig von Hübners (Un)Schuld. Da kannst du dich nicht einfach so rausziehen und mit so einem Satz das Ganze abkanzeln. Zumindest wenn ich ihn richtig verstanden habe.

      Ansonsten kann ich dir auch heute wieder in vielen Dingen folgen. Arbeits erstes Statement in der PK fand ich auch sehr gut und richtig. Auch wenn die Lage unklar ist kann man sich gleich klar Positionieren.

  14. Das Fallbeil der „BZ“ kam schnell nieder…
    Wenn es am Ende (schlussendlich) alles nicht so heiß gegessen wird, wie es gekocht wurde, weil es eben kein Rassismus, sondern emotionaler „Bolzplatzjargon“ war, frage ich mich, ob sich die Boulevardpresse auch mal entschuldigen kann? Wenn nicht, wäre das nämlich „erbärmlich!“
    Danke an Herr T., für eine Aussage, die er nicht beweisen kann!
    Ist der Ruf erst ruiniert…
    Das Netz schießt sich jetzt auf den Verein und seine Herkunft ein.
    Typischer Scheiß Verein aus dem Osten und alles nur asoziale Fans ist ja noch das harmloseste…
    Aber das ist ja keine rassistische Beleidigung, sondern nur beleidigend. Und das sollen wir tolerieren? Dann ist keiner mehr besser als der andere!

  15. Ich finde, die „Wir sind hier in Deutschland“-Sätze werden im Text ein bisschen leichtfertig abgetan. Ich finde die unangenehmer als irgendeine Beleidigung, zu der man sich in einer eskalierenden Situation hinreißen lässt.

  16. @Silberhacke, das kannst du vergessen. Schon die Bewohner von Unterdorf haben etwas gegen die Bewohner von Oberdorf. Warum? Vielleicht wegen der Hautfarbe? Keine Ahnung! Der Mensch?
    Es wird die Rassismuskeule geschwungen und übrig bleibt Beleidigung. J. Tah hat zu schnell und aus der Hüfte geschossen.

    Mag sein, dass mein Kommentar relativierend wirkt. Ist aber meine Wahrnehmung. Habe das Spiel, die Rangelei und das Interview gesehen.

    Das alles macht Rassismus nicht gut. Die Frage ist, haben wir am Freitag Rassismus erlebt?

    • Nein, die Frage ist nicht, ob wir am Freitag Rassismus erlebt haben, haben wir nicht! Die Frage ist, ob Amiri am Freitag Rassismus erfahren hat. Schon da fängt das Problem in der Sprache an. Wir erleben den Rassismus nicht, wir verstehen ja noch nicht einmal, warum einige sich rassistisch angegriffen fühlen, wenn wir in Alltagsrassismen abrutschen.

  17. Danke Herr Fiebrig – wenigstens eine objektive Einschätzung. Ich gehe damit absolut konform.

    Ich finde, dass diverse Personen hier einfach mangelndes Fingerspitzengefühl zeigen ohne sich der Faktenlage zu bedienen nur um Aufmerksamkeit und Klicks zu generieren. Da ist es dann nicht weit mit der Rufschädigung die man u.U. billigend in Kauf nimmt.

    Auch ein J. Tah hätte sich der Tragweite seiner Anschuldigungen bewusst sein müssen. Als nicht direkt Beteiligter hätte er sich nicht zu diesen Anschuldigungen hinreißen lassen sollen.

  18. Das ist ein Problem.
    Ja, Amiri erlebt Rassismus,
    Und jeder der dabei ist, erlebt ihn nicht, nur weil er nicht betroffen ist?

    Würde man hier folgen, wäre die Bekämpfung von Rassismus in Deutschland allein den Menschen vorbehalten, die nicht deutsch aussehen, handeln, denken oder wie jetzt? Weil die Mehrheit Rassismus nicht erleben kann?
    Rassismus geht über das Schema Minderheit/ Mehrheit hinaus.
    Im Artikel steht die Zusammenfassung zum Thema. Ich denke Rassismus lässt sich nicht halten.

    • Rassismus erleben und Rassismus wahrnehmen und dagegen vorgehen, sind aber schon zwei verschiedene Dinge.

  19. Das mit dem Rassismus ist so eine Sache, es scheint als gilt es nur als Rassismus wenn ein Weißer einen aus einen anderen Kulturkreis beleidigt. Ich finde es schon rassistisch wenn einer schreit: Black leafs Matter, denn alle sind wichtig und keiner ist wichtiger, das nenn ich Antirassismus. Und es ist zu beobachten das manche eine Überempfindlichkeit an den Tag legen die sie anderen aber nicht zugestehen, die sollen alles ertragen.
    Eisern und Unabsteigbar

    • Bei Dir heisst das so allerdings „Schwarze Blätter zählen“.

    • Eisern bleiben

      Hallo @Dieter,

      das ist jetzt ein Kommentar indem es gar nicht um Sport oder Union geht. Ich wollte aber deinen Text nicht einfach so stehen lassen. Obwohl du ja, so wie ich es verstanden habe, auch versucht antirassitisch zu denken und zu handeln. Das ist schonmal toll finde ich.

      Deshalb hoffe ich, dass du dir die Zeit nimmst und diesen Text ließt, ohne direkt eine Abwehrhaltung einzunehmen. Denn mit Rassismus sollten sich gerade auch weiße Menschen beschäftigen und offen sein dazuzulernen. Schwarze Personen werden in Deutschland jeden Tag aufs Neue mit diesem Thema konfrontiert und können dagegen gar nichts tun. Sie erleben es am eigenen Leib. Ich weiß, wovon ich spreche. Als weißer Mensch kann man dem Thema aus dem Weg gehen.

      Zu deinem ersten Punkt: „Rassismus gegen Weiße“ Mhh das ist eine schwierige Frage, denn weiße Menschen werden aufgrund ihrer Hautfarbe nirgendwo auf der Welt benachteiligt. Schwarze Menschen erleben hingegen ständig Diskriminierung. Sie bekommen z.B. nachweißlich viel schlechter eine Wohnung oder einen Job bei gleichen Qualifikationen, oder erleben ständig im Alltag Beleidigungen, werden regelmäßig voller Ekel angesehen. Sie werden in Filmen und Serien nicht repräsentiert, ihre individuellen Handlungen werden oft auf eine ganze Ethnie bezogen … Die Aufzählung könnte noch viel weiter geführt werden und trifft nicht auf weiße Menschen zu. Weiße Menschen werden sicher auch einmal beleidigt, aber ihre Hautfarbe ist für sie im alltäglichen Leben kein Nachteil. Eigentlich sollte man sich als Weiße Person eher seiner Vorteile bewusst werden. So kann ich nicht davon sprechen, dass es Rassismus gegen Weiße gibt.

      Dein zweiter Punkt „All Lives Matter“ ist mir aber wichtiger: Der Slogan „Black Lives Matter“ heißt auf Deutsch einfach nur „Schwarze Leben zählen“. Er heißt nicht: „Only Black Lives Matter“ also „NUR Schwarze Leben zählen“. Es wird also nicht ausgesagt, dass Schwarze Leben wichtiger sind als andere. Nur, dass sie wichtig sind.
      Nach dem rassistischen Mord in Minneapolis sollte dieser Spruch den öffentlichen Fokus auf rassistische Morde legen. Dafür ist er doch geeignet. Und dieser Fokus ist wichtig. Wenn du an einem Esstisch als einzige Person nichts zu Essen bekommst würdest du wahrscheinlich sagen: „Ich möchte auch etwas essen.“. Die Antwort des Gastgebers „Alle wollen etwas Essen“ ist keine gute Entschuldigung und macht dich nicht satt.
      Manchmal muss ein Fokus auf ein ganz bestimmtes Problem gelegt werden, um es lösen zu können.

      Ich hoffe ich konnte dir das ganze Thema ein bisschen näherbringen. Und hey? Es gibt tolle Bücher von Schwarzen Menschen zu dem Thema (z.b. der Spiegel Bestseller: „Exit Racism“ von Tupoka Ogette). Vielleicht liest du dich einmal im nächsten harten Lockdown ein bisschen in das Thema ein. Danach kannst du ja trotzdem bei deiner Meinung bleiben, obwohl ich nicht glaube, dass man das schafft. Und wie oben beschrieben: Andere Menschen in diesem Land können sich dem Thema Rassismus nicht einfach so entziehen.

      Und auf eine Sache können wir uns doch sicher einigen: U.N.V.E.U.

  20. @Sven, lass gut sein. Ich brauche solche Wortspielereien nicht. Das wird dem Thema auch nicht gerecht.

  21. Alter weißer Mann

    Auf der anderen Seite steht recht unwidersprochen im Raum, dass es am Freitagabend von Vertretern beider Mannschaften sogenannte „unschöne“ Äußerungen gab, die „nicht auf den Fußballplatz gehören“, und die auch ins Derbe abgeglitten waren.

    So soll ein Leverkusener Profi der Mutter eines Köpenicker Kollegen unterstellt haben, der Prostitution nachgegangen zu sein –

    der Klassiker der sexistisch eingefärbten Schmähung. Spielte derlei eine Rolle, als Amiri darauf verzichtete, Ross und Reiter zu nennen? Griff gewissermaßen das Glashausprinzip?

    Quelle:https://www.sueddeutsche.de/sport/union-leverkusen-rassismus-amiri-1.5177052

    • Die Schilderung der SZ ist die bisher treffendste Darstellung der uneindeutigen Sachlage – unemotional-sachlich und ohne Schaum vor dem Mund. Respekt.

  22. Bei Debatten, was rassistisch, sexistisch, diskriminierend oder beleidigend ist, sollte die letzte Deutungshoheit immer bei den Betroffenen liegen. Eine Aussage kann beleidigen oder diskriminieren, auch wenn es nicht so gemeint ist.
    Aus diesen Gründen finde ich es fragwürdig , dass Ruhnert feststellt, „für uns hat es diese rassistische Thematik {….} so nicht gegeben.“
    Eisern

  23. Das Amiri angeblich Uhrensohn und Miss Geburt gesagt haben soll, geht völlig unter.
    Auch das Andrich.während des Spiels als W.Ichser bezeichnet worden sein soll.

    Es geht nur um den Afghanen nach dem Motto „Ich habe gehört das jemand gehört hat“. Wenn sich jetzt rausstellt das da gar nichts rassistisches war, wäre das mehr als respektlos von LEV und eine Entschuldigung fällig.

    Mir tut es jedenfalls jetzt schon leid für Amiri und Tah wenn nächste Saison wieder mit Zuschauern gespielt werden. Die Bierbecher werden nur so fliegen.
    Da ist es eigentlich egal wie der Fall ausgeht. Hängenbleiben wird immer was.

  24. Das lehne ich komplett ab. Das Recht, und das ist eine hohe Errungenschaft, urteilt ohne das Ansehen der Person. Wenn zu entscheiden ob etwas rassistisch oder nicht rassistisch ist am Ende durch das Befinden Einzelner entschieden wird, geht jeder objektive Maßstab zu Beurteilung verloren, dann bekommt jeder sein einzelnes Rassismusgesetz, was dem Gedanken, dass Gesetze und Regeln etwas Allgemeines ausdrücken völlig zuwider läuft.
    Es gibt objektiv Rassismus und dafür gibt es (leider) jede Menge Kriterien und diese sind für das Beurteilen, ob etwas Rassistisches vorgefallen sei, heranzuziehen, nicht aber das Empfinden der Betroffenen. Zumal es ebenso das Hohe Gut unterliefe, dass jede vermeintlich justiziable Tat durch unparteiische (also gerade nicht Betroffene) Richter beurteilt werden soll.

  25. Normalerweise reicht eine nichtöffentliche Entschuldigung für etwas nicht öffentlich Beleidigendes. Wenn nun Dritte einen öffentlich inszenierten Canossagang fordern, sind sie wirklich bereit zu verzeihen? Oder fühlen sie sich nicht nur in ihrer vermeintlichen moralischen Überlegenheit bestätigt?

  26. […] Das war der erste große Aufreger des Wochenendes schon am Freitagabend, als Jonathan Tah vor laufender Kamera bei DAZN die übliche sportliche Eingangsfrage im Interview ignorierte und erst mal darüber sprach, was seinem Teamkollegen Amiri vorher passiert sei. Dieser sei rassistisch beleidigt worden, Tah nennt auch die explizite Wortwahl.Zwei Erkenntnisse aus dieser Situation: Zunächst natürlich das Erstaunen, dass solche Aussagen im Jahre 2021 immer noch fallen. Weniger, weil wir dachten derartiges Denken sei passé, sondern weil wir dachten, die Medienschulungen der Vereine und der Werdegang über NLZs würde dafür sorgen, dass die Spieler zumindest clever genug sind, sowas nicht mehr laut auszusprechen.Zum anderen aber auch das Positive daran: Noch vor ein paar Jahren hätte Tah die ihm gegebene Bühne vielleicht nicht so genutzt und erst mal die sportlichen Fragen abgearbeitet und dann vielleicht am Ende noch einen Nebensatz dazu verloren. Dies zeigt also auch, dass Rassismus als Thema deutlich präsenter ist und offener dagegen vorgegangen wird – immerhin.Amiri (Deutscher Nationalspieler) gab am Folgetag bekannt, dass der Spieler (Florian Hübner) sich bei ihm in der Kabine entschuldigt habe und nahm die Entschuldigung an, beide Vereine äußerten sich danach in dem Bemühen, die Geschichte weiter zu beruhigen.Und dann kam Unions Manager Oliver Ruhnert, der im Pressegespräch zunächst (legitim) äußerte, dass Florian Hübner die kolportierte Beleidigung „so“ nicht von sich gegeben hätte – und dann nachlegte, Hübner hätte ja auch eine Lebensgefährtin „deren Hautfarbe nicht weiß ist“. Puh…Mehr dazu aus Sicht von Union lest Ihr beim Textilvergehen. […]

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