Blog State of the Union

Union ist immer noch so gut wie die Tabelle sagt

Unter anderem hier im Blog wurde in den vergangenen Tagen etwas darüber diskutiert, ob Union angesichts der aktuellen Planübererfüllung seine Saisonziele korrigieren sollte oder muss. Ich kann ehrlich gesagt nicht ganz so viel damit anfangen, weil ich weder für die Mannschaft selbst noch für Fans sehe, was sich damit wirklich ändern würde.

Union Christopher Trimmel
Egal an welchem Ziel gemessen, Christopher Trimmel ist zufrieden. Photo: Matze Koch.

Denn dass niemand mit einem richtig angeschraubten Kopf die Erwartungen an Union, bei deren nicht-erreichen man mit der Arbeit der Mannschaft und des Vereins unzufrieden wäre, nach oben schrauben würde, dürfte ja ziemlich klar sein. Denn die messen sich nicht am aktuellen Tabellenplatz, sondern an Unions sportlicher und wirtschaftlicher Ausgangsposition. Und die bedeuten weiterhin, dass jeder Klassenerhalt ein großer Erfolg ist.

Andersrum dürfte das Saisonziel für die Arbeit der Mannschaft keine so große Rolle spielen. Denn Urs Fischer wird sich vor den anstehenden Spielen kaum vor die Mannschaft stellen und sagen: „Naja, wir spielen heute gegen Wolfsburg/Leverkusen/Raba, aber ob wir da gewinnen ist eigentlich auch egal, denn die Punkte sind für das Saisonziel ja nicht eingeplant.“ Ich glaube wirklich nicht, dass der Trainer ein ambitionierteres Saisonziel braucht, um die Mannschaft zu Leistung zu motivieren.

Durchaus interessant auch für den wahrscheinlichen Ausgang der Saison ist aber, ob Union mit seinen Leistungen bisher den phantastischen fünften Platz in der Tabelle wirklich rechtfertigt, oder ob der vielleicht glücklich zustande gekommen ist, und auch deshalb ein Absinken zu befürchten wäre. Wir haben hier in Sotu zuletzt nach dem siebten Spieltag darauf geschaut, jetzt, nach weiteren sieben Spielen, kann man das durchaus wieder einmal tun. Auch weil ein verwirrender Faktor dabei, die Stärke der Teams, gegen die Union schon gespielt hat, sich in der Zwischenzeit zumindest ein Stück weit ausgeglichen hat.

Und wenn wir versuchen, diese Frage mit Statistiken zu beantworten, zeigt sich: Union kann seinen Tabellenplatz immer noch rechtfertigen. Zum Beispiel gemessen an den expected goals, die aussagen, wie gute Chancen sich die Mannschaft erspielt und dem Gegner erlaubt. Da ist Union aktuell (laut FBRef/Statsbomb) Vierter. Zwar hat die offensive Produktion etwas abgenommen (Union ist Neunter in der Liga), defensiv zeigt sich die Mannschaft aber noch stabiler: Nur Raba lässt weniger/schlechtere Chancen des Gegners zu.

Schüsse und Effizienz in der Bundesliga, Quelle: Fbref.com

An Unions offensiven Zahlen ist auffällig, dass die Mannschaft im Vergleich zum Rest der Liga nicht besonders viele Schüsse generiert, mit den Offensivaktionen aber überdurchschnittlich erfolgreich ist. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das eine Frage von etwas Glück oder einem funktionierenden System ist, denn es fällt mir auf Anhieb keine durchschlagende systematische Erklärung dafür ein. Aber wenn man sich die nach Toren pro Torschuss sortierte Tabelle anschaut zeigt sich immerhin, dass diese das Kräfteverhältnis der Liga ganz gut abbildet. Auf die eine oder andere Weise ist das also schon eine Erklärung für Unions sehr gute Saison. Jedenfalls gibt es keinen Grund, sich über Unions Chancenverwertung zu beschweren.

Die Statistiken über Unions Passspiel sehen übrigens inzwischen mehr aus wie die aus der vergangenen Saison, mit den zweitwenigsten flachen und den drittmeisten hohen Pässen in der Liga. Das heißt aber auch nicht, dass die spielerische Entwicklung der Mannschaft Einbildung gewesen wäre, denn ganz so einfach lässt sich das Spiel der Mannschaft auch nicht in Statistiken abbilden. Vielleicht sieht man hier aber auch, dass Union angesichts der Personalprobleme der letzten Monate den Plan noch einmal adaptieren musste (mit Max Kruse, Nico Schlotterbeck und Robert Andrich fehlen oder fehlten wichtige Stützen von Unions konstruktivem Spielaufbau).

Dagegen ist die defensive Identität der Mannschaft weiterhin auch in den Statistiken klar zu sehen: Noch immer hat keine andere Mannschaft so viele Tacklings im eigenen Verteidigungsdrittel und wie Union, und keine weniger im eigenen Angriffsdrittel. Das heißt, dass die Mannschaft sehr genau weiß, wo sie den Gegner wie unter Druck setzen will.

Auch in der Saisonprognose von 538 ist Union übrigens inzwischen im vorderen Mittelfeld angekommen.

Bundesliga-Prognose von 538.

Unions Stürmersuche

Noch gibt es keine Vollzugsmeldung bei Unions Suche nach einem neuen Stürmer, und auch keine neuen Namen, die diskutiert werden. Im Raum steht weiter eine Verpflichtung von Kasper Junker vom norwegischen Überraschungsmeister FK Bodø/Glimt. Zu diesem Verein und seiner Entwicklung gibt es einen lesenswerten Text auf Englisch von der New York Times.

Das schreiben währenddessen die Berliner Medien über Union:

Dass Union aber gerade auch sportlich eine der spannendsten Geschichten der Liga ist, sieht man auch daran, dass der Verein Thema der Bundesliga-Kolumne des Guardian ist. Auch die Süddeutsche schreibt über Union, aber nur als Folie für andere weniger erfolgreiche Berliner Vereine.

8 Kommentare zu “Union ist immer noch so gut wie die Tabelle sagt

  1. Inko gnito

    Wenn die Truppe Gladbach Dortmund von den CL-Plätzen fernhält und vielleicht noch Wolfsburg Hoffenheim von den CL Plätzen, tun die sehr viel für den fairen Wettbewerb in der Bundesliga

  2. Ich erinnere mich vage an eine Saison-Prognose bei euch, bei der anhand der Qualität der Bundesliga-Kader Union im vorderen Drittel gesehen wurde. Damals dachte ich „wow, sehr mutig“, heute denke ich „gut gesehen.“

  3. Würdet Ihr bitte das z.Z. in Leipzig ansässige Konstrukt nicht liebevoll „Raba“ nennen. Der offizielle Name RasenBallsport ist hinreichend bescheuert. Man muss nicht mal Schimpfworte oder Verballhornungen benutzen.

    • Ich finde ja „Reklameballsport“ noch ein bisschen respektloser, wie wär’s damit?

  4. Echt aufwendige Beweisführung, dabei ist Fußball doch so einfach. Wer mehr Tore schießt, oder weniger bekommt als der Gegner der Gewinnt. Und ein Blick auf die Tabelle zeigt das wir in beiden Kategorien ganz vorne stehen. Geschossene Tore: 29, Platz 2 nur die Bayern sind besser, Gegentore: 18, Platz 4, nur Leipzig, Leverkusen und Wolfsburg sind besser.

  5. Die Effizienz sehe ich in den verwandelten Standards.
    Natürlich sehe ich auch gern Tore die aus „echten“ Schüssen entstehen. Darf dann auch gern aus 20 m sein. Da wäre noch Luft nach oben…?.

  6. Mario Draghi

    @Roger: Ich war einer derjenigen, die die damalige Prognose für abenteuerlich hielten; und ich habe meine Meinung auch nicht geändert.
    Pohjanpalo und Awoniyi waren zum Zeitpunkt der Prognose noch gar nicht verpflichtet. Könnte sogar sein, dass auch Kruse es noch nicht war – jedenfalls stand in den Sternen, wann Kruse wieder spielen kann. Stellt sich also – zumindest für mich – die Frage ob es eine gute Prognose war oder ein blindes Huhn schlicht auch mal ein Korn gefunden hat. :-)

  7. Mario Draghi

    Man kann RB ja auch einfach „ES“ nennen.

    In Anlehnung an einen häßlichen Clown mit der gräßliche Fratze des Bösen.

    :-)))

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