Blog State of the Union

Derby-Woche ohne Kribbeln

Ich weiß nicht wie es euch geht. In normalen Zeiten oder besser pandemielosen Zeiten würde bei mir jetzt langsam die Vorfreude losgehen. Es ist Derby-Woche. Während ich mich an das Hinspiel mit der unfassbaren Choreo, der aufgeladenen Stimmung und die bebende Alte Försterei nach Polters Siegtor trotz auch einiger unschöner Szenen noch immer gerne erinnere, weiß ich vom Rückspiel nur, dass ich die erste Halbzeit beim Tischtennisspielen im Park auf dem Handy verfolgt habe.

Ohne Hinzuschauen zum Derbysieg, Polter beim Elfmeter, Foto: Matze Koch

Oder eben nicht wirklich verfolgt habe. Die zweite Halbzeit hat mich dann aus mehreren Gründen noch weniger fesseln können. Steffi hat es im Podcast passend formuliert: „Ein Derby lebt von der Lokalrivalität, die aber nur dadurch stattfindet, dass da halt Menschen im Stadion sind.“

Trotz der relativen Emotionslosigkeit mit der ich auf diese Woche und das Spiel blicke, bleibt Berlin natürlich rot-weiß.

Und zum Glück scheint zumindest Max Kruse sich schon auf das Spiel in Charlottenburg zu freuen: „Ich habe schon einige Derbys gespielt. In Berlin noch nicht. Ich bin sehr gespannt und voller Vorfreude. Freitagabend, 20.30 Uhr – was gibt es Geileres im Fußball?“

Hoffentlich können wir Kruse im Rückspiel einen Eindruck davon verschaffen, was es noch wesentlich Geileres gibt. Eine ausverkaufte Alte Försterei beim Derby beispielsweise. Und auch wenn dieser Wunsch in diesen Tag etwas tollkühn wirkt, können wir dank der DFL-Spielplaner zumindest darauf hoffen. Schließlich findet das Rückspiel erstmalig seit Union in Pflichtspielen auf Hertha trifft in der Alten Försterei statt. Im April.

Interview mit Oliver Ruhnert

Im Kicker (Printausgabe) ist ein Interview mit Oliver Ruhnert erschienen in dem er auch etwas distanziert auf das anstehende Derby blickt:

Mir graut es ein bisschen vor dem Derby und dieser Kulisse. Im Mai in dieses Riesenstadion zu kommen und diese Katastrophenatmosphäre miterleben zu müssen war ein schlimmes Erlebnis. Da habe ich das erste Mal so richtig gemerkt, was los war. Dazu kam noch der Spielverlauf. Das war eines der wenigen Spielen, in denen wir von der Mannschaft enttäuscht waren, weil sie naiv aufgetreten ist.

Natürlich geht es in dem Interview auch um Max Kruse. Oliver Ruhnert verrät, dass Kruse bisher als absoluter Teamplayer auftritt und warum ihn Union geholt hat: „Wir hatten eine Idee, dass es uns gelingen wird, mit ihm auch in die Zwischenräume zu kommen, Spielfortsetzungen zu haben, durch die unsere Schnelligkeit und Qualität über außen noch mehr zum Tragen kommt. Dafür müssen diese Spieler aber in anderen Räumen eingesetzt werden als in der vergangenen Saison. Dabei hilft Max.“

Bleiben beide schlussendlich hoffentlich über den Sommer hinaus bei Union: Urs Fischer und Oliver Ruhnert, Foto: Matze Koch

Außerdem sprach er über seine eigene Zukunft, die eher bei Union, ziemlich sicher nicht bei Schalke und vermutlich auch nicht in der Bundespolitik liegt. Dabei ließ er durchblicken, dass sein eigener Vertrag sogar mittlerweile länger laufen könnte, als offiziell bekannt ist (Mai 2021). Zudem verriet er wenig überraschend, dass mit Urs Fischer über den Sommer hinaus verlängert werden soll.

Max Kruse vor Rückkehr in die Nationalelf?

Urs Fischer hat derweil im Mediengespräch verraten, dass er sich über eine Rückkehr von Max Kruse in die deutsche Nationalmannschaft freuen würde: „Er war eine lange Zeit weg, aber am Ende geht es über Leistung. Wenn Jogi Löw die Meinung hat, ihn aufbieten zu wollen, wird er das tun.“

Jubel im richtigen Trikot, Foto: Matze Koch

Ich weiß nicht ob dieses Szenario wirklich realistisch ist und könnte persönlich auch ganz gut darauf verzichten, da ich mir dann wohl mal wieder ein Länderspiel anschauen müsste, was ich schon Jahre nicht mehr gemacht habe. Ob Jogi Löw diese Entscheidung noch treffen darf, steht zudem ja eh in den Sternen. Hoffen wir einfach, dass Captain Tsubasas, ähh Max Kruses Qualitäten weiterhin so gut sichtbar werden. Das würde bedeuten, dass auch die restliche Mannschaft gut spielt wie Sebastian gestern im Podcast richtig analysierte.

Weitere Medienberichte:

Union-Geschichte

Gestern vor 20 Jahren nahm Unions legendärer Pokallauf so langsam Formen an. Im Achtelfinale schaltete man mit dem SSV Ulm den dritten Proficlub nacheinander aus und zog ins DFB-Pokalviertelfinale ein. Im Gegensatz zu Sebastian war ich leider nicht vor Ort, durfte dann aber die beiden nachfolgenden Siege in der Alten Försterei bewundern.

Für mich ist das Team aus der Saison 2000/2001, vor allem das der Rückrunde mit Daniel „Texas“ Teixeira, vielleicht immer noch das Team, welches mich emotional am meisten mitgenommen hat. Der Grund ist aber wahrscheinlich eher altersbedingt zu suchen und liegt nicht an den folgenden nicht weniger legendären Mannschaften.

Und sonst so

Die zurückliegenden Tage waren für die Fußballwelt sehr traurige. Nun ist auch noch Senegals erster WM-Torschütze Diop mit nur 42 Jahren gestorben. Ich kann mich noch gut daran erinnern wie ich damals als Schuljunge am frühen Nachmittag – oder sogar noch früher – enthusiastisch die WM in Japan und Südkorea verfolgt habe. Beim Eröffnungsspiel traf Papa Bouba Diop gegen den amtierenden Weltmeister Frankreich, sodass das Team um Zidane  verlor und später sogar in der Vorrunde ausschied. Der Senegal erreichte bei seiner ersten WM-Teilnahme dagegen sensationell das Viertelfinale.

Der Doppelpass hat gestern mal wieder bewiesen welch fragwürdige Stammtisch-Runde die Sendung mittlerweile geworden ist. Steffen Freund hat sich rassistisch geäußert, ohne, dass es Widerspruch gab. Später hat er seine Aussagen mit einer komischen Relativierung fast noch verschlimmert. Naja, ich schaue die Sendung eh schon seit Jahren nicht mehr und werde es zukünftig wohl auch nicht tun.

Der Mainzer Q-Block bleibt derweil stabil.

7 Kommentare zu “Derby-Woche ohne Kribbeln

  1. das mit dem Berby (in Berlin / Herby in Hamburg / Merby in München) sieht halt jeder etwas anders, denn ich habe schon Lampenfieber und mein Button Berlin sieht rot begleitet mich jetzt mindestens bis Freitag. Am Freitag gibts dann auch volle Fankleidung, da müssen meine Kunden durch, meine Kollegen übrigens auch

  2. Eiserner Uwe

    Temperaturen? Ein i zuviel.

  3. Eiserner Uwe

    Teixeria? Ein i zuviel.

  4. Solange Löw Bundestrainer bleibt (seit einer Stunde wissen wir, das er 2021 auf jeden Fall bleibt) wird eher Marvin Nationalspieler als Max. Dafür ist damals zuviel Glas zerbrochen zwischen Löw/Kruse.

    Die Sache mit Steffen Freund wird mir zu.hoch gehangen. Ist es denn so falsch was er sagte? Ein Bentaleb hat überall Probleme gemacht (5.Suspendierung bei S04 !!!), das kann nicht immer an anderen liegen. Wir gehen doch alle so durchs Leben wie wir erzogen wurden, bei den meisten hoffentlich mit Respekt und Freundlichkeit. Bin ich deshalb jetzt auch ein Rassist?

    • Felix Morgenstern

      Hallo Michael, ich kenne dich ja nicht und möchte daher erst recht nicht beurteilen, ob du ein Rassist bist. Das steht mir genauso wie bei Steffen Freund nicht zu. Steffen Freund hat sich aber klar rassistisch geäußert, da er der Meinung ist, dass Bentaleb und Harit aufgrund ihrer Herkunft undiszipliniert sind. Hätte er bspw. gesagt beide sind Idioten und daher undiszipliniert, wären seine Aussagen zumindest nicht rassistisch gewesen. (Ich wollte damit nicht sagen, dass Harit und Bentaleb Idioten sind… Ich kenne sie ja nicht ;) ) So hat er halt eine verallgemeinernde, rassistische Aussage getroffen.

  5. […] Medien beginnen indes schon mit ihren Vorschauen zum Derby. Wie weit das emotional weg ist, hat Felix hier ja gestern schon geschrieben. Und dass der Fokus in den Artikeln eher auf den personellen und spielerischen Problemen von Hertha […]

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