Blog State of the Union

Unions Ziel ist nicht Europa, sondern die Etablierung in der Bundesliga

Als Fan einer Fußballmannschaft geht vieles gleichzeitig. Ich kann Max Kruse als Spieler toll finden, mich von seinem Insta-Game unterhalten lassen und gleichzeitig davon genervt sein, wenn Unions Erfolg im Zweifel nur an ihm festgemacht oder aus irgendeinem seiner zahlreichen Posts auf Instagram oder einem Satz aus einem Twitch-Stream eine riesige Geschichte gemacht wird. Und genauso kann ich aktuell Platz 5 genießen (oder vielmehr die 15 Punkte von Union), ohne dass ich Urs Fischer meinen alten ADAC-Straßenatlas für Europa per Post schicke, damit er schon mal weiß, wo es langgeht, falls in der Europa-League-Quali das Spiel gegen Sheriff Tiraspol auf dem Plan steht.

Die Bild rechnete heute (nicht online) aus vergangenen Spielzeiten eine 63-prozentige Wahrscheinlichkeit heraus, mit der Union nächstes Jahr Europapokal spielen würde. Das ist natürlich an den Haaren herbeigezogen und wir alle wissen das. Es gibt für Union zwei große kurz- und mittelfristige Herausforderungen. Die kurzfristige ist die Verletzungsmisere, die vor einer Zeit mit Englischen Wochen, wirklich unpassend kommt und den Druck auf die gesunden Spieler erhöht.

Union hat ganz andere Herausforderungen als Europa

Die mittelfristige Herausforderung sind die finanziellen Ausfälle durch die Coronavirus-Pandemie. Es ist schlicht nicht absehbar, ob und wann wieder seriös ausreichend Zuschauer ins Stadion können, damit sich der Betrieb auch finanziell lohnt (dass auch wenige Tausend Fans eine Unterstützung für die Mannschaft sind, ist klar). Es ist dementsprechend auch offen, ab wann das Veranstaltungsgeschäft wieder den vollen Betrieb aufnimmt.

Die Auswirkungen hätten wir zum Teil in den Zahlen gesehen, die Union auf der Mitgliederversammlung präsentiert. Da die Veranstaltung vor einiger Zeit ins 1. Quartal 2021 verschoben wurde (Vereinsmitteilung), bekommen wir hier zunächst keinen Einblick in das abgelaufene Geschäftsjahr oder in die Prognose für die laufende Saison.

Union verbraucht aktuell Reserven, heißt es. Doch welche sind das? Und wie lange reichen die? Das sind die Fragen, die neben dem aktuellen Spielbetrieb zu stellen sind.

Wer so ein bisschen über Bande herausfinden möchte, wie Unions Präsident denkt, ist sicher sehr gut bei der schon vor einiger Zeit empfohlenen Podcast-Episode von Wir – Union vereint mit Dirk Zingler aufgehoben. Hier kann man schon recht viel über Zeiträume und Ziele heraushören, in denen der Präsident denkt. Und solch eine umfassende Krise wie die, die wir gerade erleben, bietet auch die Chance, in der Entwicklung etwas schneller voranzukommen, weil andere Clubs aktuell vielleicht gar keinen Handlungsspielraum mehr haben. Aber, um den Bogen zum Thema Europa vom Anfang zu schließen, das Ziel wäre dann schnellere Etablierung in der Bundesliga und nicht Teilnahme am Europapokal.

Fahne mit „Irgendwann einmal spielt Union auch international“ beim DFB-Pokal in Halberstadt, Foto: Matze Koch

Eintracht Frankfurt mit positivem Corona-Fall

Aymen Barkok von Unions nächstem Gegner Eintracht Frankfurt wurde positiv auf das Coronavirus getestet (Kicker). Hoffen wir, dass sich nicht mehr Spieler angesteckt haben.

Ansonsten berichten Bild/BZ davon, dass sich Max Kruse durch die Manndeckung bei der Partie in Köln wie Maradona im WM-Finale 1990 gefühlt habe. Und im Kurier beschäftigt sich die Union-Kolumne mit dem Alter von Fußballspielern.

Der Westfälische Anzeiger fragt sich derweil, wo Union den Bus parkt. Und da zeigt sich, dass Unioner überall sind. Nicht nur als Botschafter im Vereinigten Königreich, sondern auch als Amtsleiter in Rhynern.

Und sonst so?

„Wie geht es weiter mit der Regionalliga Nordost?“, fragt sich der RBB und zeigt drei Szenarien auf.

Union bedankt sich bei allen, die für die Aktion „Winter, mollig warm“ gespendet haben (Vereinsmitteilung).

Außerdem gibt es einen spanischsprachigen Union-Podcast. Wer da in die aktuelle Episode reinhören möchte, kann das hier machen.

Seit Dienstag wird das Ernst-Abbe-Sportfeld in Jena abgerissen (Jenaer Nachrichten). Für mich geht damit ein weiterer Ort meiner Kindheit verloren, denn da habe ich Mitte der 80er Jahre meine ersten Fußballspiele im Stadion gesehen. Wenn alles gut geht, steht ab 2023 am gleichen Ort das neue Stadion.

9 Kommentare zu “Unions Ziel ist nicht Europa, sondern die Etablierung in der Bundesliga

  1. Mir scheint, dass durch die November-Hilfen des Bundes die finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise zumindest ab diesen Monat gemildert werden. Denn meiner Meinung nach haben auch Sportvereine Anspruch auf Erstattung von 70% ihres Umsatzes von letzten November, und wenn der Lockdown verlängert wird, sollen diese Hilfen ja verlängert werden.

  2. Jo van der Linde

    Danke Sebastian für die heutige Kolumme…sie spricht mir sowas von aus dem Herzen..dieses spekulieren und hochschreiben von bestimmten Boulvardmedien, es geht mir ziemlich auf die Nerven…
    Ich will nicht nach Europa, ich will bald wieder in die alte Försterei! Wo diese Gier nach Europa hinführt sieht man ja aktuell bei Schalke 04…stabile Finanzen, ne Erweiterung des schönsten Stadions der Welt, und weiter ehrlichen Fussball schauen…Dazu eine Führung die NIE vergisst das die Mitglieder und die Fans die Herzkammer von Union sind…
    Eisern euer Bluesunioner

  3. Maria Draghi

    Ich denke, die verbale Reaktion von UF ist auch darauf zurückzuführen, dass der Färber von der Morgenpost ihn vor ca. 3 Wochen in einer PK schonmal danach gefragt hatte und er da sein völliges Desinteresse artikulierte. Färber hatte dann aber trotzdem einen Artikel geschrieben, der genau das Gegenteil von dem impliziert hat, was UF in der PK gesagt hatte. Eigentlich auch extrem dumm vom Färber, so offensichtlichen Unsinn zu schreiben. Jedenfalls dacht UF wohl jüngst, wenn die Presse sowieso schreibt, was sie will, dann muss ich meinerseits so drastisch wie möglich formulieren.

  4. Maria Draghi

    PS: Das Wort „Jedenfalls“ im letzten Satz ist natürlich Unsinn. „Vielleicht“ wäre eine bessere Wahl gewesen.

  5. Danke Sebastian für deinen Text heute. Was mich bei allem auf dem Boden bleiben doch durch den Tag getragen hat, ist dein Verweis auf Sheriff Tiraspol. Ich habe vor ca. 10 Jahren ein paar Monate in Chisinau gelebt und stand bei meinem Besuch in Transnistrien auch vor dem Sheriff-Stadion, aber leider fand kein Spiel statt. Alleine diese Erinnerungen und Gedanken daran wurden heute wieder wach.
    Auch wenn ich natürlich die Meinung aller teile, dass wir lieber aufpassen sollten, nicht wieder nach Sandhausen fahren zu müssen…
    Schönen Abend euch!

  6. Maradona ?

  7. Maria Draghi

    Erst Gott (Karel) und nun auch noch seine Hand… Que triste…

    Adios Amigo!

  8. Elegante Fahnen, Danke fürs Foto! Ich war damals ein paar Mal in anderen Stadien, u.a. beim Chisinauer Stadtderby Zimbru gegen Rapid oder auch beim moldauischen Pokalfinale, das ausgerechnet Iskra Stal Rybnitsa aus Transnistrien gewann ;)

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