Blog State of the Union

Unions Test mit Stehplätzen war erfolgreich und vielleicht kann das für die Bundesliga so bleiben

Ich kann mir vorstellen, wie erleichtert alle an Organisation des Tests von Union gegen Nürnberg Beteiligten gewesen sein müssen, als die Partie herum war und allenthalben nicht nur das Hygienekonzept auf engstem Raum, sondern auch das Verhalten der Zuschauer gelobt wurde. Denn dieses Spiel stand unter schärfster Beobachtung. Einerseits musste vor Ort alles klappen, war es doch das erste Spiel in Berlin unter der neuen Infektionsschutzverordnung, die Veranstaltungen mit bis zu 5000 Teilnehmenden erlaubt. Und andererseits gab es bestimmte Politiker, die das vor allem wegen eines unterstellten irrationalen Fanverhalten sehr skeptisch sahen. Überdies durfte die Veranstaltungen nicht die Bemühungen der DFL-Clubs nach Zuschauern im Stadion torpedieren, sondern bestenfalls unterstützen. Union selbst wollte zusätzlich noch beweisen, dass alle Vorkehrungen auch mit Stehplätzen funktionieren. Das nenne ich mal ordentlich Druck für ein Testspiel. Und da haben wir die sportliche Komponente noch gar nicht betrachtet.

Ich kann mir vorstellen, welche Glücksgefühle jede Person im Stadion überkommen haben, beim Anblick von Zuschauern, beim Anstimmen von Gesängen. Und ich glaube, dass nach diesem geglückten Probelauf alle verstanden haben, wie wichtig es ist von dieser leuchtenden Zahl der Null Zuschauer wegzukommen. Zu beweisen, dass etwas geht. Nicht zu erwarten, dass Menschen wie Maschinen funktionieren, aber gleichzeitig zu akzeptieren, dass sie sich trotzdem zu einem großen Teil an Regeln halten können. Ab dem Zeitpunkt des Beweises kann man plötzlich über Konzepte und ihre Umsetzung reden und diskutiert nicht mehr, ob überhaupt Zuschauer ins Stadion sollten. Nicht mit der Politik und auch nicht mehr innerhalb der Fanszene.

Zuschauer gehen in „Einbahnstraßen“ durch das Stadion und es gibt eine Art Blocktrennung. All das bin ich von meinen Kindern in der Schule schon gewohnt, die auch nur Treppenhäuser in eine Richtung benutzen dürfen und auf dem Schulhof nach Kohorten getrennt spielen müssen. Also wieso sollten Maßnahmen aus dem Alltag nicht auch bei Veranstaltungen funktionieren. Laut RBB hat sich die Person vom Gesundheitsamt beeindruckt von der Disziplin der Zuschauer gezeigt.

Und vielleicht hat das auch was Gutes und wir brauchen die Löcher nicht, die bereits in den Beton gebohrt wurden für die Montage von Sitzplätzen. Denn der Kicker schreibt, dass Union durchaus gewillt sein könnte, eine Ausnahme von der DFL-Regelung für das Stehplatzverbot zu beantragen. Darüber stimmen glücklicherweise nicht alle Konkurrenten von Union ab, sondern das dürfte in einem anderen Gremium als der Mitgliederversammlung passieren. Union spielt in der Bundesliga sowieso mit einer Ausnahmegenehmigung, weil die vorgeschriebene Anzahl an Sitzplätzen (8.000) nicht im Stadion umgesetzt wurde. Vielleicht zahlt sich hier der Kontakt mit DFL-Geschäftsführer Christian Seifert aus, den Dirk Zingler gestern während der Partie hatte.

Ich bin gespannt auf die weitere Entwicklung. Vielleicht noch kurz der Hinweis, dass natürlich die Entwicklung des Infektionsgeschehens einen Einfluss hat. Steigen die Zahlen und die Anzahl von Infektionsclustern an, dürften Veranstaltungen eher wieder mit weniger bis gar keinen Zuschauern stattfinden. Noch schlimmer wäre es, wenn trotz der Präventionsmaßnahmen es signifikante Ausbrüche unter Personen geben würde, die im Stadion waren. Oder die Nachverfolgung nicht funktioniert, weil die Leute ihre Plätze im Stadion tauschen. Oder irgendein DFL-Club wie vielleicht Augsburg will, dass für alle Bundesligaclubs die gleichen Regeln gelten (Augsburger Allgemeine).

Mit diesem erfolgreichen Test gegen Nürnberg im Rücken konnte sich Dirk Zingler eine Spitze Richtung Mönchengladbach nicht verkneifen. Im Kicker wird er zitiert mit: „Unterstützung erwarte ich nicht, ich wünsche sie mir auch nicht. Wenn ich von Wettbewerbern Unterstützung bekomme, würde ich mir Gedanken machen, ob bei uns was nicht stimmt. Wir sind Wettbewerber. Meistens werden wir ja von den Menschen kritisiert, die selber nichts tun – außer Pappkameraden aufstellen. Das ist mir ein bisschen zu wenig.“

Das sind die Berichte der Berliner Medien zum Test gegen Nürnberg:

Das Testspiel selbst hat wegen der Zahl der Ausfälle (Sebastian Andersson war gestern beim Spiel von Schweden gegen Frankreich nicht im Kader) eine begrenzte Aussagekraft. Zu sehen war, dass Andreas Luthe sehr gut parierte, Marcus Ingvartsen eine gute Frühform hat (auch wenn der Elfmeterpfiff vor dem zweiten Treffer sehr nach Geschenk aussah) und auch die Defensive größtenteils stabil stand. Der Weg nach vorne … nun ja, bei so vielen Ausfällen in der Offensive ist das schwer zu beurteilen. Es war wirklich toll, Andy Gogia wieder spielen zu sehen. Ansonsten muss Union in den ersten Pflichtspielen viel Willen und Effizienz vorne beweisen.

Abschied von Felix Kroos

Der Abschied von Felix Kroos war ein Moment, den ich gestern sehr gerne miterlebt hätte. Und vielleicht hätte ich da wirklich mein Glück über die Verlosung probiert, wäre das vorher klar gewesen. Sehr schön war dieser Abschiedsgruß der Ultras:

"Ein großes Herz, ein feiner Fuß – Danke Felix! Ein eiserner Gruß!", Foto: Tim Pritlove
„Ein großes Herz, ein feiner Fuß – Danke Felix! Ein eiserner Gruß!“, Foto: Tim Pritlove

Felix Kroos sendete auf Instagram noch einen Abschied an alle:

Liebe Unioner und Unionerinnen,

ich möchte mich unbedingt auf diesem Wege nochmal an euch wenden, da jetzt feststeht, dass ich den Verein verlasse. Ich will aber nicht gehen, ohne mich von euch zu verabschieden und erst recht nicht, ohne mich bei euch zu bedanken, denn dafür bedeutet mir die Zeit, die ich hier hatte, viel zu viel. 4 1/2 Jahre durfte ich in Rot und Weiß auflaufen. Wir haben schwierige Phasen überstanden, aber vor allem haben wir Geschichte geschrieben und gerade in den letzten 2 Jahren Riesenerfolge zusammen gefeiert. Das werde ich nie vergessen und es wird für mich der größte Erfolg meiner Karriere bleiben! Ich habe mich von der ersten bis zur letzten Sekunde zu 100% mit dem Verein identifiziert und ihn gelebt – nach innen, wie nach außen.

Ich durfte 2 Jahre Euer Kapitän sein und auch das erfüllt mich immer noch mit Stolz. Auf diesem Wege will ich mich auch bei all meinen Mitspielern, Trainern, Betreuern und auch allen anderen Mitarbeitern des Vereins für die gemeinsame Reise bedanken und freue mich jetzt schon auf jedes einzelne Wiedersehen!

Ein besonderer Dank geht an Dirk Zingler, Sebastian Bönig und André Hofschneider für die bedingungslose Unterstützung in meiner gesamten Zeit hier!

Und natürlich an alle Fans dieses fantastischen Vereins!

AUF WIEDERSEHEN!

U.n.v.E.U

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Liebe Unioner und Unionerinnen, ich möchte mich unbedingt auf diesem Wege nochmal an euch wenden, da jetzt feststeht, dass ich den Verein verlasse. Ich will aber nicht gehen, ohne mich von euch zu verabschieden und erst recht nicht, ohne mich bei euch zu bedanken, denn dafür bedeutet mir die Zeit, die ich hier hatte, viel zu viel. 4 1/2 Jahre durfte ich in Rot und Weiß auflaufen. Wir haben schwierige Phasen überstanden, aber vor allem haben wir Geschichte geschrieben und gerade in den letzten 2 Jahren Riesenerfolge zusammen gefeiert. Das werde ich nie vergessen und es wird für mich der größte Erfolg meiner Karriere bleiben! Ich habe mich von der ersten bis zur letzten Sekunde zu 100% mit dem Verein identifiziert und ihn gelebt – nach innen, wie nach außen. Ich durfte 2 Jahre Euer Kapitän sein und auch das erfüllt mich immer noch mit Stolz. Auf diesem Wege will ich mich auch bei all meinen Mitspielern, Trainern, Betreuern und auch allen anderen Mitarbeitern des Vereins für die gemeinsame Reise bedanken und freue mich jetzt schon auf jedes einzelne Wiedersehen! Ein besonderer Dank geht an Dirk Zingler, Sebastian Bönig und André Hofschneider für die bedingungslose Unterstützung in meiner gesamten Zeit hier! Und natürlich an alle Fans dieses fantastischen Vereins! AUF WIEDERSEHEN! U.n.v.E.U Euer Felix

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Und was ist bei Unions Frauen los?

Heute starten die Teams in die neue Saison. Dabei spielt die zweite Mannschaft bereits um 12.00 Uhr bei Borussia Pankow und das erste Team tritt um 14 Uhr beim FSV Babelsberg an.

Unions Beitrag zum Grand Prix de la Vereinslieder

Wir haben gestern nach dem Testspiel einen Podcast aufgenommen, in dem wir als 5er-Jury den Union-Beitrag für den bundesweiten Grand Prix de la Vereinslieder gekürt haben. Dabei ist uns wieder mal klar geworden, wie viele gute Union-Lieder es gibt. Am liebsten hätten wir mehrere geschickt.

Und das Wichtigste an dieser Folge: Es hat unfassbar Lust gemacht auf einen Stadionbesuch. Als Einstimmung jedenfalls besser geeignet als eine Auseinandersetzung mit Hygienevorschriften.

8 Kommentare zu “Unions Test mit Stehplätzen war erfolgreich und vielleicht kann das für die Bundesliga so bleiben

  1. Grand Prix de la Vereinslieder? Was es alles gibt.

    Ich hoffe „Sch*** DFB“ gewinnt :-)

  2. Dieses Lamentieren aus Augsburg und anderswo über angebliche „Wettbewerbsverzerrung“ ist schon anstrengend. Offensichtlich hat ja überwältigende Mehrheit bei der DFL auch keine Wettbewerbsverzerrung in der Entscheidung gesehen, keine Stehplätze zuzulassen, obwohl dies eindeutig zu Lasten von Union und anderen Vereinen mit hohem Stehplatzanteil gegangen ist. Da wurde jauch nicht nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner gerufen und eine einheitliche maximale Zuschaueranzahl pro Stadion gefordert.

  3. Man brauchte übrigens kein „Losglück“, da wenige Stunden vor Anpfiff noch Karten verfügbar waren.

  4. Musiclover

    Hat eigentlich jemand eine verlässliche Zuschauerzahl zur Hand? Die Sektoren 1, 4 und 5 waren recht spärlich gefüllt, daher sah es nach deutlich weniger als die vermeldeten 4500 aus.

  5. Stefan Gurda

    Da Stadien auch alle ein unterschiedliches Fassungsvermögen haben, ist Wettbewerbsgleichheit in purer Form sowieso nicht möglich. Es sei denn es würden nur genormte Stadien zugelassen…

  6. Eisernjuho

    Im Sektor 1 war soweit wie ich es gesehen habe jeder erlaubte Platz besetzt. Am Ende hat Christian Arbeit bekanntgegeben, das insgesamt 4500 Personen im Stadion waren. Davon allein 200 Ordner. Also waren es geschätzt ca. 4000 Zuschauer.

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