Blog State of the Union

Wie geht es jetzt eigentlich weiter mit dem Thema Zuschauer im Stadion?

Heute um 15 Uhr startet das zweite Testspiel von Union. Dieses Mal geht es im Stadion an der Alten Försterei gegen die Würzburger Kickers (live und auch Nicht-Abonnenten kostenlos auf AFTV). Ob Keita Endo in dieser Partie erstmals für Union zum Einsatz kommt, ist unklar. Allerdings konnte er am Dienstag erstmals voll mit der Mannschaft trainieren. Die Bild beschreibt ausführlich die Bemühungen, mit denen Union den Spieler bei der Integration ins Team unterstützen will. Im Kurier wurde Marius Bülter gefragt, warum er im Test gegen Cottbus den Elfmeter geschossen hat.

Keita Endo vergangene Woche beim individuellen Training, Foto: Matze Koch

Die Morgenpost hingegen sieht die Testspiele wie jetzt gegen Würzburg als Prüfsteine auf dem Weg, sich als Team auch spielerisch zu verbessern. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das vielleicht das Testspiel etwas überbewertet in so einem frühen Stadium der Vorbereitung. Aber es stimmt schon, dass Union an Schwächen beim Herausspielen von Torchancen arbeiten muss, um sich nicht nur auf die Stärke bei Standards zu verlassen.

Unions zweites Frauenteam testet übrigens auch wieder, und zwar heute Abend um 19 Uhr in Ludwigsfelde.

Die DFL wollte mehr als 5000 Zuschauer im Stadion

Wie geht es weiter mit dem Thema „Zuschauer im Stadion“? Da ruht die See etwas still, nachdem die Gesundheitsminister keineswegs einheitlich reagiert hatten und sich zu keinem Beschluss durchringen konnten. Klar ist, dass die DFL das Okay wollte, um mehr als 5000 Zuschauer ins Stadion zu bekommen. Das ist zunächst hinfällig. Aber da sich im Leben mit dem Coronavirus sehr vieles als dynamisch erwiesen hat, würde ich meine Hand dafür nicht ins Feuer legen, dass da wirklich bis Ende Oktober nichts mehr passiert. Das hängt eben von der Entwicklung der Covid-19-Fallzahlen ab. Und davon, ob die DFL es wirklich darauf anlegt, dass ihr öffentlich eine Extrawurst gebraten wird.

Aber es heißt eben auch nicht, dass es zwangsläufig Geisterspiele geben muss, wie der Tagesspiegel absolut richtig ausführt. Denn es könnten eben bis zu 5.000 Leute ins Stadion. Geregelt ist das in der Eindämmungsverordnung, die bis Ende Oktober gilt. Hier ist eher die Frage, ob sich das ökonomisch lohnt, dafür ein Stadion zu öffnen. Und ob Vereine willens sind, sich dem garantiert folgenden Shitstorm bei der Auswahl von Verteilungsregeln dieser wenigen Karten auszusetzen. Das sieht erst einmal so aus, als ob für die Clubs nichts zu gewinnen wäre. Außerdem wissen wir nicht, ob die DFL es den Clubs gestattet, hier frei zu wählen, ob sie das Stadion öffnen oder nicht.

Wie kommt man schnell von „keiner“ zu „alle“?

Mal ein Gedankenspiel unter der Voraussetzung, dass das Thema Infektionsschutz geklärt ist: Wäre ich ein Verein, fände ich es wichtig, wenn man sich erst einmal sehr schnell von der Null entfernt und zeigt, dass Fußballfans nicht gleichzusetzen sind mit Menschen, die sich nicht unter Kontrolle haben. So lange bei Zuschauern die Null steht, diskutiert man nämlich mit der Politik (die macht die Regeln) nur darüber, ob Zuschauer ins Stadion dürfen. Nutze ich aber ein wie auch immer geartetes vom Gesundheitsamt genehmigtes Hygiene-Konzept (egal ob Abstand, Massentestung oder etwas ganz anderes), diskutiere ich als Club mit der Politik nur noch darüber, wie viele Zuschauer ins Stadion dürfen und nicht über die grundsätzliche Frage, ob Zuschauer überhaupt zugelassen werden sollten.

Dieses Gedankenspiel ist für mich der Grund, warum ich die Forderung „Alle oder keiner“ jederzeit auf ein Plakat schreiben würde, weil sie leicht verständlich und griffig ist. Aber in der Realität glaube ich, dass wir schneller zum „alle“ kommen, wenn wir kleine Schritte unternehmen.

Noch einmal ganz deutlich, damit es keine Missverständnisse gibt: Das setzt ein schlüssiges Hygienekonzept voraus und ein Infektionsgeschehen, das man im Griff hat.

Podcasts

Wer sich noch einmal an die vergangene Saison zurückerinnern will, kann das mit dem Podcast Millerton machen, in dem Tim Pritlove über die erste Bundesliga-Spielzeit von Union erzählt. Es ist für mich ganz komisch gewesen. Ich hatte einerseits sofort Stadionsehnsucht bekommen und andererseits fühlte sich das alles so unglaublich weit weg an.

Im Dortmund-Podcast Auffe Ohren spricht Neven Subotic über seine Stiftung und wie schon sehr geringe Beträge helfen.

Fußballgeschichte

Auf der Website These Football Times gibt es einen Text für alle, die sich noch einmal zurückerinnern wollen, wie es dazu kam, dass Union erstmals Europapokal spielen durfte, nämlich durch das Erreichen des DFB-Pokal-Finales 2001.

Außerdem gibt es hier noch einen ausführlichen Text über ein Ereignis aus dem Jahr 1920, von dem ich vorher nicht gehört habe, nämlich vom wohl ersten Spiel von Berufsfußballern in Deutschland am 21. August 1920 in Lichtenberg. Im Text geht es auch um Antisemitismus und darum, wie der DFB den Amateurstatus zu halten versuchte. Die Geschichte des 1. Deutschen Professional-Berufsfußball-Club klingt wirklich abenteuerlich. Absolviert hatte er letztlich nur 2 Spiele.

Und sonst so?

Ich bin wirklich beeindruckt von dieser Tsubasa-Kollektion der Eintracht aus Frankfurt. Wie großartig ist das denn?

9 Kommentare zu “Wie geht es jetzt eigentlich weiter mit dem Thema Zuschauer im Stadion?

  1. Musiclover

    Tsubasa? Nie gehört. Hab ich da etwas Wichtiges verpasst?

  2. Stell´ Dir mal vor, wie sich das für Unioner wie mich anfühlt, der nicht täglich ein SotU schreibt. :::(((

    Sehnsucht. Eisern.

  3. Waschweib*r

    Volle Stadien? Warum mal nicht? Keiner weiß welche Maßnahmen richtig sind. Doch Versuche sich langsam heranzutasten gibt es nicht. Alle tanzen nach einer Pfeife (DFL). Top oder Hop, nix dazwischen.
    Mal einfach gerechnet: Die Ampel springt bei 50 Infizierten pro 100T Einwohnern auf Rot. Bei 20T Fans im Stadion wird dies bei 10 Infizierten geschehen. Sollte man nicht dieses Risiko mal eingehen. Klappt es nicht, dann hätte sicher niemand etwas dagegen das zurückgefahren wird. Man hat es zumindest versucht. Ich vermisse das Erfahrungen skandinavischer Staaten nicht herangezogen werden
    Wenn 20T zu viel sind, versucht es doch mit den 15T Dauerkartenbesitzern. ( Fällt im Stadion sicher nicht auf ).Da gibt es sicher auch Solidarität um die Karten andern Mitgliedern mal zur Verfügung zu stellen.

  4. Ich finde diesen Artikel ganz interessant zum Thema:
    https://taz.de/Streit-um-Corona-Politik/!5701892/

  5. Jens Otto

    @ Waschweib*r: emotionale bin ich ganz bei dir, nur ist es halt komplex und nicht nur von der DFL abhängig sondern von der Politik, von Experten (die sich auch nicht einig sind) und Gesundheitsämtern (auch hier gibt es ganz unterschiedliche Aufffassungen udn dann eben auch Entscheidungen), @ Jan: danke sehr interessant!

  6. @ Jan, Danke für den Link. Habe ja schon fast nicht mehr damit gerechnet das eine Deutsche Zeitung die Corona-Politik hinterfragt anstatt nur Beifall zu klatschen.
    @ Waschweib*r, Glaube man sollte nicht unbedingt die DFL dafür verantwortlich machen, die haben nur, wenn auch auf eine ziemlich devote Art und Weise versucht wieder Zuschauer in die Stadien zu bekommen. Nur ist das bei Politikern die im Panikmodus sind eben nicht so einfach.
    Also Aussagen wie von Spahn „Konzept der DFL ist gut, aber machen wir trotzdem nicht“ da fehlen einem doch wirklich die Worte. In Berlin sind ab 1.September Großveranstaltungen mit bis zu 5000 Zuschauern erlaubt, und gestern beschließen die Gesundheitsminister Fußball ohne Zuschauer. Bei solch einem willkürlichen hin und her sollte man sich eventuell nicht zu viel Hoffnung machen.

    • @Andreas Die Gesundheitsminister haben gar nichts beschlossen. Dazu war die Meinung bei ihnen zu unterschiedlich. Sie haben lediglich dem Wunsch der DFL nach Zulassung von Zuschauern nach dem DFL-Hygienekonzept nicht zugestimmt. Deshalb gilt prinzipiell, dass bis zu 5000 Personen hinkönnten (inkl. Spieler, Betreuer etc.). Vorausgesetzt, sie bekommen es genehmigt. Beim Istaf sind beispielsweise 5.000 Personen im Olympiastadion.

  7. @Sebastian, Stimmt, Du hast natürlich recht. Hat sich in den Medien anders angehört.

  8. @Musiclover

    https://de.wikipedia.org/wiki/Captain_Tsubasa

    Lief in den 90ern im Nachmittagsprogramm. Kult!

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