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Urs Fischer reduziert das Saisonziel nicht auf den Tabellenplatz, sondern es geht ihm um mehr

Ich habe mir vorhin die fast halbstündige Pressekonferenz mit Urs Fischer auf AFTV (und wer keinen Account hat, hier gibt es sie auch auf Facebook) angesehen. Das war noch einmal wie ein neues Kennenlernen mit dem Trainer, der sichtbar im Laufe der Veranstaltung aufgetaut ist. Deutlich spürbar war das in dem Moment, in dem er auf das Angeln angesprochen wurde. Er hatte die Wochen zuvor nicht mehr als Hotel, Büro oder Trainingsplatz gesehen. „Das muss man sich so vorstellen, dass ich dann wirklich komplett abschalte. Dann vergesse ich wirklich für diese paar Stunden jegliches, was in meinem Kopf über Fußball herrscht. Aber sobald ich wieder im Auto sitze, ist es wieder da.“

Screenshot: AFTV

Davon abgesehen gab es tatsächlich einige Erkenntnisse für diejenigen wie mich, die Unions Saisonvorbereitung nur von außen beobachten konnten und nicht am Trainingsplatz standen. So teilte Urs Fischer das Saisonziel in zwei Teile: Die Mannschaft sportlich stabilisieren und den Verein in der Tabelle verbessern. Ich finde das sehr wichtig, dass das so auch mal ausgesprochen wird, denn ihre Balance hatte die Mannschaft in der vergangenen Saison komplett verloren. Wenn das Team wieder stabil ist, kann darauf aufgebaut werden. Oder um es anders auszudrücken: Es gibt ein quantitatives Ziel (Tabellenplatz besser als vergangene Saison) und ein qualitatives Ziel (Mannschaft stabilisieren).

Die Saisonvorbereitung jedenfalls hatte noch nicht dazu geführt, dass eine große sportliche Euphorie ausgebrochen ist. Das ist damit komplett das Gegenteil zur vergangenen Saison. Zum Teil liegt das daran, dass einige Spieler in der Vorbereitung verletzt waren, was mit Marvin Friedrich und Lars Dietz beispielsweise zu einer unerwarteten Innenverteidigung geführt hat. Ich finde es gut, dass der Trainer hier nicht sagt, wie toll alles ist, sondern klarmacht, dass dort nicht alles top war. Aber auch, dass man da dranbleiben werde.

Über die Wackelkandidaten für das Spiel gegen Aue sagte er: „Felix Kroos ist eine Alternative.“ Ab wann Marc Torrejon und Florian Hübner wieder Optionen für den Kader werden, sei schwierig zu prognostizieren, aber immerhin können sie wieder voll trainieren. Eroll Zejnullahu war die Woche über verletzt, es wird schwierig für ihn. Julian Ryerson sei absolut fit, aber brauche sicher noch etwas Eingewöhnung im Team.

Die Testspiele und das Training bewertet Urs Fischer nicht über: „Wir haben eine gewisse Standortbestimmung. Aber da bist du dir nicht sicher. Das erste Spiel, das zweite und das dritte Spiel. Dann siehst du schon, wohin das geht.“ Ich finde das gut, der Liga mit Demut zu begegnen und zu schauen, wie man da hineinfindet. Denn so schwer Union gerade zu prognostizieren ist, so schwer ist das auch für die Liga.

Das schreiben die Berliner Medien:

Wer sich etwas mit dem Gegner beschäftigen möchte, kann sich hier die Pressekonferenz von Aue ansehen:

Und sonst so?

Sebastian Polter macht das, was ich ab Montag im Urlaub auch machen werde: Mit dem SUP übers Wasser ziehen.

Und Kapitän Christopher Trimmel war in Vorbereitung seiner zweiten Karriere nach dem Fußball auf der Tattoo Convention:

3 Kommentare zu “Urs Fischer reduziert das Saisonziel nicht auf den Tabellenplatz, sondern es geht ihm um mehr

  1. Musiclover

    Der Strausberger Daniel Meyer macht einen sehr aufgeräumten Eindruck auf der PK. Gefällt mir richtig gut. So einen würde ich mir auch mal bei Union wünschen. Geht so in Richtung Tedesco. Ob man seine Fähigkeiten bereits am Sonntag ablesen kann, bleibt abzuwarten – ich hoffe nicht – , aber er scheint Trainerqualitäten zu besitzen. Sehenswerte Pressekonferenz!

  2. Mit Sascha Lewandowski hatte wir so einen, der gerade am Anfang legendäre Pressekonferenzen abgeliefert hat, bei denen ich gefesselt davor saß und unheimlich beeindruckt war und mir dachte, wow , das ist ja mal ein geiler Trainer…was daraus geworden ist soll jeder selbst beurteilen…ich würde erst mal abwarten inwiefern der Herr Meyer das als Trainer einer Profimannschaft umsetzten kann.

  3. Musiclover

    Lewandowski hat in meinen Augen ziemlich viel heiße Luft verbreitet. Mich konnte er jedenfalls mit seinen PKs nicht beeindrucken, dafür kam inhaltlich einfach zu wenig rüber. Rhetorisch war das natürlich alles sehr geschliffen, aber mit ein bisschen Kenntnis von „Marketingsprech“ dann auch schnell entzaubert. Meyer erinnert mich irgendwie an Heine. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal einen berlinernden Trainer auf der großen Profibühne gehört haben.

    :D

    Ob er seine Fachkenntnis dann auch auf den Platz bringen kann muss man natürlich noch abwarten, bevor man das ganz große Heldenlied anstimmen kann.

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