Blog State of the Union

Berliner Polizei lässt Union eine Israel-Fahne beim 2:2 gegen Ingolstadt abhängen

Gestern mussten Ingolstädter Anhänger eine Israel-Fahne im Stadion an der Alten Försterei abhängen, die sie zur Unterstützung ihres Spielers Almog Cohen angebracht hatten.

Wir haben beim Verein nachgefragt, was passiert ist. Union stellt die Situation wie folgt dar:

Unions Sicherheitsbeauftragter hat die Aufforderung des Einsatzleiters, die Isreal-Flagge abzuhängen, mit der Polizei diskutiert. Die bestand aber auf das Abhängen der Fahne. Begründet wurde das mit einer sogenannten „Berliner Linie“, die politische Neutralität bei Großveranstaltungen vorsehen würde. Dies würde laut Polizei auch im Olympiastadion so umgesetzt. Union hatte die theoretische Möglichkeit sich mit dem Hausrecht über diese Anordnung hinwegzusetzen, entschied sich aber dagegen, da die Polizei die Anweisung ausdrücklich mit „Gefahrenabwehr“ begründete.

Innensenator verspricht eine zügige Auswertung

In Bild/BZ wird dieser Vorfall ebenso thematisiert: Dort wird der oberste Dienstherr der Berliner Polizei, Innensenator Frank Henkel wie folgt zitiert: „Ich unterstelle keine böse Absicht. Dennoch halte ich das für die falsche Entscheidung. Die Polizei wird das zügig auswerten. Sollte sich eine Fehlentscheidung bestätigen, wird sich die Polizei bei den Betroffenen entschuldigen.“ Dass das Abhängen auf Anweisung der Polizei stattfand bestätigte ein Sprecher der Berliner Polizei.

Der Innensenator befindet sich gerade auf Besuch in Israel und wird heute die Gedenkstätte Yad Vashem besuchen. Vielleicht findet er dabei auch ein bisschen Zeit, über die „Berliner Linie“ nachzudenken. Es ist kaum anzunehmen, dass die Polizei solch eine Handlungsanweisung ohne das Wissen von Henkels Behörde entwickelt.

Für Union war dieser Vorfall gestern übrigens ein Beweis, wichtig der vor kurzem eingeschlagene offensive Weg bei Twitter und Facebook ist. Durch das Mitteilen der Gründe für das Abhängen hielt sich die Welle der Empörung in Grenzen.

Mein Senf dazu: Wenn die Polizei prinzipiell alle Staatsflaggen verbieten würde, hätte ich damit kein Problem. Dann trifft es halt alle. Aber das Verbieten einer einzelnen Flagge halte ich für absolut daneben. Die Begründung „Gefahrenabwehr“ ist dabei gerade im Zusammenhang mit Spielen in der Alten Försterei mehr als lächerlich.

Am Montag Vormittag hat sich Berlins Polizeipräsident für das Vorgehen der Polizei entschuldigt: „Es ist Aufgabe der Polizei, die Meinungsfreiheit zu schützen. Die Aufforderung zum Einrollen der Flagge war eine Fehlentscheidung, für die ich die Betroffenen um Entschuldigung bitte.“ Weitergehende Fragen zu einer sogenannten „Berliner Linie“ bleiben aber unbeantwortet. (Die Entschuldigung thematisieren auch Berliner Zeitung, Morgenpost)

Jopek mit Sonntagstreffern gegen Ingolstadt

Wenn das 2:2 gegen Ingolstadt ein Fingerzeig für die nächste Saison war, freue ich mich sehr darauf. Spielfreude und Angriffslust. Das hat mir Spaß gemacht. Zum Thema frühes Gegentor: Dieses mal wartete die Mannschaft nicht, bis es passierte, sondern spielte sofort munter nach vorne. Passiert ist es trotzdem. Vielleicht das nächste Mal einfach mit Anpfiff den Ball ins eigene Netz jagen …

Für Björn Jopek, der beide Union-Tore erzielte, war das vielleicht der Befreiungsschlag, der ihn von seinen von außen so scheinenden Selbstzweifeln befreit. Talent und Potential hat er. Das zeigte sich beim ersten Treffer, den er über (!) den etwas zu weit vor dem Tor stehenden Keeper in den Kasten schoss.

jopekFoto: Tobi/unveu.de

Petition an die DFL für Skrzybski

Beim zweiten Tor möchte ich einen Antrag bei der DFL darauf stellen, dass Steven Skrzybksi den Assist zugeschrieben bekommt. Nur weil sich der Stürmer in der Mauer duckte, fand Jopeks Ball den Weg ins Tor. Das sollte eine offizielle Torvorlage wert sein.

Dieses Spiel alleine wird sicher nicht die Zukunft von Björn Jopek bei Union entscheiden. Aber jeder konnte sehen, was ein selbstbewusster Jopek zu leisten im Stande ist.

Vom Spiel berichten auch Berliner Zeitung, Tagesspiegel, Kurier, Bild/BZ und Morgenpost.

BVG setzte zum Spiel Sonder-Straßenbahnen ein

Ich vermute, dass es vor allem an der Sperrung der Bahnhofstraße lag, aber gestern wurden wir Zeuge, wie die BVG zum Spiel extra Straßenbahnen für Union einsetzte. Geht doch! Und danke an Tobias für das Zusenden des Fotos.

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Foto: Tobias Mille

Updates:

  • 12.00 Uhr Ein Absatz mit der Entschuldigung von Berlins Polizeipräsident für das Abhängen der Israel-Fahne wurde eingefügt.

5 Kommentare zu “Berliner Polizei lässt Union eine Israel-Fahne beim 2:2 gegen Ingolstadt abhängen

  1. Gern geschehen ;)

  2. […] auf die »theoretische Möglichkeit sich mit dem Hausrecht über diese Anordnung hinwegzusetzen« (Textilvergehen). Die Berliner Polizei distanzierte sich heute vormittag von dieser Darstellung. In einer […]

  3. […] Morgen um 18.30 Uhr steht bereits der nächste Test an. Diesmal geht es gegen Hapoel Tel Aviv. Ich bin sehr gespannt, ob die Berliner Polizei wieder ihre “Berliner Linie” durchziehen möchte und Israel-Fahnen einziehen lässt. […]

  4. […] und alles bleibt beim Alten. Wir hatten das bereits Ende der vergangenen Saison so, als das Abnehmen einer Israelfahne auf Anweisung der Polizei erfolgte. Erst wurde es mit einer sogenannten “Berliner […]

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