Blog State of the Union

Das Kerngeschäft bleibt die Bundesliga: Was für das Team stimmt, gilt auch für uns Fans

Zwischen dem Verkauf der Auswärtskarten für das erste Champions-League-Spiel bei Real Madrid und dem Start des Vorverkaufs für das erste Heimspiel in der Champions League gegen Sporting Braga musste ich an Urs Fischer denken. Darüber dass der Trainer uns um viele Wochen voraus war, als er am Tag nach der Qualifikation für diese Champions League sagte: „Das Kerngeschäft bleibt die Bundesliga“ (Kicker). Das war die Zeit, als wir noch dachten, dass diese Champions-League-Qualifikation alleine schon der Hype-Train des Sommers sein würde.

Aber der Trainer bezog das auf die Spieler, die für Union auflaufen sollen: „Wir brauchen Spieler, die zu Union passen, die sich mit uns identifizieren können, wo die Bundesliga an erster Stelle steht – und eben nicht die sechs Spiele in der Gruppenphase der Champions League.“

Urs Fischer auf der Pressekonferenz vor dem Sommerurlaub, als er vom Kerngeschäft Bundesliga sprach, Foto: Matthias Koch

Das Kerngeschäft bleibt die Bundesliga. Ich bin mir sicher, dass der Trainer das mit seinem Team hinbekommen wird. Bei uns Fans weiß ich es noch nicht. Und ich meine das überhaupt nicht als Vorwurf. Denn das ist doch alles wirklich sehr viel. Sehr viel auf einmal. Und nur sehr wenig Zeit, das zu verarbeiten.

Das führte dann in der Aufregung dazu, dass beim Ticketkauf für Madrid Namen statt Ausweisnummern ins Freitextfeld eingetragen wurden, zu Flugbuchungen im falschen Monat und zu vielen Erfahrungsberichten, welche Zahlungsmittel beim Verkauf von Tickets im Heimbereich von Madrid blockiert sind und welche nicht (Kicker).

Aber auch Frust brach sich Bahn, weil das Los für das Real-Spiel nicht gewonnen hatte, aber dafür andere dann ihr Ticket nicht einlösten, weil sie das mit der Personalisierung nicht gelesen/wahrgenommen hatten. In einer zweiten Runde gingen alle restlichen Karten weg (Vereinsmitteilung).

Dazu zwei Dinge. Auch wenn es nicht in der Begründung genannt wurde, so glaube ich, dass die Entscheidung für das Olympiastadion insgesamt vor allem für den Frieden zwischen uns Unionfans sehr wichtig war. Wer die Aufregung und Hektik alleine um die Auswärtstickets bei Real gespürt hat, wird ein Gefühl dafür haben, was bei einem Heimspiel im Stadion an der Alten Försterei mit reduzierterem Heimbereich als in der Bundesliga auf uns zugekommen wäre. Und zweitens: Lasst mal etwas Liebe für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Union da, die momentan in kürzester Zeit nicht nur im Ticketing Dinge umsetzen.

Das Bundesliga-Spiel in Wolfsburg

„Das Kerngeschäft bleibt die Bundesliga“, und die sieht am Sonnabend das Spiel beim VfL Wolfsburg vor. Am Donnerstag wird Urs Fischer in der Pressekonferenz vor allem ein Thema begegnen: Welcher der bisher verletzten Spieler könnte für die Partie in Frage kommen?

Lucas Tousart war zumindest wieder im Mannschaftstraining. Doch angesichts der längeren Verletzung bedeutet das nicht, dass er im Mittelfeld schon zum Einsatz kommen kann (BZ). Interessant wird der Stand bei Rani Khedira und Janik Haberer sein. Dafür ist Brenden Aaronson nach seiner Gelb-Roten Karte wieder spielberechtigt.

Im Angriff ist ein Einsatz von Sheraldo Becker nach seiner Doppelverletzung aus dem Spiel in Darmstadt weiter fraglich. Außerdem fehlt nach der Roten Karte aus dem Spiel gegen Leipzig Kevin Volland für 3 Meisterschaftsspiele.

Die fehlenden Spieler nehmen Union vor allem Flexibilität und die Option mit frischen Spielern noch einmal Impulse im Spiel zu setzen. Wir erinnern uns, dass Urs Fischer zu den Trainern gehört, die am häufigsten von ihren möglichen Wechseln Gebrauch machen.

Kemlein und Stein könnten in Youth League spielen

Was uns Fans betrifft, bin ich gespannt, ob wir über Wolfsburg hinwegschauen wie auf einer Partie bei der Ausschau nach einer spannenderen Person. Die dann in diesem Fall Real Madrid lautet. Oder wie Lutz Munack im RBB-Interview in Bezug auf die Youth League sagte: „Die Schere zwischen den Spielen ist sehr groß. Unter der Woche spielen wir in Madrid gegen Real und am Wochenende – das ist gar nicht despektierlich gemeint – gegen Meppen.“ Ersetzen wir Meppen durch Wolfsburg oder Hoffenheim, die für Unions Männer das Champions-League-Spiel in Madrid einrahmen, so sehen wir auch die Herausforderung für uns Fans.

Ich fand im Interview noch bemerkenswert, wie Munack darauf hinwies, dass U21-Spieler wie Yannic Stein oder Aljoscha Kemlein in der Youth League zum Einsatz kommen können, aber auch UI7-Spieler.

Spielberechtigt für Deutschlands U20, aber auch für den 1. FC Union in der Youth League, Foto: Sebastian Räppold / Matthias Koch

Außerdem empfand ich, dass die internationalen Spiele des U21-Perspektivteams im Gespräch etwas überverkauft wurden. Die wurden ursprünglich eingeführt, um das weggefallene U21-Team zu kompensieren. Aber letztlich ist daraus aus meiner Sicht kein Spielbetrieb entstanden, der über vereinzelte Turniere wie den Baltic Sea Cup hinausgeht. Für Spieler, die nicht für die U19 spielberechtigt sind und keine ernsthaften Einsatzchancen bei den Profis haben, gibt es deshalb wenig Gründe, bei Union zu bleiben.

Benedict Hollerbach ist enttäuscht

Um noch beim Sport zu bleiben: Benedict Hollerbach war im Mediengespräch (Kicker, BZ) und hat dort einerseits etwas Stellung zu Vorwürfen auf Social Media genommen, aber auch durchscheinen lassen, dass er mit einem etwas kleineren Kader im Angriff gerechnet hatte. Es gehört wenig Fantasie dazu, sich vorzustellen, dass damit Sheraldo Becker gemeint ist

Benedict Hollerbach in der Medienrunde, Foto: Matthias Koch

Spürbar ist auf jeden Fall der sportliche Ehrgeiz und das Selbstbewusstsein von Hollerbach. Ich bin gespannt, wie sehr er das in der Liga auf den Platz bringen wird. Dass er über seine Nichtnominierung für die Champions League enttäuscht ist, kann ich übrigens nachvollziehen. Aber auch für Hollerbach gilt: „Das Kerngeschäft bleibt die Bundesliga“. Und auch wenn er das aktuell anders sieht, so muss er sich dort erst einmal sportlich beweisen.

Weitere Medien-Beiträge zum Männer-Team:

Aissa Laidouni hat beim 3:1 Tunesiens gegen Ägypten sehenswert das zwischenzeitliche 1:0 erzielt.

Und sonst so

Karten für das Spitzenspiel von Unions Frauen am Sonntag um 14 Uhr gegen Viktoria gibt es gratis im Zeughaus (Vereinsmitteilung). Nahezu zeitgleich findet ab 15 Uhr die öffentliche Trauerfeier für Matti im Stadion an der Alten Försterei statt (Vereinsmitteilung).

Der nächste „State of the Union“ erscheint am Freitag.

14 Kommentare zu “Das Kerngeschäft bleibt die Bundesliga: Was für das Team stimmt, gilt auch für uns Fans

  1. Moin!
    nur eine gedankliche Ergänzung zu den Mitarbeitern des Vereins.
    Wenn man bedenkt, wie viele von ihnen vor gar nicht länger Zeit dort ehrenamtlich tätig waren und nun (mittlerweile hauptamtlich) mehr als 56000 Mitglieder in einer komplett durchgeknallten Realität betreuen müssen, dann kann ich mein Union Cap gar nicht so schnell und so oft ziehen wie ich es müsste…
    Bundesliga bleibt Kerngeschäft. Und jetzt teilweise aus der Fanbase heraus ähnliche Anforderungen an Service und Technik zu stellen wie z.B. das Operetten Publikum aus der beleuchteten Kloschüssel in München, halte ich für voll übers Tor!
    Wenn Union, was aus meiner Sicht sehr wahrscheinlich ist, in naher Zukunft wieder im Bereich seiner eigentlichen sportlichen Möglichkeiten spielt, dann sind alle unnötigen Waggons am dann austrudelnden Hype Train nur unnötiger Ballast.
    Ja, auch ich habe das zweite Hochtreiben meines Pulses so wie die Enttäuschung nach dem ersten Mal : „dein Los hat nicht gewonnen“ mit zweiten Mail: „können ein Ticket für das Auswärtsspiel bei RM sowie Plätze im Fanflieger kaufen“ nicht unbedingt erneut gebraucht. Egal, denn es ist nur Real!

    Aber gelten die Booneschen Regeln Nr.1. und 2 nicht auch für die eisernen Mitarbeiter des Vereins, egal an welcher Stelle sie sich den Arsch aufreißen?
    Hier kann die Antwort aus meiner Sicht nur mit einem lauten „JA“ beantwortet werden!!
    Und einem: „Danke an alle, die hinter den Kulissen wirken !!!“

    Wir sehen uns in Golfsburg!
    Eisern!

    Deshalb

  2. Ich ziehe meinen Fischerhut – unter meinen Leuten auch Blödmannshut genannt, weil man immer n bisschen doof damit aus sieht (aber ich trage ihn mit Stolz) – vor den Angestellten bei Union. Vor allem auch jenen, die die DK-Verpackung entworfen haben. Was für ein Spaß an der Seite zu ziehen und dann zu sehen, wie auf der anderen Seite die Karte rauskommt. Sehr hübsch. Wer hat eigentlich die 40 000 Dinger verpackt, mit der Adresse gelabelt und dann verschickt? Wat für eine Arbeit! Gibts da Machinen für oder ist das handmade?

  3. Es müsste wohl „das weggefallene U23-Team“ heißen.

    Danke (wie immer) für die gute Einordnung.

    Eiserne Grüße.

  4. Ich finde es schwierig. Man sagt „Ticketing schießt keine Tore“, investiert Millionen in Spielern (größte Transferminus der Liga im Sommer) aber nichts in Infrastruktur (übertrieben bestimmt). Dann haben wir dieses Chaos bei den Verkauf von Madrid Auswärts und den CL Dauerkarten; CL Dauerkarten die über ein Monat nach Bestellung nicht da sind; völlig verspätenden Verkaufen von den Auswärtstickets (in Heidenheim Spielen wir in 2 Wochen, BVB in 3 – und immer noch kein Verkaufstermine bekanntgegeben). Ich hab dem Gefühl, dass der Verein im Sachen Infrastruktur massiv hinterherläuft – und das nicht nur im Luxusbereich CL sondern auch in Kernbereich BL. Ist natürlich nicht Schuld der Mitarbeitenden, die brauchen vom Verein Geld und Unterstützung – was mE überfällig ist.

    • Gegenfrage: wie bitte hätten die vereinsinternen Strukturen mit der Überschall Geschwindigkeit, mit der sich der Verein seit 2018 in der sportlichen Entwicklung bewegt, mithalten sollen? Eine Zeit für eine Konsolidierung kann ich nicht erkennen.
      Also bitte weniger meckern und Hintergründe berücksichtigen bei den Ansprüchen.
      Es ist immer noch der FCU über den wir hier reden und nicht der FCB. Auch wenn zahlreiche seiner Anhänger mittlerweile gern auch mal zu Union gehen…

    • @jan – es ist ein bewußte Entscheidung vom Verein gewesen, mehr Geld ins sportliche zu investieren und weniger in andere Bereichen. Mein Zitat stammt von Dirk Zingler selbst. Es ist nicht meckern, um Entscheidungen kritisch zu bewerten. Mehr Geld für Spieler „die Tore schießen“ auszugeben und weniger für dinge die Mitarbeitenden und Fans entlasten war die Entscheidung von damals. Die Entscheidung führt zum CL Fußball, aber nicht zu einem System, das für die Arbeiter*innen bzw. Fans gerecht ist (mindestens beim Ticketing).

    • @davey Das Zitat von Zingler lautete verkürzt auf der Mitgliederversammlung im zweiten Bundesligajahr: „Ticketscanner schießen keine Tore“ und bezog sich komplett auf Investmententscheidungen in dieser Saison, als Taiwo Awoniyi fest verpflichtet wurde. Bereits im Sommer darauf war das Thema durch. Deutlich sichtbar durch Ticketscanner und digitale Tickets. Ich finde es nicht korrekt, einzelne Zitate aus dem Moment zu reißen und ihnen einen Ewigkeitsstatus zu geben. Situationen und Entscheidungen ändern sich.

  5. @davey: und ich finde diese Entscheidung DZ“s richtig. Was hilft es Mitarbeitern und Fans, wenn für (vermutlich) kurze Ausflüge in die Phantasiewelt des europäischen Glamour Fußballs, Strukturen aufgebaut werden die (alle Herthaner werden nicken) , dann (nicht selten vor Arbeitsgerichten) wieder abgebaut werden müssen.
    Dann doch lieber auf vertrautes Personal (gut entlohnt natürlich) und das Verständnis der Fans setzen, sowie punktuell verstärken und verbessern (wie bei der Warteschlange bereits umgesetzt)…..aber so hat jeder seine Meinung und das ist auch gut so.

    • @jan interessant wie zwei menschen ein problem anders anschauen können. in meinen augen machen wir das gleiche wie hertha – dh viel geld in spieler spekulieren. kann funktionieren, kann nicht funktionieren – nur die zukunft wird es beweisen. aber die ausgaben an spielern mit normallen ausgaben für angestellten bei union zu vergleichen funktioniert nicht. die kosten sind ungleich, ein monatssatz von gosens oder sonst wem würde 10 wenn nicht 20 mitarbeitenden für ein jahr bezahlen. hertha ist nicht pleite wegen deren ticketing sondern weil die 300 Millionen an Spieler wegblasen haben. Vor einige Jahren war Hertha die hochste netto ausgeber der Liga, jetzt sind wir es. Diese Spirale, mit erfolgsfans und hype – die du erwähnt hast – ist von die ankommende spieler (durch einkäufe) und sportliche erfolg getrieben, nicht durch ein funktionierendes ticketing system, und die dazugehörende angestellten.

    • Senfbeilage

      @Davey…das stimmt so nicht ganz…klar spielten die Ausgaben für Spieler bei Hertha eine große Rolle, aber ebenso der völlig überdimensionierte Apparat in der Verwaltung und der Geschäftsstelle.

  6. @sebastian fiebrig danke, bin einverstanden,dass Zitate nicht außer deren Kontext gerissenen sollen. ich wollte nicht täuschendes oder irreführendes schreiben. ist aber nicht ganz falsch in diesem Kontext, Dirk Zingler muß zB nicht jedes Jahr neue über veggie Bratwurst reden, weil die Meinung durch ein (meines Wissens) einmalige Aussage klar dargestellt ist. Ich finde seine Aussage von damals, auf eine andere Ebene von ticketing bezogen, immer noch für die Herangehensweise des Vereins in diesem Bereich gültig.

  7. Torsten Viedt

    Hallo Leute!
    Die Mädels und Jungs im Hintergrund machen eine tolle Arbeit.Na klar haben wir Aufholbedarf im Organisationsmanagement,aber wir sindd der FCU und nicht ein Snobclub,wie so viele,wo die Mitarbeiter nach 6-8 Stunden nach Hause gehen und abschalten.
    Ich denke unsere Mädels und Jungs haben momentan etwas schlaflose Nächte,denn ich glaube,das sie versuchen wollen es Allen Recht zu machen.
    In der Realität funktioniert das aber nicht!
    Alsolasst Geduld(w
    as ja eine Tugend ist) walten und dann läuft das schon
    EISERNE GRÜ?E

  8. Danke, Sebastian. Trotz der Eurer schönen Texte irgendwie passend, dass es den blog nur noch 3x Woche gibt, etwas Entschleunigung im Union-Orbit.

    Ich bin wie viele im Championsleague-Sog, insbesondere seitdem das Gruppen-C in der Auslosung gezeigt wurde. Kann leider in Wolfburg nicht dabei sein, denke aber, dass dort im Block wie immer die Post abgehen wird, Madrid hin oder her, und das wird hoffentlich auch die Mannschaft mit leiten.

    Ich war etwas erstaunt über die Hollerbach-Medienrunde, erinnert mich an das Sven Michel-Interview im Frühjahr, als er sich „ins Schaufenster“ stellen konnte (und dann ja relativ frühzeitig zu Augsburg ging). CL haben sich die Nominierten in den letzten Jahren verdient, ob bei Union oder woanders; ist halt wirklich ein großer Sprung aus der 3. Liga.

  9. Der Guido aus Pasewalk

    Danke Sebastian! Ein sehr guter Beitrag. Mache weiter so.

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