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Die DFL-Verteilung der TV-Gelder ist für niemanden so schlecht wie für Union

Am Wochenende ging es rund in der Bundesliga. Nicht nur auf dem Rasen im Berliner Derby zwischen Hertha und Union, sondern auch bei der Verteilung der TV-Gelder in der 1. und 2. Bundesliga für die kommenden vier Jahre. Ca. 1,3 Mrd. € jährlich sollen aus der nationalen und internationalen Vermarktung verteilt werden. Dazu tagt am heutigen Sonntag das neunköpfige DFL-Präsidium (das aus Christian Seifert, Peter Peters, einem Vertreter des DFB und Funktionären vom FC Bayern, dem 1.FC Köln, SC Freiburg, Holstein Kiel, FC St. Pauli und Darmstadt 98 besteht), das der DFL-Mitgliederversammlung am Montag seine Entscheidung  präsentieren wird.

Wie bei der letzten Entscheidung 2015 sorgte das auch diesmal bereits im Vorfeld für erhitzte Gemüter. Genau wie damals geht es wieder um eine gerechtere Verteilung der TV-Gelder und einen Ansatz, wie man die an der Spitze monoton und fad gewordene Meisterschaft wiederbeleben könnte. Dazu hatten mehrere Clubs (Stuttgart, Augsburg, Mainz und Bielefeld aus der 1. Bundesliga und etliche Clubs der 2. Bundesliga) ein Reformkonzept erarbeitet und intern verteilt. Das missfiel Karl-Heinz Rummenigge vom FC Bayern München so sehr, dass er kurzer Hand zu einem G15 Gipfel-Treffen nach Frankfurt einlud – natürlich ohne die Verfasser des Reformpapiers daran teilnehmen zu lassen. Der Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG sprach gar von einem Fehde-Handschuh, den die Vereine mit dem abweichenden Konzept geworfen hätten. Auch wenn man von den Bayern im Prinzip eine drastische Wortwahl gewohnt ist, stehen die Zeichen wohl auf Sturm. Es geht mal wieder um Alles im Fußball – ums liebe Geld.

TV-Gelder
Vereine wie Union liefern das Produkt, das die DFL vermarktet. Wie fair ist dabei die Verteilung der Erlöse? Foto: Matze Koch/Pool

Anders als man das vielleicht hätte erwarten können und wie es etwa Werder Bremen gemacht hat, hat sich Union zu dem Thema aktuell noch nicht öffentlich positioniert. Ob Union lieber hinter den Kulissen im Stillen für eine Reform verhandelt oder sich aus dem Sturm raus hält, bleibt unklar.

Völlig unabhängig davon will ich mir hier einmal anschauen, wie fair oder unfair in dieser Saison die TV-Gelder tatsächlich verteilt sind und welche Konsequenzen sich daraus für die Zukunft ergeben müssten. Bereits vorweg: Es gibt echte Überraschungen.

Einzelvermarkung versus Zentralvermarktung – Was ist gerecht?

Die grundlegende Entscheidung über die Verteilung der TV-Gelder ist, ob sich die Clubs einzeln, also jeder selbst, oder gemeinsam in einem Pool, also zentral vermarkten. Trotz der regelmäßigen Diskussion darum, die immer wieder auch vom FC Bayern angeführt wird, vermarktet sich die DFL seit langem zentral und verteilt dann nach einem bestimmten Schlüssel das Geld an ihre Mitglieder, also die Bundesligisten. Grob zusammengefasst kann man sagen, dass es über die Jahre eine Entwicklung von einer anfänglichen Gleichverteilung hin zu einer fast ausschließlich erfolgsorientierten Verteilung (gemessen am Abschneiden in der Liga in den letzten 5-20 Jahre) gegeben hat.

Der Frage der Fairness der Zentralvermarktung kann man sich also zum Beispiel nähern, indem man für jeden Verein annäherungsweise ermittelt, wie er im Vergleich einer (theoretischen) Einzelvermarktung zur Zentralvermarktung abschneidet. Zentraler Aspekt bei einer Einzelvermarktung wäre, wie viele Zuschauer sich im Fernsehen oder online die Spiele oder Highlightpakete des jeweiligen Vereins anschauen würden. Sprich, welche Quoten (Reichweiten) der einzelne Bundesligaverein erzielen kann.

In einer sehr umfangreichen Analyse wurden für die 20 Erstligavereine dieser und der vergangenen Saison die kompletten Reichweiten über alle Mediengattungen (TV, Print, Online etc.) ermittelt, wobei für jeden Verein circa 70 einzelne Reichweitenwerte einflossen. Uns interessiert hier speziell die nationale Live-TV-/ Spielberichtserstattung (von Sky, DAZN und Bild) und die Frage, wie die Vereine im Vergleich untereinander abschneiden. Und so sieht das aus:

In dieser Reichweitenanalyse ist im Wesentlichen nur die Reichweite des nationalen Spielbetriebes (Liga und ggf. DFB Pokal) also z.B. keine TV-Quoten oder Spielberichtserstattung in europäischen Wettbewerben enthalten. Die Reichweiten für Arminia Bielefeld und den VfB Stuttgart wurden errechnet. Grafik: Daniel Rahaus

Aus dieser Grafik ergibt sich ein recht zuverlässiges Maß der Attraktivität für das nationale Publikum eines jeden Bundesligisten, und damit der Chancen, die jeder Teilnehmer der Liga in der Einzelvermarktung hätte. Sofort sticht der Branchenprimus FC Bayern am rechten Rand ins Auge, anhand dessen die Reichweite aller anderen Vereine normiert wurde. Und es leuchtet ein, warum die Bayern in der Vergangenheit regelmäßig versuchten, eine Einzelvermarktung durchzusetzen. Verglichen mit allen anderen Bundesligavereinen (außer Dortmund) erzielen sie doppelt bis viermal so große Reichweiten über eine Saison.

Bayern könnte sich einzeln also teurer vermarkten als alle anderen. Mit dem Wandel innerhalb der Zentralvermarktung von einer annähernden Gleichverteilung zu einer im Wesentlichen am sportlichen Erfolg orientierten Verteilung der TV-Gelder haben die Bayern aber dennoch im Großen und Ganzen das bekommen, was sie von einer Einzelvermarktung bekommen könnten. Laut dem Kicker bekommt der FC Bayern in der aktuellen Saison 2020/21 etwas mehr als dreimal so viel Geld aus dem TV-Pool als der Poolletzte Arminia Bielefeld.

Wie der 1. FC Union in der Analyse auch abschneidet ist aber auch bemerkenswert (roter Balken). Schon in der Premierensaison in der Bundesliga liegt Union in der Publikums-Attraktivität vor langjährigen Bundesliga-Clubs wie Augsburg, Mainz, Wolfsburg, Hoffenheim. Zudem deuten auch die Reichweiten-Daten der ersten neun Spieltage der aktuellen Saison darauf hin, dass sich die Publikums-Attraktivität von Union, einhergehend mit dem sportlichen Erfolg, weiter überdurchschnittlich positiv entwickelt. Also hat Union sein Reichweitenpotential, anders als Hoffenheim und Co., wohl noch lange nicht ausgeschöpft.

Die TV-Gelder-Verteilung ist hochgradig unfair

Mit den Ergebnissen dieser Reichweiten-Ermittlung kann man nun analysieren, wer in dem derzeitigen DFL-Zentralvermarktungspool Geber und wer Nehmer ist. Ermittelt wurde dabei die relative Gabe bzw. Entnahme gemessen an den potentiellen Erlösen einer Einzelvermarktung, für die ich die Reichweite als Proxy nehme. Die Ergebnisse sind eindeutig: die Verteilung ist hochgradig unfair. Allerdings sind die Gründe dafür etwas anders gelagert, als es sich bisher in der öffentlichen Diskussion in der Regel darstellt.

Anteil Vereine Zentralvermarktung DFL-Bundesliga
Die Graphik zeigt die Diskrepanz zwischen der erzielten Reichweite von Vereinen und ihrem Anteil an den Erlösen der Zentralvermarktung. Grafik: Daniel Rahaus

In der Grafik wurden den ‚Aus dem Pool Nehmern‘ (links) die ‚In den Pool Gebern‘ (rechts) gegenübergestellt. Folgendermaßen muss man das lesen: Der VfL Wolfsburg erzielt durch die Zentralvermarktung ca. 60% mehr an Erlösen, als er wahrscheinlich durch eine Einzelvermarktung seiner Spiele erreichen könnte. Umgekehrt gehen Werder Bremen durch den Pool in der aktuellen Saison etwas mehr als 30% seiner potentiellen Einzelvermarktungserlöse verloren.

Sofort sieht man, wer in der derzeitigen Ausgestaltung der Verteilung der TV-Gelder die Gewinner und wer die Verlierer sind. Zusammengefasst muss man sagen: Es ist einfach grotesk. Der in dem Zusammenhang häufig zitierte Satz ‚Leistung muss sich lohnen‘ wird hier in großen Teilen geradezu umgekehrt. Das derzeitige TV-Gelder-Verteilungssystem hat mit Sicherheit nichts mit den Gerechtigkeitsvorstellung einer großen Mehrheit der Fußballfans hierzulande zu tun. Eindeutige Gewinner sind die klassischen Investoren-Clubs aus Hoffenheim, Wolfsburg, Leverkusen und Leipzig, die durch den in der Regel erkauften sportlichen Erfolg massiv in den TV-Pool greifen können.

Union wird am stärksten benachteiligt

Anderseits finanzieren gewissermaßen die Aufsteiger der letzten Jahre Union, Köln, Stuttgart und Bielefeld sowie Teams wie Bremen, die sportlich gerade ihrer Bedeutung für das Publikum hinterherhinken, zu großen Teilen diese Umverteilung. Man sieht in dieser Gegenüberstellung also deutlich, dass die Investorenclubs von dem durch die ‚Tradionsvereine‘ geschaffenen sozialen Kapital (der Bindung und Einbeziehung der Fans an das Thema Fußball, was diese Vereine manchmal eben schwerfälliger und weniger leicht steuerbar macht) profitieren. Ironie ist dabei, das ausgerechnet das jüngste Bundesligamitglied Union, relativ betrachtet, am Stärksten zu Gunsten der Investoren-Clubs verzichten muss.

Zugleich sieht man auch, dass die häufig in Richtung der Bayern gemachten Vorwürfe nicht ganz angemessen sind. Denn tatsächlich sind sie auch Geber in dem System. Allerdings muss man sich schon fragen, warum fünf Vereine relativ mehr geben müssen, als der mit Abstand wirtschaftlich potenteste Verein der Liga. Ist das die viel beschworene Solidarität? Auch Dortmund windet sich als kleiner Geber geschickt durch das Solidaritätsnetz. Darüber hinaus erscheint kurios, dass sich auch der FSV Mainz in den vergangenen Wochen für ein neues, faireres System stark gemacht hat, obwohl sie von dem derzeitigen System überdurchschnittlich profitieren. Das zeigt wunderbar, wie es manchmal offenbar Gerechtigkeitsillusionen gibt: Manch einer fühlt sich ungerecht behandelt und ist es faktisch nicht; und manch einer ist es faktisch, realisiert aber gar nicht die Größe und den Umfang der Benachteiligung.

Klar ersichtlich ist, wie dieses, man muss es so sagen, vermurkste Verteilungssystem die Investorenclubs, die eh bereits finanziell besser gestellt sind, nochmal zusätzlich finanziell pampert. Die Bundesliga hat sich damit im Grunde über die letzten Jahre ihre eigene Attraktivitäts-Grube gegraben. Finanziell werden Clubs gestärkt, die trotz sportlicher Erfolge der letzten Jahre weit unterdurchschnittlich attraktiv für das Fußballpublikum sind und wenig zur Gesamtattraktivität der DFL beitragen.

Das gilt hierzulande und in besonderer Weise auch international. So kann man keinesfalls die Attraktivität des Gesamtproduktes verbessern, um damit vielleicht die finanzielle Lücke zu Premier League schließen. Fragen lassen müssen sich Vereine wie Schalke (die gute Chancen haben, sich auf Grund der aktuellen sportlichen Situation bald ganz rechts bei den Pool-Gebern einzureihen), Bremen, Stuttgart, Köln, Frankfurt, HSV, Hannover etc., wie sie eigentlich in der Vergangenheit abgestimmt haben, und welchen Anteil der Verantwortung für dieses System sie eigentlich tragen? Hat man in der Vergangenheit möglicherweise geglaubt, man könnte als einer der wenigen Gewinner eines solchen Systems auf Kosten der anderen als Sieger hervorgehen, um dann die Bayern oder Dortmund anzugreifen?

Der Ausweg

Aus diesem Dilemma gibt es einen Ausweg, oder zwei, um genau zu sein. Im Einzelnen soll das Thema eines zweiten Beitrages in den kommenden Wochen sein. Vorweg nehmen kann ich hier aber, dass die zwei großen Ziele, die faire Verteilung der TV-Gelder und die Wiederherstellung des Wettbewerbs in der Bundesliga, sich nicht allein über die Neuausrichtung der Zentralvermarktung regeln lassen. Das wäre eine Illusion: Egal, wie man es gestalten würde, die Bayern kämen finanziell immer gut dabei weg.

Selbst eine Gleichverteilung der Gelder würde auf absehbare Zeit kaum den Wettbewerb wiederbeleben können. Viel zu groß sind inzwischen die finanziellen Abstände. Für den kommenden Montag dürfen wir gespannt sein, ob die Mehrheit der Vereine realisiert hat, in welche Gewässer sie sich da hineinmanövriert hat, und ob sie gewillt ist, gemeinsam auf der DFL-Mitgliederversammlung den Kurs neu auszurichten und mutig dem sicher aufkommenden Sturm entgegenzutreten. Zu verlieren hätten sie nichts, aber viel zu gewinnen.

28 Kommentare zu “Die DFL-Verteilung der TV-Gelder ist für niemanden so schlecht wie für Union

  1. Musiclover

    Sehr guter Beitrag. Danke dafür.

  2. Robert aus Karow

    Vielen Dank für die Analyse und Einordnung! Pflichtlektüre sollte das sein zu dem Thema. Sachlich und erkenntnisreich….und es sind ja auch noch Überraschungen drin. Außerdem erklärt es möglicherweise die Ruhe seitens Union. Da ist man eben doch näher an der Bayernlinie, als man sich das vielleicht intuitiv wünschen würde…

  3. Interessanter Beitrag, danke. Dirk Zingler hat sich ja in letzter Zeit mehrfach auffällig abwiegelnd zu diesem Thema geäußert; ich bin gespannt, ob sich die Hintergründe kurzfristig auflösen.

  4. Maria Draghi

    Große Klasse, dass wenigstens ihr eines (von vielen) Themen aufgreift, an denen die Berliner Union-Journalisten kollektiv angestrengt vorbeisehen.

  5. Ich finde diese Analyse sehr spannend. Ich finde aber, dass in der Argumentation ein Schritt fehlt: Nachzuweisen, dass es fair ist, Geld proportional zur Reichweite zu verteilen. Dafür kann man sicher Argumente finden. Aber vielleicht auch dagegen.

    So ist es ein „naturalistischer Fehlschluss“, das heißt, das ein normatives Urteil direkt aus der Beschreibung von Tatsachen geschlossen wird. Dabei fehlt aber eben immer ein Schritt, der definiert, was denn (in diesem) Fall fair wäre.

    • Lieber Daniel, in den letzten Wochen habe ich erfahren, dass eine Doktorarbeit nicht für ein Blog taugt. ;-) Denn natürlich hast du Recht, dass es immer mehrere Perspektiven der Fairness und Gerechtigkeit gibt. Auf die verschiedenen Dimensionen werde ich beim Lösungsvorschlag im zweiten Teil noch eingehen.

      Die Reichweite (also sprich der Maßstab der Einzelvermarktung) ist zumindest eine wichtige Dimension davon. Die Bayern waren immerhin lange der Meinung, dass das sogar der Wichtigste wäre. Prinzipiell sollte sich die große Mehrheit der Vereine durch eine Poolvermarktung besser stellen, als sich selbstständig zu vermarkten (z.B. durch eine größere Verhandlungsmacht und Synergieeffekte), denn sonst würde die Mehrheit bei einer DFL-Mitgliederversammlung mehrheitlich dagegen und wieder für eine Einzelvermarktung stimmen. Prinzipiell verkaufen sich die TV-Rechte auf Basis der Gesamtattraktivität einer Liga. Was für die Rechteinhaber zählt, ist: Wie viele Leute schalten ein? Zweitrangig ist, wer wie sportlich erfolgreich ist. Einer wird immer Deutsche Meister etc. Fraglich ist doch, warum Vereine wie Union oder Bielefeld mit viel kleinerem Budget in der Solidavermarktungsgemeinschaft DFL wirtschaftliche potentere Vereine wie Hoffenheim und Wolfsburg so erheblich subventionieren müssen, obwohl sie mehr als diese zur Gesamtattraktivität heute und wahrscheinlich auch in Zukunft beitragen.

      Man kann es z.B. als fair empfinden, wenn ein Schüler, der bei der Klassenarbeit eine Eins erhält, bei der nächsten Klassenarbeit als Belohnung zehn Minuten mehr Zeit bekommt als der Viererkandidat. Wahrscheinlich wäre aber der Einserkandidat und u.U. dessen Eltern die Einzigen, die das so sehen. :-)

  6. Irgendwann wird die erste Liga nicht mehr nach sportlichen Gesichtspunkten ermittelt, sondern durch Umfragen unter Fans.

    Augsburg, Leverkusen, Hoffenheim bspw.werden dann durch Dresden, Offenbach, Rostock ersetzt.
    So schönt der DFB seine Auslastungszahlen und Sky die Abozahlen ;-)

    Oder wir haben 2 Neunergruppen mit eher regionaler Zuteilung. Also BVB, Köln, LEV, MG, S04 und 4 anderen in einer Gruppe und die 9 anderen in der anderen. Derbyfaktor hoch. :-)

    Oder, da der Osten unterrepräsentiert ist müssen wir mit Hertha, WOB und RB in eine Gruppe und jeder gegen jeden 4x ran :-)

    Neun Pay-TV-Sender übertragen alle 9 Spiele für 10€ pro Spiel, die natürlich hintereinander im 2h-Rhythmus stattfinden.
    1 Freitag 4 Samstag 3 Sonntag 1 Montag.

    Schöne neue Welt. NICHT!!!

  7. Moin, erstma vielen Dank für die Arbeit und die sachliche Darlegung. Als Unioner ist es natürlich Toll diesen Pfad zu gehen, da wir ja ordentlich profitieren würden. Solidarität ist jedoch auch diese Art der Vermarktung nicht. Solidarität ist gleiches Geld für gleiche Arbeit. Aber natürlich sind das Leider nur Träumereien. Ich hoffe dein Beitrag liest auch jemand von den Verantwortlichen.

    Eiserne Grüße

    • Ich habe es zumindest mal in eine WhatsApp Gruppe gestellt, in der auch der Präsident vom VfB Stuttgart ist ;). Die Chance ist also auf jeden Fall da.

  8. Vielen Dank für diese Frühstückslektüre. Sehr spannend!

    Kurze Rückfrage: bezieht sich die Reichweite auf Deutschland oder auch auf die internationale Vermarktung des nationalen Spielbetriebs? Da kann es ja durchaus Unterschiede im Interesse geben und auch die Verteilung ist aktuell in einem separaten Topf organisiert.

    Freue mich auf Teil 2!

    • Guten Morgen und guten Appetit.

      Die Reichweite bezieht sich ausschließlich auf die nationale Vermarktung. Angeblich wird die Bundesliga in 200 Ländern übertragen. Diese Reichweite näherungsweise verlässlich zu ermitteln, hätte wahrscheinlich den Umfang einer Promotion …

      Stichprobenhaft zeigt natürlich, dass die Bayern international klar den Ton angeben. National erreichen sie durchaus die vierfache Reichweite der reichweitenschwachen Clubs . International könnte man ggf. die bis zu zehnfache Reichweite ansetzen.

      Von den 1,3 Mrd. entfallen ca. 1,1 Mrd. € auf die nationale Vermarktung. 200 Mio. € auf die internationale. Entsprechend zeichnet sich ein recht gutes Gesamtbild mit der Beschränkung auf die nationale Vermarktung.

    • Das stimmt wohl – danke für die ausführliche Info!

  9. Sehr interessanter Beitrag, der die komplexe Thematik etwas veranschaulicht. Die Lösungswege interessieren mich sehr. Die Frage der Fairness dürfte eher subjektiv als objektiv beantwortet werden.

  10. Interessanter Beitrag und ein überraschendes Ergebnis. Zumindest auf den ersten Blick, wenn man einen Augenblick darüber nachdenkt ist es irgendwie nicht mehr wirklich überraschend sondern einfach Kalkulation auf Seiten der Investoren. Wie viel Geld muß man investieren um an die großen Töpfe zu kommen und die großen Einnahmen/Gewinne zu realisieren.

  11. Sehr schöner und lehrreicher Artikel, Danke!

    „Man sieht in dieser Gegenüberstellung also deutlich, dass die Investorenclubs von dem durch die ‚Tradionsvereine‘ geschaffenen sozialen Kapital (der Bindung und Einbeziehung der Fans an das Thema Fußball, was diese Vereine manchmal eben schwerfälliger und weniger leicht steuerbar macht) profitieren.“

    Das ist für mich die Essenz.

    Leider ist „soziales Kapital“ kein anerkannter oder ein über Gemeinnützigkeit hinaus förderungswürdiger Wert in unserer Gesellschaft. Es ist also nichts, das sich professionell ausbeuten liesse und damit einen Unternehmenszweck begründete.
    Das könnte man natürlich ändern, so wie man auch Umweltverschmutzung in den Produktionszyklus einfliessen lassen kann (und sollte). Aber dann bestünde die Gefahr, dass Rummenigge zur eigenen Rentenabsicherung einen Uhrmacher plündert, und das kann ja keiner wollen ;-)

    Andererseits ist „Reichweite“ noch nicht direkt „soziales Kapital“. Boulevardkampagnen usw. erzeugen zwar Reichweite, sind aber eher ein „soziales Strohfeuer“ (um im Bild zu bleiben). Dennoch ist schon sehr auffällig, dass die Plastik-, Produktmarketing- und DAX-Clubs alle auf der „Sozialschmarotzerseite“ stehen.
    Nur Gladbachs Platzierung wundert mich etwas. Die stehen aber auch seit ewig ganz oben auf der „nicht unbeliebt“-Liste (wo ich inzwischen auch Union in den Top3 vermute) – die zeigt welche Vereine die wenigsten Antipathien auf sich ziehen (zB BVB, S04, FCB stehen da ganz unten, die haben zwar sehr viele eigene Fans aber polarisieren auch sehr viel gegen sich – bei den blaugelben ist das sehr wechselseitig ;-), während die Anzahl der BMG-Anhänger im Vergleich relativ gering ist. BMG quasi als Feinschmeckertipp unter Experten, die breite Masse guckt aber eher Kölle ;-)

  12. Hi Daniel,

    interessante Betrachtung, auch wenn ich Dein Dichotomie-Modell von „Gebern“ und „Nehmern“ etwas fehlgeleitet finde, da es schon von sich aus Erinnerungen an Solidarpakte beinhaltet, bei denen tatsächliche Geber in einen Pool einzahlen, aus dem dann Nehmer subventioniert werden. Dies ist ja hier nur „virtuell“ so, da Du tatsächliche Gewinne mit immateriellen Werten gleichsetzt, die zur Schaffung dieser Gewinne beitragen.

    Was mich aber viel mehr interessieren würde: Du setzt Bayerns Reichweite in Deinem ersten Chart auf 100%, setzt somit die Reichweite der Bayern als Maximum, was Deutsche Bundesligisten erreichen können. Mich würden hier mal Rohdaten interessieren – tatsächlich aus reiner Neugier, nicht weil ich Dir nicht glaube. Sprich welche Zahlen sind hier in die Betrachtung eingeflossen? Auch die Konzentration auf den nationalen Markt verzerrt meiner Meinung nach die Aussagekraft der Schere, die Du hier zeigst, da ein nicht unerheblicher Anteil der Fernsehgelder, die in den Pool fließen, auch durch die Auslandsvermarktung gewonnen wird, in der genau die Vereine, die Du hier als größte Nehmer identifizierst, die großen Treiber sein dürften, was ihnen dann eigentlich als „Geber“-Anteil angerechnet werden sollte.

  13. Danke für diesen Beitrag. Die Darstellung in Chart 2 ist sehr interessant, allerdings wird die Auseinandersetzung eher anhand absoluter Werte (Erlöse) in EUR geführt. Daran gemessen würden Bayern und der BVB nach der Reichweiten-Analyse gegenüber der aktuellen Verteilung am meisten benachteiligt sein (in absoluten EUR gerechnet). Und möchte man wirklich, dass diese beiden Vereine noch mehr abgreifen? Für Union wäre es ein guter Deal, für viele andere Verein nicht. Es zeigt einfach sehr gut, wie verzwickt die Lage ist.

    Hinweis: Der Ausweis der Primärquelle für die Reichweiten-Analyse wäre noch wichtig.

  14. Maria Draghi

    Die neuen TV-Geld-Regeln sind raus: https://www.kicker.de/so-verteilt-die-dfl-ab-2021-22-die-tv-gelder-791599/artikel

    Ohne jetzt schon alles überblickt zu haben: Hat für uns durchaus positive Aspekte; etwa, weil die 20 Jahres-Wertung durch eine 10-Jahres-Wertung ersetzt wird. Auf 20 Jahre gerechnet liegen Clubs wie Nürnberg, Bochum, Duisburg oder Bielefeld noch sehr weit vor uns – auf 10 Jahre gerechnet haben wir hierbei bessere Perspektiven, die zu überholen.

  15. Heiko Koenig

    Eine Liga – 20 Teams – für alle die gleiche Kohle. Die Spitzenteams werden schon durch das internatioale Geld genug bevorteilt. Ist aber nur ein Traum, es bleibt sowieso alles wie es ist. Da muss der Rummenigge nur ein klein wenig rumjammern und schon kriechen alle zu Kreuze, so wird das nie was.

  16. Maria Draghi

    Wäre es wirklich „gerecht“, wenn z.B. Paderborn oder Heidenheim in Liga 1 genau soviel bekommen würden wie Dortmund oder Bayern, obwohl sie in Liga 2 vor Corona Schwierigkeiten hatten, überhaupt ihr Stadion voll zu bekommen und sich außerhalb ihrer jeweiligen Region de facto niemand für die interessiert?

    „Gerechtigkeit“ ist – innerhalb wie außerhalb des Fußballs – eine Schimäre, ein gedankliches Phantasie-Konstrukt, das unerreichbar ist.
    Erreichbar ist bestenfalls, Lösungen zu finden, die möglichst viele Aspekte angemessen berücksichtigen. Aber auch die beste Lösung eines komplexen Problems wird niemals „gerecht“ sein. Nur besonders simple Probleme sind „gerecht“ zu lösen (2 Kinder, 2 Äpfel, jeder kriegt einen).

  17. Maria Draghi

    PS: Interessanterweise halten die meisten Leute ein genau spiegelbildliches Modell überhaupt nicht für „gerecht“.

    Unter M. Thatcher sollte in UK mal eine sog. Kopfsteuer eingeführt werden. Heißt: Alle zahlen pro Jahr den gleichen Betrag X, ganz unabhängig von ihrer individuellen Situation. Aus Sicht gängiger finanzwissenschaftlicher Modelle ist das übrigens die einzige „gerechte“ Steuer. Als das öffentlich wurde, gingen die Leute in UK auf die Barrikaden, weil sie es genau entgegengesetzt als völlig ungerecht empfanden. M. Thatcher verlor ihr Amt. Für sie bekam die Kopfsteuer einen ungewollten doppelten Sinn, denn „ihre“ Kopfsteuer kostete sie politisch ihren eigenen Kopf.

  18. Der Vergleich hinkt aber, weil es beim Gerechtigkeitsempfinden einen Unterschied macht, ob etwas genommen (Kopfsteuer) oder wie etwas verteilt werden soll (z.B. TV-Einnahmen). Bei der Steuer werden es die meisten als gerecht empfinden, dass es dabei auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ankommt (wer mehr hat kann auch mehr abgeben, prozentual und absolut).
    Bei einem auf eine Gruppe zu verteilenden Betrag, der nur durch die Gruppe zusammen erwirtschaftet werden kann, werden es die meisten als gerecht empfinden, den Betrag gleichmäßig zu verteilen, ggf. noch differenziert nach dem aktuellen Beitrag zum Gesamterfolg der Gruppe, aber nicht als laufende und verstetigte Belohnung für vergangene Verdienste.

  19. Maria Draghi

    Wenn man lange genug sucht findet man an jedem Vergleich etwas, was hinkt… :-)

  20. Maria Draghi

    PPS: Am Ende glaube ich wird selten so viel geheuchelt wie beim Thema „Gerechtigkeit“. Die Wahrheit dahinter dürfte meist ganz einfach sein: Wenn es den eigenen Interessen dient, soll etwas entweder gleichgemacht werden. Oder eben gerade nicht. Allerdings ist die Realität oft erstens weder einfach, noch zweitens angenehm. Das zeigt auch das laut vernehmbare Schweigen unseres Vereins in dieser Sache.

  21. Du hast natürlich recht: es gibt keine allgemeingültige Definition von „Gerechtigkeit“ und die diesbezüglichen Einlassungen von direkt oder indirekt beteiligten Gruppen (Vereine, Fans, Medien usw.) zum Thema TV-Gelder sind fast immer interessengeleitet. Man könnte sich dem Begriff „Gerechtigkeit“ allenfalls mit einer philosophischen Diskussion von außen nähern, aber auch die wird immer subjektiv gefärbt sein.

    Worum es bei der Diskussion eigentlich gehen sollte, ist die Frage: was sind die Ziele, auf die sich die Vereine (oder zumindest eine Mehrheit) verständigen wollen ? Ist es die Integrität des Wettbewerbs und die Chancengleichheit/Durchlässigkeit in diesem Wettbewerb („level playing field“) ? Oder ist es eher der Wunsch, die bestehenden Verhältnisse zu zementieren bzw. die Durchlässigkeit dieses Wettbewerbs zu minimieren ?

    Die alte und die neue Verteilung der TV-Gelder werden nicht zu mehr Chancengleichheit führen. Andererseits hat Seiffert recht, wenn er sagt, dass 5 Mio. € weniger bei Bayern und 5 Mio. € mehr bei Bielefeld nicht zu mehr Spannung in der Bundesliga führen werden. Dazu bedarf es viel radikalerer Reformen im Fußball insgesamt, nicht nur bei den Vermarktungserlösen, aber dazu wird es nicht kommen solange der „Fussballkonsument“ das Spiel mitspielt.

    Soweit der philosophische Morgenbeitrag ;)

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