Blog State of the Union

Es sind weiterhin Zuschauer an der Alten Försterei erlaubt, auch wenn das nicht allen passt

Ähnlich unübersichtlich wie das Infektionsgeschehen in Berlin und die dazugehörigen Verordnungen ist auch der Meinungskorridor wenn es um die Frage geht, ob Union immer noch ZuschauerInnen ins Stadion lassen sollte. Die Meinungen gehen wie so oft sehr weit auseinander. Vor allem in den sozialen Netzwerken wird Union für das Vorgehen hart kritisiert. Das ist nichts Neues. Genauso wenig wie die Tatsache, dass sich Union nur an geltendes Recht hält. Zudem hat Union sein Hygienekonzept freiwillig noch erweitert, wie wir gestern schon berichteten.

Union-Fans beim Spiel gegen Mainz, Foto: Matze Koch

Auch das schon vieldiskutierte Singverbot wird nun – anders als noch gegen Hannover – wohl konsequenter durchgesetzt werden. Die Kritik wird dadurch nicht verstummen und auch ich kann persönlich alle verstehen, die sagen, ich möchte nicht ins Stadion solange die Zahlen so hoch bleiben. Wie seit Beginn der Pandemie werde ich mich selbst nicht um Restkarten bemühen. Jedoch sollte das jede/r für sich selbst entscheiden solange das Hygienekonzept eingehalten wird und es rechtlich erlaubt ist.

 

Vor allem Unions Perspektive ist dahingehend nur allzu verständlich. Schließlich agiert man nicht nur als Verein sondern auch als Wirtschafts- und Veranstaltungsunternehmen. Man ist damit einerseits nicht nur auf die Einnahmen angewiesen sondern möchte wie seit längerem immer wieder von Union thematisiert wird, auch Perspektiven schaffen. Für die eigenen Fans, aber vor allem auch für die (externen) Mitarbeiter, die rund um einen Spieltag – und oft nur dann – im Einsatz sind.

Ein politischer Appell wie von Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci, die dazu aufruft zuhause zu bleiben und nicht ins Stadion zu gehen, bringt in diesem Zusammenhang nicht viel. Zielgerichteter wäre es Daniels Vorschlag aus dem gestrigen „State of the Union“ konsequenter zu verfolgen, den ich an dieser Stelle gerne noch einmal wiederholen möchte: Vielleicht wäre es tatsächlich sinnvoll hier eine parlamentarische Debatte über sinnvolle Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu führen und eine Infektionsschutzverordnung zu erstellen, die flexibel auf bestimmte Pandemie-Level reagiert. Dann hätte man zumindest etwas Planbarkeit.

Dann würden auch die oftmals polarisierenden und moralisierenden Diskussionen ein wenig in den Hintergrund rücken ob es nun bei diesem oder jenem Wert vertretbar ist, diese oder jene Veranstaltung durchzuführen. Bei klaren und nachvollziehbaren Richtlinien müsste man sich nicht immer an den gleichen Punkten abstrampeln. Übrigens ein Standpunkt den Union auch schon seit Monaten vertritt und der in einer Mail-Antwort von Christian Arbeit an einen Journalisten und der anschließenden Twitter-Diskussion ein weiteres Mal deutlich wird.

In diesem Zusammenhang könnte man vielleicht, auch ganz unabhängig von Union, über einen anderen Ansatz nachdenken, wie Steffi mit Bezug auf den Lokalpolitiker Sören Benn, anmerkt.

So berichten die Berliner Medien:

Zum Sportlichen

Auch Urs Fischer wurde bei der gestrigen Pressekonferenz zum Singverbot befragt. Es sei natürlich„ein neues Gefühl, wenn Zuschauer da sind und ruhig sein müssen“, sagte der Schweizer, der jedoch auch Verständnis für diese Maßnahme hat: „Es gibt Regeln, die eingehalten werden müssen. Deswegen müssen wir damit umgehen.“

Zum Sportlichen hat sich Unions Trainer natürlich auch geäußert. Er lobt den Sportclub aus Freiburg ausdrücklich und sieht in ihm auch ein Vorbild für Union. Genau wie in Augsburg und Mainz. Was das Personal angeht, werden wir wohl auf der Auswechselbank andere Torhüter als noch vor Wochenfrist sehen. Urs Fischer verriet nämlich, dass Lorius Karius und Jacob Busk sich im Training verletzt haben und vermutlich, wie auch Grischa Prömel, am Samstag nicht zur Verfügung stehen werden.

Zudem wollte sich Urs Fischer auf Nachfrage nicht darauf festlegen, ob er mit Nico Schlotterbeck nun den besseren Spion in seinen Reihen hat oder dieser doch in Keven Schlotterbeck beim Gegner aus Freiburg spielt. Vor allem da er sein Team auch so gut vorbereitet sieht.

Gegner SC Freiburg

Um einen kleinen Einblick in die Überlegungen des gegnerischen Trainers zu bekommen, habe ich an dieser Stelle mal einen Ausschnitt aus der Pressekonferenz mit dem SC-Trainer Christian Streich eingefügt. Ich finde es immer wieder sehr erfrischend den Worten des Trainers aus dem Breisgau zu lauschen.

Und sonst so

In der Berliner Zeitung gibt es zudem ein Interview mit Union-Kapitän Christopher Trimmel, in dem er u.a. über die Belastungssteuerung im fortgeschrittenen Alter und über Länderspielreisen in Corona-Zeiten spricht.

Außerdem möchte ich noch auf ein Thema hinweisen, dass bei uns im Stadion auch derzeit mit Hilfe von großen Bannern thematisiert wird. Der DFB kürzt die Gelder bei einigen Fanprojekten.

 

18 Kommentare zu “Es sind weiterhin Zuschauer an der Alten Försterei erlaubt, auch wenn das nicht allen passt

  1. Mir fehlt immer mehr die Grundlage, Fußball mit Zuschauern nachvollziehen zu können. Macht die Stadiontore wieder zu, lasst drin die Spiele stattfinden in dem Rahmen wie zum Ende der letzten Saison. Warum das Land Berlin hier einen anderen Weg geht als alle anderen Länder, kann ich nicht nachvollziehen. Der Imageschaden in Fußballdeutschland und im Fußballland Deutschland liegt seit März mehr und mehr bei Union und nicht bei der Politik, an deren Regeln Union sich hält. So schön es auch ist, sich für eine Normalisierung einzusetzen, für Veranstaltungskonzepte mit Präventivtests etc – aktuell fehlt da einfach das Fundament für. Eine Diskussion zwischen Guter und Schlechter Unioner hat gott sei dank am Schnittpunkt „Ins Stadion gehen oder nicht“ kaum stattgefunden, aber nun keift man sich untereinander – angestachelt von Medien und Populismus im Social Media – an ob der meiner Meinung nach nicht immer schlüssigen Maßnahmen und wie man diese umgeht. Vuvuzelas (schlau mit Maske ;-)), Kochtöpfe, Klatschpappen – habt ihr sie noch alle?

    Populistische Äußerungen bringen keinen weiter. Union ist nicht größer als Corona, Fußball nicht wichtiger als eine intakte Gesellschaft und gesunde Menschen. Auch wenn es kein Nachweis dafür gibt, dass Stadiongeher die Infektionsketten beschleunigen, muss man im gesamtgesellschaftlichen Kontext einsehen, dass Fußball/Großveranstaltungen mit Zuschauer gerade einfach nicht sein müssen. Der Fußball hat sich eine Sonderrolle zugeschoben und die Politik scheint bundeslandabhängig nicht im Stande zu sein, dies von oben zu korrigieren.

    Da kauf ich mir lieber mehr digitale Würste und Geisterspieltickets und drück Union von der heimischen Couch die Daumen, dass sie auch die zweite Saison sportlich gut überstehen mögen.

    Das ganze stinkt generell auch im Fußballkosmos von oben: Fifa > Uefa > DFB > DFL > Verbände > Vereine. Die UEFA legt abstruse Regeln auf, welche Vereine welche Kosten zu übernehmen haben und Spiele im Europapokal neu ansetzen müssen. Warum macht das nicht die UEFA, wenn DIE schon den Wettbewerb unbedingt durchdrücken wollen. Gleiches Theater in Italien mit Juve/Neapel – da schieben sich Politik und Verband schön raus und am Ende bleiben zwei Vereine, die dann die Scheiße ausbaden.

    Spaß macht das alles nicht mehr. Das hat weder was mit Fußball noch Union zu tun – das sind ja zwei unterschiedliche paar Schuhe, wie wir wissen. ;-)

    • E.G. (Altunioner)

      Zitat: “Populistische Äußerungen bringen keinen weiter. Union ist nicht größer als Corona, Fußball nicht wichtiger als eine intakte Gesellschaft und gesunde Menschen.“
      Danke M für deinen guten Kommentar. Union entwickelt sich viel schneller als von mir nach dem schönen sportlichen Aufstieg im vergangenen Jahr gedacht, zu einem knallhart denkenden und kalkulierendem Wirtschaftsunternehmen. Gespielte Heuchelei und bla bla über die Einzigartigkeit unseres Verein’s haben sich abgenutzt. Die einzige wirkliche Ausnahme sind die Fans und die Begeisterung in unserem Stadion. Aber auch die begeisterungsfähigen Fans werden zunehmend zu zahlenden Kunden und stehen am Ende der Wertschöpfungskette. Das ist die Realität.

      Eiserne Grüsse und bleibt hoffentlich weiterhin alle gesund.

  2. Bzgl. des Nachweisens, inwieweit Fußballspiele die Pandemie vorantreiben, hab ich ne Frage. Evtl. weiß das ja jemand:
    Prüfen die Gesundheitsämter (z.B. in Berlin) bei jeder gemeldeten Infektion, von sich aus, die Besucherlisten der Spiele (z.B. des 1. FC Union), um festzustellen, ob und ggf. wann ein als infiziert gemeldeter Mensch ein Spiel besucht hat?
    Das wäre IMHO die einzige Möglichkeit um gesichert festzustellen, welchen Einfluss derartige Veranstaltungen haben. Da auf freiwillige Angaben der infizierten Anhänger eines Vereines zu setzen, könnte das Ergebnis ja evtl. ein bischen ungenauer machen ;-)

    Das gilt natürlich für alle möglichen Veranstaltungen und Gelegenheiten, zu denen sich Menschen treffen und bei denen Anwesenheitslisten geführt werden müssen. Momentan scheint es mir ja so zu sein, dass es (außer den vielzitierten „privaten Bereich“) gar keine Treiber der Infektionen gibt.
    Die Gastronomie, die Schulen, die Kitas, die Fussballclubs und unzählige weitere Gruppen weisen ja aktuell zahlreich darauf hin, dass sie nachweislich nicht nennenswert zu einer Verbreitung des Virus beitragen ….

  3. Wenn der ÖPNV, Demos, Restaurantbesuche und ähnliche Menschenansammlung geduldet und erlaubt sind, dann stellt sich eher die Frage, warum Menschen mit personalisierten Tickets, Hygiene-Konzepte, Abstand und Maske nicht ins Stadion dürfen?
    Das Problem ist doch nicht Union, sondern die Dummheit der Menschen, die nicht kapieren das viele Medien (vorrangig aus dem Fußballumfeld) jeden furz reißerisch zur sensationsstory machen.

    Das mag auf Union ein schlechtes Bild werfen, ist aber eher ein Armutszeugnis für den Verstand so vieler Wähler in diesem Land. #meinemeinungLOL

    • Danke, denn genauso ist es! Bis morgen Nachmittag im Stadion zum Heimspiel-Sieg ?????

  4. Ernsthafte Frage: jubeln darf man morgen im Stadion? Und was passiert wenn doch gesungen wird? Da es eine Vorgabe der Stadt Berlin ist, dürfte der Schiri nicht die Grundlage haben das Spiel unter- oder abzubrechen.

    (Auf was für blöde Gedanken man kommt dank Corona und dem Hickhack des Senats…).

    • Ich vermute, dass CA ähnlich wie bei Pyro einen Standardsatz durchsagen wird.

  5. @framlin, wenn jmd positiv getestet wird versucht das Gesundheitsamt dessen Kontakte in der vermeintlichem Infektionszeit zu identifizieren und zu informieren. Wäre also ein positiver Test bei einem Stadionbesucher einige Tage nach dem Stadionbesuch gegeben und die positiv getestete Person gibt die Kontakte und Aufenthalte der letzten Tage an, werden die Veranstalter kontaktiert um die potentiellen Kontaktpersonen zu ermitteln und zu informieren.
    Wäre in der AF eine Neuinfektion passiert, hätten wir sicher davon gehort.

    • @Matze: Woher weiß das Gesundheitsamt denn, dass ein Mensch, der als infiziert gemeldet wird, in der letzten Zeit z.B. in der AF war?
      Bekommen alle Gesundheitsämter regelmäßig die Namen der Stadionbesucher gemeldet?
      Lassen sie sich nach jedem Spiel die Liste der Besucher*innen geben?
      Oder rufen sie einfach die infizierte Person an und fragen die, wo sie in der letzten Woche war?

      Worin besteht dieser Versuch denn genau?

    • @Matze: Hier noch ein Zitat dazu von heute vom rbb dazu:
      „Angesichts der vielen neuen Corona-Fälle ändert Berlin seine Strategie: Menschen mit positivem Testergebnis sollen sich nun erst einmal ohne Kontakt zum Gesundheitsamt isolieren und selbst Kontaktpersonen informieren.“

  6. Lieber M (aus B an der S)

    Mir fehlt immer mehr die Grundlage, Fußball mit Zuschauern nicht nachvollziehen zu können. Macht die Stadiontore wieder auf, lasst drin die Spiele stattfinden. Glücklicherweise geht das Land Berlin hier einen anderen Weg als alle anderen Länder, kann ich sehr gut nachvollziehen. Der Imageschaden in Fußballdeutschland und im Fußballland Deutschland liegt seit März mehr und mehr bei der Politik und nicht bei der Union, denn Union hält sich an die Regeln und versucht vor allem, neue Wege vorzuschlagen (z.B. Schnelltests für Veranstaltungen). Es ist schön, sich für eine Normalisierung einzusetzen, für Veranstaltungskonzepte mit Präventivtests etc…
    Kauf dir digitale Würste und Geisterspieltickets und drück Union von der heimischen Couch die Daumen, dann haben auch Unioner ohne Dauerkarte mal die Chance, ein Bundesligaspiel unserer Mannschaft live im Stadion An der Alten Försterei zu sehen. Stinkt zwar jetzt etwas nach Ironie – aber das sind ja zwei unterschiedliche paar Schuhe, wie wir wissen. ;-)

  7. Maria Draghi

    Nochmal zur verschobenen MV. So wird das anderswo gesehen:

    https://www.kicker.de/kritik-an-mainzer-mv-absage-rechtlich-aeusserst-problematisch-787931/artikel

    Demnach scheint es rechtlich heikler, eine MV zu verschieben oder ganz ausfallen zu lassen, als eine virtuelle MV abzuhalten. Letzteres überrascht auch nicht, denn die gesetzlichen Regelungen für Haupt- und Mitgliederversammlungen wurden seit März 2020 deutlich gesenkt bzw. auf digitale Erfordernisse angepasst.

    Bei uns stehen zwar keine Wahlen an (Ende des Artikels), aber ich denke die Motive sind dennoch in ähnlicher Richtung zu suchen.

    • Was meinst du hast Union für ähnliche Motive?

    • Maria Draghi

      Absicherung der eigenen Interessen und Angst vor Kontrollverlust.

      Danke für deine Nachfrage. Sie hat mich auf eine hochinteressante Idee gebracht.

  8. Maria Draghi

    Interessant nebenbei, dass auch im Falle Mainz 05 die Kritik an der Vereinsführung von überregionalen Medien (Kicker) kommt, während die lokalen Medien feige die Klappe halten.

  9. @framlin,das basiert auf den Angaben des positiv getesteten. Es werden nicht Massendaten nach bestimmten Personen gefiltert sondern mur andersrum vei einem Fall potebtielle Kontakte ermittelt.

  10. Berlin hat aktuell ca 4000 nachweislich Infizierte. Diese sind in Quarantäne, die Dunkelziffer ist laut Studien bei ca dem 5x. Heißt ca 20.000 in Berlin. Einer Stadt mit 3,8 Mill Einwohnern.
    Die Chance das ein Infizierter ins Stadion gelangt liegt bei 0,5%. Das bedeutet Union müssste 200 Heimspiele bzw 12 Jahre Bundesliga spielen um nur „EINEN“ Infizierten ins Stadion zu kriegen.

    Desweiteren halten die Leute 1,5m Abstand, haben Maske auf, dürfen nicht singen & befinden sich im freien.
    Da ist es absolut unmöglich sich zu infizieren.
    Wer jetzt mit dem ÖPNV argumentiert, vergisst das die Leute ja trotzdem am Samstag Freizeit haben und entweder das Spiel zuhause zusammen gucken (wo man schlechter geschützt wäre) oder alternativ etwas unternehmen & vielleicht trotzdem mit dem ÖPNV unterwegs sind. Die Leute infizieren sich im privaten Umfeld, da muss der Hebel angesetzt werden. Heißt Feiern mit max 10 Personen, sowie private Treffen nur zwischen 2 Haushalten. Das hat doch im Frühjahr auch wunderbar geklappt. Warum machen wir es jetzt anders?

  11. … [Trackback]

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