Blog State of the Union

Auch Union stimmt für den Video-Assistenten in der 2. Liga

In der 2. Bundesliga werden in der nächsten Saison Rechtecke nicht mehr nur aus Spaß in die Luft gemalt werden. Das haben die (aktuellen) Zweitligisten gestern beschlossen, als sie bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung für die Einführung des Video-Assistenz-Schiedsrichters stimmten. Auch Union hat die Ausweitung des VAR unterstützt, der offenbar unter allen anderen Beobachtern des Fußballs umstrittener ist als unter den Vereinen.

Gerade nachdem die Einführung von VAR in der Bundesliga in den letzten zwei Jahren wahrlich (var-lich? ok, ich hör schon auf) nicht ohne Fehler ablief gibt es für den sogenannten Videobeweis immer noch keine allgemeine Akzeptanz. Dieses Meinungsbild war gestern auch schon hier in den Kommentaren zu lesen, wo es etwa von Framlin hieß: „Schade, das wars dann mit unbeschwertem Stadionerlebnis und spontanem Jubel nach nem Tor.“ Und auch Rafal Gikiewicz scheint nicht ganz weit von dieser Ansicht entfernt zu sein, schließlich hat er diesen Tweet geteilt:

Union begründet seine Zustimmung in Person von Dirk Zingler auf der Webseite so: „Unabhängig vom persönlichen Empfinden ist es aus unserer Sicht notwendig, innerhalb des deutschen Profifußballs Schiedsrichterentscheidungen auf einheitlicher Basis zu treffen. Diese Einheitlichkeit haben wir mit der heutigen Entscheidung hergestellt.“

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich dieses Argument nachvollziehen kann. Die Wettbewerbssituation der Vereine in den Ligen untereinander wird schließlich nicht davon gestört, dass es in der ersten und der zweiten Liga verschiedene Praktiken gibt. Und man sollte meinen, dass die Fähigkeit der Schiedsrichter, Spiele auch ohne VAR zu leiten, immer noch besteht. Außerdem gab es ja auch mit Blick auf die Torlinien-Technik in den vergangenen Jahren unterschiedliche Regeln. Aber es mag natürlich sein, dass Union auch da für eine Vereinheitlichung wäre.

Darüber, ob auch die Torlinien-Technik, die bisher wegen ihrer Kosten abgelehnt wurde, eingeführt wird, steht im Statement der DFL übrigens nichts. Über die Einführung des Videobeweises in der Zweiten Liga schreibt auch die Morgenpost.

Die Bild (nicht online) spekuliert darüber, dass Herbert Bockhorn von Dortmunds U23 Union im nächsten Jahr auf der rechten Verteidigerseite verstärken könnte.

Und sonst so

Erinnert ihr euch noch daran, dass nach Kristian Pedersens Transfer zu Birmingham City FC im Raum stand, dass der neue Verein des Dänen damit die Regeln der Liga verletzt und eine 12-Punkte-Sperre riskiert haben könnte?

Pedersen Birmingham
Kristian Pedersen spielt eine gute Saison für BCFC, aber ist er eine 12-Punkte-Sperre wert?

Das stand schon im Sommer im Raum, die Verhandlung der Liga darüber findet aber erst jetzt statt. Darüber berichtet zum Beispiel die englische Zeitung The Independent, die auch erwähnt, dass Birmingham damit in den Abstiegskampf rutschen würde. Vorgeworfen wird dem Klub, für Pedersens Transfer Geld ausgegeben zu haben, nachdem man schon weit mehr Verluste gemacht hatte, als unter den Financial-Fair-Play-Regeln der Championship zulässig ist.

Update von 12:55 Uhr: Birmingham wurde mit neun Punkten Abzug bestraft:

Diese Grafik, die zeigt, wie viel Geld die englischen Zweitligisten im Vergleich zu ihrem Einkommen für Gehälter und Transfers ausgeben, ist dabei durchaus schockierend. Zum einen, weil Birmingham mit dem zweieinhalbfachen des eigenen Einkommens (!!!) soo viel mehr als alle anderen ‚investiert‘, dass die Formulierung „geradezu unverantwortlich“ dafür noch sehr milde ist.

Aber vor allem, weil sie zeigt, wie aggressiv die ganze Liga darauf spekuliert, in das gelobte Land der Premier League zu kommen. Angesichts der Tatsache, dass die Gehälter und Ablösen bei zwei Dritteln der Vereine die Einnahmen übersteigen, wundert es wenig, dass der Besitzer des Drittligisten Accrington Stanley, Andy Holt, den englischen Fußball in einer Krise sieht und meint, die Premier League müsse mehr Geld nach unten umverteilen ( Vorsicht: Link zur Daily Mail).

Der Millernton Podcast ist immer interessant. Für die aktuelle Folge gilt das aber besonders, gerade auch mit Blick auf Union. Darin geht es ausführlich um die Aufarbeitung des Hamburger Derbys, und sind mehrere Vertreter der Ultras Sankt Pauli (USP) zu Gast. Die Diskussion dreht sich zu einem großen Teil darum, wie und wem gegenüber Ultras ihre Aktionen erklären sollen und wollen. Und darum, auf welche gemeinsamen Werte man sich verständigen kann, und worin diese zum Ausdruck kommen. Relevant für Union wird demnächst wohl auch noch, welche Dynamiken sich aus einer Stadionerweiterung ergeben können, und wie das Gefüge im Publikum dadurch gestört werden kann (dieser Teil beginnt bei 3 Stunden 24 Minuten).

Außerdem fand ich diesen Blog-Eintrag der Fan-Hilfe von Greuther Fürth gestern interessant, in dem geschildert wird, dass Polizisten sich im Stadion wie Agents Provocateurs verhalten haben.

Nazis raus aus den Stadien

Dass eine Version dieser Rubrik hier gerade fast täglich vorkommt, das heißt, vorkommen muss, ist schon wirklich bedenklich. Heute, weil der (hervorragende) Journalist André Voigt im Anschluss an das Länderspiel in Wolfsburg von rassistischen und faschistischen Vorfällen berichten musste:

Update: Nach Angaben der Polizei wurden drei Männer im Zusammenhang mit den Vorfällen vernommen, wie diverse Medien berichten.

7 Kommentare zu “Auch Union stimmt für den Video-Assistenten in der 2. Liga

  1. Mahlsdörfler

    Krasse Message von Hrn. Voigt. Das kann einem leider überall passieren, auch im StadaF. Deshalb trauen sich viele auch nicht, etwas zu sagen. Riskiert man schließlich einen Krankenhausaufenthalt…
    Fußball ist halt nicht der Sport der Bildungselite, sondern des einfachen Volks. Und da ist solches Gedankengut aktuell leider wieder sehr verbreitet.

  2. silberhacke

    Verstehe schon, was du meinst, Mahlsdörfler, aber es ist nicht nur der Bildungsmangel allein, der für diese Abartigkeiten verantwortlich zu machen ist, es ist diese generelle Menschenverachtung und Empathielosigkeit. Wie immer hat man es da mit Leuten zu tun, die sich selbst ziemlich klein und minderwertig fühlen und dieses Gefühl, mit all dem Frust, den es mit sich bringt, nur halbwegs in den Griff bekommen, wenn sie auf irgendwelchen Minderheiten oder Andersdenkenden herum hacken. Die Opfergruppen sind dann ziemlich austauschbar und wechseln situativ nach Belieben – Asylanten, Schwule, Intellektuelle, Besserverdienende, Schwarze, Politiker, Journalisten, der Staat usw.. Das Problem ist, dass sich diese Leute im Konfliktfall, also, in dem Moment, wo du sie auf ihre miese Haltung aufmerksam machst, extrem lebendig fühlen – da steigt der Puls und gleich passiert was in ihrem sonst so öden Dasein. Diese Typen provozieren den Konflikt ganz bewusst. Das entbindet natürlich den Einzelnen nicht davon, selbst Stellung dagegen zu beziehen, aber es erklärt, warum es so wichtig ist, dass Haltung auch vom Verein und seiner Führung gezeigt wird. Und das ist die Stelle, an der ich immer wieder auf die CRIMARK-Zaunfahne zu sprechen komme. So lange die geduldet wird, wirst du es um so schwerer haben, dich im Block gegen einen Nazi-Pulk durchzusetzen. Denn jeder kann ja sehen, trotz Stadionordnung und wohlmeinender Sprechblasen, was alles geht im Stadion an der Alten Försterei und auswärts bei Spielen des 1. FC Union Berlin.

  3. Jens Otto

    zu den Provokateuren aus den Reihen der Polizei: mir ist das in letzter Zeit öfter auch in unserem Umfeld aufgefallen (Details verrate ich hier nicht), scheint eine gänge Methode zu sein, kommt mir aus der Zeit vor 1989 leider bekannt vor :-(

    zu dem Videoassi nun auch in Liga 2: ich habe in den letztenJahren nun regelmäßig alles verfolgt was es dazu so an Beiträgen und Diskussionen gibt, ich verstehe die Idee dahinter schon ABER: mit unserem Verständnis von Fußball hat es NICHTS zu tun, schade dass nun unsere Vereinsführung diesen Grundkonsens verlassen hat und das auch noch mit einer so dürren Mitteilung.

    zu den Nazivorfällen: @silberhacke: du hast da leider recht :-(

  4. Fehlt nur noch, dass uns dann die VAR-Eingriffe von nem Betonwerk oder nem Autozulieferer präsentiert werden …..

  5. silberhacke

    Ich habe gerade die Mitteilung gelesen, dass sich die Pöbler von Wolfsburg der Polizei gestellt haben. Ich finde das erstaunlich, und ich hoffe, dass das ein Initial ist, das dazu beiträgt, die Stadien von rassistischem Müll zu befreien.

    DIE DUNKELHEIT DARF NIEMALS SIEGEN
    https://youtu.be/kukTUgcpJb8

    EISERN

  6. Gorilla-im-Nebel

    Ich dachte eigentlich, die CRIMARK Zaunfahne gäbe es schon seit Jahren nicht mehr?!

    • Auswärts gab es die immer wieder, und seit irgendwann im letzten Jahr ist sie auch zu hause wieder oft präsent, nachdem das offizielle Auftrittsverbot irgendwann ausgelaufen ist

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