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Was Urs Fischer meint, wenn er vom „Totomat“ spricht

Vor dem Fantreffen heute Abend in der Haupttribüne mit Trainer Urs Fischer und Manager Oliver Ruhnert (19 Uhr geht es los, Details hier) gibt es jetzt schon die Möglichkeit, den Coach etwas besser kennenzulernen. Der Tagesanzeiger aus Zürich schreibt über Fischers erste Wochen bei Union und beweist dabei einen Blick für Details wie die kleinen sprachlichen Unterschiede, die das schweizerische Deutsch vom Hochdeutschen unterscheiden.

Am Sonntagmorgen stimmt Fischer seine Spieler an einer Sitzung im Hotel auf den Nachmittag ein. Er sagt ihnen: «Entscheidend ist, was am Schluss auf dem Totomat steht.» Grosse Augen, fragende Blicke, er realisiert: Er wird nicht verstanden. Totomat? Was ist das denn? Der Schweizer wird vom Sportdirektor aufgeklärt, dass dieser Begriff in Deutschland unbekannt ist. Fischer lacht und prägt sich ein, dass «Anzeigetafel» passend ist: «Ich muss schon noch an meinem Hochdeutsch feilen.»

Trainer Urs Fischer im Gespräch mit Julian Ryerson, Foto: Matze Koch

Zusammen mit diesem Text vom Januar vom gleichen Reporter lernen wir einiges über Urs Fischers Zeit in der Schweiz jenseits der sportlichen Erfolge. Wie zum Beispiel, dass er sich erst nach seiner Basler Zeit einen Berater genommen hat. Es ist Dino Lamberti, der in Berlin als Berater von Raffael und Ronny (Hertha) und Silvio (bei Union) bekannt ist. Diesen Schritt hatte er unternommen, um den Sprung ins Ausland zu wagen. Was er nicht sagt, aber der Hintergrund bei dieser Entscheidung gewesen sein dürfte: Nach dem FC Zürich und dem FC Basel gab es sportlich auch keine großen Herausforderungen mehr in der Schweiz.

Und da wir schon bei Berichten von nichtdeutschen Medien sind. Für den polnischen öffentlich-rechtlichen Sender TVP setzte sich Rafal Gikiewicz für ein längeres Gespräch ins Stadion. Da ich nie Polnisch gelernt habe, ist das für mich gar nicht so einfach zu verstehen gewesen. Verstanden habe ich über Bande (alles was Ähnlichkeiten mit dem Ukrainischen hatte, ging einigermaßen), dass er natürlich zufrieden mit dem Start ist und bereits im ersten Jahr bei Freiburg ein Angebot aus Kaiserslautern hatte. Da er sich mit seinen Kindern in Deutschland eingelebt hat und nach 5 Jahren hier gut die Sprache spricht, kam ein Wechsel nach Asien für ihn nicht in Frage. Dazu kommt, dass es von Berlin nicht so weit nach Polen ist (seine Heimat ist trotzdem um die 600 Kilometer von Berlin entfernt). Wenn jemand von euch besser Polnisch versteht als ich, wäre ich für ein paar zusammenfassende Stichpunkte des Interviews in den Kommentaren sehr dankbar.

Screenshot: TVP

Die Berliner Medien beschäftigen sich heute hauptsächlich mit Michael Parensen, der beim nächsten Einsatz sein 200. Zweitligaspiel für Union machen würde:

7 Kommentare zu “Was Urs Fischer meint, wenn er vom „Totomat“ spricht

  1. Ich habe einer polnischen Freundin, die deutsch studiert hat, schon öfter mit Ihrem deutsch geholfen, habe Ihr das Interview mal geschickt und sie um Stichpunkte gebeten, sie revanchiert sich bestimmt gerne :)

  2. Selber sprechen ist mittlerweile schwierig, aber verstehen tue ich polnisch immerhin noch ganz passabel ;) Ich versuche mir das Interview heute abend mal anzuschauen, hier schon mal die Übersetzung des Teasers auf der Webseite von TVP:

    „Es gab mehrere Angebote, nicht nur aus der 2. Bundesliga, sondern aus der polnischen Liga. Ich hätte das asiatische Abenteuer wagen können. Da tat sich was und dafür ist die Managementagentur [Berater ?] da, um das zu kontrollieren. Ich spiele jetzt meine fünfte Saison in Deutschland, kenne die Sprache, die Kinder gehen hier zur Schule, mein Kind wurde geboren, also muss man auf die Familie schauen. Ich bin nicht mehr Single und auch keine 20 Jahre. Hier passt alles, so dass es schwer wäre das zu verlassen. – sagte – Rafa? Gikiewicz.“

  3. Die Freundin hat das Video angeschaut und mir Ihre Antwortetn geschickt. Ich habe Ihr deutsch etwas verbessert, wenn @jacek noch etwas auffällt, kann er mich ja gerne verbessern:

    Auf die Frage wie der erste Eindruck ist, antwortet er, dass der erste Eindruck sehr positiv ist, besonders durch die 3 Punkte im ersten Spiel.

    Er hat sich für Union entschieden, weil sie sich sehr um ihn bemüht haben und Sie schon seit Februar in Kontakt waren. Es gab mehrere Angebote, nicht nur aus der 2. Bundesliga, sondern auch aus der polnischen Liga. Auch ein asiatisches Abenteuer wäre möglich gewesen, es ist Aufgabe seiner Berater das zu prüfen. Er ist aber schon die 5. Saison in Deutschland, er spricht die Sprache, seine Kinder gehen hier zur Schule. Er hat ein kleines Kind und muss auch die Bedürfnisse seiner Familie berücksichtigen. Er ist kein 20jähriger Junggeselle mehr und hat sich in Deutschland so eingerichtet, dass es schwierig gewesen wäre zu gehen.Sein Bruder spielt auch in Asien.

    Dann wird er gefragt, wie er seine Zeit in Freiburg bewerten würde. Er meint er hat mit guten Spielern zusammen trainiert. Er hat zwar nicht viel gespielt aber seine Fähigkeiten weiterentwickelt.

    Ob er wusste, dass nur die Nummer 2 sein wird, ist die nächste Frage. (bei der Antwort darauf bin ich mir nicht sicher, ob ich die Freundin richtig verstanden habe). Einer der Torhüter bei Freiburg war wohl verletzt, Rafal wollte spielen, aber sie haben ihn nicht gelassen, weil schon alles für das erste Spiel vorbereitet war. Der erste Torwart sollte verkauft werden, weil er nur noch ein Jahr Vertrag hatte, hat dann aber seinen Vertrag doch verlängert.

    Für Freiburg war das eine gute Option, weil sie 2 gute Torhüter hatten. Aber er war damit nicht zufrieden, weil er sich weiterentwickeln wollte

  4. Einige Ergänzungen zu @DoMay:

    Union hat sich seit Februar bemüht und dies auch damit begründet, dass Union das Niveau auf der Torwartposition heben und die Konkurrenzsituation stärken wolle. Für ihn war ein Verein wichtig, der seine Fähigkeiten erkennt und schätzt. Keine Freude auf weitere Bankposition gehabt, Wunsch sich weiterzuentwickeln, auch wenn der Schritt finanziell und von der Liga ein Schritt zurück sei.

    Frage nach den Saisonzielen von Union: Hamburg/Köln seien klare Favoriten (aber siehe Niederlage des HSV in Kiel). Jedes Spiel gewinnen wollen und im Kampf um Platz 3 dabei bleiben. Also: Platz 3-6 mit Aussicht auf Relegation.

    Wechsel in eine „exotische“ Liga:
    Die Zeit dafür würde noch kommen, er sei erst 30 und habe noch einige Jahre zu spielen. Über Wechsel nach Japan nachgedacht: interessante Liga, auch finanziell, interessante Kultur.

    Rückblick Freiburg:
    Für 1 Mio. € Ablöse von Braunschweig gewechselt. Freiburg suchte einen „fertigen“ Torwart. Traum, in der Bundesliga zu spielen. Dreijahresvertrag unterschrieben mit Aussicht auf (Stamm-)Torwartposition ab Jahr 2. Stammtorhüter sollte wechseln, hat aber dann doch verlängert. Hoher Wettbewerbsdruck bei drei Torhütern im Kader, hat sich daher trotz mangelnder Spielpraxis verbessert.

    Einsätze mit guten Leistungen gegen BVB und RB haben ihm Mut auf weitere Einsätze oder Rotation gemacht, aber Trainer hat den ersten Torwart nach dessen Verletzung zurück ins Tor gestellt: „Der Trainer hat entschieden, der Trainer hat immer Recht, wie der Lehrer in der Schule.“ ?

    Rückkehr auf die Bank nach diesen Spielen als Motivationsschub, sich etwas Neues zu suchen. Spiele gegen BVB/RB haben die Tür für Wechsel geöffnet, Nachweis, dass er auf der Bank nicht „eingerostet“ sei.
    Kontakt zu Kaiserslautern, aber der FCK wollte keine Ablöse zahlen. Union hat hingegen eine Ablöse gezahlt.

  5. @domay @jacek Tausend Dank für eure Unterstützung. Das hat zum inhaltlichen Verständnis enorm beigetragen. Dzi?kuj?!

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