Blog State of the Union

Toni Leistner wählt harte und klare Worte zu Unions Situation im Abstiegskampf

Das 1:3 in Darmstadt liegt uns allen sicher noch schwer im Magen. Umso mehr bin ich froh, dass Toni Leistner sein selbst verordnetes Schweigen bricht und auch medial sagt, was wir alle gesehen haben: „Man hat klar gesehen, dass wir die Mentalität gerade in den ersten 35 Minuten haben vermissen lassen, die in solchen Spielen nötig ist. Es war fast nicht zweitligatauglich.“ Vielleicht schaffen es diese deutlichen Worte, nicht nur die Mannschaft, sondern auch das Umfeld etwas aufzuwecken, das mir ein bisschen zu sehr nach dem Motto des aus dem Hochhaus stürzenden Mannes verfährt, der bei jeder Etage denkt: „Bis hierher ging es noch gut.“ Ja, ich weiß, dass der Abstieg nicht wahrscheinlich ist. Aber er ist möglich. Und deswegen muss alles dafür getan werden, damit der Klassenerhalt aus eigener Kraft gelingt und man nicht von anderen Teams abhängig ist.

Foto: Stefanie Fiebrig

Hier die Berichte der Berliner Medien rund um die Aussagen von Toni Leistner:

Ich finde es ja bemerkenswert, dass ein Spieler wie Toni Leistner, dem Union den beruflichen Wunsch zur Weiterentwicklung im vergangenen Sommer verwehrt hat, jetzt die Person ist, die mal Klartext spricht. Jemand, den man öffentlich zu einer Art Sündenbock machte, indem ihm per Pressemitteilung vom Verein und durch das demonstrative Setzen auf die Bank durch den Trainer das Vertrauen und Selbstbewusstsein entzogen wurde. Und das obwohl von den Fans immer gefordert wird (und das zu Recht), niemanden zum Sündenbock zu machen.

Toni Leistner sagt auch, dass sich vielleicht zu viele hinter den breiten Schultern von Sebastian Polter versteckt haben. Denn der Angreifer als aggressive Leader fehlt. Auf dem Platz und offensichtlich auch daneben.

Ich sehe Union gerade in einer Phase der Lethargie und Fatalismus und meine damit nicht nur das Team. Es wirkt fast so, als wären bestimmte Entscheidungen schon längst gefällt und man warte nur auf den rechnerisch sicheren Klassenerhalt, um sie zu verkünden. Dass dies so lange dauert und immer noch der direkte Abstieg möglich ist, sieht dann wie der Fehler im Plan aus. Es ist in solchen Phasen schwer, sich vom einmal gefassten Plan zu lösen und auf neue Situationen entsprechend zu reagieren. Das wäre aber nötig, um diesen Schleier von Verunsicherung und Lethargie zu lösen. Ob jetzt ein Kurztrainingslager von Freitag bis Sonntag was bringt, wie Bild/BZ erfahren haben? Das sieht mir sehr wie der letzte Versuch aus. Angesichts des nahenden Saisonendes gibt es aber auch nicht mehr viele Möglichkeiten, Dinge zu korrigieren.

Über die Gesamtgemengelage bei Union haben wir gestern im Podcast gesprochen (und zumindest ich mich noch einmal ausgekotzt): Teve329 – Die Geduld ist zu Ende

Die A-Jugend hat es gestern auch nicht geschafft, den Klassenerhalt zu sichern und spielte zu Hause gegen den Nienburger TSV nur 1:1.

Die U17 hat mit 1:6 in Cottbus eine deftige Packung kassiert (Vereinsmitteilung), pausiert aber wegen der U17-EM bis Ende Mai. Das nächste Spiel ist das Pokalfinale gegen Hertha am Männertag (10. Mai) um 13.15 Uhr im Poststadion.

Morgen ist der 1. Mai und damit wieder Frauenfußball-Feiertag bei Union. Mehr gibt es hier oder ihr ladet euch einfach den Plan herunter (pdf).

Zum Thema Frauenfußball möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass Holstein Kiel sich einfach der Frauenmannschaft entledigt hat, um sich komplett auf Männerfußball zu konzentrieren. Dazu gab es am Wochenende Proteste und Streiks bei Spielen. Mehr dazu in der Schleswig-Holsteinischen Zeitung.

10 Kommentare zu “Toni Leistner wählt harte und klare Worte zu Unions Situation im Abstiegskampf

  1. Ob das Trainingslager was bringt, werden wir sehen. Immer noch erfolgversprechender, als einfach so weiterzumachen wie zuletzt.

  2. Wie kommst du darauf, dass ein Abstieg nicht wahrscheinlich ist? Wenn wir so weiter spielen, dann ist es sogar sehr wahrscheinlich, dass wir absteigen. Darmstadt hat nur 4 Punkte Rückstand und es sind noch 6 Punkte zu vergeben. Gegen Bochum muss jetzt endlich ein Sieg her!

  3. Ich sehe zumindest den Relegationsrang als sehr realistisch an. Alle, die jetzt noch hinter uns sind, werden sicherlich nicht vorbeiziehen. Aber wir sind auf jeden Fall diejenigen mit der schlechtesten Form und Laune im Pulk der Abstiegskandidaten.

  4. silberhacke

    Schön, wie euer Podcast die allgemeine Stimmung wiedergibt, aber passt auf, dass ihr nicht die Unordnung des Union-Spiels für euren Talk adaptiert. Zwei Kalauer weniger und auch mal auf ne Pointe verzichten, tut der Sache keinen Abbruch. EISERN!

  5. @Basti das stimmt, Lautern wird nicht mehr an uns vorbeiziehen, ansonsten ist ein Team Punktgleich, zwei Teams haben einen Punkt weniger, weitere zweit Teams haben zwei Punkte weniger, Fürth drei und Darmstadt eben die vier Punkte. Wenn wir beide Spiele verlieren, dann sehe ich eben schon die Gefahr, dass wir am Ende auf Platz 17 stehen. Positiv könnte jetzt sein, dass sich einige Teams hinter uns auch noch gegenseitig Punkte wegnehmen werden, aber auch das könnte im schlimmsten Fall nicht reichen.

  6. Dass sie sich gegenseitig Punkte wegnehmen bedeutet dummerweise ja auch, dass zumindest einer von denen immer auch Punkte kriegt :/

  7. micha774

    Die sollen nicht reden sondern kämpfen.

    Hinterher kann jeder reden. Wo war die Körpersprache in Darmstadt?

  8. @Basti, das stimmt, aber es bedeutet eben auch, dass nicht alle Teams hinter uns noch die vollen sechs Punkte holen können und wir mit einen Heimsieg wohl schon durch wären, aber dazu muss eben ein Heimsieg her und ich weiß halt derzeit nicht, wo der herkommen soll.

  9. Tach.
    @basti, falls du dich erinnern kannst, ich hab kurz nach dem Spiel mit dir an den Toiletten geredet und meinte du kannst ruhig mal mehr fluchen ;P

    Zum Thema auftreten von unioner:

    Also wir (6 unioner) sind nach dem Spiel zu Lilienschänke und haben dort mehrere Stunden mit sämtlichen Darmstädtern gelacht und getrunken. Danach sind wir zusammen mit Darmstädtern bei Alberto colucci (Sänger, Liliensong „die Sonne scheint“) gelandet und haben mit ihm den Darmstadt Song auf der Bühne geträllert, wofür er sich sehr bedankte.
    Kurzum haben wir gezeigt, das man auch zusammen einfach Spaß haben kann.
    Es gab auch viele die selber sagten, das sie in der abseitsfalle herzlichst behandelt wurden, was mich doch sehr überraschte

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