Blog State of the Union

„Ich bin immer mit im Boot und da möchte ich auch gerne sein“

Wenn es Spieler gab, denen wir am Samstag die Tore wirklich von ganzem Herzen gegönnt haben, dann waren es Felix Kroos und Philipp Hosiner. Das geht auch den Berliner Medien so, die einträchtig über dieses Thema schreiben:

Philipp Hosiners Tor zum zwischenzeitlichen 2:1 gegen Regensburg, Foto: Stefanie Fiebrig

Da die Union-Profis auch heute noch frei haben, bevor es diese Woche ins Training und am Donnerstag im Testspiel gegen den VfL Wolfsburg geht, können wir uns auch anderen Themen zuwenden.

Zunächst einmal dem interview von Lutz Munack bei Sky vor dem Spiel gegen Regensburg. Danke für die vielen Hinweise dazu und das Zusenden des Interviews, so dass es hier noch einmal alle lesen können:

Waren Sie über die Aussagen [Interview von Dirk Zingler in der Berliner Zeitung] im Voraus informiert?

Wir haben uns im Vorfeld natürlich immer über die Situation im Verein ausgetauscht. Das Interview gibt der Präsident so, wie er es für richtig hält. Und alle Aussagen darin sind mir aber klar, sind mir bewusst, sind auch inhaltlich nachvollziehbar. Dass einzelne Teile aus dem Interview herausgezogen werden, unterschiedlich ausgelegt werden, ist normal und ist auch in Ordnung. Ich glaube, ihm geht es um eine Fokussierung auf die Dinge. Wir haben heute ein wichtiges Spiel und die Kernaussage, die ich gelesen habe, ist, dass wir heute hier gewinnen sollen.

Ich habe auch gelesen, dass unter anderem Sie kritisiert wurden mit der Kaderzusammensetzung. Wie haben Sie das aufgenommen?

Ja, das sage ich ja. Das kann jeder lesen. Auch dazu haben wir uns mehrfach geäußert in den letzten Wochen. Eine Bilanz zieht man, wenn die Saison vorbei ist. Eine Bilanz in einem Unternehmen ziehe ich, wenn ein Jahr vorbei ist. Und genau diesen Zustand wollen wir eigentlich nicht. Das glaube ich nicht. Wir wollen uns auf die Dinge konzentrieren, das haben wir seit Wochen gesagt, die wöchentlich anstehen, weil die Liga in diesem Jahr enorm eng ist, insbesondere im Mittelfeld. Wir stehen auf einem Mittelfeldplatz und in beide Richtungen ist es ein unglaublich enges Feld. Und da wollen und müssen wir unsere Hausaufgaben machen und jetzt punkten.

Normalerweise hält ja das Führungsgremium bei Union Berlin zusammen. Fühlen sie sich da ein bisschen im Stich gelassen von Ihrem Chef?

Nein, überhaupt nicht. Auch das „normalerweise“, das Sie ansprechen, ist nicht korrekt. Dass man nicht zusammenhält und dass man Dinge diskutiert, sind ja zwei völlig verschiedene Punkte. Ich habe auch letzte Woche schon gesagt: In dem Augenblick, wo Sachen nicht so laufen, wie man sie sich vorstellt, da geht es ja um Stabilität. Und nichtsdestotrotz muss kritisch Dinge diskutieren und ansprechen. Das ist ja ein völlig korrekter Prozess aus meiner Sicht.

Sie haben also nicht die Sorge, dass auch ihr Job zur Disposition steht?

Habe ich nicht. Die Sorge, die ich habe, ist mir genommen wurden. Wir haben nämlich einen neuen Platz verlegt. Wir haben beste Bedingungen für heute. Das ist der Kern, auf den wir uns konzentrieren wollen.

Bei den sportlichen Bedingungen machen Sie es so, dass jetzt abgewartet wird bei der Trainerpersonalie. Ist das nicht riskant, weil auch der neue Kader zusammengestellt werden muss?

Also zum einen, das haben wir auch schon länger erklärt, und die Strukturen sind auch bekannt, dass Kaderplanung und der Trainerstuhl nicht direkt miteinander verbunden sind. Die Kaderplanung verantwortet Helmut Schulte. Und die macht er für den Verein. Natürlich in Rücksprache mit dem aktuellen Trainer.

Für den Kader sind Sie auch mitverantwortlich.

Ich bin grundsätzlich für alles verantwortlich, was im Sport passiert. Das ist richtig.

Da sind sie ja auch mit im Boot.

Ich bin immer mit im Boot und da möchte ich auch gerne sein. Deswegen sage ich auch nochmal: Eine Bilanz zieht man, wenn die Saison zu Ende ist. Wir wissen heute noch nicht, wo wir am Ende der Saison stehen. Das wissen wir nicht. Die Enge der Liga, die ist bekannt. Da haben viele Mannschaften mit zu tun. Und der Situation müssen wir uns stellen und zwar heute.

Lutz Munack (Geschäftsführer Sport und Präsidiumsmitglied 1. FC Union) im Gespräch mit Sven Haist von Sky vor dem Spiel gegen Regensburg, Foto: Matze Koch

Ich persönlich messe dem Interview nicht so viel Aussagekraft bei. Einerseits weil die Interview-Situation kurz vor dem Spiel in 2 Minuten nicht viel Zeit lässt, um bestimmte Gedanken vollständig ausformulieren zu können. Und zum anderen, weil ich glaube, dass gegenüber Mannschaft und Öffentlichkeit alle Nebenkriegsschauplätze geschlossen werden sollen und sich nur auf die Liga-Spiele konzentriert werden soll. Unabhängig davon, welche anderen Prozesse bereits laufen oder Varianten durchgespielt werden. Deswegen würde ich das nicht zu hoch hängen, auch wenn ich beim Thema „Bilanz ziehen“ doch schon mal die Augenbraue gelupft habe. Aus der Defensive kommen aber Munack und alle für den Sport Verantwortlichen nur durch Erfolge heraus.

Das Interview haben wir auch im aktuellen Podcast zum Spiel gegen Regensburg diskutiert:

Dabei ging es auch darum, ob man sinnvoll einen Kader planen kann, wenn man nicht weiß, wer Trainer ist/werden wird. Da gibt es durchaus unterschiedliche Ansichten. Nicht von der Hand zu weisen ist aber, dass ohne Klarheit auf der Trainerposition das Risiko für die Kaderplanung höher ist, weil entweder Spieler entweder nicht kommen wollen, bevor nicht klar ist, wer Trainer wird. Oder weil ein möglicher neuer Trainer mit bestimmten Spielern nichts anfangen kann. Das Risiko minimieren kann da nur die Verpflichtung auf eine bestimmte Spielstrategie, für die man Spieler und Trainer holt. Aber ob die gerade so klar zu erkennen ist, weiß ich nicht. Ich jedenfalls tue mich aktuell schwer zu erklären, wie Union spielerisch zum Erfolg kommen will.

Und es gibt noch ein Risiko im aktuellen Kader. Mittlerweile hat Union zwei Spieler in der Mannschaft, die eigentlich komplett verpflichtet wurden, aber für die sich die jeweiligen abgebenden Vereine ein Rückkehrrecht gesichert haben (Marvin Friedrich und Marcel Hartel). Das ist erst einmal nichts Schlimmes. Aber sollte das in Zukunft noch häufiger auftreten, kann das die Planung und den Aufbau einer Mannschaft nachhaltig stören. Ähnlich wie bei einer zu hohen Anzahl an Leihspielern. Als Zweitligist, der sich in einem Spielermarkt an der Grenze zur Bundesliga bedient, ist es aber sicher nicht so leicht, die Bedingungen für Transfers zu bestimmen.

Was die ominösen 40 Punkte zum Klassenerhalt betrifft, so sind sich einige Beteiligte sicher, dass diese Anzahl dieses Jahr möglicherweise nicht reichen könnte. Hans-Martin aus unserem Podcast-Team hat durchgerechnet mit dem Kicker-Tabellenrechner gespielt und mal einen sehr negativen Saisonverlauf vorhergesagt, der auch davon ausgeht, dass alle Teams da unten plötzlich noch richtig punkten.

Screenshot: Kicker.de

Und sonst so?

Auf die Spieltagsaktion „Strich durch Vorurteile“ nahmen nicht nur Toni Leistner …

… sondern auch Fabian Schönheim Bezug:

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??Strich durch Vorurteile?? #strichdurchvorurteile #fs34

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Und auch wenn es ein 1:0 gegen Rasenballsport New York gab, tut es mir doch noch mehr weh als es eigentlich sollte, wenn ich Damir Kreilach im Trikot von Real Salt Lake sehe:

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Important win yesterday ???

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8 Kommentare zu “„Ich bin immer mit im Boot und da möchte ich auch gerne sein“

  1. micha774

    Meint Munack das es am Ende der Saison anders (besser?) aussieht?

    Verlorene Zeit wenn er erst im Mai geht finde ich.

  2. sportanwalt

    „Nicht von der Hand zu weisen ist aber, dass ohne Klarheit auf der Trainerposition das Risiko für die Kaderplanung höher ist, weil entweder Spieler entweder nicht kommen wollen, bevor nicht klar ist, wer Trainer wird. Oder…“ ich führe den Satz mal anders fort: … einige Spieler eventuell nicht bleiben wollen, wenn der aktuelle Trainer bleibt bzw. noch nicht feststeht was passiert.

  3. Wenn das Boot unter geht, hoffe ich , dass er keine Schwimmweste an hat

  4. Rico13187

    Schafft sonst nur die Kanzlerin, sich in einem Satz zu widersprechen.

    Na dann lern mal Rudern Lutz! Aber im Einer! In zwei Jahren is Olympia! Wird schon, Kopf hoch!

    TRAINERENTSCHEIDUNG JETZT! KADERPLANUNG JETZT!

    Noch mehr Rumgeeier ist niemanden zuzumuten.

  5. Unser Boot geht nicht unter. Auch wenn der Union Wasserkopf immer größer wird.
    Wir sehen uns weiter im Sektor drei.
    Eisern.

  6. Ich weiß ehrlich gesagt garnicht wie mann bei Union ausgerechnet auf Lutz Munack als Geschäftsführer Sport gekommen ist? Weiß da jemand mehr? Ich kann beim besten Willen keinerlei Referenzen über ihn finden. Und was man zu Helmut Schulte schreibt, ( Trainer, Manager Laufbahn) ist auch nicht gerade der Brüller!! Vieleicht hat Dirk Zingler schon der Fakt gereicht, dass er mit dem FC St. Pauli mal in die erste Liga aufgestiegen ist!!

  7. Christian Rösler

    Pfeifen oder was ist Suppot
    Eisern
    ich warte nach jedem Spieltag auf euren Podcast und find es (fast) immer gut.
    Ich bin UNIONER seit ´81 und habe viele Tiefen und Höhen erlebt.
    Nach einigen Auszeiten stehe ich seit 5Jahren wieder durchgehend mit Dauerkarte auf der Waldseite und bin euphorisch oder leide nach jedem Spiel.
    Ein Pfeifen geht für mich nie – ein EISERN UNION passt immer, aber besonders nach Gegentor und Niederlage!!!
    Was mich heute zum 1.Kommentar getrieben hat?
    Bei gefühlter Frust-Disse eurerseits (nicht alle), nach den Spielen gegen Braunschweig und Lautern, sang ich während des Hörens für mich >>“Fussballclub Berlin in weiss und rot, wir steh´n zu dir auch in größter Not…“
    Dann kam Aue. Hier ertönte es auf der Waldseite nach ca.15min während des Spiels >>“….Spieler Trainer kommen und sie geh´n….“
    Bis daini war das Spiel der Mannschaft nicht gut, aber danach gefühlt grottig. Das ist meine Kausalität und muss so nicht stimmen.
    Ich frage mich nur, muss man sich als Wächter ausrufen wenn man der Mannschaft und dem Trainer auf dem Platz so wenig Respekt zollt. Ich mag das Lied sehr gern und singe es inbrünstig z:B. in der S_Bahn, aber im Stadion als für die Support der Mannschaft????
    Vieles hätte in der Saison besser laufen können >>“…aber meine Liebe bleibt besteh´n.“
    Eiserne Grüße und macht weiter so
    Chris

    PS: Lieder von aufgeschlitzten Bächen sang ich voller Hass in den 80´ aus voller Kehle gegen die Weißroten; kann damit aber heute nichts bei „scheinverletzten“ gegnerischen Spielern auf dem Rasen anfangen. Der Spieltag ist für mich ne Party und auf eine Party gehört kein Hass und keine Gewalt!

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