Blog State of the Union

Daube, Liebe, Hoffnung

Es gibt viele Dinge, über die ich mich gestern Abend beim 1:0 über Sandhausen gefreut habe. Darüber, dass wieder kein Gegentor kassiert wurde, auch wenn mir in der Nachspielzeit beinahe der Kamillentee aus der Hand gefallen wäre. Über Raffael Korte, der in der ersten Halbzeit gezeigt hat, dass er Impulse geben kann. Über Bobby Wood und Steven Skrzybski, die als Duo so unglaublich beweglich sind, dass es echt ätzend sein muss, gegen beide zu verteidigen. Aber auch darüber, dass mit beiden Abnehmer für steile Zuspiele vorhanden sind. Und über das Tor von Dennis Daube natürlich.

Nicht nur, weil Daubes Treffer das Tor zum 1:0 war, sondern vor allem, weil Dennis Daube und auch Raffael Korte nach dem Trainerwechsel der Maxime Stabilität zum Opfer fielen, die Sascha Lewandowski dem Team verordnet hatte. Der Trainer baute zunächst eine Art Stammelf auf, nachdem die Mannschaft durch die vielen Wechsel unter Norbert Düwel sichtlich verunsichert wirkte. Korte und Daube wurden zudem für das Spiel mit einem Fünfer-Mittelfeld geholt, das mit dem Weggang von Düwel zuerst ad acta und später dann unter der Prämisse Stabilität reaktiviert wurde.

Dass Lewandowski in der Pressekonferenz (AFTV) sagte, dass er sich fast noch mehr als über das 1:0 über eine geglückte defensive Aktion von Daube gefreut hat und dem Spieler das gleich nach Abpfiff gesagt habe, spricht Bände. Es zeigt, dass im Kader durchaus Potenzial steckt, dass die bisher in der Saison deutlich sichtbar gewordenen Defizite etwas wettmachen kann.


Foto: Hupe/union-foto.de

Andererseits hat Lewandowski bisher wenig bis gar keine Zeit gehabt, sich solchen Entwicklungen zu widmen (Redondo auf die linke Verteidigerseite, Fürstner in die Innenverteidigung, Daube auf der Sechs), denn zuallererst wird er an den Ergebnissen gemessen. Und hier hat sich der Trainer Luft verschafft. Union hat nun auf Rang 13 (Stand Samstagmorgen) mit sieben Punkten den gleichen Abstand auf den Relegationsplatz zur Dritten Liga wie auf den Relegationsplatz nach oben zur Bundesliga.

Union überholt Jack White

Worüber ich mich auch sehr gefreut habe, weil es einen alten Schmerz aus meiner Anfangszeit bei Union fast ausgelöscht hat: Mit dem Dreier gegen Sandhausen hat Union in der ewigen Zweitligatabelle Tennis Borussia überholt. Für mich ist das fast so etwas wie historische Genugtuung. (Danke an den Hönower für den Hinweis)

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Screenshot: fussballdaten.de/Bearbeitung: Textilvergehen

Das schreiben die Berliner Medien zum Spiel:

Warum Woods Abseitstor kein Schiri-Fail war

Weil die Bild in ihrem Videobeitrag zum Spiel (muss man bezahlen, um das bei Bild zu sehen) das Abseitstor von Wood zum Thema macht mit der Zeile „Schiri übersieht 4-Meter-Abseits“ möchte ich mal erklären, wie so etwas zu Stande kommt und warum das erstens normal und zweitens wünschenswert ist:

Wir erinnern uns: Bobby Wood steht mehrere Meter im Abseits, bekommt den Ball und netzt ein. Der Linienrichter hebt die Fahne nicht zum Abseits, sondern zeigt an: Tor.


Foto: Tobi/unveu.de

Soweit so merkwürdig. Was allerdings nicht so viele auf dem Schirm haben: Strafbares Abseits ist es erst, wenn Wood den Ball vom eigenen Spieler bekommt. Da der Assistent so etwas gewöhnlich im Getümmel nicht mitbekommen kann, weil er gleichzeitig ja auf die Abseitsposition im gleichen Moment schauen muss, ist es Aufgabe des Schiedsrichters, sich diese Szene anzuschauen. Über Headset kommunizieren beide miteinander, so dass dann entschieden werden kann, ob es strafbares Abseits war oder nicht.

Ist zwar schade für den Stürmer, wenn das Tor dann nicht gegeben wird, aber es ist kein Schiedsrichterfehler. Und der Schiedsrichter überstimmt auch nicht seinen Assistenten, wie manche das darstellen, sondern beide kommen zusammen zu einer Entscheidung nach der Beantwortung zweier Fragen: Stand der Spieler im Abseits? Von wem kam der Ball? Weil ein Teil dieser Kommunikation für uns unsichtbar über Headset passiert, mag das von außen komisch aussehen. Und gestern mussten beide auch noch miteinander an der Linie reden. Aber mir ist das lieber, als wenn jedes Mal Abseits gewunken wird, obwohl es regeltechnisch vielleicht kein strafbares Abseits ist und damit dem Stürmer Torchancen genommen werden.

Mehr auch zum Thema Abseits aus Perspektive der Unparteiischen gibt es im exzellenten Schiedsrichterpodcast Collinas Erben zu hören.

Fotos vom Spiel findet ihr hier:

Unions Interesse am Gelände des Mellowparks

Die Berliner Zeitung widmet sich der Zukunft des Mellowparks und zeigt auch, welche Interessen Union an diesem Grundstück hat (Stichwort: Nachwuchsleistungszentrum). Ich hoffe, dass alle im Bezirk genau wissen, dass sowohl Union als auch der Mellowpark für den Bezirk und seine Identität extrem wichtig sind und entsprechend agieren. Denn Köpenick ist mehr als nur ein netter Ort für Eigentumswohnungen am Wasser.

Das andere Thema, das auch zum Nachdenken taugt, ist die Intervention von bestimmten Gruppen (FC Bayern oder bestimmte Unternehmen, die mit den Fußballrechten in den Markt einsteigen wollen) beim Kartellamt. Konkret geht es darum, die Regel zu attackieren, dass nur ein Unternehmen die Rechte kaufen kann.

Dieser Text in der FAZ gibt ganz gut die unterschiedlichen Interessen vor der Ausschreibung der neuen Rechte wider. Der FC Bayern „leidet“ unter der Zentralvermarktung (könnte alleine wohl mehr rausholen als einzelne andere Klubs, will also mehr Kohle), andere Unternehmen können vielleicht nicht so viel Geld für die Rechte ausgeben wie Sky im Moment und könnten aus Sicht des Kartellamts so am Einstieg in den ohnehin schwierigen Pay-TV-Wettbewerb in Deutschland gehindert werden. Die Deutsche Fußball-Liga will einerseits die Rechte meistbietend loswerden, andererseits hat sie aber auch Interesse an einer Partnerschaft mit langfristig solventen Partnern und deshalb durchaus Interesse, die Rechte nur an einen Käufer zu verkaufen.

 

Für uns als Fußballfans bedeutet das, dass wir eventuell in Zukunft bestimmt Livespiele (beispielsweise Freitagabend) nicht mehr bei Sky, sondern bei einem anderen Pay-TV-Anbieter sehen können. In Großbritannien ist das mit Sky und BT Sport bereits der Fall. Allerdings ist dort der TV-Markt auch anders strukturiert.

Podcast am Sonntagabend

Wir senden unseren Podcast am Sonntag um 21 Uhr live. Als Gast zum Jahresabschluss kommt Frank „Nussi“ Nussbücker vorbei und redet mit uns unter anderem über sein neuestes Unionbuch „111 Gründe, Unioner zu sein„. Da das sein zweites Buch in dieser Reihe ist, gibt es also mindestens 222 gute Gründe, uns morgen einzuschalten.

Wir freuen uns übrigens sehr, mit dem Podcast auch im Stadion etwas zu bewegen ?:

PS: Den Titel dieses Artikels habe ich mir aus dem Tweet von @sparschaeler geliehen:

2 Kommentare zu “Daube, Liebe, Hoffnung

  1. Musiclover

    Verunsicherung unter Norbert Düwel? Bei welchem Spiel jetzt genau? Also in seinen letzten beiden Partien konnte ich keine Verunsicherung entdecken! Hilf mal bitte.

  2. Bei allem Verständnis für die Schiedsrichter, und ohne sie an den Pranger stellen zu wollen (schließlich haben sie ja am Ende die richtige Entscheidung getroffen) – das war schon ein klarer Fehler des Assistenten. In dem ganzen Spielzug war ja kein Sandhäuser auch nur in der Nähe des Balles, sodass er das schon hätte richtig sehen sollen, vor allem, da Wood so lange und so weit im Abseits stand. Das war schon reichlich merkwürdig.
    Für mich wirkte es übrigens, als hätte der Schiedsrichter seinem Assistenten sowas wie ‚egal, passiert, weitermachen‘ gesagt…

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