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Leipziger Allerlei

Auch einen Tag nach der Pokalniederlage gegen den Halleschen FC im Leipziger Zentralstadion ist Sprachlosigkeit und Frust allgegenwärtig. Auch wenn es im Nachhinein sicher niemand so sagt, wurde doch im Geiste bereits die zweite Runde geplant. Ein überzeugter Trainer gab vor dem Spiel aus: „Wir nehmen die uns zugeschriebene Favoritenrolle an, so selbstbewusst sind wir. Wichtig ist es, diese dann auf dem Feld auch entsprechend umzusetzen.“ Gegen einen Viertligisten gelang dies schlussendlich nicht wie vorgestellt.

Zwar gelang es, sich eine optische Feldüberlegenheit zu erarbeiten, doch konnte man damit wenig anfangen. Während viele Anhänger dem Auftritt mit einer Spitze die Schuld gaben und damit Neuhaus Ängstlichkeit vorwarfen, war doch auffällig, dass vor allem die Außenspieler den für diese Taktik notwendigen Druck nicht ausüben konnten. Schaut man sich die Linie Mattuschka, als offensive Sechs aufgeboten, Kolk, Mosquera an, fällt auf, dass deren Spiel durch die Mitte sehr leicht zu verteidigen ist. Es ist müßig, darüber zu diskutieren, ob ein 4-4-2, wie es ab der 58. Minute durch die Hereinnahme von Benyamina praktiziert wurde, besser gegen Halle funktioniert hätte. Im Zweifelsfall hätten sich sowohl Mosquera als auch Benyamina in der Abwehr verfangen. Und genauso hätte der viel gescholtene Mosquera in der 23. Minute seinem Trainer auch Recht geben können, als er frei vor dem Keeper über das Tor drosch.

Als verhängnisvoll offenbarte sich das wenig flexible Angriffsspiel, das es nicht vermochte, die Abwehr von Halle auseinanderzuziehen. Einen Gegentreffer durch ein verlorenes Kopfballduell muss man einkalkulieren. Dies hatte eindrucksvoll St. Pauli am Vortag gezeigt.

Was bleibt von diesem Spiel? Ebenso wie im Vorjahr wurde die gute Vorbereitung durch eine Pleite im Pokal in Frage gestellt. Ob allerdings dieses Mal die Reservespieler in einem solchen Maße profitieren wie in der letzten Saison, darf bezweifelt werden. Kolk oder Madouni holt man nicht, um diese nach einem verlorenen Spiel auf die Bank zu setzen.

Neben dem Platz müssen sich die Anhänger des 1. FC Wundervoll fragen lassen, ob sie sich im Protest gegen die überbordenden Polizeimaßnahmen mit dem richtigen Partner verbündet haben. Gemeinsam erschienen die Anhänger aus Berlin und Halle in schwarz und boykottierten in den ersten 15 Minuten jede lautstarke Anfeuerung. Am Ende explodierten trotz scharfer Einlasskontrollen Knallkörper neben Unions Torhüter Jan Glinker. Dieser spielte sportlich fair weiter. Aber einen Rechtfertigungsdruck für ihre Maßnahmen wird die Leipziger Polizei nach der Partie nicht spüren. Und Halles Anhänger, bereits wegen rassistischer und antisemitischer Rufe verurteilt, werden weiter ihre Bühne nutzen. Denn durch das faire Verhalten von Glinker wird sicherlich nicht an der Wertung des Spiels gerüttelt werden.

2 Kommentare zu “Leipziger Allerlei

  1. Die Enttäuschung steht mir noch jetzt ins Gesicht geschrieben. Zum Spiel kann ich nicht wirklich was sagen, habe es nur am TV „erlebt“. Ich habe aber, nicht nur mit einem Weiterkommen geliebäugelt, sondern hatte schon bei der Verlosung fest damit gerechnet. Tja, so ist der DFB-Pokal… Ich hoffe wir starten besser in die Liga. unveu

  2. Ball an Kopp und rin

    Enttäuschung: weil kein Kampf – bei diesem HFC-Spiel.
    Sorge: weil schwaches Konzept mit nur einem Stürmer – in der neuen Saison.

    Von jetzt an kann ich eigentlich nur positiv überrascht werden – freu ich mich hat darauf.
    Da wir ja alle am 29. gemeinsam im Wald stehen werden, um die BSC-Karte abholen zu dürfen, haben wir ausreichend Gelegenheit die Lage zu besprechen.

    Eisern

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