Blog State of the Union

Titelseite, Tusche und Tabellenspielereien

Es ist bei weitem nicht das erste Mal, aber allzu oft kommt es dann doch nicht vor. Der Kicker macht in seiner heutigen Donnerstagausgabe mit Union auf und titelt:

Union ist gerade – wie so oft in den letzten Jahren – in aller Munde. Und auf den Titelseiten. Im Heft zählt Torsten Mattuschka viele Stärken auf, die allen aufmerksamen Union-Beobachter*innen und Blog-Leser*innen, halbwegs geläufig sein sollten: Zusammenhalt, Organisation, Einsatz, physische Stärke etc. Zudem fragt Tusche warum eine Meisterschaft in dieser Spielzeit ausgeschlossen sein sollte und verweist dabei auf das vielzitierte Beispiel Leicester. Gleichzeitig verdeutlicht der ehemalige Union-Kapitän aber auch, dass ein Platz, der nicht für das internationale Geschäft reicht, für den „Großteil der Anhänger nicht als Enttäuschung“ gelten würde.

Tusche als TV-Experte an der Alten Försterei, Foto: Matze Koch

In der folgenden Titelstory konkretisiert der Kicker die von Tusche genannten Stärken noch etwas. So ist vielleicht ganz interessant, dass Union die dritt-wenigsten gegnerischen Chancen zulässt, die zweitmeisten Kilometer abreißt und ligaweit die viert-wenigsten Abschlüsse für ein eigenes Tor braucht.

Gleichzeitig werden aber auch Schwächen des Teams von Urs Fischer aufgezählt. Die Mär wonach Union ein Team von statistischen Zweikampf-Monstern sei, widerlegt die Statistik wonach man mit 47,8 % an gewonnen Zweikämpfen nur auf Platz 15 im Bundesliga-Vergleich liegt. Wir haben es hier schon oft geschrieben. Das Team von Urs Fischer führt meist taktisch kluge Zweikämpfe und gewinnt sozusagen eher die wichtigen Zweikämpfe, was ja auch mit den wenigen Chancen der gegnerischen Mannschaften korreliert. Zudem werden meines Wissens nach Fouls als verloren gegangene Zweikämpfe gewertet, sodass „clevere“ Fouls diese Statistik verzerren.

Dennoch sind die weiteren benannten Punkte, bei denen im Spiel von Union noch Verbesserungspotenzial besteht, nicht wegzudiskutieren (Urs Fischer hat sie auch schon mehrmals adressiert): Die Passquote und der Ballbesitz sind unterdurchschnittlich. Allerdings sind diese Werte auch der Spielphilosophie des schnellen Umschaltens geschuldet. Interessant ist sicherlich noch, dass Union mit 222 Torschüssen den derzeit dritt-niedrigsten Wert der Liga aufweist. Anschließend werden im Artikel noch die beiden hauptverantwortlichen Köpfe – bzw. deren Arbeitsweise – für den Erfolg, Cheftrainer Urs Fischer und Manager Oliver Ruhnert, etwas näher erläutert. Vollkommen Neues wird dabei jedoch nicht erwähnt.

Nochmal Tusche

Torsten Mattuschka war scheinbar recht redefreudig und so gibt es nach Oliver Ruhnerts interessanten Aussagen wieder ein Interview mit lesenswerten Union-Bezug. So hat sich Tusche in der Berliner Zeitung zu Unions Saison, den Gründen für den Erfolg, die (nicht und doch ein bisschen gestiegene) Erwartungshaltung, den falschen Anspruchsdenken von Jugendspielern und natürlich Isco geäußert.

Tusche findet dabei die Diskussion ob ein fünfter oder sechster Platz schon eine kleine und ein 7. bzw 8. Platz sogar als wirkliche Enttäuschung gelten würde, ziemlich verrückt (ähnlich wie im Kicker):

Überlegen Sie mal genau, über was wir hier reden. „Auch“ Platz fünf oder sechs? Wenn man das noch vor einem Jahr gefragt hätte, hätte einen doch jeder für völlig verrückt erklärt. Wenn man nur Siebter oder Achter werden sollte, darf nicht das Gefühl entstehen, es wäre eine schlechte Saison gewesen.

Und Tusche hat vollkommen Recht mit seiner Meinung. ES.IST.VERRÜCKT! Über.was.wir.hier.reden. Seit Jahren! Mir war gestern Abend jedoch ein bisschen langweilig und so bekommt ihr jetzt noch ein paar Tabellenspielereien…

Tabellenspielereien

Ich habe mir mal die Bundesliga-Tabelle angeschaut. Also für meine Verhältnisse wirklich angeschaut: Heim,- Auswärts,- Formtabelle. Natürlich kannte ich Unions Punktzahl (fehlt ja nur noch einer zum Saisonziel…). Mir war auch bewusst, dass diese Spielzeit noch keine Partie (Bundesliga) in der Alten Försterei verloren wurde. Dennoch, dass Union damit quasi auf einem geteilten 1. Platz in der Heimtabelle und einen geteilten 2. Platz in der Auswärtstabelle steht, war mir nicht so völlig klar. Viel interessanter fand ich aber die Spielereien wie oft eigentlich der Punkteschnitt von derzeit etwas mehr als 2,0 – 2,05 um genau zu sein – in den letzten zehn Jahren zu welcher Platzierung gereicht haben.

Immer hätte dieser Schnitt in der Endtabelle für einen dritten Platz und nur dreimal nicht sicher und drei weitere Male aufgrund der zu erwartbaren Tordifferenz wahrscheinlich nicht zur Vizemeisterschaft gereicht. Meisterträume sind normalerweise – also zumindest die letzten zehn Jahre – mit diesem Punkteschnitt aber auch nicht realistisch. Also ist es eigentlich auch völlig egal ob man nun Zweiter, Dritter oder Vierter hinter dem Bayerischen Fußball Club werden würde. Für welchen internationalen Pokalwettbewerb das reichen würde, ist vermutlich fast allen Unionerinnen und Unionern mittlerweile bewusst.

Na klar, die aktuelle Bundesliga-Tabelle ist derzeit verdammt eng. Zudem erwartet niemand, dass das Team von Urs Fischer genauso weitermacht und genauso weiterpunktet. Solange die Mannschaft aber weiter diese Leidenschaft bringt, wäre auch ein (fußballerischer) Leistungsabfall und weniger Punkte, kein Problem wie ja bereits Tusche erläutert hat. Dass es so weitergeht, ist diesem Union-Team aber allemal zuzutrauen. Und in meinen Augen ist es – selbst ohne Union-Brille – auch wahrscheinlicher, dass diese Mannschaft einfach so weitermacht anstatt eines (Punkteschnitt-mäßigen) Einbruchs zu erleben.

Bei der letzten expected points-Prognose von Goalimpact kommt Union auf 58 Punkte und einen souveränen vierten Platz. Mit dem derzeitigen Punkteschnitt würde Union aber sogar mehr Punkte als die derzeit für Bayern zu erwartbaren Punkte holen. Also doch Meister wie Leicester? Spaß! Die Spielzeit ist eigentlich jetzt schon ein sportlicher Erfolg, quasi alles ab jetzt – genauso wie es die Union-Verantwortlichen wohl sehen – ist Bonus.

Es gilt also sozusagen mal wieder der Evergreen, der seitdem Urs Fischer bei Union die Kommandobrücke übernommen hat, eigentlich in jeder Spielzeit galt und sozusagen auch wahr geworden ist:

Nuff said, wie immer eigentlich, Foto: Matze Koch

Union-Presseschau

Union-Frauen

Auch bei den Union-Frauen gab es vor ein paar Tagen eine Medienrunde. Dabei wurde noch einmal ganz klar artikuliert, dass die Bundesliga das Ziel sei. Einen vorgesteckten Zeitplan gebe es dabei aber nicht, wie Union-Kommunikationschef Christian Arbeit verdeutlichte: „Je schneller man es schafft, umso schöner, aber es ist nicht so, dass von Vereinsseite irgendwo ein Datum steht.“

Trainerin Ailien Poese), Sportliche Leiterin 1. Frauen Jennifer Zietz und Pressesprecher Christian Arbeit, Foto: Matze Koch

Für die am übernächsten Samstag startende Rückrunde in der Frauen-Regionalliga Nordost hat die Cheftrainerin Ailien Poese dennoch ein klares Ziel formuliert: „Wir wollen natürlich den ersten Platz angreifen und der Startschuss soll natürlich gegen Viktoria fallen. Wir wollen jedes Spiel der Rückrunde gewinnen.“

Und sonst so?

Ein weiterer Eckpfeiler des sehr erfolgreichen Trainerteams hat seinen Vertrag bei Union verlängert. Michael Gspurning wird weiterhin fliegende Torhüter trainieren.

Ein verspätetes Spieltagsinterview mit Jamie Leweling gibt es auf AFTV.

Gleich beginnt auch schon wieder die Pressekonferenz zum kommenden Bundesliga-Spiel.

 

 

 

 


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2 Kommentare zu “Titelseite, Tusche und Tabellenspielereien

  1. Oha, und wie war der Tonfall beim Kicker? In der App habe ich zuletzt eher weniger Union (als dem Tabellenplatz angemessen) gelesen und dann eher kritische. Oder spricht da nur mein Fanherz? Hatte mich zuletzt richtig geärgert über den Kicker.

  2. Ich schlage vor wir schauen erst wieder auf die Tabelle, nachdem die Auswärtspiele in Leipzig, München und Dortmund durch sind. Vermutlich sieht das da alles schon wieder ganz anders aus (was auch völlig ok ist!)

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